| Titel: | Ueber Volta'sche Batterien; vom Ingenieur Steinert. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XXXVII., S. 117 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber Volta'sche Batterien; vom Ingenieur Steinert.
                        Aus Stamm's illustrirter Zeitschrift, 1861 S.
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                        Steinert, über Volta'sche Batterien.
                        
                     
                        
                           Taucht man zwei verschiedene Metalle, z.B. Kupfer und Zink, in angesäuertes Wasser,
                              so erregen diese Metalle bekanntlich einen galvanischen Strom. Dieser Strom ist aber
                              nur von kurzer Dauer, und zwar aus folgendem Grunde: das Zink entzieht der
                              angesäuerten Flüssigkeit Sauerstoff und bildet mit demselben Zinkoxyd; der hierdurch
                              gleichzeitig freiwerdende Wasserstoff geht zum Kupfer und setzt sich an dessen
                              Oberfläche in Gestalt von feinen Bläschen fest. Deßhalb stehen sich nach kurzer Zeit
                              nicht mehr die ursprünglichen Stromerreger, Kupfer und Zink, sondern auch
                              Wasserstoff und Zinkoxyd gegenüber, wodurch der Strom zuerst geschwächt wird und
                              bald ganz aufhört.
                           Um nun constante, d.h. längere Zeit hindurch gleichmäßig
                              wirkende Batterien zu erhalten, muß das Zinkoxyd entfernt und das Wasserstoffgas
                              verhindert werden, sich am Kupfer anzusetzen. Dieß geschieht, indem man sowohl das
                              Zinkoxyd als den Wasserstoff veranlaßt, neue Verbindungen einzugehen; man umgibt
                              deßhalb in den beiden bekannten Daniell'schen und Bunsen'schen constant wirkenden Elementen das Zink mit einer Flüssigkeit,
                              welche das gebildete Zinkoxyd auflöst und das Kupfer oder statt dessen die Kohle mit
                              einer sauerstoffreichen Flüssigkeit, welche einen Theil ihres Sauerstoffs abgibt, um
                              mit dem frei werdenden Wasserstoff Wasser zu bilden. Die beiden Flüssigkeiten müssen
                              aber getrennt erhalten werden, eine poröse, den Strom durchlassende Scheidewand muß
                              das Vermischen der beiden Flüssigkeiten verhindern. Bei den eben genannten zwei
                              constanten Batterien wird diese Scheidewand durch ein Diaphragma aus leicht
                              gebranntem Thon gebildet, welches das Vermischen der Flüssigkeiten verhindert, dabei
                              aber dem galvanischen Strome ungehinderten Durchgang gestattet. Betrachtet man nun
                              ein Daniell'sches Element näher, so findet sich innerhalb
                              der Thonzelle das von verdünnter Schwefelsäure umgebene Zink, und außerhalb der
                              Thonzelle das von einer gesättigten Lösung schwefelsauren Kupferoxyds umgebene
                              Kupfer. Bei Erzeugung des Stromes findet nun folgender Vorgang statt: das Zink
                              zerlegt das Wasser der verdünnten Schwefelsäure und bildet Zinkoxyd, welches von der
                              verdünnten Schwefelsäure aufgelöst wird; der hiebei freiwerdende Wasserstoff geht
                              durch die Thonzelle und verbindet sich mit dem Sauerstoff des Kupferoxyds, dessen
                              Kupfer sich am Kupferpole metallisch ablagert; die freiwerdende Schwefelsäure wird
                              zur Auflösung des gebildeten Zinkoxyds verwendet.
                           Die Wirkung des Daniell'schen Elements ist also derart,
                              daß die Oberflächen der Stromerreger fortwährend metallisch erhalten werden;
                              dasselbe besitzt jedoch andere Mißstände, deren Beseitigung sehr wünschenswerth
                              erscheint. Das Innere der Thonzelle enthält nämlich in Folge des chemischen
                              Processes nach einiger Zeit nicht mehr verdünnte Schwefelsäure, sondern eine Lösung
                              von schwefelsaurem Zinkoxyd, wodurch der oben geschilderte Vorgang gestört wird.
                              Ferner geben auch die Thondiaphragmen Veranlassung zu Mißständen. Besteht nämlich
                              die Thonzelle aus unreinem Thone, so wird sie von der Schwefelsäure nach kurzer Zeit
                              zerstört, dasselbe findet auch statt, wenn sie zu schwach gebrannt ist; ist die
                              Thonzelle aber zu hart gebrannt, so setzt sie dem galvanischen Strome auf Kosten der
                              Stromstärke zu großen Widerstand entgegen. Da nun aber die Thonzellen nur selten
                              beim richtigen Hitzgrade gebrannt zu seyn pflegen, so geben sie auch zu
                              mannichfachen Störungen in den Batterien Veranlassung. Dabei sind sie kostspielig
                              und müssen oft erneuert werden.
                           Eine Erfindung des Hrn. Strache bezweckt nun, die
                              Mißstände der Daniell'schen Batterien zu beseitigen.
                              Derselbe verwendet nämlich zur Füllung eine verdünnte Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd und concentrirte
                              Kochsalzlösung. Bei dieser Füllung schlägt sich am Kupferpole gleichfalls
                              metallisches Kupfer nieder, während die freiwerdende Salpetersäure sich mit dem Zinkoxyd zu basisch
                              salpetersaurem Zinkoxyd verbindet, welches als in der Kochsalzlösung unlöslich als ein weißes Pulver zu Boden fällt, wodurch die das Zink umgebende Flüssigkeit unverändert
                              erhalten wird. Hr. Strache hat ferner auch die Thonzelle
                              beseitigt und derselben ein Diaphragma von mit Collodium bestrichenem
                              Baumwollenzeuge substituirt. Ein solches Diaphragma, mit dem gehörigen Anstriche von
                              Collodium versehen, erhält die Flüssigkeiten vollkommen getrennt, und bietet dabei
                              dem Strome nur sehr geringen Widerstand. Dasselbe besitzt außerdem noch den
                              Vortheil, daß man ihm eine beliebige Form und Größe geben kann, was für manche
                              Zwecke, namentlich in der Galvanoplastik, bei der galvanischen Vergoldung,
                              Versilberung u.s.w. von großer Wichtigkeit ist. Ferner kann man durch einen dickeren
                              oder dünneren Collodiumanstrich dem Diaphragma einen beliebigen Widerstand geben, es also den verschiedenen Zwecken anpassen.
                              Dabei ist dasselbe dauerhaft und der Anschaffungspreis gering.
                           Das Strache'sche Element dürfte sich sonach zur Anwendung
                              für gewerbliche und galvanoplastische Zwecke jedenfalls empfehlen, und wird es auch
                              in der elektrischen Telegraphie, namentlich für Localbatterien, sehr verwendbar
                              seyn.