| Titel: | Anleitung zur Herstellung galvanoplastischer Platten für Buchbinderpressen. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXXXV., S. 290 | 
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                        LXXXV.
                        Anleitung zur Herstellung galvanoplastischer
                           Platten für Buchbinderpressen.
                        Aus dem Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861
                              S. 17.
                        Anleitung zur Herstellung galvanoplastischer Platten für
                           Buchbinderpressen.
                        
                     
                        
                           Die bei den Buchbindern allgemein gebräuchlichen Platten, um vergoldete Verzierungen
                              auf Leder, Pappe u. dergl. zu pressen, sind von Messing, der Stärke wegen über 1/2
                              Zoll dick, und enthalten an der oberen Seite das Muster eingravirt. Sie werden
                              theils aus Fabriken, z.B. in Magdeburg, bezogen, theils auch in Hannover und anderen
                              Städten auf Bestellung gravirt, sind ziemlich theuer, und es rechtfertigt sich daher vollkommen
                              die Beschreibung ihrer Anfertigung auf galvanoplastischem Wege, welche keiner
                              Schwierigkeit unterliegt. Es gehört dazu jedenfalls ein Modell, als welches entweder
                              eine fertig gravirte messingene Platte, oder falls solche nicht vorhanden ist, eine
                              von einem Holzschneider in Holz geschnittene Platte dienen kann. Es ist dem
                              Holzschneider aufzugeben, diejenigen Stellen, welche nicht drucken sollen, tiefer
                              als bei gewöhnlichen Holzschnitten auszuarbeiten. Von diesem Modell wird nun ein
                              Abdruck in Gutta-percha ausgeführt. Man umgibt zu dem Ende das Modell mit
                              einem Rande von Weißblech, der etwa einen Zoll hoch vorsteht und macht ein Stück
                              Holz zurecht, welches in diesen Blechrand gut hineinpaßt. Ist das Modell in Holz
                              geschnitten, so muß die gravirte Oberfläche, um das Ankleben der Gutta-percha
                              zu vermeiden, mit höchst fein geriebenem Graphit recht sorgfältig eingerieben
                              werden, bis sie metallisch glänzend erscheint. Man schneidet nun aus einer Platte
                              recht reiner schöner Gutta-percha ein Stück von der Größe des Modells,
                              erwärmt es an einem Ofen oder über einigen glühenden Kohlen (nicht in Wasser), bis
                              es anfängt weich und etwas klebrig zu werden, und reibt es überall bis zum
                              Metallglanz mit Graphit ein. Man legt nun das Stück, welches erforderlichen Falls
                              wieder etwas erwärmt wurde, auf das Modell und drückt es mit den Fingern an, um es
                              in die größeren Vertiefungen hinein zu bringen, nimmt es von Zeit zu Zeit vom
                              Modelle ab, um die etwa von Graphit entblößten Stellen von neuem damit einzureiben.
                              Um nun die obere Seite der Gutta-percha, welche an den Stellen der größeren
                              Vertiefungen stark eingedrückt ist, abzugleichen, füllt man die vertieften Stellen
                              mit stark erweichter, nicht graphitirter Gutta-percha und ertheilt ihr so
                              eine möglichst ebene Oberfläche. Auf diese legt man nun das vorhin erwähnte
                              Holzstück und bringt das Ganze unter eine Presse. Der Druck muß ziemlich, jedoch
                              nicht übermäßig stark seyn. Durch einige Uebung und Erfahrung, welche überhaupt zum
                              Gelingen der ganzen Arbeit unerläßlich ist, lernt man bald den zweckmäßigen Grad der
                              Pressung. Nach beendigtem Pressen läßt man das Ganze in der Presse zum vollständigen
                              Erkalten und Erhärten der Gutta-percha stehen, nimmt den Blechrand, welcher
                              den Zweck hatte, das Herausquetschen der weichen Gutta-percha zu verhindern,
                              ab, und hebt den Abdruck vom Modelle ab, was, wenn alle Flächen gut graphitirt
                              waren, ohne Schwierigkeit von statten geht.
                           Die so gewonnene Gutta-percha-Form wird nun mit sehr feinem, vorher in
                              einem verschlossenen Tiegel scharf ausgeglühten Graphit eingerieben und in den
                              galvanoplastischen Apparat gebracht. Das Verfahren der Galvanoplastik muß hier um so
                              mehr als bekannt vorausgesetzt werden, da sich wohl nur damit bekannte Personen mit der
                              Anfertigung solcher Platten befassen werden. Da die nichtdruckenden Theile in der
                              Gutta-percha-Form stark vor-, die druckenden Theile aber
                              zurückspringen, letztere also, auf die es doch gerade am meisten ankommt, im
                              galvanoplastischen Apparate sich am langsamsten mit Kupfer bekleiden, so ist es zum
                              leichteren Gelingen wichtig, die größeren Vertiefungen des Modells von dem
                              Holzschneider oder Graveur nicht tiefer arbeiten zu lassen, als gerade nothwendig,
                              höchstens 1/4 Zoll, auch die Seitenwände der Vertiefungen nicht zu steil, sondern
                              schräg ansteigend zu machen. Ist die galvanoplastische Form, etwa einen Messerrücken
                              stark, fertig, so muß ihr eine hinreichend starke und dicke Unterlage gegeben
                              werden, worin, wegen der Schwierigkeit, ein geeignetes Material zu finden,
                              vielleicht die schwächste Seite der Sache liegt. Das geeignetste Material dürfte
                              Schriftmetall (Blei und Antimon) seyn, doch dürfte sich ein größerer Zusatz des
                              Antimons als beim Schriftmetall eignen, damit es im erwärmten Zustande dem starken
                              Drucke der Presse widerstehe. Nachdem die Hinterseite der galvanoplastischen Form
                              stark verzinnt und mit einem geeigneten Rande umgeben worden, gießt man das
                              geschmolzene Metall in der erforderlichen Dicke darauf.