| Titel: | Apparate zum Austiefen der Canäle und Flüsse, und zum Wegschaffen der Erde auf mechanischem Wege; von Cavé und Claparède, Maschinenbauer in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LIX., S. 194 | 
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                        LIX.
                        Apparate zum Austiefen der Canäle und Flüsse, und
                           zum Wegschaffen der Erde auf mechanischem Wege; von Cavé und Claparède, Maschinenbauer in
                           Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, December 1860, S.
                              281.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Cavé's Apparate zum Austiefen der Canäle und
                           Flüsse.
                        
                     
                        
                           Alle Damm- und Erdarbeiten werden bei einiger Ausdehnung kostspielig und
                              zeitraubend, namentlich in Folge des nothwendigen Transportes der Erde u.s.w. nach oft
                              bedeutenden Entfernungen. Meistens werden diese Arbeiten mit Schaufel und
                              Schiebkarren ausgeführt, was in weichem Boden oft mit großen Schwierigkeiten
                              verbunden ist.
                           Der von Cavé und Claparède angegebene mechanische Apparat (patentirt in Frankreich
                              am 24. Januar 1859), bezweckt, die Schwierigkeiten und Verzögerungen derartiger
                              Arbeiten sehr erheblich zu vermindern und mithin bedeutende Kostenersparniß zu
                              erzielen. Das System besteht:
                           1) in einer speciellen neuen Maschine, um die erste Arbeit auszuführen, nämlich einen
                              provisorischen Canal von geringerer oder größerer Breite auszugraben, wobei die Erde
                              mittelst eines beweglichen Tisches, welcher beliebig verlängert und geneigt werden
                              kann, auf irgend welche Entfernung fortgeschafft wird; und
                           2) in einer ebenfalls neuen Maschine, die als Ergänzung der ersteren zu betrachten
                              ist, und den ersten Canal vertieft oder erweitert; auch hier wird die Erde auf
                              beliebige Entfernung ähnlich wie bei der ersten Maschine fortgeschafft.
                           Diese Maschinen, welche in jedem Maaßstabe ausgeführt werden können, müssen bei den
                              öffentlichen Arbeiten sehr wesentliche Dienste leisten, indem sie die Handarbeit
                              größtentheils ersparen und dabei mit großer Schnelligkeit und Genauigkeit zu
                              arbeiten gestatten.
                           Das Nähere wird sich aus der Beschreibung der Zeichnungen ergeben; dieselben stellen
                              die Construction als theilweise in Holz, theilweise in Eisen ausgeführt dar, doch
                              kann auch Metall ausschließlich angewendet werden, wie denn auch Form und
                              Verhältnisse mannichfach abgeändert werden können, ohne das Grundprincip
                              aufzugeben.
                           
                        
                           Apparat zum Einschneiden des ersten
                                 Canals.
                           Fig. 19 zeigt
                              diesen Apparat von vorn, Fig. 20 von der
                              Seite.
                           Derselbe ist so aufgestellt, daß er sich in der Richtung der Länge und der Breite des
                              auszugrabenden Canals verschieben läßt. Zu diesem Zweck liegen drei Balken A aus Eisenblech auf zwei hölzernen Rahmen B, deren jeder 5 Paar Räder B' hat, die sich auf den eisernen Schienen b
                              bewegen, welche in gewöhnlicher Weise auf Längsschwellen u.s.w. liegen. Diese
                              Schienen laufen dem Canal parallel und ermöglichen mithin die Verschiebung des
                              Apparates in dieser Richtung. Die Balken A selbst sind
                              ebenfalls mit Schienen versehen, worauf die Räder C'
                              eines zweiten Holzrahmens C laufen, auf welchen die
                              Träger des Gerüstes D befestigt sind. Somit kann der
                              Apparat auch in der auf die Länge des Canals senkrechten Richtung bewegt werden.
                           
                           Der auf dem Rahmen C liegende Boden trägt zwei
                              Dampfkessel mit den entsprechenden Bewegungsapparaten, von denen je einer bei E' und F' sichtbar ist. Es
                              wird durch sie die gemeinschaftliche Welle G mit den
                              beiden Schwungrädern H und H' und zwei Getrieben in Bewegung gesetzt. Die Welle G besteht aus zwei verkuppelten Theilen, so daß auch jeder für sich
                              arbeiten kann. Die Getriebe H und H' greifen in die Zahnräder I und I', und diese in die großen Räder J und J' ein; letztere sind auf der
                              Bewegungsachse der drei Paternosterwerke K¹, K², K³
                              befestigt, welche in drei selbstständigen Rahmen gehen, deren Neigung mittelst der
                              Rollen t und kleiner auf dem Gestelle befindlicher
                              Winden beliebig verändert werden kann. Jedes dieser Schöpfwerke kann allein gehen,
                              auch können sie alle durch ein einziges ersetzt werden.
                           Durch diese Combination ist es nicht allein möglich, den Canal in jeder Breite und
                              Länge auszugraben, sondern auch seinen Wänden jede gewünschte Neigung zu geben.
                           Die ausgehobene Erde wird von einem Trichter oder Rumpf aufgenommen und auf den
                              beweglichen endlosen Tisch M geführt. Dieser besteht aus
                              zwei Wangen aus Eisenblech, die an den Rändern durch eiserne Winkel m verstärkt sind; an der unteren Seite befinden sich
                              gußeiserne Rollen; die beiden Enden tragen eiserne Wellen, auf denen sich ein Kreuz
                              mit vier Armen bewegt, welches die endlose Kette N
                              fortzieht, auf welche die Erde geschüttet wird. Diese Kette ist aus Blechplatten
                              zusammengesetzt, welche die ganze Breite der Bewegungsfläche einnehmen und an der
                              Seite mit Wangen versehen sind. Sie wird von Rollen getragen, die ihre Bewegung
                              erleichtern. Diese wird auf die Welle G mittelst der
                              vier Paar Winkelräder r, r¹, r², r³ (Fig. 19)
                              übertragen. Die Neigung dieses Tisches kann verändert werden, je nachdem man die
                              Erde in Wagen zum Weitertransportiren oder in Form eines Dammes am Rande des Canals
                              abfallen lassen will. Zu diesem Zwecke ruht er auf zwei gußeisernen Rollen n und n¹, welche auf
                              den verbundenen Lagern n² laufen, die sich an dem
                              Holzgestell o' auf und ab bewegen können, welches
                              seinerseits mittelst Rollen auf den Schienen o läuft,
                              wodurch diese Stütze zugleich mit der ganzen Maschine fortbewegt werden kann. Aus
                              der Zeichnung ist ersichtlich, wie die Neigung des Fortschaffungstisches durch diese
                              Unterstützung mittelst der Winde p verändert werden
                              kann. Dabei dreht sich das feste Ende des Tisches um eine Achse, an welcher zugleich
                              die Treibräder aufgezogen sind, welche seine Kette in Bewegung setzen, so daß durch
                              das Auf- und Niederbewegen des Tisches in der Uebertragung nichts geändert
                              wird.
                           
                           Jede der Hülfswinden kann durch eine kleine besondere Dampfmaschine in Bewegung
                              gesetzt werden, was die Arbeit beschleunigt und von Menschenhänden unabhängig
                              macht.
                           Ist die auszuhebende Erde sehr hart und mit Steinen vermengt, so verbindet man die
                              Maschine mit einem Zerkleinerungsapparat, der, auf eine beliebige Weise in Bewegung
                              gesetzt, in einem Stempel besteht, welcher mit einem Keil, Meißel, Messer, Bohrer
                              oder dergl. versehen ist und mit mehr oder weniger Gewalt auf den zu zerkleinernden
                              Boden nach Art der Dampfhämmer aufschlägt. Die Zahl der Schläge hängt von der Natur
                              des Erdbodens ab, der alsdann mittelst der oben beschriebenen Maschine oder einer
                              anderen ähnlichen weggeschafft wird.
                           
                        
                           Beschreibung des Apparates zum Erweitern
                                 oder Vertiefen der Canäle.
                           Fig. 21
                              stellt den Verticaldurchschnitt dieses auf einem Schiffe aufgestellten Apparates
                              dar, welcher aus einem dem vorher beschriebenen ähnlichen Schöpfwerke nebst
                              beweglichen Tische besteht.
                           Das Verdeck des Fahrzeuges trägt, wie der Boden des Gerüstes des vorher beschriebenen
                              Apparates, zwei Dampfmaschinen mit zwei Kesseln E'. Die
                              Kolben der oscillirenden Cylinder wirken direct auf die Welle G mit den beiden Schwungrädern und den Getrieben h, welche in die Räder J auf der Welle i eingreifen, die den beiden Ketten mit Schöpfern K¹ und K² die
                              Bewegung ertheilen.
                           Auch hier können diese Ketten mittelst der Rollen 1 und der Winden L verschiedene Neigungen erhalten.
                           Der endlose Tisch M stützt sich am einen Ende auf das
                              Balkengerüst D, welches auf dem Verdecke aufgestellt
                              ist, während das andere freie Ende wie bei dem vorher beschriebenen Apparate auf
                              einer beweglichen Stütze ruht.
                           Im Uebrigen paßt das oben Gesagte auch auf diesen Apparat, so daß wir nichts weiter
                              hinzuzufügen brauchen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
