| Titel: | Ueber die Anwendung der Maschinen zur Bearbeitung des Holzes; von Dr. Robert Schmidt, Civilingenieur in Berlin. | 
| Autor: | Robert Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XXVIII., S. 93 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber die Anwendung der Maschinen zur Bearbeitung
                           des Holzes; von Dr. Robert
                              Schmidt, Civilingenieur in Berlin.
                        Schmidt, über die Anwendung der Maschinen zur Bearbeitung des
                           Holzes.
                        
                     
                        
                           Nachdem man in Amerika, dem Lande in welchem die Menschenkraft noch immer im höchsten
                              Preise steht, damit begonnen hat, zur Formveränderung des Holzes Maschinen zur
                              Anwendung zu bringen, nachdem auch England und Frankreich dem Beispiele dieses
                              Industrievolkes gefolgt ist, und dieß auf den letzt daselbst stattgefundenen
                              Industrie-Ausstellungen allen Völkern zur Anschauung gebracht, hat man in den
                              letzteren Jahren auch in Deutschland damit angefangen, diesen Maschinen eine größere
                              Aufmerksamkeit zu schenken. – Wenn überhaupt die Anwendung von
                              Arbeitsmaschinen für den Culturzustand der Völker als zweckmäßig erachtet wird, so
                              möchte sich solche für die Bearbeitung des Holzes umsomehr rechtfertigen, als
                              einerseits dieselbe mittelst Maschinen in den meisten Fällen vollkommener als durch
                              Handarbeitung von statten geht, andererseits aber das Holz noch immer das Material
                              bildet, dessen man sich in sehr ausgedehnter Weise zur Befriedigung der menschlichen
                              Bedürfnisse bedient.
                           Die Mehrzahl der in Rede stehenden Maschinen ist nun zwar durch deutsche Journale
                              mehr oder weniger speciell bekannt geworden, namentlich hat Hr. L. Duske in Berlin das Verdienst, eine größere Anzahl der
                              Maschinen in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Jahrgang 1857,
                              beschrieben zu haben, die sich seiner Zeit auf der Londoner und Pariser Ausstellung
                              befanden; bei dem Umstande indeß, daß in Zeitschriften auch viele Gegenstände mit
                              aufgenommen werden, welche weniger Werth für Praxis denn als Idee haben, möchte es
                              vielen Industriellen nicht uninteressant seyn, zu erfahren, in welcher Anzahl diese Maschinen bereits
                              in Deutschland Eingang gefunden, wie sie sich daselbst bewährt haben, und wie
                              namentlich das Arrangement in geschäftlicher Beziehung bei Anwendung dieser
                              Maschinen daselbst getroffen worden. Wenn wir uns auch nicht in der Lage sehen, hier
                              derartige Berichte über Deutschland geben zu können, so glauben wir jedoch nicht mit
                              Unrecht annehmen zu können, daß Berlin von dem Industriezustand Deutschlands ein
                              gutes Bild zu liefern im Stande ist, welches wir hier, mit Bezug auf die erwähnten
                              Punkte, vorzuführen beabsichtigen. Ehe wir indeß darauf eingehen, scheint es uns
                              zweckmäßig, alle bis jetzt bekannt gewordenen Holzarbeitungsmaschinen dem
                              allgemeinen Zweck und dem Princip nach vorzuführen, umsomehr, da durch dieses
                              Journal nur wenige dieser Maschinen bekannt geworden sind, und außerdem die
                              Anwendung derselben in den verschiedenen Gewerben sich darnach leichter betrachten
                              lassen wird.
                           Die verschiedenen, bis jetzt zur Anwendung gekommenen Maschinen zur Bearbeitung des
                              Holzes sind:
                           
                        
                           1. Säge-Maschinen.
                           Wir verstehen darunter hier nicht die größeren Sägevorrichtungen, welche den Zweck
                              haben, aus Baumstämmen Breter und Bohlen zu schneiden, die sogenannten Sägemühlen,
                              auch nicht die Furnürsägen, sondern die mechanischen Sägevorrichtungen, durch welche
                              entweder Bohlen und Breter ihre weitere Bearbeitung erhalten, oder durch welche
                              feine Hölzer, ihrer späteren Kunstform gemäß, getheilt werden. Dahin gehören aber:
                              die Kreissäge, die Bandsäge, die Decoupirsäge und die Nuthkreissäge. – Die Kreissäge besteht aus einer
                              horizontal schnell umlaufenden Welle, auf welcher eine kreisrunde Scheibe, die an
                              der Peripherie mit Sägezähnen versehen ist, befestigt ist, und einem Tische, aus
                              dessen Oberfläche die Scheibe tritt, und der mit Vorrichtungen versehen ist, das zu
                              schneidende Holz sicher zu führen. – Die Bandsäge (beschrieben in diesem
                              Journal Bd. CXXXVII S. 250 und Bd. CLIII S. 90) besteht aus zwei gleichen,
                              in verticaler Ebene umlaufenden Scheiben, über die ein Sägeblatt ohne Ende gespannt
                              ist, und aus einem Tisch, auf welchem das zu schneidende Holz der Säge
                              entgegengeführt wird. Im Allgemeinen werden diese Sägen dazu gebraucht, um Flächen
                              von mäßiger Krümmung zu schneiden. – Die Decoupirsäge enthält ein schmales,
                              nicht über einen Fuß langes Sägeblatt, das einerseits durch eine Wippfeder
                              unausgesetzt in Spannung erhalten wird, andererseits durch einen Krummzapfen in
                              verticaler Richtung umherbewegt werden kann; außerdem enthält dieselbe einen Tisch, auf dem das zu
                              schneidende Holz geführt wird. Das Sägeblatt kann leicht ausgespannt und daher diese
                              Säge zum Ausschneiden von Oeffnungen benutzt werden, die Kunstform haben, sowie man
                              auch mittelst derselben äußere Begrenzungsflächen, die namentlich kurz gebogen sind
                              und nicht durch die Bandsäge hergestellt werden können, bequem schneiden kann.
                              – Die Nuthkreissäge ist dadurch zum Schneiden (Fräsen) von Ruthen geschickt
                              gemacht, daß die kreisrunde Sägescheibe nicht normal, sondern schief auf der Achse
                              der dieselbe umdrehenden Welle steht, und beiläufig darauf verstellbar ist.
                              Beschrieben findet sich diese Vorrichtung in diesem Journal Bd. CXLII S. 184.
                           
                        
                           2. Holzbiege-Maschinen.
                           Um solche überhaupt in der Technik mit Nutzen zur Anwendung bringen zu können, muß
                              das zu biegende Holz zunächst einem Dampfbade ausgesetzt werden. Die Maschinen haben
                              im Allgemeinen die Einrichtung, daß eine horizontale Welle mit einer Scheibe
                              versehen ist, welche die innere Form des zu biegenden Holzes hat; an diese Scheibe
                              kann das Holz durch Klammern befestigt und die Welle mit derselben in Umdrehung
                              gesetzt werden, wobei das Holz gleichzeitig gegen die Scheibe gedrückt und auf
                              dieselbe aufgewickelt wird. Vor dem Ablösen des Holzes von der Maschine ist dasselbe
                              zu trocknen. Maschinen der erwähnten Construction finden sich beschrieben in diesem
                              Journal Bd. CXLVII S. 17 und Bd. CXLIX S. 321.
                           
                        
                           3. Hobel-Maschinen.
                           Bei den, mit gutem Erfolg im Betriebe befindlichen Holzhobelmaschinen unterscheidet
                              man Schrubbhobelmaschinen und Schlichthobelmaschinen. Beide Arten stimmen in ihrer Construction darin
                              überein, daß sie einen horizontalen und bewegbaren Arbeitstisch enthalten, auf dem
                              das zu hobelnde Holz befestigt wird. Das schneidende Werkzeug bei der
                              Schrubbhobelmaschine besteht aus zwei krumm geformten Sticheln, die an den Enden
                              eines horizontalen Arms befestigt sind, während derselbe mit einer verticalen und
                              verstellbaren Welle verbunden ist, die – während das zu hobelnde Holz den
                              Sticheln entgegengeführt wird – in schnelle Umdrehung gesetzt wird. Bei der
                              Schlichthobelmaschine bewegt sich über dem zu hobelnden Holze eine horizontale
                              Welle, welche in verticaler Richtung verstellbar und mit Messern versehen ist, deren
                              Schneiden die Form von Schlichthobeleisen haben und parallel der Achse der Welle
                              sind. Außerdem hat man auch noch Hobelmaschinen mit feststehenden Hobeleisen, über welche das Holz schnell hin- und herbewegt
                              wird, construirt, welche sich aber nicht bewährt haben. Endlich ist neuerlich von dem
                              Civilingenieur Hrn. Jeep eine neue Anordnung derartiger
                              Maschinen erdacht und in diesem Journal Bd. CLV S.
                                 254 beschrieben worden, welche aber, den daselbst gegebenen Zeichnungen
                              zufolge, bis jetzt mehr eine gute Idee denn eine zu empfehlende Construction seyn
                              möchte.
                           
                        
                           4. Fräse-Maschinen.
                           Jede Fräsemaschine besteht im Allgemeinen aus einer Welle, die mit einem Körper, der
                              Fräse, verbunden ist, die das schneidende Werkzeug
                              entweder enthält oder selbst bildet; gegen dasselbe wird, während die Welle sich
                              schnell umdreht, das zu fräsende Holz entweder von der Maschine oder mit der Hand
                              auf einem Tisch geführt, wodurch dasselbe die Form annimmt, welche die schneidenden
                              Punkte jenes Werkzeugs bei der Umdrehung durchlaufen. Je nachdem die zu fräsende
                              Form in gerader oder krummer Flucht fortschreitet, lassen sich die Fräsemaschinen in
                              solche für gerade und krumme Arbeit unterscheiden. Bei den ersteren wird es immer
                              gestattet seyn, das Holz von der Maschine selbst der Fräse entgegenführen zu lassen,
                              wogegen bei der zweiten Art von Maschinen dasselbe durch den Arbeiter geschieht. Die
                              Lage der Welle, welche die Fräse enthält, ist bei dieser Maschine ebenfalls von der
                              Form der zu fräsenden Hölzer abhängig, und werden wir darauf später
                              zurückkommen.
                           
                        
                           5. Bohr-Maschinen.
                           Die Wichtigkeit der Holzbohrmaschinen gründet sich darauf, daß einerseits, da der
                              Bohrer schneller als mit Hand in Umdrehung gesetzt werden kann, die Arbeit
                              schneller, andererseits die gerade Richtung des Loches sicherer gehalten werden
                              kann. Eine Bohrmaschine hat gewöhnlich die Einrichtung, daß eine Welle, in deren
                              eines Ende der Bohrer befestigt, die sogenannte Bohrspindel, durch Maschinenkraft in
                              schnelle Umdrehung gesetzt, während sie dabei gleichzeitig in der Richtung ihre
                              Achse verschoben werden kann, und dabei das Holz auf einem Tische sich befindet. Oft
                              ist außerhalb der Welle noch ein Anhalter angebracht, welcher den möglichen Weg der
                              Bohrspindel in der Richtung der Achse begrenzt, und dadurch die Tiefe des zu
                              bohrenden Lochs bestimmt. Die Bohrer, deren man sich für Bohrmaschinen bedient, sind
                              theils Löffelbohrer, theils schraubenförmig gewundene Bohrer, theils Centrumbohrer;
                              die beiden letzten Arten werden oft an ihrem schneidenden Ende mit Schraubengewinden
                              versehen, wodurch sich der Vorschub des Bohrers dann selbst bestimmt.
                           
                        
                           
                           6. Stemm-Maschinen.
                           Die bis jetzt construirten Stemmmaschinen bestehen aus einem, meist horizontalen
                              Arbeitstisch, auf dem das zu stemmende Holz befestigt, und welche nach zwei, auf
                              einander rechtwinkelig stehenden Richtungen hin bewegt werden kann. Die im Gebrauche
                              befindlichen Stemmeisen haben Eform, so daß durch diese
                              die Breite der damit zu stemmenden Löcher bestimmt ist. Da wo ein rechteckig
                              geformtes Loch gestemmt werden soll, wird zunächst ein Loch, von dem Durchmesser der
                              gleich der Breite des herzustellenden Loches ist, gebohrt, und dieses von zwei
                              Seiten aus nach vorgezeichneter Form ausgestemmt. Das Stemmeisen wird dabei von
                              einem prismatischen Körper getragen, der durch die Maschine mittelst Krummzapfen
                              eine hin und hergehende Bewegung empfängt, außerdem aber noch in der Richtung seiner
                              Achse verstellt werden kann, so daß dadurch die Tiefe des zu stemmenden Loches
                              bestimmt werden kann. Beim Stemmen wird der Arbeitstisch mit dem darauf befindlichen
                              Holze in der Richtung der Langseite des Loches von dem Arbeiter bewegt.Die im polytechn. Journal Bd. CXXIII S.
                                       81 beschriebene Stemmmaschine für Tischler, nach dem System von
                                    Furneß in Liverpool, welches sich auf der
                                    Londoner Industrieausstellung befand, ist dem Verfasser in Berlin in der
                                    Praxis nicht bekannt geworden, sondern ausschließlich diejenige, welche er
                                    erwähnt hat.
                              
                           
                        
                           7. Zapfen- und
                                 Nuthfräsmaschinen.
                           Auch die Zapfen, welche später in gestemmten Löchern ihren Platz finden, oder
                              vielmehr die Ruthen, welche solche Zapfen bilden, lassen sich mittelst Maschinen
                              herstellen; für gerade Zapfen ist die Anordnung solcher Maschinen folgende: Auf
                              einem horizontalen Arbeitstisch, der wiederum nach zwei, auf einander rechtwinkelig
                              stehenden Richtungen hin bewegbar ist, ist das zu bearbeitende Holz befestigt. Eine
                              in passender Entfernung von dem letzteren befindliche horizontale Welle ist mit so
                              viel Fräsemessern versehen als Ruthen zu fräsen sind, während die Zwischenräume,
                              welche die ersteren bilden, durch Ringe ausgefüllt sind, die den Zapfenstärken
                              entsprechen. Die erwähnte Welle wird einerseits in schnelle Umdrehung gesetzt,
                              außerdem aber in verticaler Richtung beim Fräsen von oben nach unten langsam bewegt,
                              wobei sie, wenn zuvor das Holz in passende Lage zu den Messern gebracht war, die
                              Ruthen fräst. – In Amerika hat man auch zur Herstellung von
                              schwalbenschwanzförmigen Zapfen oder Ruthen Maschinen in Anwendung gebracht, und ist
                              eine solche in diesem Journal Bd. CLVII S.
                                 13 ihrer Construction nach mitgetheilt worden.
                           
                        
                           
                           8. Dreh-Maschinen.
                           Wir verstehen darunter hier diejenigen Vorrichtungen, welche an Holzdrehbänken sich
                              anbringen lassen und den Zweck haben, Gegenstände von ganz gleicher Form möglichst
                              schnell herzustellen, wobei die Form der Körper übrigens nicht bloß rund sondern
                              beliebig seyn kann. Unseres Wissens haben derartige Vorrichtungen in Deutschland
                              noch keine Anwendung gefunden, sind dagegen in Amerika und England schon seit
                              längerer Zeit im Gebrauch. Wir haben dieselben hier nur der Vollständigkeit halber
                              erwähnen wollen, und verweisen Interessenten auf Bd. CLIII S. 326 dieses Journals,
                              woselbst sich die Construction einiger solcher Vorrichtungen erörtert findet.
                           Nachdem wir dem Leser die Maschinen vorgeführt haben, welche bisher überhaupt in den
                              Gewerben, die sich mit der Bearbeitung des Holzes beschäftigen, zur Anwendung
                              gekommen sind, wollen wir jetzt die Anwendung derselben in den besonderen Gewerben
                              besprechen, wobei wir, wie schon erwähnt, nicht Deutschland, sondern ausschließlich
                              die Stadt Berlin im Auge behalten werden.
                           
                        
                           A. Anwendung
                                 der Holzbearbeitungsmaschinen für die Zwecke der Bau- und
                                 Möbeltischler.
                           In Berlin wird in neuester Zeit vielfältig Gelegenheit geboten, Dampfkraft in
                              beliebiger Quantität zu erhalten, und zahlt man durchschnittlich für die Benutzung
                              einer Pferdestärke per Tag 25 Sgr. Wie viele andere
                              Gewerbetreibende, so haben auch mehrere Tischlermeister dieses Verhältniß benutzt,
                              um Anstalten ins Leben zu rufen, welche für ihre Gewerbsgenossen diejenigen Arbeiten
                              herstellen, welche in neuester Zeit für Bau- und Möbelarbeiten ausschließlich
                              durch Maschinen hergestellt werden, und die den Namen „Fräse-Anstalten“ erhalten haben.
                              Eine vollständig eingerichtete Fräseanstalt, deren überhaupt hier 5 bis 6 existiren
                              möchten, besitzt an Maschinen: eine Kreissäge, eine Bandsäge, eine Decoupirsäge,
                              eine Bohrmaschine, und mehrere Fräsemaschinen für krumme Arbeit.
                           Die Kreissäge wird in solcher Anstalt für alle geraden Arbeiten, besonders zum
                              Herstellen von Hölzern benutzt, deren Schnittflächen parallel sind. Mit der Bandsäge
                              werden alle Hölzer geschnitten, deren äußere Begrenzungen nicht zu scharf gekrümmt
                              sind, und mit der Decoupirsäge solche, welche entweder äußerlich stark gekrümmt sind
                              oder Krümmungen in Lochform erhalten sollen; im letztern Fall wird in dem
                              betreffenden Holze zunächst ein Loch gebohrt, wozu die Bohrmaschine verwandt wird.
                              Die Bohrmaschine dient übrigens auch solchen Zwecken, wo es sich darum handelt, eine große Anzahl
                              Löcher möglichst billig herzustellen. Eine große Wichtigkeit in diesen Anstalten
                              haben die eigentlichen Fräsemaschinen, von denen hier zwei Arten in Anwendung sind.
                              Bei der einen läuft die Fräsewelle in verticaler Lage, die Fräse sieht aus einem
                              horizontalen Tisch hervor, auf welchem das Arbeitsstück aus freier Hand geleitet
                              wird; bei der andern ist die Fräsewelle horizontal gelagert, und als Leitung für das
                              Arbeitsstück dient ein verstellbarer Punkt. Wie ersichtlich, kann die erste Art nur
                              dazu dienen, Kunstformen an Flächen zu fräsen, welche einfach gekrümmt sind, wogegen
                              die zweite Art sich auch für doppelt gekrümmte Flächen anwenden läßt. Die
                              eigentlichen Fräsen der erwähnten Maschinen sind aus einem Stück Stahl gebildet,
                              welches zunächst die entsprechende Umdrehungsform, und dann Ausfeilungen erhält,
                              welche mit der ersteren die Schnittlinien bilden.
                           Zu den eben erwähnten Arbeiten ist auch noch die Herstellung der sogenannten
                              Goldleisten zu rechnen, für die sich in Berlin auch besondere Fabriken gebildet
                              haben. Was die eigentliche Holzbearbeitung an sich betrifft, so findet man in
                              solchen Fabriken Kreissägen und Fräsemaschinen für gerade Arbeit. Die Kreissägen
                              haben hier aber meist die Einrichtung, daß der Arbeitstisch gegen die Säge
                              verstellbar ist, wodurch es möglich wird, die Schnittfläche der aus Bretern zu
                              bildenden Leisten auf der einen Seite unter bestimmtem, der späteren Kunstform
                              entsprechenden Winkel herzustellen, wodurch an Holz gespart wird. – Die
                              Wellen der hier im Betriebe befindlichen Fräsemaschinen sind horizontal gelagert;
                              die eigentliche Fräse besteht aus mehreren façonirten Messern, die durch
                              einen gußeisernen Körper mit der Welle verbunden sind, und die Führung des Holzes
                              wird durch die Maschine selbst bewirkt.
                           
                        
                           B. Anwendung der
                                 Holzbearbeitungsmaschinen für die Zwecke des Zimmermanns.
                           In Berlin befinden sich gegenwärtig vier Zimmermeister, welche mittelst der Kraft
                              besonders dazu aufgestellter Dampfmaschinen und den nöthigen Arbeitsmaschinen die
                              Bearbeitung der Hölzer verrichten lassen, die im Bauwesen vorkommen. Die Hölzer
                              selbst, von denen hier die Rede ist, sind die Fußbodendielen, die Balken und Träger,
                              sofern dieselben gehobelt werden, die Schauerleisten, die Treppengeländer und die
                              Dachsparren; dieselben werden theils für den eigenen Bedarf, theils auch auf
                              Bestellung für Andere bearbeitet.
                           Die Fußbodendielen werden auf der später zu Tage tretenden Seite zunächst mit der
                              Schlichthobelmaschine gehobelt; dann mittelst einer eigens dazu construirten Kreissäge,
                              deren Arbeitstisch auf Rollen beweglich ist und durch die Hand des Arbeiters
                              vorwärts geschoben wird, gesäumt; endlich durch eine Fräsmaschine mit Federn und
                              Ruthen versehen. Die Fräswelle dieser Maschine ist vertical gelagert, die Fräse
                              durch passend geformte Messer gebildet, die an einem an der Welle befindlichen
                              Körper befestigt sind; der Arbeitstisch ist wieder auf Rollen gelagert, so daß
                              derselbe entweder durch Hand oder durch die Maschine während des Fräsens leicht
                              bewegt werden kann. – Balken und Träger, welche später zu Tage treten sollen,
                              werden ebenfalls mittelst der Schlichthobelmaschine bearbeitet. –
                              Schauerleisten und Treppengeländer werden zunächst mit der Kreissäge entsprechend
                              zugeschnitten und dann auf einer Fräsemaschine, welche derjenigen für die
                              Goldleistenfabrication ganz ähnlich ist, gefräst, was bei den Treppengeländern von
                              zwei Seiten aus stattfindet.
                           
                        
                           C. Anwendung
                                 der Holzbearbeitungsmaschinen für die Zwecke des Wagenbauers.
                           Nach Art der Bahn, auf welcher die Wagen nach ihrer Herstellung bewegt werden sollen,
                              lassen sich gewöhnliche Wagen und Eisenbahnwagen unterscheiden. In constructiver
                              Beziehung unterscheiden sich diese Wagenarten besonders dadurch, daß die letzteren
                              bedeutend größer als die ersteren und deßhalb die einfache Kastenform haben, wogegen
                              bei den gewöhnlichen Wagen, namentlich den Luxuswagen, die gebogene Form
                              vorherrschend ist.
                           Beginnen wir mit den gewöhnlichen Wagen, welche theils von Stellmachern, theils
                              (besonders Luxuswagen) in größeren Wagenfabriken hergestellt werden, und fragen wir,
                              ob dabei Maschinen der oben erwähnten Art zur Anwendung kommen, so müssen wir dies
                              mit: nein! beantworten. Alles was uns in Berlin als Hierhergehöriges bekannt wurde,
                              beschränkt sich auf das Biegen der Radreifen zu den Wagen für landwirtschaftliche
                              Zwecke in der Maschinenfabrik von Eckert, und wollen wir
                              das dabei stattfindende Verfahren des Interesses halber mittheilen: Die richtig
                              zugeschnittenen, harten Hölzer werden 1/2 Stunde lang in ein Dampfbad, einen hohlen
                              eisernen Cylinder, in den Dampf vom Dampfmaschinenkessel ein- und ausströmt,
                              gebracht; dann um eiserne Scheiben (Riemscheiben) mit Hand gebogen und durch
                              Schraubzwingen daran befestigt; in diesem Zustande aber circa drei Stunden lang in einen Trockenofen gebracht, wonach die
                              Radreifen von der Scheibe entfernt werden können und zu verwenden sind.
                           Ganz anders stehen die Verhältnisse in Bezug auf die sogenannten Eisenbahnwagen, für
                              welche gegenwärtig in Berlin zwar nur eine Fabrik, die früher Pflug'sche, besteht, in der man aber die meisten der vorerwähnten Maschinen, und zwar in
                              großer Zahl, in Thätigkeit findet. Dem Techniker wird es leicht seyn, zu
                              überblicken, wo und wie sich die verschiedenen Sägevorrichtungen, die
                              Schlichthobelmaschinen, die Fräsemaschinen und die Bohrmaschinen bei der Herstellung
                              von Eisenbahnwagen mit Vortheil in Anwendung bringen lassen; außerdem sieht man in
                              genannter Fabrik aber auch Schrubbhobelmaschinen, sowie eine Stemm- und
                              Zapfenfräsmaschine im Betrieb. Die Schrubbhobelmaschinen werden dazu angewandt, um
                              die Hölzer, welche das Gerippe eines Eisenbahnwagens bilden, zu ebnen; meistens
                              werden von diesen gleichzeitig mehrere, die gleiche Dimensionen erhalten sollen, auf
                              den Hobeltisch gespannt und bearbeitet. Zur späteren Verbindung dieser Hölzer, die
                              durch Zapfen hervorgebracht wird, wird auch für dieselben die Stemm – sowie
                              die Zapfenfräsmaschine in Anwendung gebracht, wobei noch zu bemerken ist, daß die
                              dort arbeitende Stemmmaschine die Einrichtung hat, daß sie gleichzeitig zwei bis
                              drei Löcher stemmen kann.
                           Indem ich mit vorbehalte, über die speciellere Construction der hier besprochenen
                              Maschinen seiner Zeit eine vollständigere Abhandlung zu liefern, bemerke ich
                              zugleich, daß durch mein „Bureau für die mechanischen Gewerbe“
                              Zeichnungen dieser sowie aller anderen Maschinen bezogen werden können.