| Titel: | Theorie der geschlossenen calorischen Maschine von Laubroy und Schwarzkopf in Berlin; von Gustav Schmidt, k. k. Kunstmeister. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CIX., S. 401 | 
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                        CIX.
                        Theorie der geschlossenen calorischen Maschine
                           von Laubroy und Schwarzkopf in Berlin; von
                           Gustav Schmidt, k. k.
                           Kunstmeister.
                        Aus der Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins 1861, Heft IV u. V, S. 79.
                        Mit Abbildungen.
                        Schmidt, Theorie der Laubroy'schen geschlossenen calorischen
                           Maschine.
                        
                     
                        
                           Die calorischen Maschinen werden nach Redtenbacher in zwei
                              Kategorien getheilt, in offene und geschlossene. Offene
                              Maschinen sind jene, bei welchen nach jedem Kolbenspiel wieder ein neues Luftquantum
                              zur Thätigkeit kommt, indem das bei dem vorhergehenden Kolbenspiel angesaugte
                              Luftquantum von der Maschine wieder in die Atmosphäre ausgestoßen wird. Zu diesem
                              Maschinensystem gehört sowohl die große erste Ericsson'sche Schiffsmaschine, wie auch die jetzt häufig zur Ausführung
                              gekommene kleine Ericsson'sche Maschine (polytechn.
                              Journal Bd. CLIX S. 82) für
                              Kleingewerbe.
                           Letztere benöthigt nach übereinstimmenden mehrfachen Angaben auf Grundlage der
                              Leistungserhebung mittelst des Prony'schen Zaums die
                              bedeutende Menge von etwa 15 Pfd. Kohle per Pferdekraft
                              und StundeVersuche von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart, im
                                    polytechn. Journal Bd. CLIX S.
                                       407., weil die heiße Luft aus der Maschine ausgestoßen wird, ohne daß sie irgend
                              eine Gelegenheit hat, einen Theil ihrer hohen Temperatur nutzbringend abzugeben, und
                              weil der Mechanismus in Folge großer Pressungen bei den ungünstigen Hebelstellungen
                              und in Folge vieler vorkommenden Stöße kraftraubend genannt werden muß. Auch macht
                              das kleine Maschinchen bei dem Auf- und Zuschlagen der Saugeklappen und bei
                              dem Ausstoßen der heißen Luft verhältnißmäßig viel Lärm.
                           Ueber die zweite Kategorie von calorischen Maschinen, über die geschlossenen Maschinen, ist bis jetzt sehr wenig bekannt geworden. Sie
                              sollen die Aufgabe
                              lösen, Wärme in Arbeit umzusetzen, ohne daß der Träger der Wärme, die atmosphärische
                              Luft, die abgeschlossene Maschine verläßt, bloß dadurch, daß die Luft einem
                              continuirlichen Kreisprocesse unterworfen wird. Ein solcher theoretischer
                              Kreisproceß ist schon im Jahre 1824 von S. Carnot
                              publicirt und in Redtenbacher's Dynamidensystem S. 46 und
                              Zeuner's Wärmetheorie S. 58 analytisch durchgeführt
                              worden. Er ist jedoch, was beiden Schriftstellern entgangen ist, nicht praktisch
                              ausführbar, weil man bei diesem Kreisproceß eine Abkühlung der Luft bis auf
                              80° C. bewerkstelligen müßte, wenn die Maximaltemperatur 300° seyn
                              soll, oder sich eine Steigerung der letzteren bis auf 500° gefallen lassen
                              müßte, wenn die Minimaltemperatur 24° betragen sollte.
                           Dieser Carnot'sche Kreisproceß war folgender:
                           1) Erhitzung der Luft bei constantem Volumen,
                           2) Expansion der heißen Luft,
                           3) Abkühlung der Luft bei constantem Volumen,
                           4) Compression der kalten Luft bis zur vollständigen Erreichung des
                              Anfangszustandes.
                           Es läßt sich jedoch ein anderer praktisch realisirbarer Kreisproceß aufstellen:
                           1) Erhitzung comprimirter Luft bei constantem Druck,
                           2) Expansion der heißen Luft,
                           3) Abkühlung der Luft bei constantem Druck,
                           4) Compression der kalten Luft bis zur vollständigen Erreichung des
                              Anfangszustandes.
                           Dieser Kreisproceß ist es, welcher, wie im Nachstehenden gezeigt werden soll, bei der
                              von Schwarzkopf gebauten Laubroy'schen Maschine zur Ausführung gekommen ist; zwar nicht in seiner
                              Vollkommenheit, sondern mit Uebergang der einzelnen Perioden in einander, dennoch
                              aber so, daß die wirklich producirte Arbeit nur etwa um 1/5 geringer ist, als die
                              bei gleichen Spannungsverhältnissen mögliche theoretische Arbeit.
                           Derselbe Kreisproceß liegt auch der neuesten für Schweden patentirten Ericsson'schen Maschine (polytechn. Journal Bd. CLIX S. 161) zu Grunde, welche aber viel
                              complicirter angeordnet ist als die Laubroy'sche
                              Maschine.
                           Um sich vorerst zu überzeugen, daß durch den oben bezeichneten Kreisproceß wirklich
                              Arbeit producirt, und folglich nothwendigerweise das äquivalente Maaß an Wärme
                              consumirt werde, sey in Fig. 1: OV die Abscissenlinie, auf welcher die Volume v₁ v₂ v₃ v₄
                              aufgetragen werden, und
                              OP die Ordinatenachse, der parallel die
                              zugehörigen Spannungen:
                           v₁A = p₁ = v₁B = p₂ = P,
                           und
                           v₃C = p₃ = v₄D = p₄ = p
                           aufgetragen werden.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 160, S. 403
                              Eine Atmosphäre absolute
                                 Spannung.
                              
                           Beim Uebergang vom Volumen v₁ zu v₂ und v₃ wird
                              daher eine Arbeit gleich dem Flächenraum ABCFE
                              producirt; beim Uebergang vom Volumen v₃ zu v₄ und v₁ wird
                              aber nur eine Wirkung gleich dem Flächenraum FCDAE
                              consumirt, also wird bei dem ganzen Kreisproceß eine Arbeit = ABCD producirt, was nur dadurch möglich ist, daß
                              die in der Abkühlungsperiode entzogene Wärmemenge kleiner
                              ist als die in der Erhitzungsperiode zugeführte Wärmemenge, woraus sich wieder von
                              vorneherein ergibt, daß die Temperaturdifferenz t₂ – t₁ bei der Erhitzung größer seyn muß als die Temperaturdifferenz t₃ – t₄
                              bei der Abkühlung, was denn auch die Rechnung bestätigen wird.
                           Die schraffirte Fläche deutet das bei der Laubroy'schen
                              Maschine mittelst eines Indicators wirklich erhaltene Diagramm an.
                           Wie man sieht, ist ein charakteristischer Unterschied der geschlossenen Maschinen,
                              gegenüber den offenen, der, daß man unter allen Umständen nicht nur einen
                              Erhitzungssondern auch einen Abkühlungsapparat
                              benöthiget.
                           
                           Nach dieser Einleitung übergehen wir zu der Beschreibung und Berechnung der Laubroy'schen Maschine, über welche der Assistent der
                              Mechanik am k. k. polytechnischen Institut in Wien, Hr. Julius R. v. Grimmburg, in der Wochenversammlung des österreich.
                              Ingenieur-Vereins am 13. April d. J. eine von den Anwesenden mit größter
                              Aufmerksamkeit verfolgte Mittheilung machte, zu welcher er von Hrn. Schwarzkopf gefälligst ermächtigt war. Die Skizze Fig. 2 soll die Anordnung der Maschine erläutern.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 160, S. 404
                              
                           Dieselbe besitzt zwei Cylinder, einen großen langen und daneben liegend einen
                              kleineren. In ersterem befindet sich an einem Ende der Feuertopf A eingehängt, und von Außen ist der Cylinder von den
                              Rauchcanälen B umschlossen, ähnlich wie bei der Ericsson'schen Maschine. Am anderen, der Schwungradwelle
                              zugewandten Ende, ist ein tiefliegender Deckel D mit
                              Stopfbüchse eingehängt, welcher, so wie drüben der Feuertopf, nicht an den Cylinder
                              anschließt. Von Außen ist diese größere Cylinderhälfte mit Kühlwasser C umgeben, welches continuirlich erneuert wird. (Besser
                              wäre es auch D zu kühlen.) In dem kurzen Raum zwischen
                              Feuertopf und Cylinderdeckel arbeitet der dicke hohle Speisekolben oder Verdränger
                              E (von 18 Zoll Durchmesser) mit sehr geringem Hub
                              (nur 5 Zoll). Dieser Kolben ist inmitten eines Blechmantels F befestigt, der sich einerseits so wie bei der Ericsson'schen Maschine zwischen Feuertopf und Cylinder hineinschiebt,
                              beiderseits Spiel lassend, und andererseits eben so zwischen die Kühlfläche und den
                              hohen cylindrischen Theil des Deckels eintritt. Das vom Verdränger E bei einem einfachen Kolbenschub beschriebene Volumen
                              beträgt ohne Beachtung des Mantelquerschnittes
                           V₁ = 0,024 Kubikmeter.
                           
                           Der daneben liegende kleinere Cylinder G steht auf der
                              Feuerseite mit dem großen Cylinder durch ein Rohr H ohne
                              Hahn und Ventil in beständiger Communication und ist am anderen Ende offen.
                           In ihm arbeitet der (zehnzöllige) Arbeitskolben I (mit 10
                              Zoll Hub) auf die Kurbel K am Ende der Schwungradwelle
                              L, welche natürlich quer gegen die Cylinderachsen
                              gelagert ist und die Riemenscheibe M trägt. Der
                              Arbeitskolben beschreibt bei einem einfachen Kolbenschub das Volumen von
                           V = 0,0144 = 0,6 V₁.
                           Wird daher die Maschine so wie in der Skizze gestellt, und durch einen kleinen auf
                              dem Arbeitscylinder angebrachten Hahn mit Luft gefüllt, der Hahn geschlossen und der
                              Arbeitskolben zurückbewegt, so sollte sich die Spannung der kalten Luft ungefähr von
                              p = einer Atmosphäre auf
                           P = (V +
                                 V₁)/V₁ = 1,6
                              Atmosphäre         (1)
                           erheben. Wegen der Luftverluste stellen sich jedoch im
                              Beharrungszustande beide Spannungen P, p kleiner heraus,
                              und zwar:
                           P = 1,4, p = 0,6 P = 0,84,
                           so zwar, daß factisch
                           P/p = 1,67
                           ist, immerhin nahe genug
                           P/p = (V
                              + V₁)/V₁       (2)
                           Die Kurbel des Speisekolbens eilt der Kurbel des Arbeitskolbens nicht ganz um
                              90° vor, wir wollen annehmen um 78 1/2°. Bei solcher Kurbelstellung beginnt der Arbeitskolben seinen wirksamen
                              Kolbenweg von b nach a, wenn
                              der Verdränger bereits von c gegen d 0,3 seines Weges zurückgelegt hat. Vor dem Verdränger
                              befindet sich also zwischen dem Kolben und dem Deckel D
                              ein Volumen kalter comprimirter Luft gleich
                           V₁ – 0,3 V₁ = 0,7 V₁ =
                              v₁
                           von der Spannung P.
                           Während der Verdränger dieses Volumen kalter Luft
                           v₁ = 0,7 V₁          
                              (3)
                           vor sich her und auf die andere Seite desselben hinschiebt,
                              bis er seine äußerste Stellung erreicht, bei welcher der Arbeitskolben in Folge der
                              Kurbelstellung auf 0,7 seines Weges vorgeschritten ist, vergrößert sich das
                              Luftvolumen durch die Erhitzung an dem Feuertopf so weit, daß es, ohne seine Spannung P zu ändern, auch das vom Arbeitskolben dargebotene
                              Volumen = 0,7 V erfüllt, mithin ein Gesammtvolumen
                              von
                           v₂ = 0,7 (V + V₁)          (4)
                           annimmt. Hierauf folgt eine unvollständige Expansion im
                              Arbeitscylinder mit bereits beginnender Abkühlung wegen angetretenen Rückganges des
                              Speisekolbens, wobei die Luft auf die Spannung p sinkt;
                              sodann erfolgt der Rückgang des Arbeitskolbens unter dem Druck p, der sich in der letzten Periode des Kolbenwegs wieder
                              auf die Anfangsspannung P erhebt.
                           Das Vorzügliche an dieser Maschine ist, daß sie weder eine Steuerung noch ein Ventil
                              besitzt, und dabei per Pferdekraft und Stunde nur 4 1/2
                              Pfd. gute Kohle und 4 Kubikfuß Kühlwasser benöthigt, welches letztere in so kleiner
                              Menge doch immer leicht herbeizuschaffen ist.
                           
                        
                           Berechnung der Leistung.
                           Wir wollen vorerst die Leistung der Maschine berechnen, unter der Annahme, daß der
                              theoretische Kreisproceß vollkommen durchgeführt wird.
                           Das in der Maschine arbeitende Luftquantum besitzt ein Anfangsvolumen v₁ = 0,7 V₁,
                              bei einer Spannung p₁ = 1,4 = P Atmosphären und einer Temperatur von t₁ = 100° C. Die absolute Temperatur T₁ ist also:
                           T₁ = 1/α + t₁ = 273 + t₁ = 373,
                           wenn α = 0,003665 der
                              Ausdehnungscoefficient der Gase ist.
                           Die Luft wird unter constantem Druck p₂ = p₁ = P erhitzt auf
                              die absolute Temperatur T₂, die sich aus
                           T₂/T₁ = v₂/v₁ = (V + V₁)/V₁ =
                              1,6         (5)
                           mit T₂ = 1,6 . 373 = 597
                              ergibt, so daß:
                           t₂ = T₂ – 273 = 324° Cels.
                           seyn muß, um diese Volumsvergrößerung zu bewerkstelligen.
                           Diese heiße Luft von der Spannung P wird ohne weitere
                              Zuführung von Wärme expandirt, bis die Spannung auf
                           p₃ = 0,84 = p = 0,6 P          (6)
                           sinkt. Dabei sinkt die absolute Temperatur nach den Poisson'schen Formeln von T₂ auf
                           T₃ = T₂ (p₃/p₂)(x
                                 – 1)/x = T₂ (p/P)(x – 1)/x         (7)
                           worin x = 1,41 das Verhältniß
                              ausdrückt, zwischen der Wärmecapacität der atmosphärischen Luft unter constantem
                              Druck
                           
                           C' =
                              0,2377         (8)
                           und der rationellen Wärmecapacität derselben
                           C =
                              0,1686         (9)
                           Das Volumen steigt hiebe: von v₂ auf
                           v₃ = v₂ (p₃/p₂)1/x = v₂ (P/p)1/x        
                              (10)
                           Numerisch wird:
                           also
                           T₃ = T₂ (0,6)0,291 = 0,8619 T₂ = 514,5,
                           t₃ = 241,5,
                           oder
                           v₃ = v₂ (10/6)0,7902 = 1,4365 v₂
                           oder v₃ = 2,2984 v₁.
                           Die expandirte heiße Luft wird unter der erlangten Endspannung p abgekühlt, bis ein gewisser Zustand
                           p₄ = p,
                                 v₄, T₄
                           eintritt, der durch weitere Compression ohne Abkühlung in den
                              Anfangszustand
                           p₁ = P,
                                 v₁, T₁
                           zurückgeführt wird. Demnach ist
                           T₄ = T₁ (p₄/p₁)(x–1)/x = T₁ (p/P)(x–1)/x        (11)
                           v₄ = v₁ (p₁/p₄)1/x = v₁ (P/p)1/x        (12)
                           Durch Vergleich von (7) und (11), (10) und (12) folgt:
                           
                              
                                 T₄/T₁v₄/v₁
                                 = T₃/T₂= v₃/v₂
                                 
                                    
                                    
                                           (13)
                                 
                              
                           Wegen (5) ist also auch
                           T₃/T₄ = T₂/T₁ = v₂/v₁        
                              (14)
                           Numerisch ist
                           T₄ = v₁/v₂ . T₃ = 514,5/1,6 = 321,5
                           t₄ = 48,5,
                           v₄ = v₁/v₂ . v₃ = v₁/v₂ . 1,4365 v₂ = 1,4365 v₁.
                           
                           Die kleinste in dem Kreisproceß vorkommende Temperatur ist also 48 1/2°, und
                              es ist kaum anzunehmen, daß man selbst bei Anbringung eines Gegenstromapparates
                              unter eine derlei Temperatur herabgelangen kann, wenn das Kühlwasser mit 60°
                              Temperatur abfließt. Wie vorauszusehen war, zeigt sich wirklich:
                           T₂ – T₁ = T₁ (v₂/v₁ –
                              1) = 0,6 T₁
                           größer als
                           T₃ – T₄ = T₃
                              – v₁/v₂
                              . T₃ = T₃ (1
                              – v₁/v₂)          (15)
                           d. i. nach (7)
                           T₃ – T₄ = T₁ (p/P)(x – 1)/x (1 – v₁/v₂),
                           und wegen (5)
                           T₃ – T₄ = T₁ (p/P)(x – 1)/x (v₁/v₂ –
                              1)        (16)
                           T₃ – T₄ = (0,6)0,291
                              (T₂– T₁) = 0,8619 (T₂ – T₁).
                           Es ist daher die zur Erhitzung eines Luftgewichtes G von
                              t₁ auf t₁
                              erforderliche Wärmemenge:
                           W₁ = C'G (T₂ – T₁),
                           W₁ = C'GT₁ (v₂/v₁ –
                              1)          (17)
                           hingegen die Wärmemenge, welche bei der Abkühlung von t₃ auf t₄ bei
                              constantem Druck entzogen werden muß:
                           W₂ = C'G (T₃ – T₄),
                           W₂ = C'GT₁ (v₂/v₁ – 1) (P/p)(x – 1)/x = W₁ (p/P)0,291       (18)
                           Die in Arbeit umgesetzte Wärmemenge ist also:
                           W₁ – W₂ = C'GT₁
                              (v₂/v₁
                              – 1) [1 – (p/P)(x – 1)/x].
                           Die entwickelte Arbeit beträgt per Wärmeeinheit
                           k = 424 Kilogr.-Meter,
                           also ist diese Arbeit
                           A = C'kGT₁ (v₂/v₁ – 1) [1 – (p/P)(x – 1)/x]       (19)
                           Es ist nun noch das Gewicht G der arbeitenden Menge
                              auszudrücken.
                           
                           Das Gewicht von einem Kubikmeter Luft von der Spannung p
                              = 1 Atmosphäre und bei 0° C. oder 273° absoluter Temperatur beträgt
                              nach Regnault 1,2932 Kilogr., folglich ist das Gewicht
                              von einem Kubikmeter Luft von p Atmosphären und der
                              absoluten Temperatur T:
                           σ = 1,2932 . 273/T . p,
                           σ = 353 p/T        
                              (20)
                           Das angewandte Volumen v₁ hat also ein
                              Gewicht:
                           G = v₁σ₁ = 353 v₁ p₁/T₁          (21)
                           Diesen Werth in (19) eingesetzt, erhält man wegen
                           C'k = 0,2377 . 424 = 100,7,
                           A = 35547 p₁v₁ (v₂/v₁ – 1) [1 – (p/P)(x – 1)/x]
                           oder auch wegen p₁ = P und nach (3), (4):
                           v₁ (v₂/v₁ – 1) = r₂ – v₁
                              = 0,7 V,
                           A = 24883 PV [1 – (p/P)(x –
                                 1)/x]          (22)
                           Dieß wäre die durch das theoretische Diagramm ABCD
                              dargestellte Arbeit per ein Spiel.
                           Die wirklich auf den Arbeitskolben übertragene Arbeit ist jedoch insbesondere wegen
                              der unvollkommenen Expansion kleiner; wir werden sie schätzen dürfen:
                           A₁ = 0,8 A         (23)
                           Von dieser Diagrammsarbeit müssen wir wieder 40 Proc. in Abschlag bringen auf
                              Bewegung des Speisekolbens und für die sonstigen WiderständeUnd wegen Wärmeverlusten.Der Verf.; sonach bleibt die reine Nutzleistung gemessen an der Schwungradwelle
                           A₂ = 0,6   A₁ 0,48 A         (24)
                           Ist also n die Anzahl der Kolbenspiele per Minute, so ist die Leistung per Secunde oder der Effect
                           E = nA₂/60 = 0,008 An,          (25)
                           folglich die Stärke der Maschine in Pferdekräften nach
                              Einführung der Gleichung (22)
                           N = E/75
                              = 2,65 PVn [1 – (p/P)0,291]        
                              (26)
                           
                           So ist z.B. bei der beschriebenen Maschine das Volumen des Arbeitscylinders
                           V = 0,0144 Kubikmeter.
                           Die Anzahl Spiele per Minute
                           n = 100.
                           Die Maximalspannung
                           P = 1,4 Atm.
                           und das Expansionsverhältniß
                           p/P = 0,6,
                           also
                           N = 3,816 . 1,4 (1 – 0,60,291) =
                           = 5,3424 . 0,1381 = 0,738
                           übereinstimmend mit der Messung mittelst des Prony'schen Zaumes, welche N
                              nahe = 3/4 Pferdekraft ergab.
                           Erstaunlich ist es, daß die Luft im Stande ist 100 Mal per Minute ihre Temperatur von t₄ =
                              48,5 auf t₂ = 324 zu verändern!
                           Um ein Urtheil über die Temperatur des Arbeitscylinders zu erhalten, beachten wir,
                              daß die Temperatur der Luft während 0,7 des Kolbenhinganges mit t₂ = 324 und während des Kolbenherganges mit t₃ = 242 anzunehmen ist. Das gäbe
                              durchschnittlich:
                           (t₂ +
                                 t₃)/2 = 283°.
                           Allerdings wird der offene Cylinder bei jedem Kolbenrückgang wieder abgekühlt; allein
                              diese Abkühlung muß durch eine entsprechende Mehrerhitzung der Luft wieder
                              ausgeglichen werden, sonst könnte nicht die berechnete Leistung erzielt werden.
                           Der Cylinder dürfte daher im Beharrungszustande eine wirklich sehr hohe Temperatur
                              annehmen, weßhalb auch der Arbeitskolben Metalldichtung erhalten muß. Ueber diesen
                              Punkt fehlen noch verläßliche Angaben.
                           
                        
                           Kohlen- und
                                 Kühlwasserverbrauch.
                           Die benöthigte Wärmemenge wird zufolge Gleichung (17) per ein Spiel durch
                           W₁ =
                                 C'GT₁ (v₂/v₁ – 1)
                           gegeben seyn, weil die zurückgewonnene Wärme
                           W₁ = (p/P)0,291
                              W₁ = 0,8619 W₁
                           
                           nur zum geringen Theil, nämlich nur in so weit nutzbar
                              verwendet wird, als sie nicht in das Kühlgefäß, sondern in den Blechmantel des
                              Speisekolbens übergeht. Wir rechnen daher nur 20 Procent von W₁ als wirklich zurückgewonnene Wärme ab, und setzen die
                              verbrauchte Wärmemenge
                           W = W₁ – 0,172 W₁ = 0,828 W₁ 
                           W = 0,828 C'GT₁ (v₂/v₁ –
                              1)         (27)
                           Verglichen mit der Nutzarbeit 0,48 A aus (24) und (19)
                              ist der Wärmeverbrauch per 1 Kilogramm-Meter
                              Arbeit:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 160, S. 411
                              
                           Hieraus folgt zunächst der wahre Wirkungsgrad v der
                              Maschine, indem die Wärmemenge w eine Arbeit = kw liefern sollte, aber nur eine Arbeit = 1
                              wirklich liefert:
                           v = 1/kw
                              = 0,58 [1 – (p/P)0,291]
                              =         
                              = 0,58 (1 – 0,8619) = 0,08
                                      (29)
                           d.h. der wahre Wirkungsgrad ist gleich 8 Procent, und wenn von
                              dem Brennstoff ausgegangen wird, und die aus demselben wirklich entwickelte Wärme
                              mit 50 Procent der bei vollkommener Verbrennung entwickelten angesehen wird, so ist
                              der Wirkungsgrad = 4 Proc., das ist etwa so viel wie bei unseren größeren
                              Hochdruckdampfmaschinen.
                           Der Wärmeverbrauch per Stunde und Pferdekraft folgt aus
                              (28), wenn statt k sein Werth 424 gesetzt wird:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 160, S. 411
                              
                           Da ein Kilogramm Steinkohlen mittlerer Qualität bei vollständiger Verbrennung 6300
                              Calorien entwickelt, und bei einer guten gewöhnlichen Heizung, bei der die
                              abziehenden Gase etwa 300° Temperatur haben, ungefähr die Hälfte der
                              theoretischen Wärme oder 3150 Calorien ausgenützt werden, so ist der Kohlenverbrauch
                              per Pferdekraft und Stunde:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 160, S. 411
                              
                           Für
                           p/P = 0,6
                           
                           folgt K = 2,54 Kilog.
                              übereinstimmend mit der Beobachtung, das will sagen, man muß wirklich annehmen, daß
                              20 Proc. von W₁ von dem Blechmantel aufgenommen
                              und wieder abgegeben werden, um auf das erfahrungsmäßige Resultat zu kommen.
                           Dieser Darstellung zufolge hat man durch das Kühlwasser nicht die Wärmemenge W₂, sondern nur 0,8 W₂ zu entführen. Ist daher q Kilogramm die
                              Kühlwassermenge per ein Spiel, und wird die
                              Temperaturerhöhung desselben mit 50° C. angenommen, so ergäbe sich q aus:
                           50 q = 0,8 W₂ =
                           = 0,8 C'gT₁ (v₂/v₁ –
                              1)(p/P)0,291,
                           also die Wassermenge per 1
                              Kilogramm-Meter Nutzwirkung
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 160, S. 412
                              
                           folglich die Kühlwassermenge per
                              Pferdekraft und Stunde durch Multiplication mit 270000:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 160, S. 412
                              
                           Für
                           P/p = 10/6 = 5/3
                           ist
                           (P/p)0,291 = 1,1602,
                           also
                           Q   = 131 Kilog. = 131
                              Liter =
                           = 0,131 Kubikmeter =
                                = 4,14 Wiener Kubikfuß,
                           wie es die Erfahrung bestätigt.
                           Soll dieses Kühlwasser durch eine Pumpe auf eine Höhe = h
                              Meter beigeschafft werden, so ist diese Arbeit bei einer Npferdekräftigen Maschine = QhN/3600
                              Kilog.-Meter per Secunde oder QhN/270000 Pferdekraft, wozu die Maschine etwa die doppelte
                              Leistung QhN
                              /135000 abgeben muß.
                           Wird daher Q = 135k angenommen, so benöthigt man zum Betriebe der Kalkwasserpumpe nur hN/1000 Pferdekraft, also bei h = 20 Meter doch nur 2 Proc. von N. Die Herbeischaffung des Kühlwassers kann daher nicht leicht eine
                              Schwierigkeit abgeben.
                           
                        
                           Anwendung von Hochdruck.
                           Aus Gleichung (30) ist ersichtlich, daß das Güteverhältniß der Maschine oder der
                              Kohlenverbrauch per Pferdekraft nur allein von dem
                              Verhältniß p/P, oder wegen (2) von dem Verhältniß V₁/(V + V₁) abhängt. Je kleiner dieses Verhältniß wird,
                              desto kleiner wird K, desto günstiger arbeitet die
                              Maschine.
                           Dieses Verhältniß wird kleiner, wenn man das Volumen V
                              des Arbeitscylinders im Verhältniß zu V₁
                              vergrößert. Es wird aber nicht wohl angehen, das bei der Laubroy'schen Maschine gewählte Verhältniß V =
                              0,6 V₁ zu überschreiten, denn es ist nach
                              (5):
                           T₂/T₁ = v₂/v₁ = (V + V₁)/V₁ 
                           Würde man z.B. V = 0,8 V₁ wählen, so würde schon folgen:
                           T₂ = 1,8 T₁ = 1,8 . 373 = 671,
                           also
                           t₁ = 398°
                           und wegen des nöthigen Zuschusses zur Ausgleichung der
                              Abkühlung im Arbeitscylinder, t₁ größer als
                              400°. Das ist nicht mehr zulässig. Man wird daher auch an das Verhältniß:
                           p/P =
                              0,6          (32)
                           so ziemlich gebunden seyn. Wird dieser Werth in (26)
                              eingeführt, so folgt:
                           N = 2,65 PVn (1 – 0,8619),
                           N = 0,366 PVn,         (33)
                           woraus
                           V = 2,73 N/Pn          
                              (34)
                           Z.B. für
                           N = 3/4, P = 1,4, n = 100
                           folgt:
                           V = 0,0146 Kubikmeter,
                           
                           und hiermit aus (1):
                           V + V₁ = 1,6 V₁,
                           0,6 V₁ = V,
                           V₁ = 5/3 V          
                              (35)
                           Man sieht aus (34) und (35), daß die Dimensionen der Maschine kleiner ausfallen, wenn
                              man bei gleichem Werth von N und n den absoluten Werth von P, somit auch von
                              p = 0,6 P vergrößert,
                              d.h. wenn man comprimirte Luft anwendet. Werden z.B. die
                              Pressungen p und P dreimal
                              so groß angenommen wie früher, also
                           p = 2,52, P = 4,2,
                           so fällt V und V₁ nur 1/3 mal so groß aus, d.h. es verringern
                              sich die linearen Dimensionen im Verhältniß
                           1/∛3 = 0,7.
                           Das ist nicht der Mühe werth im Vergleich mit den mit diesem Vortheil verbundenen
                              Nachtheilen, daß man erstens eine Compressionspumpe und zweitens am Schwungrad eine
                              sehr bedeutende einseitige Masse anbringen muß, um den Rückgang des Kolbens bei 2
                              1/2 Atmosphären Gegenspannung zu bewerkstelligen, während man bei 0,84 Atmosphäre
                              Gegenspannung die Maschine, wenn auch ungleichförmig, doch doppelwirkend hat, also
                              mit geringer Ueberwucht am Schwungrad den gleichförmigen Gang erzielt.
                           Wir stehen daher nicht an, die Meinung auszusprechen, daß bei der Laubroy-Schwarzkopf'schen Maschine alle
                              Verhältnisse sehr glücklich getroffen sind und in dieser Beziehung kaum eine sehr
                              erhebliche Verbesserung erwartet werden kann, und wir freuen uns deßhalb zu
                              vernehmen, daß Hr. Maschinenfabrikbesitzer Ringhoffer in
                              Prag das Patent für Oesterreich erworben hat, und diese für die Kleingewerbe so
                              wichtige Maschine zur Geltung bringen wird.
                           Machen wir schließlich noch einen Blick auf die im polytechn. Journal Bd. CLIX. S. 161 beschriebene sogenannte Hockdruckluftmaschine von Ericsson, so finden wir dort den hier beschriebenen Kreisproceß wieder,
                              allein viel unvollkommener durchgeführt, indem der Wechsel der Spannungen P und p plötzlich vor sich
                              geht,also die Expansionsarbeit verloren gegeben und die Verdichtungsarbeit vermehrt
                              wird, so daß von unserem theoretischen Diagramm Fig.
                                 1 nur das zwischen den Abscissen v₂ und
                              v₄ liegende Rechteck DGBP übrig bleibt, entsprechend der Leistung (v₂ – v₄) (P – p). Es ist leicht einzusehen, daß diese Maschine so wenig eine
                              Hochdruckmaschine seyn kann, in dem Sinne, daß z.B. p =
                              1, P = 3 Atmosphären, also P/p = 3 ist,
                              wie die eben beschriebene; denn gesetzt, man hätte Anfangs wirklich im
                              „Heizer“ die Spannung von drei Atmosphären, im
                              „Kühler“ jene von einer Atmosphäre, so wäre der Vorgang
                              folgender:
                           Der ringförmige Querschnitt für die angesaugte Luft ist gleich 3/4 der Kolbenfläche;
                              setzen wir daher das Volumen v₄ der angesaugten
                              kalten Luft von der Spannung p = 1 Atmosphäre: v₄ = 3, so soll v₂ = 4 werden. Das Volumen v₄ = 3
                              aber wird sich, auf die Spannung von P = 3 Atmosphären
                              gebracht, annäherungsweise auf v₁ = 1 reducirt
                              haben, und es ist klar, daß die Erhitzung nicht so enorm groß seyn kann, um bei
                              ungeänderter Spannung aus dem Volumen v₁ = 1 das
                              Volumen v₂ = 4 zu machen. Das angesaugte
                              Luftquantum genügt daher nicht, um den Raum hinter dem Kolben mit comprimirter
                              heißer Luft zu erfüllen, folglich wird Luft von dem Vorrath im Heizer verbraucht,
                              und diese Luft bei dem nächsten Kolbenschub in den Kühler geschafft.
                           Man bat also keinen Beharrungszustand, sondern es wird die Spannung P beständig sinken, p
                              steigen, bis sich jenes Verhältniß zwischen P und p herausgestellt hat, bei welchem der Beharrungszustand
                              durch den sich unverändert wiederholenden Kreisproceß gesichert ist.
                           Dieses Verhältniß ergibt sich aber aus den beiden Gleichungen (5)
                           v₂/v₁ = T₂/T₁ = 1,6
                           und (12)
                           v₄ = v₁ (P/p)0,7902
                              
                           Es folgt hieraus unter der Annahme v₄ = 3/4 v₁:
                           (P/p)0,7902 = v₄/v₁ = 3/4 v₂/v₁ = 1,2,
                           also P/p = 1,293.
                           Ist also p = 1, so kann P
                              nicht viel über 5/4 Atmosphären betragen, d.h. der Ueberdruck P – p, welcher bei der
                              Diagrammsleistung
                           (v₂ – v₄)(P – p) = v₂/4 (P – p)
                           maaßgebend ist, kann nur 1/4 Atmosphäre betragen.
                           Diese Ericsson'sche Maschine könnte also nur insoferne als
                              Hochdruckmaschine gelten, als es zulässig und wie bei
                              der Laubroy'schen Maschine behufs Herabsetzung der
                              Dimensionen günstig ist, beide Spannungen p und P groß zu nehmen, z.B.
                              p = 4 Atm. und P = 5
                              Atm., so daß man eine Atmosphäre Ueberdruck erreicht,
                              wenn im Heizer eine Spannung von 5 Atmosphären herrscht. Jedenfalls ist zu erwarten, daß vielleicht
                              durch Combination der Laubroy'schen und der Ericsson'schen Einrichtung oder durch andere
                              Combinationen, welche auf dem Princip der Erhitzung und Abkühlung unter constantem
                              Druck beruhen, die Maschinen-Industrie der nächsten Jahre zahlreiche neue
                              calorische Maschinen zu Tage fördern werde, aus welchen sich im Wege der Erfahrung
                              die praktisch zweckmäßigsten eine Bahn brechen werden, wenn auch ein Verdrängen der
                              Dampfmaschine nicht zu erwarten steht.