| Titel: | Ueber ein neues Walzensystem zur Fabrication von käuflichem Eisen. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XCVII., S. 350 | 
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                        XCVII.
                        Ueber ein neues Walzensystem zur Fabrication von
                           käuflichem Eisen.
                        Ueber ein neues Walzensystem zur Fabrication von käuflichem
                           Eisen.
                        
                     
                        
                           Die von dem Hammerwerksmeister Franquinet-Delloye erfundenen Walzwerke, auf welche derselbe in
                              England, Belgien, Frankreich etc. seit einigen Monaten patentirt ist, haben schon
                              große Sensation unter den Gewerbetreibenden erregt. Wir beschränken uns hier nur
                              darauf, ihre Hauptvortheile kurz anzuführen. Man weiß, daß der größte Theil der
                              Eisenhammerwerke nach Aufträgen arbeitet. Da diese nun natürlich ins Unendliche
                              verschieden seyn können wegen der verschiedenen Muster, welche verlangt werden, und man
                              dieserhalb genöthigt ist, die Walzen für jedes Caliber zu verändern, so entsteht
                              dadurch ein beträchtlicher Zeitverlust. Wenn die Nachrichten, die wir über diese
                              neuen Walzmaschinen gesammelt haben, genau sind, so fällt diese, wie mehrere andere
                              daraus folgende Unannehmlichkeiten, wenigstens zum großen Theil, weg. In der That
                              werden, wie uns durch einen Sachkundigen versichert worden, mit demselben Paar
                              Walzen, ohne Verstellung derselben und ohne Unterbrechung der Arbeit, alle möglichen
                              Stärken producirt. Außer platten Stäben von jedem Caliber kann man mit denselben bis
                              zwölf Stärken Quadrateisen fabriciren. Dieß wäre ein sehr wichtiger Fortschritt für
                              unsere jetzigen Walzwerke, da ein Paar von diesen Walzen nur ein bis drei Muster
                              platter Stäbe erzeugen kann, während man mit den Franquinet'schen Walzen zehn bis zwanzig producirt, ohne die Quadratstäbe
                              darunter zu begreifen. Zu diesem außerordentlichen Resultate ist man nicht allein
                              durch eine neue Form und Verbindung der Walzen, sondern durch ein äußerst einfaches,
                              genaues und leicht zu regierendes Stellsystem gelangt. Da dieses hauptsächlich den
                              Zweck hat, das Auseinandernehmen der Walzen zu vermeiden, so folgt daraus eine
                              bedeutende Zeitersparung und begreiflich eine erhöhte Production. Angenommen z.B.,
                              man nähme einen Auftrag zu 15 bis 20 Breiten Eisen von beliebiger Stärke in Arbeit,
                              so kann man, da man während des Anwärmens der Stäbe die Walzen zu anderen
                              Stabbreiten verändern muß, nur einen einzigen Ofen anwenden; bei den Franquinet'schen Walzen, welche, wie schon gesagt, bei
                              einem und demselben Paar ohne die quadrirten Stäbe bis 20 verschiedene Breiten
                              geben, sind auf einen Train zwei Wärmöfen erforderlich, was einen doppelten Ertrag
                              der Arbeit zur Folge haben muß. Um die durch das Verstellen der Walzen veranlaßten
                              Verluste an Zeit und Brennmaterial möglichst zu verringern, haben große Werke zwar
                              das Hülfsmittel, für das Magazin zu arbeiten; wofern sie aber ihr Eisen nicht nach
                              den Generalmagazinen schieben können, welche leider noch nicht überall eingerichtet
                              sind, fallen sie wieder in die Unannehmlichkeit, daß ihr Capital mehr oder weniger
                              lange todt liegt. Wir kennen zwar die Bedingungen nicht, unter denen Franquinet die Hammerwerksmeister ermächtigt hat, von
                              seinem Systeme Gebrauch zu machen, doch so viel ist gewiß, daß dasselbe, wenn es für
                              die Dauer ist, eine bedeutende Verbesserung in der Eisenindustrie bewirkt und eine
                              Ersparung von 7 bis 10 Francs per Tonne erwarten läßt.
                              Die Franquinet'schen Walzen nehmen dann einen der ersten
                              Plätze in der so nothwendigen Vervollkommnung unserer jetzigen Werkzeuge ein. Es ist
                              noch wichtig zu erwähnen, daß Franquinet sich erbietet,
                              in jede Werkstatt, wo man sein System probiren will, auf seine Kosten ein Paar Walzen zu legen und diese
                              einen Monat zum Versuche zu überlassen. (Aus dem Journal des
                                    mines durch die berg- und hüttenmännische Zeitung.)