| Titel: | Neue Trocken-Rahmenmaschine für Tuche etc., von Richard Hartmann in Chemnitz. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CXVII., S. 429 | 
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                        CXVII.
                        Neue Trocken-Rahmenmaschine für Tuche
                           etc., von Richard Hartmann
                           in Chemnitz.
                        Aus der sächsischen Industrie-Zeitung, 1861, Nr.
                              22.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Hartmann's Trocken-Rahmenmaschine für Tuche etc.
                        
                     
                        
                           Diese von mir ausgeführte Maschine ist bestimmt, an die Stelle der bis jetzt in den
                              Tuch- und anderen Fabriken angewendeten sogenannten Trocken- und
                              Schiebe-Rahmen zu treten, um Tuche und Stoffe, überhaupt alle Waaren welche
                              gerahmt werden, zu trocknen. Die außerordentlich zweckmäßige Einrichtung dieser in
                              Fig. 21
                              abgebildeten Maschine berechtigt mich, dieselbe als einen eben so großen, wie
                              zeitgemäßen Fortschritt für die Fabrication aller einschlagenden Artikel zu
                              bezeichnen.
                           In den Manipulationen mit der (vorstehend beschriebenen) Norton'schen Wolltrockenmaschine wesentlich verwandt, wirkt auch die
                              Trocken-Rahmenmaschine continuirlich, d.h. die nasse Waare geht
                              ununterbrochen ein und vollständig getrocknet wieder aus. Zwei Ketten ohne Ende, aus
                              kräftigen flachen Gliedern von Schmiedeeisen bestehend, und in der beliebigen Breite
                              der Zeuge parallel laufend, bilden einige über einander liegende Abtheilungen,
                              zwischen welchen, in gemessenen Entfernungen, Röhren zur Aufnahme der Dämpfe
                              angebracht sind.
                           Die Ketten, an ihrer inneren Seite mit kleinen Stiften (sogenannten Claviren)
                              versehen, führen die Waaren, an diese Stifte der Breite nach angeheftet, vom obern
                              Eingange ab durch die Abtheilungen hindurch, nach dem unteren Ausgange. Dämpfe,
                              durch ein Zuleitungsrohr oberhalb der Maschine in erwähnte Dampfröhren eingeführt,
                              geben die nöthige Hitze zum Trocknen der langsam durch die Maschine gehenden
                              Waare.
                           
                           Der ganze innere Bau der Maschine kann durch das Drehen der längs derselben liegenden
                              Welle – rechts oder links – nach Belieben und je nach Erforderniß
                              auseinander oder zusammengestellt werden, so daß man immer die für jedes Stück
                              nöthige Breite erlangt. Ist die richtige Stellung der Maschine vorhanden, so wird
                              das Spannen der Waare, der Breite nach, dadurch bewerkstelligt, daß sich vom
                              Einlaufe ab die Ketten eine Zeit lang allmählich auseinander bewegen, bis auf die
                              gewünschte Breite, während die Spannung nach der Länge, gleichfalls beliebig und
                              selbstthätig, noch vor dem Einlaufe in die Maschine, durch die
                              Differenzgeschwindigkeit zweier Walzenpaare erzielt wird, über welche die Waare
                              läuft, und wovon die Geschwindigkeit des untern Paares mittelst Wechselräder
                              beliebig regulirt werden kann. Ebenso läßt sich der Gang der Maschine überhaupt, je
                              nach der Zeit, welche die Waare zum Trocknen braucht, reguliren.
                           Mithin ist allen Erfordernissen auf das zweckmäßigste Rechnung getragen und die bis
                              jetzt unausbleiblich gewesenen Arbeiten beim sogenannten Anschlagen, Rahmen der
                              Tuche etc., sind überflüssig gemacht, da die Maschine alle Manipulationen
                              selbstthätig und mit zuverlässiger Sicherheit besorgt, so daß zur Bedienung nur zwei
                              Knaben nöthig sind, welche den regelmäßigen Einlauf des Zeuges in die Maschine zu
                              überwachen haben.
                           Die natürlichen und augenfälligen Vortheile einer solchen Trockenmaschine dürften
                              deren Zweckmäßigkeit außer Frage stellen. Dieselbe bietet:
                           
                              1)bedeutende Raumersparniß insofern sie nur den vierten
                                 Theil des bisher erforderlich gewesenen Raumes beansprucht;
                              2)große Brennmaterial-Ersparniß, da die Röhren
                                 dem Zeuge so nahe liegen, daß sich die Hitze demselben direct mittheilt, und
                                 wenig verloren geht, wie dieß übrigens bei dem verhältnißmäßig so kleinen und
                                 vollständig abgeschlossenen Raume selbstverständlich ist;
                              3)bessere Qualität der Waare, denn durch das Trocknen
                                 derselben in horizontaler Lage geschieht es auf der ganzen Fläche gleichmäßig.
                                 Bei den bisher angewendeten Rahmen dagegen fließt alles Wasser nach unten hin,
                                 so daß ein gleichmäßiges Trocknen unmöglich, und ein nachtheiliger Einfluß, der
                                 besonders bei der Appretur empfunden wird, nicht zu umgehen ist. Ebenso ist die
                                 Spannung der Waare in der Länge, welche die Maschine auf jeden Zoll gleichmäßig
                                 bewirkt, bisher nur mangelhaft erzielt worden, so daß die Enden des Stückes
                                 immer eine größere Dehnung erhalten mußten, als die Mitte;
                              4)billige Bedienung, welche, wie erwähnt, nur zwei
                                 Knaben beansprucht,
                                 die übrigens vom eigentlichen Trockenraume ganz ausgeschlossen, und daher nicht
                                 von der Trockenhitze belästigt sind;
                              5)große Leistungsfähigkeit, indem man den Tag mit einer
                                 solchen Maschine 1000–1200 Ellen Tuch, schwächere Zeuge verhältnißmäßig
                                 mehr, trocknen kann; endlich ist
                              6) auch der Preis der Maschine, den
                                 Anlagekosten der bisherigen Trockeneinrichtungen gegenüber, wesentlich
                                 niedriger.
                              
                           
                        
                     
                  
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