| Titel: | Ueber die Trennung des Goldes und Platins von dem Zinn und Antimon auf nassem Wege, und über die Reduction des Eisenchlorids durch das Platin; von A. Béchamp und C. Saintpierre. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CIV., S. 372 | 
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                        CIV.
                        Ueber die Trennung des Goldes und Platins von dem
                           Zinn und Antimon auf nassem Wege, und über die Reduction des Eisenchlorids durch das
                           Platin; von A.
                              Béchamp und C.
                              Saintpierre.
                        Aus den Comptes rendus, April 1861, t. LII p.
                              757.
                        Béchamp, über die Trennung des Goldes und Platins von Zinn
                           u. Antimon auf nassem Wege.
                        
                     
                        
                           Wir nahmen uns vor, die Eigenschaft des essigsauren Eisenoxyduls, das Platinchlorid
                              zu Metall zu reduciren, zur Trennung des Goldes und Platins von dem Zinn und Antimon
                              zu benutzen. Zuerst überzeugten wir uns, daß sowohl Eisenchlorür als essigsaures
                              Eisenoxydul weder das Antimonchlorid, noch das Zinnchlorid reduciren, selbst nicht
                              in der Siedehitze, und daß man sehr gut, qualitativ, das Gold und Platin durch
                              essigsaures Eisenoxydul bei Gegenwart dieser Chloride fällen kann. Man kann sogar
                              aus einer Auflösung, welche Zinn, Antimon und Platin enthält, zuerst das Gold durch
                              Eisenchlorür fällen und so dieses Metall quantitativ genau bestimmen, wie folgende
                              Tabelle zeigt.
                           
                              
                                         Mischungen.
                                        Gesuchtes
                                 Gold,
                                 1,18 Proc.
                                 
                              
                                 Gold und Zinn.
                                 Gefundenes Gold
                                 
                                 1,17
                                 
                              
                                 Gold und Zinn.
                                       
                                    „            
                                    „
                                 
                                 1,11
                                 
                              
                                 Gold, Antimon, Zinn.
                                       
                                    „            
                                    „
                                 
                                 1,20
                                 
                              
                                 Gold, Platin, Antimon, Zinn.
                                       
                                    „            
                                    „
                                 
                                 1,29
                                 
                              
                                 Gold, Platin, Antimon, Zinn.
                                       
                                    „            
                                    „
                                 
                                 1,18
                                 
                              
                           Als wir aber nachher das Platin durch essigsaures Eisenoxydul fällten und auf diese
                              Weise zu bestimmen suchten, fanden wir sein Gewicht gewöhnlich viel zu gering. Der
                              Umstand, daß das Platin ein Chlorür liefert, welches durch Eisenchlorür nicht
                              reducirbar ist, brachte uns auf die Vermuthung, daß das Platin reducirend wirken
                              kann. In der That reducirt dieses Metall das Eisenchlorid zu Eisenchlorür und löst
                              sich selbst in der Flüssigkeit als Chlorid auf, nach folgender Gleichung: Pt +
                              2Fe²Cl³ = PtCl² + 4FeCl.
                           Beim Wägen des reducirten Platins fanden wir sein Gewicht immer zu gering, denn als
                              wir es von dem mitgefällten Eisenoxyd mittelst Salzsäure reinigten, löste sich
                              stets, in Folge einer umgekehrten Reaction, ein Theil desselben wieder auf. Diese
                              neue und unerwartete Eigenschaft des Platins haben wir durch folgende Versuche
                              nachgewiesen:
                           a) 10 Kubikcentimeter Platinchlorid, welche 0,117 Grm.
                              Metall enthielten, wurden durch essigsaures Eisenoxydul reducirt. Am folgenden Tage setzte man
                              Eisenchlorid und ein wenig Salzsäure zu, und nach zwei- bis dreistündigem
                              Sieden war alles Platin wieder aufgelöst.
                           b) 5 Kubikcentimeter desselben Platinchlorids, welche
                              0,0585 Grm. Platin enthielten, wurden auf gleiche Weise reducirt und das gefällte
                              Metall wurde sofort mit Eisenchlorid behandelt; nach zehn Minuten dauerndem Sieden
                              war Alles wieder aufgelöst.
                           c) 0,291 Grm. Platinschwamm, durch Glühen von
                              Ammoniumplatinchlorid bereitet, wurden im Sandbade mit einer Auflösung von
                              Eisenchlorid, welche mit Salzsäure angesäuert war, erhitzt; von Zeit zu Zeit setzte
                              man verdünnte Salzsäure zu, um das Volum constant zu erhalten. Nachdem die
                              Einwirkung 18-20 Stunden zwischen 80° C. und dem Siedepunkt des
                              Gemisches gedauert hatte, war alles Platin aufgelöst.
                           d) 0,05 Grm. Platinmohr, nach Liebig's Verfahren bereitet, wurden lange Zeit mit der von uns angewandten
                              Salzsäure gekocht und nicht angegriffen. Im Eisenchlorid hatten sich dieselben nach
                              zwölfstündigem Sieden vollständig aufgelöst.
                           e) Ein Platinblech, welches mit kochender Salzsäure und
                              noch mit kochender Schwefelsäure abgebeizt, hernach zum Rothglühen erhitzt worden
                              war, wog 3,294 Grm. Es wurde unter denselben Umständen wie der Platinmohr mit dem
                              Eisenchlorid erhitzt. Nach 21 Stunden wurde es gewaschen, erhitzt und gewogen; sein
                              Gewicht betrug nur noch 3,243 Grm.; es hatte 0,051 Grm. verloren.
                           Das Platin wird also, unter übrigens gleichen Umständen, um so schwieriger aufgelöst,
                              je weniger zertheilt, je dichter es ist.
                           Die von uns verwendete Salzsäure und das Eisenchlorid enthielten kein freies Chlor.
                              Damit man jedoch die stattgefundene Auflösung des Platins nicht zufälligem Chlor
                              zuschreibe, überzeugten wir uns bei jedem Versuch, durch rothes Blutlaugensalz, daß
                              das Eisenchlorid theilweise zu Chlorür reducirt war; es bildete sich Turnbull's Blau. Das Eisenchlorid war durch Einleiten von
                              Chlorgas in eine Auflösung von Eisenchlorür bereitet; es gab mit rothem
                              Blutlaugensalz weder einen Niederschlag, noch eine blaue Färbung. Der Grund, weßhalb
                              das Platinchlorid durch das Eisenchlorür nicht reducirt wird, ist also der, daß das
                              Platin in diesem Falle ein kräftigeres Reductionsmittel als das Eisenchlorür
                              ist.