| Titel: | Ein neuer Löthrohrapparat; von Dr. H. Sprengel | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CXXVII., S. 442 | 
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                        CXXVII.
                        Ein neuer Löthrohrapparat; von Dr. H. Sprengel
                           
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik, 1861, Bd. CXII S.
                              634.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Sprengel's Löthrohrapparat.
                        
                     
                        
                           Seit länger als einem Jahre bediene ich mich folgender Löthrohrvorrichtung, die große
                              Bequemlichkeit mit allen Anforderungen verbindet, welche an ein Löthrohr gestellt
                              werden können. Die einfache Einrichtung ergibt sich aus Fig. 1, aus der man sofort
                              ersieht, daß das Ganze auf einer Combination des sogenannten Wassertrommelgebläses
                              mit dem Maugham'schen Knallgashahne beruht. Zur
                              Erläuterung der Figur füge ich hinzu, daß x der Hahn
                              ist, welcher das Wasser zuführt, das in f herunterfällt,
                              untermischt mit Luftblasen, welche durch die angelöthete Seitenröhre m eingesogen werden. Die Länge der Röhre f möge l bis 1 1/2 Meter
                              betragen bei einer Weite von 6 bis 8 Millimetern, denselben Durchmesser habe der
                              Heber g. Die Capacität der Flasche A beträgt etwa 1 Liter. Wasser und Luft gelangen in die
                              mit gut schließendem Kork versehene dreihalsige Waschflasche A, aus welcher das erstere durch den Heber g,
                              die letztere durch das Knierohr k ausgepreßt wird, um
                              beim Gebrauche neuen Portionen von Wasser und Luft Raum zu machen.
                           Der in diesem Theile des Apparates erzeugte Luftstrom wird nun durch k in den Mittelpunkt einer Leuchtgasflamme geleitet, die
                              bei p aus der Mündung eines Maugham'schen Brenners tritt. Fig. 2 zeigt in
                              natürlicher Größe die Einrichtung deutlicher. Das Gas tritt bei r, die Luft bei o ein. Die
                              conisch zulaufende Spitze der äußeren Röhre habe ich von Platinblech gemacht, das
                              Uebrige aber (einschließlich der inneren Röhre, die durch einen Kork in der äußeren
                              befestigt ist) ganz aus Glas. Man verwende bei der Anfertigung dieser Röhre
                              besondere Sorgfalt auf die Ebenmäßigkeit der feinen Oeffnung, da hierin die schöne
                              und zusammengehaltene Form der Flamme bedingt ist.
                           Der Verbrauch des Wassers hängt natürlich von Umständen ab. Bei oben angegebenen
                              Dimensionen des Apparates schwankt der Verbrauch zwischen 25 bis 70 Liter in der
                              Stunde, je nachdem man eine mäßige Flamme speisen oder die ganze Leistungsfähigkeit
                              des Apparates in Anspruch nehmen will.
                           Ich empfehle diese Vorrichtung als wirklich praktisch und bequem; die Vorzüge sind
                              folgende:
                           
                           1) Man erhält eine äußerst gleichmäßige, stetige Flamme für jede beliebige Länge der
                              Zeit, ohne die Lungen dabei in Anspruch nehmen zu müssen.
                           2) So lange der Druck des Wassers und Gases derselbe bleibt, sind die Grenzen der
                              Oxydations- und Reductionsflamme vollkommen scharf.
                           3) Die Hitze der Flamme ist eine intensivere, bedingt durch die geringere
                              Feuchtigkeit und den Abzug der 4 1/2 Proc. Kohlensäure, welche die ausgeathmete Luft
                              der Lungen enthält.
                           4) Selbst der Unerfahrenste im Löthrohrblasen ist hier sogleich im Besitz der besten
                              Oxydations- und Reductionsflamme.
                           Schließlich mache ich noch darauf aufmerksam, daß, mit einigen Modificationen, diese
                              Vorrichtung sich mit Nutzen für die Erhitzung von Tiegeln anwenden läßt, in denen
                              z.B. Silicate aufgeschlossen werden sollen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
