| Titel: | Ueber den ringförmigen Brennofen, welcher nach dem Hoffmann-Licht'schen Princip erbaut und in Prag in Betrieb gesetzt ist; Auszug aus dem Bericht, welcher der polytechnischen Gesellschaft in Berlin am 21. Febr. 1861 von Albrecht Türrschmidt erstattet wurde. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXI., S. 200 | 
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                        LXI.
                        Ueber den ringförmigen Brennofen, welcher nach
                           dem Hoffmann-Licht'schen Princip erbaut und in Prag in
                           Betrieb gesetzt ist; Auszug aus dem Bericht, welcher der polytechnischen Gesellschaft in
                           Berlin am 21. Febr. 1861 von Albrecht Türrschmidt erstattet
                           wurde.
                        Türrschmidt, über einen n Prag erbauten ringförmigen Brennofen nach
                           dem Hoffmann-Licht'schen Princip.
                        
                     
                        
                           Wenn erst alle Ziegelöfen, Kalköfen, Cementöfen, Oefen zum Rösten von Erzen, ja
                              Porzellanöfen und Oefen für die trockene Destillation sich das Princip aneigneten,
                              nach dem die HH. Baumeister Hoffmann und Licht ihre ringförmigen OefenMan s. die von den Erfindern veröffentlichte Beschreibung derselben im
                                    polytechn. Journal Bd. CLV S. 178
                                    und Bd. CLVIII S. 183. bauten, so wird man sich wundern, daß diese so einfache und naheliegende
                              Idee der Feuerungsmethode bei den genannten Flammöfen nicht schon früher Anwendung
                              gefunden hat.
                           In Kürze ist das Princip damit ausgesprochen, daß die von der Abkühlung des Erhitzten
                              stammende Wärme zum Erhitzen der Verbrennungsluft gebraucht wird.
                           Vorboten für dieses Princip sind vorhanden, aber durchgeführt war das Princip nicht,
                              es müßte denn seyn, daß man die Oefen von Siemens im
                              Hüttenbetriebe, oder die Fairbairn'sche Kesselfeuerung
                              mit theilweiser Rauchverbrennung als eine solche Durchführung ansieht.
                           Sehr begreiflich ist daher, daß, nachdem die Erfindung als Ganzes ins Leben trat, der
                              intelligentere Theil Feuerungskundiger sich förmlich beeilte, den Vorwurf von sich
                              abzulenken, als sey es nicht schon lange ihr Bestreben gewesen, Vortheile der Art
                              wenigstens theilweise herbeizuführen. Diese Beruhigung, in die sich die
                              Nächstbetheiligten brachten, dieser Todtschlag des Fortschrittes, welcher als
                              Opposition des Vorhandenen sich geltend macht, der steht der Sache jetzt vielmehr
                              noch entgegen, als die Hindernisse und Schwierigkeiten, welche die Erfinder in den
                              verschiedenen Zweigen der Praxis selbstredend zu beseitigen haben.
                           Welchen Nachweis können Kalköfenbesitzer von der Verwendung der Hitze liefern, welche
                              dem gahrgebrannten glühenden Kalk inne wohnt? Man läßt ihn abkühlen, d.h. man
                              verliert unbenutzt die ihm durch das Brennen mitgetheilte Temperatur in den bei
                              weitem meisten Fällen ganz und gar.
                           Bei sehr gut disponirten Kalköfen, wie der zu Rüdersdorf,Man vergl. u.a. Knapp's chemische Technologie Bd.
                                    I S. 613. bleibt allerdings der gahre Kalk in einem Sammelschacht unterhalb der
                              Feuerungen eine Zeit lang noch liegen und gibt von seiner Wärme nach den oberen
                              Ofentheilen ab, aber die in den Ofenraum geführte Hitze würde einen ungleich höheren
                              Effect zu Wege bringen, wenn sie den Brennstoff und die Verbrennungsluft bis zur
                              Temperatur des Kalkglühens vorheizen könnte.
                           Welcher Ziegeleibesitzer dürfte sich rühmen, die ganze Temperatur seiner ins Glühen
                              gebrachten Steine je benutzt zu haben? Man hat alle möglichen Vorkehrungen
                              getroffen, man ist immer darauf ausgegangen, die heiße Luft aus einem abgebrannten
                              Ofen in einem anderen zum Vorwärmen der Steine zu benutzen, und wenn Töpfereien und
                              Porzellanfabriken mit ihren Etagenöfen eine Brennstoffersparniß erreichten, so gab
                              die in der Abkühlung befindliche Unteretage ihre Hitze an die Werkstücke der darüber
                              liegenden Etage ab.
                           Nur ein Fall ist bekannt, wo die abziehende Wärme benutzt wird, die Herdsohle des
                              Feuerungsraumes zu erhitzen. Diese Construction ist vom verstorbenen Feilner und im Brong-niart'schen Atlas Taf. XIII aufgezeichnet. Nirgend ist man im
                              Poteriefach aber so weit gegangen, mit der abziehenden Wärme die Speiseluft für die
                              Verbrennung zu glühen.
                           Daß Luft, welche erhitzt dem Herde zugeführt wird, einen ungleich höheren Effect des
                              Brennstoffes zur Folge hat, ist eine aus dem Hüttenbetriebe bekannte und vielfach
                              constatirte Thatsache. Seitdem man anfing abziehende Verbrennungsgase zur
                              Dampferzeugung, zum Vorwärmen etc. zu verwenden, wurde auch die Luft für das Gebläse
                              erwärmt und das feste Brennmaterial in brennbares Gas umgewandelt.
                           Diese beiden Thatsachen an sich sind gleich wichtig, denn die höchsten Hitzegrade,
                              die man überhaupt zu erzeugen vermag, werden mittelst erhitzter Gebläseluft erzeugt, und den
                              größten Nutzeffect, den man aus einem Brennstoff ziehen kann, hat man durch sein
                              Verbrennen im Generator.
                           Generatoren sind vielfach für sich construirt. Sie sind eigentliche Rauchverzehrer
                              und nur beim Anheizen des Apparates und beim Stören des Brennmaterials entweicht
                              theilweise Rauch.
                           Aber das Princip, welches Generatoren zu Grunde liegt, findet verschieden modificirt
                              auch bei anderen Feuerungen Anwendung.
                           So sagt Gruner in einem Berichte über die Verwendungsweise
                              der Brennmaterialien beim Hüttenbetriebe (polytechn. Journal Bd. CXLII S. 194), daß man bei den
                              Schmelzöfen in Swansea in Südwales auf den weit aus einander liegenden Roststäben aus großen Cinders
                              und Rostkohks einen sogenannten Klinkerrost bildet, auf welchen die kleinen Kohlen
                              geschüttet sind. Die Luft, den glühenden Klinkerrost durchströmend, verwandelt sich
                              beim weiteren Durchstreifen einer 20–27 Zoll starken Brennmaterialschicht in
                              Kohlenoxydgas und diese Einrichtung ist daher ein höchst einfacher Generator.
                           Ferner sagt Gruner, man sey lange Zeit der Meinung
                              gewesen, daß zur vollständigen Verwandlung des atmosphärischen Sauerstoffs in
                              Kohlenoxydgas eine dicke Schicht glühender Kohlen erforderlich sey.
                           Ebelmen's Untersuchungen haben es aber bestätigt, daß,
                              wenn Luft erwärmt eingeblasen wird, die Höhe der Brennmaterialschicht von 12 Zoll
                              schon mehr als hinreichend sey, und daß gewöhnliche Feuerungen in Generatoren
                              umgewandelt werden können, wenn man den Rost wegläßt und das
                                 Feuer mit erwärmter Gebläseluft speist.
                           Endlich führt Gruner bei der Hütte von Rivière an, welche mit Steinkohlen gefeuert wird,
                              daß Düsen heißen Wind in den Brennschacht blasen, das Feuerungsmaterial in
                              Kohlenoxydgas und in Kohlenstoffgase verwandeln, und eine dritte Düse die Luft zur
                              Verbrennung dieser Gase liefert. Wir haben somit einen wirklichen Generator von sehr
                              einfacher Einrichtung.
                           Ich habe geglaubt diese Analogien anführen zu müssen, wenn ich die Feuerung in dem
                              Ofen der Herren Hoffmann und Licht charakterisiren soll.
                           Es ist ein modificirter Generator-Ofen, bei welchem ein Theil der zuströmenden
                              heißen Luft das Brennmaterial vergast, während ein anderer Theil die Gase verbrennt.
                              Es ist darum dieser Ofen nicht nur rauchverzehrend, sondern es erlärt sich daraus
                              auch eine wesentliche Seite der durch den Ofen herbeigeführten Brennsioffersparniß,
                              die so bedeutend ist, daß sie aus der Benutzung der heißen Luft jener in Abkühlung
                              befindlichen Abtheilungen und der Ausnutzung der abziehenden Verbrennungsproducte
                              aus der im Feuer
                              sich befindenden Abtheilung allein nicht hinreichend erklärt werden könnte, wenn
                              nicht die so vollkommene Verbrennung und der dadurch herbeigeführte Effect des
                              Brennmaterials mit in Anschlag gebracht würde.
                           Indem die Luft an einer Stelle in die Steine tritt, wo dieselben bereits so weit
                              abgekühlt sind, daß sie kaum warm in die Hand fallen, nimmt sie ihren Weg durch die
                              immer heißer werdenden Abtheilungen und durchstreift die letzte Region, in welcher
                              Weißgluth herrscht. So tritt sie zur Verbrennung. Daß die Luft dabei eine Temperatur
                              angenommen, welche jener der Steine sich annähert, ist anzunehmen. Würde sie, ohne
                              auf die vortheilhaftere Verbrennung einzuwirken, den im Brande befindlichen Steinen
                              nur zugeführt, so würde sie allerdings zur Temperaturerhöhung hier beitragen, die
                              Brennstoffersparniß könnte indessen so auffallend nicht seyn.
                           Das Verhältniß des Brennstoffverbrauches bei dem stattgefundenen Probebrand in Prag mit dem Hoffmann-Licht'schen Ofen stellt sich folgender Weise.
                           Im verflossenen Sommer hatte man im gemeinen offenen Ziegelofen 7 Maaß einer
                              Braunkohle pro Tausend Mauersteine gebraucht.
                           Obgleich ich dem Prager Probebrande nur einige Tage beiwohnen konnte, so war schon so
                              viel zu übersehen, daß das Tausend gleicher Mauersteine mit 3 Maaß derselben Kohle
                              gebrannt werden wird.
                           Außer der Ersparniß, welche auf die abziehende Wärme der gebrannten Steine basirt,
                              mit welcher die Speiseluft für die Verbrennung glühend gemacht wird, sind
                              Ersparnisse dadurch herbeigeführt, daß mehr Herde für die Verbrennung geschaffen
                              sind und die abziehende Verbrennungsluft so weit von den zu brennenden Steinen
                              abgenutzt in den Schornstein entweicht, daß sie nur noch die Functionen des
                              Schornsteins unterhält. Aus dem Schornstein entweicht im Wesentlichen Dampf von
                              einer Temperatur, die erlaubt noch mit der Hand darin auszuhalten.
                           Von einer Schürgasse aus hat man beim gemeinen stehenden Ziegelofen eine
                              14–18' hohe Steinschicht zu durchglühen, und von einer Feuerkammer aus beim
                              liegenden Ofen die Flamme 20–30' lang hindurchzuführen. Mit welchen
                              Schwierigkeiten und Brennstoffverlusten es aber verknüpft ist, die obersten und
                              hintersten Steine in einem Ofen gahr zu brennen, ohne den untersten und vordersten
                              Steinen Schaden zuzufügen, weiß jeder praktische Ziegelbrenner; der Wunsch nach
                              einem neuen näher gelegenen Herd, wenn die Gluth nach den entlegenen Stellen nicht
                              kommen will, hat sich gewiß oftmals bei ihm eingestellt und doch erlaubte die
                              Ofenconstruction nicht,
                              einen Herd immer an den Stellen zu eröffnen, wo die Roth es jedesmal erheischt.
                           Wenn man mit Kohlen brennt, ist es daher gebräuchlich, beim Setzen der vom Herde
                              entfernteren Regionen Kohlenklein zwischen die Steine einzustreuen. Indessen hat man
                              weder regenerirte Verbrennungsluft für dieselben, noch hat man es in der Gewalt, die
                              eingestreuten Kohlen dann brennen zu lassen, wenn man es will und wenn es nothwendig
                              ist, sondern die Kohlen brennen, wo die Gluth sie erreicht, und richten manchmal
                              ebensoviel Schaden an, als sie Vortheil bringen.
                           Bei den Hoffmann-Licht'schen Oefen ist dieß anders.
                              Da wird das Brennmaterial von oben in vertical stehende Feuergassen gestürzt. Der
                              Raum, wo gebrannt werden soll, ist bereits so weit vorgewärmt, daß er in lebhafter
                              Rothgluth steht. Um Weißgluth zu erzeugen und eine Zeit lang zu erhalten, wird das
                              Brennmaterial eingestürzt, nur wenig jedesmal, 1 bis höchstens 2 Metzen von der
                              schönen Braunkohle womit gebrannt wird. Diese läßt man abbrennen und fährt mit den
                              Füllungen fort, bis der Zweck erreicht ist. Dann geht man weiter.
                           Aber wir treffen die nächsten Herde schon auf eine Entfernung von 3–4'. Diese
                              sind bereits nach und nach mit zunehmenden Quantitäten Brennstoff genährt, während
                              die weißglühenden mit nach und nach abnehmenden Quantitäten Kohle noch nachbedient
                              werden.
                           Ein Vergleich mit den gewöhnlichen Schürgassen unserer Ziegelöfen, wo das ganze Feuer
                              von diesen aus entwickelt wird, wo die Steine durch die örtliche Brennstoffanhäufung
                              zerschnitten und zerschmolzen, durch das Einbringen des Feuerungsmaterials
                              zerschlagen und zerstoßen und durch Einfallen zu kühler Luft klapperig geworden
                              sind, gibt kein Bild der Hoffmann-Licht'schen
                              verticalen Feuergassen, ebenso wenig als die Anhäufung von Asche bei einem
                              Ziegelherd, von dem man 4, 5, 6mal so große Entfernungen beheizt und der mit kalter
                              Luft gespeist ist.
                           Geschürt wird nicht in dem Hoffmann-Licht'schen
                              Ofen. Mit dem Brennmaterial werden die Steine nicht zerschlagen. Kalke Luft dringt
                              bei der Schnelligkeit, mit der der Feuercanal bedient werden kann, wenig in den
                              Ofen, Brennstoffmassen werden nicht angehäuft, und durch die Generatorverbrennung
                              ist die Natur der Verbrennungsproducte flüchtiger und die Verbrennung vollkommener.
                              Ein Theil der Asche wird mit fortgerissen, ein anderer bleibt auf dem Boden des
                              Canals liegen und erhöht denselben vortheilhaft, so daß die Füllungen, die zu ihrer
                              Verbrennung niemals Roste gebrauchen, dem Gewölbe successive näher rücken und unter
                              diesem die Hitze intensiver verbreiten.
                           
                           Die Steine leiden nicht so wie bei gewöhnlichen Schürgassen. Darum lassen sich
                              Steine, die überhaupt leicht springen, vortheilhafter im Hoffmann-Licht'schen Ofen brennen, als in einem gewöhnlichen.
                              Uebrigens steht bei sehr empfindlichen und sehr leicht schmelzenden Steinen nichts
                              im Wege, die verticalen Feuergassen von Chamottesteinen aufzusetzen.
                           Der Zug in dem nach dem Hoffmann-Licht'schen
                              Princip erbauten Ofen ist horizontal. Der natürlichen Abweichung der Wärme nach oben
                              steht die Wirkung der Füchse entgegen, welche über der Ofensohle in der Seitenmauer
                              zum Schornstein führen.
                           Es wird auch in diesem Ofen wieder nicht mit dem Maximum sondern mit dem Minimum des
                              Zuges gearbeitet, der den Proceß in Thätigkeit zu halten vermag. Durch das
                              allmählich Fließende, nicht durch Rapidität erreicht man die Resultate, und es ist,
                              wie bei allem Ziegelbrennen, die Ruhe des Brenners um so nothwendiger, da er hier
                              einen Apparat hat, mit dem er eine ganz außerordentliche Gewalt ausüben kann, sowohl
                              in Hinsicht der Hitzegrade, als in Hinsicht des Zuges. Das hat seine Bedeutung beim
                              Brennen feuerfester Steine, beim Cement u.s.w., es zeigt die vielseitige
                              Brauchbarkeit der Ofeneinrichtung zu verschiedenen Zwecken, ist aber beim
                              Ziegelbrennen nicht angebracht.
                           Betrachten wir den Verlauf eines Brandes in einem gewöhnlichen stehenden Ziegelofen,
                              so wird, wenn lufttrockene Steine eingesetzt sind, 3 × 24 Stunden
                              geschmaucht, 3 × 24 Stunden mit Vollfeuer gebrannt, und nachdem der Ofen vier
                              Tage kühlte, beginnt das Auskarren.
                           Würden wir, während der Ofen successive zum Vollfeuer übergeht, immer wieder Steine
                              oben aufbauen – und beim Brennen der Steine in Meilern geschieht das
                              –, so hätten wir nach 3 Tagen Vollfeuer, mit der abziehenden Wärme die neu
                              aufgesetzten Steine abgeschmaucht. Wären auch neue Schürgassen angelegt, so könnte
                              das Vollfeuer hier wiederum beginnen. Eine neue Etage abzuschmauchender Steine ließe
                              sich aufsetzen und es könnte das Steinbrennen in der Weise continuirlich gemacht
                              werden, wenn nicht die Höhe dem Hinaufheben von Steinen eine Grenze setzte.
                           Der Hoffmann-Licht'sche Ofen macht das
                              continuirliche Brennen mit großem Geschick dadurch möglich, daß der Ofen, gelegt in
                              einem Kreise, den Proceß fortwährend fließend erhält. Sehen wir zu, in welcher Weise
                              und wie lange die Steine dabei in Anspruch genommen sind.
                           Der Prager Ofen hat einen Querschnitt von 10 Fuß Breite und 9 Fuß Höhe im Scheitel,
                              der Durchmesser für die Außenwand des ringförmig in sich zurücklaufenden Ofenraumes
                              ist 108 Fuß. Der Ofenkreis ist in 12 Theile getheilt, von denen täglich im
                              regelmäßigen Betriebe eine Abtheilung ausgekarrt wird. Die Abtheilung faßt 10,000 Mauersteine. Während
                              der Zeit wo gesetzt wird, verschließt eine nur mit Eisenblech beschlagene Holzwand
                              den Querschnitt des Ofens nach den ungebrannten Steinen zu, die mit Lehm gedichtet
                              ist. Nach der Seite der gebrannten Steine ist gleichfalls eine Wand herabgesenkt, um
                              die kalte Luft zu verhindern, unter dem Gewölbe des Ofens entlang zu laufen und
                              vielmehr, um sie zu zwingen, von der Ofensohle her einzutreten. Nach Maaßgabe, wie
                              der auszukarrende Ofenraum frei wird, geht diese Wand immer tiefer hinab, bis sie
                              correspondirend zur Verbrennung auf einem bestimmten Querschnitt stehen bleibt. Die
                              warmen Wände üben sogleich ihren Einfluß auf die neu eingesetzten Steine, während
                              die Luft im leer gewordenen Ofen temperirt in die in der Abtheilung befindlichen
                              Steine tritt.
                           5 Abtheilungen stehen in Abkühlung, 5 Abtheilungen werden für den Vollfeuerproceß
                              disponirt. Auf der Grenze zwischen beiden bewegt sich der Verbrennungsproceß mit dem
                              rückschreitenden Nachfeuer und dem fortschreitenden Vorfeuer. Alle 24 Stunden ist
                              das Vollfeuer von einer Abtheilung zur andern fortgerückt. Die Abkühlung der Steine
                              nimmt allmählich ab, so daß jeder Stein 5 × 24 Stunden kühlt, ehe er aus dem
                              Ofen genommen wird.
                           Die Glocken, welche die Füchse verschließen, um sie der Wirkung des Schornsteins zu
                              entziehen, sind für die abkühlenden Abtheilungen geschlossen. Für die im Feuer
                              begriffene Ofenzone sind sie in der nachfolgenden vierten Abtheilung erst geöffnet,
                              indem die Glocke der drittfolgenden Abtheilung noch nicht ganz geschlossen ist. Wird
                              sie beim Weiterrücken des Brandes geschlossen, so öffnet man bereits die Glocke der
                              fünften Abtheilung wenig und es beginnt hier das Abschmauchen dieser Ofenzone,
                              welcher in 4 × 24 Stunden das Verglühfeuer allmählich näher rückt und am
                              fünften Tage zum Vollfeuer sich verstärkt.
                           Die Function des Schornsteins ist exact. Man hat es jederzeit in der Gewalt, durch
                              die Stellung der Glocken den Schornstein hinreichend warm zu erhalten und den
                              Zutritt der Verbrennungsgase zur Schmauchregion zu reguliren, es kommt dabei nur auf
                              eine richtige Anwendung der Mittel an. Ein hauptsächliches Bedingniß für den
                              continuirlichen Betrieb ist es, daß, wenn der Ofen zum
                                 erstenmale vollgesetzt ist, derselbe in den 11 Abtheilungen ringsherum abgeschmaucht werden muß. Das Abschmauchen macht
                              man so, namentlich wenn keine trockenen Steine anfänglich hinreichend vorräthig
                              sind, daß man nicht die Dämpfe alle in den Schornstein jagt,
                                 sondern auch die hinterliegenden Feuergassen öffnet, und sie aus den Gewölbeöffnungen entweichen
                                 läßt. So disponirt, schreitet man nach dem Abschmauchen mit dem vollen
                              Feuer bis zur 5ten Abtheilung vor, und beginnt nun das Einkarren der 12ten und das
                              Auskarren der ersten Abtheilung. Nun haben wir den Schmauch nur immer von einer
                              Abtheilung auszutreiben, die anfänglich in einer Dampfatmosphäre steht und dann
                              ihren Schmauch dem zunächst rückwärts gelegenen wenig geöffneten Fuchs ganz langsam
                              abgibt. Hat man weiter Steine sehr naß in den Ofen gebracht, und fürchtet, daß sie
                              beim Schmauchen zusammensinken, so würde man auch jetzt die Feuergassen öffnen, und
                              den Qualm eine Zeit lang aus dem Gewölbe entweichen lassen.
                           Man versuchte in Prag entsprechende Glocken zu schließen, die Feuergassen, in denen
                              das Vollfeuer war, aber zu öffnen. Fast in demselben Moment schlug die Flamme
                              mannshoch aus den Oeffnungen, und es wäre leicht gewesen unter dem Gewölbe auf diese
                              Weise Klinker zu brennen, wenn man das Experiment hätte fortsetzen wollen.
                           Einen feineren und sparsameren Apparat für das Steinbrennen kenne ich nicht. Wer dem
                              Proceß des Steinbrennens in den bisher gebräuchlichen Constructionen seine
                              Aufmerksamkeit zugewandt hat, ist in kurzer Zeit mit der Behandlung dieses Ofens
                              vertraut, und wer vom Brennproceß auch nur praktische Vorstellung hat, wird sehr
                              bald und viel sicherer mit dem Ofen arbeiten, als dieß mit irgend einem bis jetzt
                              construirten Ziegelofen möglich ist.
                           Wer vom Ziegelbrennen freilich gar keinen Begriff hat, wird weder in dem Hoffmann-Licht'schen Ofen noch in einem andern
                              Ofen ordentliche Steine produciren, und in solchen Händen befindet sich
                              augenblicklich der Scholwiner Ofen bei Stettin. Für die
                              Sache ist es nicht genug zu bedauern, daß dieser zuerst von Hoffmann und Licht gebaute Ofen solchem
                              Mißgeschick anheimfiel. Bei der Neuheit wurde das allgemeine Urtheil dadurch auf
                              falsche Fährten geleitet.
                           Der zweite Ofen wurde bei Leipzig gebaut, derselbe ist
                              noch nicht vollendet. Da sind drei Ringe neben einander projectirt. Bei einem
                              vorläufigen Probebrennen mit einer sehr backenden Kohle hatte man eine hier freilich
                              für Steine zu heftige Schmelzhitze erzeugt, dennoch ist der Versuch für andere
                              Zwecke, namentlich für die hohen Temperaturen, die man mit dem Ofen erzeugen kann,
                              sehr lehrreich gewesen.
                           Der dritte in Prag gebaute Ofen ist mit aller Oekonomie in
                              die Erde gelegt. Es werden mit demselben im Jahre beiläufig 3 1/2 Millionen
                              Mauersteine gebrannt werden.
                           Es ist nicht möglich, andere Brennräume von gleicher Capacität auch nur annähernd für
                              die Kosten dieses Ofens herzustellen. Wo die Production jährlich 1/2 Million Steine
                              beträgt, dürfte es noch immer vortheilhaft seyn, einen entsprechend kleineren Ofen
                              nach diesem Princip zu bauen. Je größer indessen der Ofen seyn kann, desto größer
                              sind seine Vortheile, und es ist nicht richtig, wenn man annimmt, daß ein Ofen zum
                              Steinbrennen kleiner seyn müsse als zum Kalkbrennen.