| Titel: | Weitere Beobachtungen über das Anilinblau; von Persoz, V. de Luynes und Salvétat. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CVII., S. 390 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CVII.
                        Weitere Beobachtungen über das Anilinblau; von
                           Persoz, V. de Luynes und Salvétat.
                        Aus den Comptes rendus, April 1861, t. LII p.
                              700.
                        Persoz, weitere Beobachtungen über das Anilinblau.
                        
                     
                        
                           Aus unserer früheren MittheilungS. 71 in diesem Bande des polytechn. Journals. weiß man, daß wir eine blaue Substanz, von uns Pariserblau (bleu de Paris) genannt, erhielten, als wir wasserfreies
                              Zinnchlorid auf Anilin in einer geschlossenen Röhre bei einer Temperatur von 170 bis
                              180° C. dreißig Stunden lang einwirken ließen. Ueber diese merkwürdige Substanz wollen wir nun
                              weitere Beobachtungen mittheilen.
                           Wenn man die Röhre, worin die Reaction bewerkstelligt wurde, zerbricht, so erhält man
                              daraus eine schwärzliche und klebrige Masse, welche mit kochendem Wasser ausgezogen,
                              dasselbe dunkelblau färbt. Aus der filtrirten Lösung fällt Kochsalz die blaue
                              Substanz, welche man auf einem Filter sammelt; die durchgehende Flüssigkeit besitzt
                              eine grüne Farbe. Man löst den blauen Niederschlag in Wasser auf und fällt ihn
                              neuerdings mit Kochsalz. Diese Operation wiederholt man mehrmals, um die grüne
                              Substanz vollständig abzusondern; endlich fällt man zum letztenmal mit einigen
                              Tropfen Salzsäure; die blaue Substanz scheidet sich in Flocken ab, die auf einem
                              Filter gesammelt und zuerst mit Wasser welches mit Salzsäure angesäuert ist, hernach
                              mit reinem Wasser gewaschen werden. Man hört mit dem Waschen auf, wenn das
                              durchgehende Wasser anfängt sich blau zu färben.
                           Um die Substanz krystallisirt zu erhalten, löst man sie in heißem Alkohol, woraus man
                              sie beim Erkalten in prachtvollen blauen Nadeln erhält, welche mit den Krystallen
                              von schwefelsaurem Kupferammoniak Aehnlichkeit haben.
                           Beim Erhitzen schmilzt diese Substanz und zersetzt sich, indem sie violette Dämpfe
                              gibt, wahrscheinlich in Folge einer beginnenden Sublimation. Sie ist in Wasser,
                              Alkohol, Holzgeist und Essigsäure löslich; unlöslich in Aether und
                              Schwefelkohlenstoff.
                           Schwefelsäure löst sie auf, und färbt sich dabei bernsteingelb; Wasser erzeugt in der
                              Flüssigkeit eine prachtvoll blaue Färbung.
                           Mit Alkohol gemischte Schwefelsäure löst sie auf, und färbt sich dabei blau; diese
                              Farbe verbleibt selbst beim Sieden.
                           Salpetersäure verändert den blauen Farbstoff und führt ihn durch alle Zwischennüancen
                              in Granatbraun über.
                           Chromsäure fällt ihn aus seiner wässerigen Auflösung, ohne ihn zu verändern.
                           Schweflige Säure wirkt nicht auf ihn, weder in der Wärme noch in der Kälte.
                           Chlor zerstört ihn.
                           Er wird aus seiner wässerigen Auflösung durch die Säuren, die Alkalien und die Salze
                              gefällt, welche nach Art der Salzlösungen auf die Farbstoffe und die Seifen zu
                              wirken scheinen. So fällen ihn Ammoniak, Natron, zweifach – chromsaures Kali,
                              phosphorsaures Natron etc.
                           Bis jetzt gelang es uns nicht, diesen blauen Farbstoff in ähnlicher Weise wie den
                              Indigo zu reduciren.
                           
                           Seit unserer letzten Mittheilung erfuhren wir, daß de
                                 Laire das Anilinblau schon früher dargestellt hat, indem er Fuchsin auf
                              einen Ueberschuß von Anilin einwirken ließ. Die von uns angegebene Bereitungsart
                              gehört in dieselbe Kategorie, denn anstatt fertiges Fuchsin anzuwenden, ersetzen wir
                              dasselbe durch die es erzeugenden Substanzen. Die vergleichende Analyse dieser
                              Producte, womit wir gegenwärtig beschäftigt sind, wird ergeben ob diese Farbstoffe
                              identisch sind.