| Titel: | Zur Bestimmung der organischen Beimengungen des Wassers; von Dr. August Vogel jun. | 
| Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XIX., S. 55 | 
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                        XIX.
                        Zur Bestimmung der organischen Beimengungen des
                           Wassers; von Dr. August
                              Vogel
                           jun.
                        Vogel, über die Bestimmung der organischen Beimengungen des
                           Wassers.
                        
                     
                        
                           Die Untersuchung des Wassers auf organische Stoffe durch übermangansaures Kali ist
                              zuerst von Prof. Schrötter in WienSitzungsberichte der Wiener Akademie, Februar 1859. angegeben worden;
                              nach ihm haben Monnier und Hervier
                              Polytechn. Journal Bd. CLVII S. 132
                                    und Bd. CLIX S. 400. diese Methode mit geringen Modificationen zu ähnlichen Zwecken in Anwendung
                              gebracht. Ich habe nach dieser Methode einige Wasser untersucht und theile hier die
                              Resultate meiner vorläufigen Versuche mit.
                           Die bis jetzt von mit untersuchten Münchener Brunnenwasser zersetzten per Liter 0,2 bis 1,8 Milligramm Uebermangansauren
                              Kalis, sie sind somit nur mit geringen Mengen organischer Substanzen verunreinigt.
                              Schneewasser des Schneefalles vom 4. auf den 5. März d. J. ergab in drei
                              Bestimmungen folgende Werthe:
                           
                              
                                 1)
                                   9,8
                                 Milligramme
                                 
                              
                                 2)
                                   9,4
                                 „
                                 
                              
                                 3)
                                 10,2
                                 „
                                 
                              
                           im Mittel also wurden per Liter
                              9,8 Milligramme des Salzes zersetzt. Das Isarwasser unterhalb München ergab eine
                              sehr beträchtliche Vermehrung des Entfärbungsvermögens für übermangansaures Kali.
                              Dieß rührt offenbar von den organischen Stoffen her, welche die Isar während des
                              Durchflusses ihrer Arme durch die Stadt und Vorstädte aufnimmt, namentlich von den
                              hineingeleiteten Abzugscanälen. Dieses Wasser zersetzt nämlich per Liter nach mehreren an verschiedenen Tagen damit
                              vorgenommenen Versuchen zwischen 32 und 36 Milligrm. Uebermangansauren Kalis,
                              während das Wasser oberhalb der Stadt nur 4 bis 5 Milligrm. des Salzes zersetzt.
                              Elfteres enthält also 8 bis 9mal mehr organische Stoffe als letzteres.
                           Wie empfindlich übrigens die Reaction ist, ergibt sich aus dem Versuche, welcher sich
                              auch als Vorlesungsversuch sehr gut eignet, daß ein Brunnenwasser von 1,4 Milligrm.
                              Zersetzungsvermögen nach mehrmaligem Eintauchen der Hände 54 Milligrm. des Salzes zu
                              zersetzen im Stande war.
                           Es mag nicht unerwähnt bleiben, daß diese Methode stets nur vergleichende
                              aproximative Werthe bis jetzt liefern kann, indem bekanntlich ganze Reihen von
                              organischen Körpern, wie z.B. der Harnstoff, die Producte der Theerdestillation etc.
                              auf das übermangansaure Kali nicht zersetzend einwirken.
                           Zur Herstellung der Normal-Chamäleonlösung sind nur die reinsten, durch
                              Verdampfen über Schwefelsäure erhaltenen Krystalle von übermangansaurem Kali, zur
                              Lösung ein mit etwas Uebermangansauren Kali destillirtes Wasser zu verwenden. Eine
                              solche Lösung hält sich nach meinen Erfahrungen längere Zeit ganz unverändert. Auch
                              die Schwefelsäure, welche
                              man dem zu untersuchenden Wasser zusetzt, ist vor dem Versuche auf einen Gehalt an
                              organischen Bestandtheilen zu prüfen. Endlich ist auch noch die Annahme des Punktes,
                              bei welchem die bleibende Röthung eintritt, eine etwas willkürliche. Bei den oben
                              erwähnten Versuchen habe ich die Operation als vollendet angenommen, wenn nach 5
                              Minuten Stehen noch deutlich eine rosenrothe Färbung wahrgenommen werden konnte.
                              Wenn die Versuche unter den angegebenen Vorsichtsmaßregeln und unter gleichen
                              Verhältnissen ausgeführt werden, so ist diese Methode sehr wohl im Stande, eine
                              genaue Vorstellung von der Veränderung eines Wassers während seines Laufes zu
                              geben.