| Titel: | Ueber die chemischen Vorgänge, welche beim Imprägniren des Holzes mit Kupfervitriol stattfinden; von Dr. Chr. R. König. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XVII., S. 48 | 
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                        XVII.
                        Ueber die chemischen Vorgänge, welche beim
                           Imprägniren des Holzes mit Kupfervitriol stattfinden; von Dr. Chr. R. König.Aus dem dießjährigen Programm der Realschule zu Leipzig vom Verfasser mitgetheilt
                           
                        König, über die chemischen Vorgänge, welche beim Imprägniren des
                           Holzes mit Kupfervitriol stattfinden.
                        
                     
                        
                           Im Allgemeinen sind bei Anwendung des Kupfervitriols als Conservationsmittel die
                              meisten Erfahrungen gemacht und die besten Resultate erhalten worden. Zunächst aus
                              diesem Grunde, dann auch, weil über die Wirkung dieses Salzes bisher noch nähere
                              Angaben fehlten, endlich aber auch, weil seine beiden Bestandtheile, Kupferoxyd und
                              Schwefelsäure, mit Sicherheit qualitativ und quantitativ zu bestimmen sind, habe ich
                              zu meinen Versuchen ausschließlich dieses Salz angewendet.
                           Ich habe diese Untersuchung auf Veranlassung meines hochverehrten Lehrers, Hrn. Prof.
                              Dr. Erdmann, unternommen,
                              und es sind von diesem die wesentlichsten Resultate bereits im Jahre 1858 der
                              Naturforscher-Versammlung zu Carlsruhe mitgetheilt worden.S. den amtlichen Bericht über die 34. Versammlung der deutschen Naturforscher
                                    etc.
                              
                           Ich werde mich hier nur kurz über meine zahlreichen chemischen Versuche aussprechen,
                              da ich gegenwärtig damit beschäftigt bin, meine Beobachtungen auch auf das mit
                              Erfolg zur Imprägnation angewendete Chlorzink auszudehnen, und später sämmtliche
                              Versuche, mit den erforderlichen Zahlenbelegen, zu veröffentlichen gedenke.
                           Zu meinen Versuchen wendete ich vorzüglich Fichtenholz an, das entweder in Form von
                              Sägespänen oder in dünnen Stückchen durch sehr langes Einlegen in eine Lösung von
                              reinem Kupfervitriol in destillirtem Wasser möglichst vollkommen imprägnirt
                              wurde.
                           Um ein klares Bild von der Art der Wirkung des Kupfervitriols auf das Holz zu
                              erhalten, war es nöthig, folgende Fragen zu beantworten:
                           
                           1) Geht das Holz mit dem Kupfervitriol oder einem seiner Bestandtheile, Kupferoxyd
                              und Schwefelsäure, eine chemische Verbindung ein?
                           3) Wenn dieß der Fall ist, welche Theile des Holzes sind es, die die Fähigkeit haben,
                              den Vitriol oder den einen oder andern seiner Bestandtheile aufzunehmen?
                           3) Wie ist den bei Beantwortung dieser Fragen sich ergebenden Resultaten gemäß die
                              Beobachtung zu erklären, daß mit Kupfervitriol imprägnirtes Holz der Fäulniß länger
                              widersteht als nicht imprägnirtes Holz?
                           In Bezug auf die erste Frage zeigten Versuche mit verschiedenen Hölzern, welche ich
                              imprägnirte, daß sowohl Kupferoxyd als Schwefelsäure vom Holze aufgenommen wird.
                              Beide können durch oberflächliches Waschen des Holzes mit kaltem oder heißem Wasser
                              daraus nicht wieder entfernt werden. Es bleibt nach einfachem Abwaschen im Holze ein
                              basisches Salz zurück, d.h. ein solches, welches mehr Kupferoxyd auf eine bestimmte
                              Menge Schwefelsäure enthält als der Kupfervitriol; natürlich mußte dann in einer
                              Vitriollösung, welche zum Imprägniren gedient hatte, ein saures Salz vorhanden seyn;
                              dieß konnte auch durch die Analyse bestätigt werden.
                           Was die zweite Frage betrifft, „welche Bestandtheile des Holzes haben die
                                 Fähigkeit, das Kupferoxyd oder die Schwefelsäure zu binden,“ so muß
                              ich zunächst daran erinnern, daß das Holz aus einem Gewebe von langgestreckten oder
                              röhrenförmigen Zellen gebildet wird, die aus der eigentlichen Holzsubstanz, der
                              Cellulose, bestehen, und die zum Theil mit dem Safte (Wasser, stickstoffhaltige
                              Materien und Mineralsalze) und daraus abgesetzten Stoffen erfüllt sind. Verschiedene
                              Hölzer enthalten überdieß noch in ihrem Gewebe eine größere oder geringere Menge
                              Harz.
                           Betrachtet man mit Kupfervitriol imprägnirtes Holz, so sieht man an der grünen
                              Färbung einzelner Stellen sehr deutlich, daß das Kupfersalz hauptsächlich zwischen
                              den Jahresringen in den minder dichten Partien des Holzes abgelagert ist, also
                              vorzüglich an den vom Safte erfüllten Stellen. Man beobachtet aber ferner, daß sehr
                              harzreiches Holz viel mehr Kupfersalz aufnimmt als harzarmes, daß z.B. Eichenholz
                              fast gar nicht dadurch gefärbt wird.
                           Die Holzfaser scheint schon hiernach mit dieser Bindung von Kupfersalz wenig oder gar
                              nichts zu thun zu haben, und in der That zeigt sich, daß reine Holzfaser, z.B.
                              chemisch präparirte Baumwollenfaser, keine Spur Kupfersalz chemisch bindet; es kann
                              aus derselben sämmtliches Salz durch anhaltendes Waschen mit Wasser wieder entfernt
                              werden.
                           
                           Versucht man nun, da harzarmes Holz, wie schon erwähnt, sehr wenig Kupfervitriol
                              aufnimmt, durch Auskochen mit Alkohol ein völlig harzfreies Holz darzustellen und imprägnirt dieses, so färbt es sich nicht
                              wie das harzige Holz, und es kann schon durch Waschen mit wenig Wasser das
                              Kupfersalz daraus entfernt werden. Ebenso kann man harzhaltigem, imprägnirtem Holz
                              (ich verwendete als solches sogenanntes Kienholz) durch Alkohol mit dem Harze
                              sämmtliches Kupfersalz entziehen. Man erhält beim Eindampfen dieser alkoholischen
                              Lösung eine grüne, Harz und Kupferoxyd (wahrscheinlich in der Form eines Resinats)
                              enthaltende Masse. Aus diesen Beobachtungen folgt, daß die
                                 Bestandtheile des Kupfervitriols im Holze durch das Harz gebunden
                                 werden.
                           Untersucht man aber endlich, zur völligen Entscheidung der Frage, ob bei dieser
                              Aufnahme von Kupfersalz nicht auch andere Bestandtheile des Holzes mitwirken, ein
                              und dasselbe Holz vor und nach der Imprägnation, so ergibt sich die höchst
                              merkwürdige Thatsache, daß imprägnirtes Holz weniger
                                 Stickstoff enthält als nicht imprägnirtes, ja es ist möglich, durch
                              anhaltendes Behandeln des Holzes mit Kupfervitriollösung sämmtliche
                              stickstoffhaltige Bestandtheile aus dem Holze auszuziehen. Man findet die
                              stickstoffhaltige Substanz in der Lösung wieder.Es sey hier erwähnt, daß man in den verschiedenen Lehrbüchern der Chemie von
                                    einander abweichende Angaben in Bezug auf das Verhalten des Eiweiß zu
                                    Kupfervitriollösung findet, daß aber einige neuere Lehrbücher die auch mit
                                    meinen Versuchen übereinstimmende Angabe enthalten: daß eine Lösung von
                                    Eiweiß (Albumin) mit wenig Kupferlösung einen unlöslichen Niederschlag von
                                    Kupfer-Albuminat gibt, der in einem Ueberschuß von zugefügter
                                    Kupfervitriollösung sich wieder auflöst. Ich erinnere daran, daß beim
                                    Imprägniren des Holzes mit Kupfervitriol die geringe Menge
                                    stickstoffhaltiger Substanz mit einem großen Ueberschuß an Kupfersalz
                                    zusammenkommt, also mit Leichtigkeit gelöst werden kann.
                              
                           Gehen wir endlich zur dritten Frage über: Wie ist die Beobachtung zu erklären, daß
                              mit Kupfervitriol imprägnirtes Holz der Fäulniß länger widersteht als nicht
                              imprägnirtes?
                           Wir haben gesehen, daß die stickstoffhaltigen Bestandtheile vorzugsweise als
                              Fäulnißerreger wirken; entfernen wir diese, wie es durch Behandlung des Holzes mit
                              Kupfervitriol geschieht, nun so ist dem Holze der
                              Bestandtheil genommen, welcher als sein gefährlichster Feind beim Lagern in der Luft
                              und Feuchtigkeit auftritt.
                           Nach diesen Beobachtungen glaube ich schon vor Beendigung meiner Versuche mit anderen
                              Salzen die Vermuthung aussprechen zu können, daß wahrscheinlich auch andere
                              Substanzen mit denen man günstige Resultate bei der Imprägnation erhielt, wie das
                              Chlorzink oder die Mutterlauge von Salinen (Chlornatrium), in ähnlicher Weise lösend
                              auf die eiweißartigen Stoffe des Holzes wirken und sie aus demselben ausziehen.
                           Es mag aber die Conservation durch Kupfervitriol auch noch dadurch bedingt werden,
                              daß die entstehende Kupfer-Harzverbindung die Poren des Holzes mehr oder
                              weniger erfüllt, die Holzfaser umkleidet und so den Zutritt des Sauerstoffs abhält,
                              sowie ferner das Holz weniger zugänglich für Insecten macht.
                           Diese Thatsachen stimmen mit der Erfahrung, welche die Praxis gewonnen hat,
                              vollkommen überein. Man hat gefunden, daß weiches Holz von lockerem Gefüge nach dem
                              Imprägniren viel länger hält als dichteres Holz; nach den angeführten Versuchen
                              erklärt sich dieß einfach daraus, daß aus großzelligem, weicherem Holze die
                              stickstoffhaltigen Materien durch den Kupfervitriol viel leichter ausgewaschen
                              werden können, als aus dichtem, schwerem Holze.
                           Die Versuche geben aber der Praxis zugleich auch den Weg an, auf welche Weise am
                              vortheilhaftesten mit Kupfervitriol imprägnirt werden kann. Es wird bei dünnen
                              Hölzern, um die eiweißartigen Stoffe auszuziehen, genügen, die Hölzer längere Zeit in einer 1–2 procentigen
                              Kupfervitriollösung unter öfterem Bewegen liegen zu lassen. Dickere Hölzer dagegen
                              wird man in hölzernen oder steinernen Gefaßen (weil Metalle durch das Kupfersalz
                              angegriffen werden) mit durch Wasserdampf erhitzter Vitriollösung behandeln oder
                              sie, wo dieß angeht, nach dem Verfahren von Boucherie
                              imprägniren müssen.
                           Wenn bisweilen die Imprägnirungsversuche nicht das gehoffte Resultat gegeben haben,
                              so mag die Ursache darin liegen, daß man die Eintauchung nur so lange hat dauern
                              lassen, als zur Tränkung nöthig war, während nicht
                              Tränkung, sondern nur Auslaugung, die viel längere Zeit
                              erfordert, wie sich aus dem Obigen ergibt, den Zweck erfüllt.