| Titel: | Drehbank für Walzwerk-Cylinder, von den Ingenieuren Thirion und de Mastaing in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXXV., S. 252 | 
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                        LXXV.
                        Drehbank für Walzwerk-Cylinder, von den Ingenieuren
                           Thirion und
                           de Mastaing in
                           Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, März 1861, S.
                              124.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Thirion's Drehbank für Walzwerk-Cylinder.
                        
                     
                        
                           Die Walzen oder Cylinder für Walzwerke werden meistens in drei Operationen abgedreht;
                              zuerst wird die rohe Walze auf eine Spitzendrehbank gebracht und man dreht nur die
                              Zapfen an; da die Masse dieser letzteren gewöhnlich beim Gusse weich bleibt, so
                              können sie leicht und centrisch auf Spitzen gedreht werden. Dieß gilt nicht für die
                              Walzenoberfläche, welche meistentheils durch verschiedene Operationen, namentlich
                              für die Bearbeitung von kleineren Eisenstücken, sehr gehärtet worden ist. Die zweite
                              Operation besteht daher im Aufziehen der Walze auf die Drehbank, und die dritte im
                              Einschneiden der Cannelirungen.
                           
                           Hiezu dreht sich die Walze um die wie eben gesagt, angebrachten Zapfen, wodurch man
                              es erreicht, daß die Walzen genau concentrisch werden. Außerdem aber muß die
                              Oberfläche genau rund seyn, was nur erlangt werden kann, wenn der Meißel so
                              aufgestellt ist, daß er auch beim stärksten Druck durch besonders harte oder starke
                              Stellen nicht nachgeben kann.
                           Die gewöhnlich angewandten Drehbänke bestehen aus einem großen Tisch, worauf
                              einerseits die Lager für die Cylinder und andererseits die Schlitten mit den
                              Supports für die Meißel angebracht sind; der Spielraum welcher zwischen diesen
                              einzelnen Theilen und ihren Befestigungsmechanismen stattfinden und die Biegsamkeit,
                              welche bei einigen derselben vorkommen kann, sind eben so viele Ursachen zu
                              entstehenden Verrückungen des Meißels. Um diese Ubelstände zu vermeiden, haben die
                              Erfinder eine Drehbank construirt, an welcher der Support mit den Lagern für die
                              Walzenzapfen aus einem Körper besteht.
                           Die Figuren
                                 20–26 stellen diese Drehbank dar; Fig. 20 ist ein
                              Gesammtaufriß, Fig.
                                 21 ein Querschnitt des Apparats. Fig. 22 zeigt den
                              Durchschnitt parallel der Achse des Cylinders mit dem Support im vergrößerten
                              Maaßstabe. Die Fig.
                                 23–25 geben einige Details und Fig. 26 den Grundriß und
                              Horizontalquerschnitt des Supports.
                           Auf der Drehbank (Fig. 20) sind zwei Cylinder C und C' angebracht. A ist die
                              Docke, welche mit einer Treppenrolle und mit dem nöthigen Getriebe versehen ist, um
                              verschiedene Geschwindigkeiten hervorzubringen, je nach dem Durchmesser und der
                              Härte der Cylinder. B ist der Reitstock mit seiner
                              beweglichen Spitze; D sind die vier Lager für die zwei
                              Cylinder.
                           Das Gestell F der Drehbank ist so eingerichtet, daß die
                              vier Lager und der Reitstock B sich leicht und ohne die
                              Mittelpunktlinie zu verlassen, verschieben können; zu diesem Zwecke ist die
                              Oberfläche der beiden Wangen sowie ihre innere Fläche abgeschliffen. Die ebenfalls
                              geschliffene Sohle der Schlitten trägt zwei Seitenleisten i,
                                 i (Fig.
                                 21) welche ihre seitliche Verrückung verhindern; die äußere Kante der
                              Wangen ist schwalbenschwanzförmig ausgeschnitten und die Schlitten sind mittelst
                              Klemmschrauben k daran festgehalten.
                           Eine mittelst des Bolzens q aufgehängte Platte p folgt der Bewegung des Schlittens; um also einen
                              Support je nach der Länge des Cylinders zu verschieben, braucht man nur die Schraube
                              q zu lösen, den Support D zu stellen und dann q wieder anzuziehen.
                           Mit den Supports D sind die Stützen t angegossen, welche oben abgeschliffen sind und die
                              Meißelstützen (piano genannt) P (Fig.
                                 22) tragen.
                              Dieser Theil des Supports ist ein hohler gußeiserner Balken von rechteckiger Form
                              und großer Steifigkeit; er hat eine Anzahl verticaler runder Löcher o (Fig. 22 und 26), in welche
                              man die Stiele kleiner eiserner Hohldocken mit eingedrehter Schraube einsteckt.
                           Zwei Druckschrauben v mit durchlöchertem Kopfe dienen zum
                              Festklemmen des Meißels s, welcher auf dem Rand der
                              beschriebenen Stütze aufliegt; alles ist so eingerichtet, daß der Meißel den
                              Cylinder etwas unterhalb seiner Achse angreift.
                           Auf diese Weise wird der Meißel sehr nahe an seiner arbeitenden Schneide gehalten; um
                              sein Zurückweichen zu verhindern, sind die Supports mit zwei Anhängseln E versehen (Fig. 20 und 21), durch
                              welche man das eiserne Querstück H hindurchsteckt;
                              dieses besteht aus zwei horizontalen Wangen mit zwei Querriegeln. Der Hintertheil
                              des Meißels s, welchen man durch das Stück H hindurchsteckt, ist mit einem Zapfenloch versehen, in
                              welches man den Keil r (Fig. 21) eintreibt,
                              wodurch also der Meißel befestigt und am Rückgang verhindert wird.
                           Die Figuren
                                 23, 24
                              und 25
                              stellen die Details des zum Support D gehörenden Lagers
                              dar; dieses trägt vier bronzene Futter v, x, y, z, von
                              denen man noch andere zum Auswechseln je nach dem Durchmesser der Zapfen braucht.
                              Während der Arbeit überträgt sich der Druck des Meißels in zwei Componenten auf die
                              Futter v und x. Die
                              Abnutzung von v wird compensirt durch das Anziehen der
                              beiden Schrauben der Haube, und die von x durch die
                              Schraube b, welche auf eine Eisenplatte wirkt, auf der
                              das Futter ruht. Das Futter y trägt nur das Gewicht des
                              Cylinders, dient aber auch, um dessen Verschiebung zu verhindern. Zu diesem Zweck
                              liegt es auf einem T-förmigen Eisenstück (Fig. 25),
                              dessen Stiel in einem Einschnitt gleiten kann und dessen Kopf durch zwei im Lager
                              eingelassene Stellschrauben f regiert wird; durch
                              Anziehen dieser Schrauben wird die Walze in ihrer Lage fixirt und während der Arbeit
                              darin erhalten.
                           Es wird also bei dieser Drehbank der Meißel an seiner Arbeitsschneide befestigt und
                              sein Stützpunkt auf die Träger der Walzenzapfen selbst verlegt; es müssen also die
                              oben angedeuteten Ursachen des Ausweichens vermieden und vollkommen cylindrische
                              Oberflächen erhalten werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
