| Titel: | Atmosphärische Glockenzüge. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CXXII., S. 436 | 
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                        CXXII.
                        Atmosphärische Glockenzüge.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Atmosphärische Glockenzüge.
                        
                     
                        
                           Die in England vielfach in Gebrauch gekommenen sogenannten atmosphärischen
                              Glockenzüge bestehen aus zwei oder mehreren luftdichten, durch Gasröhren mit
                              einander verbundenen Kapseln, von denen die einen, nämlich diejenigen an welchen die
                              Zugknöpfe angebracht sind, mit einem Kautschuk- oder Ledercylinder versehen
                              sind, der durch eine Spiralfeder beständig ausgedehnt wird, wogegen die anderen,
                              welche der Glocke zunächst liegen, zwar einen ähnlichen Kautschuk-Blasebalg
                              enthalten, der aber durch eine Feder beständig zusammengedrückt wird. Der innere
                              Raum beider Blasebälge steht durch Oeffnungen in der Nähe des Zugknopfes und der
                              Glocke mit der äußeren Luft in Verbindung.
                           Sobald man den Knopf a, Fig. 6, an der Kapsel A anzieht, wird die Kautschukblase a' zusammengedrückt und es entsteht zunächst in der
                              Kapsel A
                               ein luftverdünnter
                              Raum, welcher sich, da die Verbindung durch die Gasröhren c auf eine Länge, welche von 50 bis circa 600
                              Fuß variiren kann, hergestellt ist, auch auf die Kapsel B erstreckt. In letzterer befindet sich eine Kautschukblase b, welche beständig durch eine Feder f zusammengedrückt wird. Ist die Luft in der Kammer B verdünnt, so gewinnt die äußere Luft die Oberhand und
                              drängt den Boden der Blase b gegen die Feder f. Da mit dem Boden der Blase b eine Stange b' verbunden ist, so geht
                              dieselbe, so oft der Knopf a angezogen wird, einwärts in
                              die Kammer B. Mit dem äußeren Ende der Stange b' ist die Feder d
                              verbunden, an welcher die Glocke hängt, und es ist daher einleuchtend, daß wenn die
                              Stange b' eine horizontale Verschiebung macht, die an
                              d angehängte Glocke läuten muß.
                           Ein Hauptvortheil dieser atmosphärischen Glockenzüge ist der, daß die Verbindung der
                              Zugkapseln mit der Glockenkapsel leicht und billig durch enge schmiedeeiserne
                              Gasröhren hergestellt werden kann, welche in den Ecken und Winkeln der Zimmer
                              eingebogen und somit unsichtbar gemacht werden können. Es fallen somit die bei den
                              Drahtzügen erforderlichen complicirten und nicht zur Verschönerung der Zimmer
                              beitragenden Quadranten oder Rollen etc. weg und es ist zwischen der Zug- und
                              Glockenkapsel eine solide, keine Reparatur erheischende Verbindung hergestellt.
                           Die Zugkapsel A wird ebenfalls in die Mauer oder Wand
                              eingelassen, so daß außen nur eine runde Porzellan- oder Emailplatte sichtbar
                              ist, in deren Mitte sich der Knopf von derselben Masse befindet.
                           Die Glockenkapsel wird außerhalb der Wand an dem für sie bestimmten Platz
                              befestigt.
                           Beide Kapseln sind so construirt, daß man sie leicht öffnen kann, wenn der innere
                              Organismus nachgesehen werden soll, ohne daß dadurch die Tapeten etc., welche die
                              Kapsel umgeben, im geringsten beschädigt werden.
                           Auf diese Weise können 6–10 Zugpunkte mit einer Glockenkapsel durch
                              Verzweigung der Röhren in Verbindung gebracht werden.
                           Fig. 7 zeigt
                              im kleineren Maaßstabe die Verbindung mehrerer Züge mit einer Glocke.
                           Solche atmosphärische Glockenzüge werden durch die Maschinen- und Röhrenfabrik
                              von Joh. Haag in Augsburg zu billigem Preise hergestellt;
                              bei Bestellungen braucht man nur im Plane die Punkte anzugeben, wo gezogen werden
                              soll und wo die Glocke anzubringen ist, wornach der Durchmesser der Gasröhren
                              bestimmt wird, indem derselbe von der Entfernung dieser Punkte abhängt.
                           
                        
                     
                  
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