| Titel: | Die Fabrication des endlosen Bleibleches; von E. Becker. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXXVI., S. 255 | 
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                        LXXVI.
                        Die Fabrication des endlosen Bleibleches; von
                           E. Becker.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure,
                              1861, Bd. V S. 74.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Becker, über die Fabrication des endlosen Bleibleches.
                        
                     
                        
                           Auf dem Bleiwerke in Oldford Road, Bow, London bin ich mit der theilweisen
                              Einrichtung einer Maschine beschäftigt gewesen, die dazu bestimmt war, Bleiblech,
                              nicht wie bisher in einzelnen Platten zu walzen, sondern aus einem vollen Cylinder endlos zu schneiden, und die dem Besitzer
                              für England patentirt ist.
                           Es ergab sich dadurch den Aeußerungen des Fabrikanten zufolge an den Kosten, die aus
                              der Umwandlung von Barrenblei in Bleiblech erwachsen, eine Ersparniß von 40 bis 50
                              Proc. Das nach der neuen Methode hergestellte Bleiblech fand ich durchaus frei von
                              Poren und kleinen Löchern, während das Walzblei, wenigstens das eine gute
                              Papierdicke starke, an vielen Stellen Wasser durchließ. Das endlose geschnittene
                              Blei hatte schließlich noch den Vortheil größerer Zähigkeit, dem gewalzten
                              gegenüber.
                           Die Einrichtung der Maschine war ungefähr die in der Skizze Fig. 13 im Querschnitt
                              dargestellte:
                           In zwei kräftigen Lagerböcken a ruhte eine geriffelte, in
                              der Mitte 10 Zoll, an dem der Torsion ausgesetzten Ende und in den Lagern 7 1/2 Zoll
                              starke gußeiserne Welle b, um die das Blei als hohler
                              Cylinder c herumgegossen war. g und h sind zwei größere Stirnräder, welche
                              sich bezüglich mit den Trieben i und k im Eingriffe befinden; l
                              ist eine Vorgelegswelle und m die treibende
                              Riemenscheibe.
                           Das Gießen des Bleies geschieht dort aus einem kleinen Flammofen, in welchem die
                              Flammen unter und über das in einem gußeisernen Behälter, der von der Luft möglichst
                              abgeschlossen ist, befindliche Blei hinströmt. Die gußeiserne Welle wird in eine
                              zweitheilige cylindrische Form von 2 Fuß Durchmesser, 2 Fuß 10 Zoll Höhe central
                              eingesetzt, und das Blei dann stehend um dieselbe gegossen. Die Abkühlung darf nur
                              langsam geschehen, um eine möglichst große Zähigkeit herbeizuführen. Nachdem die
                              Form entfernt ist, wird die Welle mit dem Bleiringe durch einen Krahn in ihre Lager
                              gehoben, und das Schneiden kann beginnen.
                           Ein Stahlmesser d, das etwa 3 Fuß lang, 8 Zoll hoch, 1
                              1/2 Zoll stark ist und auf einen Support geschraubt ist, der durch die Maschine in gleichmäßiger
                              Geschwindigkeit gegen den sich langsam drehenden Bleicylinder bewegt wird, schneidet
                              das Blech in seiner ganzen Breite herunter. Der Support kann, ähnlich wie der einer
                              Spindeldrehbank, mit verschiedenen Geschwindigkeiten vorgeschoben werden, was durch
                              eine Schraube und Zwischenräder bewirkt wird; man erzielt demnach eine beliebige
                              Stärke des Bleches, das auf dieser Maschine in Dicken von 1/300 bis 1/8 Zoll
                              geschnitten wurde.
                           Die beiden äußersten Enden des Bleicylinders sind auf eine Länge von etwa 1 Zoll
                              nicht brauchbar; es sind daher auf dem Support zwei Stichel e angebracht, die in den sich drehenden Bleicylinder schneiden, so daß,
                              wenn das Messer d das Blech f herunter schält, zu beiden Seiten desselben zwei 1 Zoll breite Bänder
                              herniederfallen und das endlose Blech von genau gleicher Breite geschnitten ist.
                           Das so erhaltene Blech wird zwischen sich drehenden Walzen, die das Blei gerade
                              halten, auf eine kleine hölzerne Rolle geleitet, die es aufwickelt und die durch
                              Frictionsscheiben mit der Maschine gekuppelt ist, so daß kein Ausdehnen oder
                              Abreißen des abgeschnittenen Bleches erfolgen kann. Hat die aufgewickelte Bleirolle
                              einen bestimmten Durchmesser, etwa 6 Zoll, erreicht, so schneidet ein Arbeiter (der
                              drei Maschinen bedienen kann), das Blech durch und wechselt eine neue Holzrolle ein.
                              In dieser Form, also auf Holzrollen, kommt das Bleiblech in den Handel.
                           Nach den von mit angestellten Versuchen ergab sich, daß um Bleiblech von 1/48 Zoll
                              Stärke zu schneiden, auf der ersten Betriebswelle, die 90 Umgänge in der Minute
                              machte, eine Riemscheibe von 2 1/2 Fuß Durchmesser und 5 Zoll Breite erforderlich
                              war, und daß dann der Bleicylinder bei 2 Fuß Durchmesser und 2 Fuß 10 Zoll Länge, 2
                              Umgänge in der Minute machte. Es ergab sich ferner, daß das Blei durch das Abschälen
                              in seiner Länge eine Zusammenschiebung von 1/3 erfuhr, daß also bei jenen
                              Dimensionen und Geschwindigkeiten in einer Minute nur etwa 8 Fuß anstatt 12 Fuß
                              heruntergeschnitten wurden.
                           Bleiblech, das bei uns nur eine ziemlich geringe Anwendung erfährt, wird in England
                              in Dicken von 1/4 bis 3/8 Linien in ungeheurer Menge gebraucht, namentlich zum
                              Belegen von Fußböden in öffentlichen Gebäuden und Comptoirs, die häufig betreten
                              werden, ebenso in vielen Häusern zum Belegen der Treppen und Flure.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
