| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Bestimmungen über die Londoner Industrie-Ausstellung
                              des nächsten Jahres.
                           Die amtliche London Palette enthält die Bestimmungen über
                              die allgemeine Industrie- und Kunst-Ausstellung des Jahres 1862.
                           Sämmtliche auszustellende Industrie-Artikel sollen seit dem Jahre 1850 erzeugt
                              worden seyn.
                           Insoweit die Verhältnisse der Räumlichkeiten es gestatten, können alle Zeichner,
                              Erfinder, Producenten und Fabrikanten ausstellen, nur müssen sie bei Zeiten die
                              Meldung machen.
                           Die englischen Regierungs-Commissäre verkehren mit den Ausstellern des
                              Auslandes und der Colonien nur vermittelst der vom Auslande und von den Colonien
                              hierzu ernannten Commissionen, und es können ohne Genehmigung der letzteren
                              Ausstellungsgegenstände vom Auslande nicht zugelassen werden.
                           Im industriellen Departement der Ausstellung werden am Schluß Preise vertheilt
                              werden.
                           Den ausgestellten Artikeln können ihre Verkaufspreise angeheftet werden.
                           Zugelassen werden sämmtliche, durch menschlichen Gewerbfleiß erzeugte Gegenstände,
                              Rohmaterialien, Maschinen, Fabricate und Kunstgegenstände, ausgenommen: 1) lebende
                              Thiere und Gewächse, 2) frische thierische und Pflanzenstoffe, die rasch verderben,
                              3)explodirende und ähnliche gefährliche Substanzen; Spirituosen und Alkohole, Oele,
                              Säuren, corrosive Salze und sehr entzündbare Substanzen werden nur in
                              wohlverschlossenen Glasgefäßen zugelassen.
                           Sämmtliche Ausstellungsgegenstände zerfallen in 4 Sectionen und diese wieder in 40
                              Classen.Die Classification ist folgende: I. Section.
                                    Rohstoffe: Bergwerkserzeugnisse und was dazu gehört; chemische Substanzen
                                    und Producte; Nahrungsstoffe mit Einschluß von Weinen; animalische und
                                    vegetabilische Substanzen, die zu Fabricationszwecken verwendet werden. II.
                                    Section. Maschinen- und
                                    Ingenieurwesen: Eisenbahnmaterialien sammt Locomotiven und Wagen; Maschinen,
                                    Gerätschaften, Handwerkszeug und Wagen aller Art; Maschinen und
                                    Geräthschaften für Acker- und Gartenbau, für Architektur- und
                                    Ingenieurzwecke; Militär. Ingenieurwesen, Wassen, Monturen und Geschütze;
                                    alles was zum Bau und zur Ausrüstung von Schiffen gehört;
                                    naturwissenschaftliche Instrumente und was in dieses Bereich gehört;
                                    Photographieund dazu gehörige Apparate; Uhren sammt den
                                    betreffenden Instrumenten; musikalische und wundärztliche Instrumente. III.
                                    Section. Fabricate: Baumwolle; Flachs und
                                    Hanf; Seide und Sammt; Schafwolle und gemischte Fabricate; gewebte und
                                    gesponnene Artikel, Spitzen, Stickereien, Tapeten, Teppiche; Häute, Pelze,
                                    Haare und Federn; Leder, mit Sattel- und Riemzeug; Kleidungsstücke
                                    aller Art; Papier, Schreibmaterialien und alles was ins Fach der
                                    Buchdrucker- und Buchbinderkunst schlägt; Schul- und
                                    Erziehungsbehelfe; Möbel, Tapezierarbeiten und Papiermache; Eisen-,
                                    Stahl- und Messerschmiedwaaren; Arbeiten in edlen Metallen und deren
                                    Nachbildungen; Juwelen; Glas; Töpferwaaren, und sonst alle in früheren
                                    Classen nicht ausdrücklich aufgezählten Fabricate. IV. Section. Schöne
                                    Künste (modern): Architektur; Gemälde in Oel und Wasserfarben nebst
                                    Zeichnungen; Bildhauermodelle; Stempel und Intaglios; alles was ins Bereich
                                    des Aetzens und Gravirens gehört.
                              
                           
                           Die königl. Commissäre sind bereit, alle ihnen zugesandten Ausstellungsgegenstände
                              vom 12. Februar bis 31. März 1862 in Empfang zu nehmen.
                           Gegenstände von großem Umfange und Gewicht, deren Aufstellung viel Arbeit erfordert,
                              müssen vor dem 1. März abgeliefert seyn, und wo Maschinen oder andere Gegenstände,
                              die einen eigenen Grundbau oder sonst besondere Vorrichtungen erheischen, eingesandt
                              werden, muß eine betreffende Erklärung der Anmeldung beigefügt seyn.
                           Jedem Aussteller, dessen Erzeugnisse füglich zusammenbleiben können, wird es
                              freigestellt seyn, sie nach seinem eigenen Ermessen aufzustellen, vorausgesetzt, daß
                              die Art seiner Anordnung sich mit dem allgemeinen Ausstellungsplan und mit der
                              Bequemlichkeit der übrigen Aussteller verträgt.
                           Will Jemand einen ganzen Erzeugungsproceß zur Anschauung bringen, so steht es ihm
                              frei, zu diesem Zwecke die verschiedensten Gegenstände neben einander auszustellen,
                              wie sie eben zur Veranschaulichung des Processes erforderlich sind; doch nichts
                              mehr, als dieser Endzweck erheischt.
                           Jeder Aussteller muß seine Waare im Ausstellungs-Gebäude abliefern, um sie
                              dort auf seine eigene Gefahr auszupacken und aufzustellen, ohne daß der
                              Ausstellungs-Commission Fracht- und Zollspesen anheimfallen
                              dürfen.
                           Die Verpackungskisten müssen ebenfalls auf Kosten der Aussteller aus dem Gebäude
                              entfernt werden, nachdem deren Inhalt von den Commissaren in Empfang genommen worden
                              ist.
                           Es wird Ausstellern – vorbehaltlich einiger unerläßlichen allgemeinen
                              Vorschriften gestattet seyn, Schaukästen, Rahmen, Auslegetische u. dergl., nebst
                              allem, was ihnen zur Aufstellung ihrer Artikel am passendsten erscheinen dürfte,
                              nach ihrem eigenen Geschmacke anfertigen zu lassen.
                           Wenn Jemand seine Artikel gegen Feuersgefahr versichern will, muß er dieß auf seine
                              eigenen Kosten thun. Im Uebrigen werden die königl. Commissarien bemüht seyn, die
                              zweckmäßigsten Vorkehrungen gegen Feuersgefahr, Diebstähle und sonstige Schäden zu
                              treffen, auch sonst nach Kräften behülflich seyn, wenn es sich um gesetzliche Klagen
                              wegen Diebstahls oder absichtlicher Beschädigungen handeln sollte.
                              Verantwortlichkeit für Verluste durch Feuer, Diebstähle u. dgl. können sie aber
                              nicht übernehmen.
                           Jedem Aussteller wird es freigestellt seyn, Gehülfen anzustellen, um seine
                              ausgestellten Gegenstände in Ordnung zu halten oder sie den Besuchern zu erklären,
                              wenn dazu vorerst eine schriftliche Genehmigung der Commissäre eingeholt worden ist.
                              Doch wird solchen Gehülfen untersagt seyn, die Besucher zum Ankaufe ihrer
                              ausgestellten Waaren aufzufordern.
                           Die königl. Commissäre werden für Wasser- und Dampfkraft (Hochdruck, jedoch
                              nicht über 30 Pfd. pro Quadratzoll) sorgen, wo Maschinen in Bewegung gezeigt zu
                              werden wünschen.
                           Fremde Aussteller sollten sich an die betreffende Commission ihres Landes möglichst
                              zeitig wenden, um sich über die weiteren etwa nöthigen Anordnungen Raths zu
                              erholen.
                           
                        
                           
                           Cisternen in Venedig.
                           Venedig, ringsum von Lagunen umgeben, erhält sein Trinkwasser größtentheils und fast
                              ausschließlich aus Cisternen. Die Oberfläche, welche die Stadt bedeckt, beträgt nach
                              Abzug der Lagunen 156 Millionen Quadratfuß; die jährliche Regenmenge würde dieselbe
                              zur Höhe von circa 33 Zoll bedecken. Der größte Theil dieses Regens wird in 2077
                              Cisternen aufgefangen, von denen 1900 Privateigenthum sind. Sie fassen zusammen
                              4,054,700 Ctr. Wasser und können durch den fallenden Regen 5 Mal jährlich gefüllt
                              werden. Per Tag und Kopf der Bevölkerung sind, nach
                              Abzug des verloren gehenden Wassers, circa 32 Pfd. Wasser verfügbar.
                           Sehr interessant ist die sehr sinnreiche und haltbare Construction dieser Cisternen,
                              durch welche trotz des warmen Klimas und des umgebenden Meeres ein klares,
                              wohlschmeckendes und kühles Trinkwasser aus denselben erhalten werden kann.
                           Diese Cisternen haben die Form einer abgestumpften umgekehrten Pyramide, die selten
                              tiefer als 9 Fuß unter der Oberfläche hinabreicht, da man dann schon auf den
                              Wasserspiegel der Lagunen kommt. Das Hineinfallen der Erde wird durch ein Rahmenwert
                              aus gutem Eichenholz verhindert, und auf dieses nun eine etwa fußdicke Schicht von
                              sehr fettem Thon gebracht, die mit großer Sorgfalt festgestampft wird, so daß
                              durchaus keine Sprünge bleiben. Sie widersteht vollständig dem Eindringen des
                              äußeren Wassers und verhindert auch die außenstehenden Pflanzen, ihre Wurzeln in das
                              Bassin hineinzutreiben. In der Mitte des Bodens wird ein kesselartig ausgehöhlter
                              Stein angebracht, auf dessen Peripherie man nun mit Ziegeln ohne Mörtel einen runden
                              bis zur Oberfläche reichenden Brunnenschacht ausführt, und oben mit einem
                              gewöhnlichen Brunnenrande versieht.
                           Die untersten Ziegelschichten sind mit conischen Löchern versehen, um das Eindringen
                              des Wassers zu erleichtern.
                           Der Zwischenraum zwischen diesem Ziegelschachte und den Wänden der Pyramide wird mit
                              wohlgewaschenem Meeressande bis zur Oberfläche ausgefüllt. An jeder der 4 Ecken
                              befindet sich eine Art Kasten von Stein, der durch eine fein durchlöcherte
                              Steinplatte bedeckt ist. Diese ersten Aufnahmebehälter für das Wasser sind durch
                              kleine Canäle verbunden, die ebenfalls von Ziegeln ohne Mörtel ausgeführt sind. Das
                              Ganze wird dann mit Steinpflaster bedeckt. Die Niveauverhältnisse müssen so
                              berechnet seyn, daß alles Regenwasser, welches auf dem zur Cisterne gehörigen Areale
                              fällt, nach der Cisterne zu zusammenfließt. Aus den kleinen Verbindungscanälen
                              filtrirt es durch den Sand durch und steigt dann in dem mittleren Brunnenschachte
                              klar und vollständig gereinigt in die Höhe.
                           Diese einfache Methode der Cisternenanlage dürfte auch bei uns in den Fällen z.B. wo
                              man zum Waschen, Bleichen, Färben sehr reinen Wassers bedarf, anzuwenden seyn.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 6.)
                           
                        
                           Ueber Kohlen-Zink-Elemente für Volta'sche Batterien; von E. H. Worlée in Hamburg.
                           Die Herstellung größerer Zink-Kohlen-Batterien ist, trotz der
                              Billigkeit der jetzt in ausgezeichneter Güte, namentlich von Keiser und Schmidt in Berlin gelieferten
                              geformten Kohlen, noch immer ziemlich kostspielig, weil man, um eine gute Leitung
                              herzustellen, nicht leicht der Hülfe eines Mechanikers entbehren kann. Die
                              gebräuchlichen Verbindungsmethoden durch Kupferringe mit Klemmschraube bei
                              Cylindern, durch massive messingene Klemmen bei Platten, und verschiedene
                              Variationen dieser Art, als Bleiringe, Bleiunterlagen und dergleichen sind mehr oder
                              minder, außer ihrer Kostspieligkeit, sehr dem Oxydiren unterworfen und büßen nach
                              einiger Dauer des Gebrauchs, sehr von ihrer Leitungsfähigkeit ein. Ein sehr altes
                              und wohl allgemein bekanntes Mittel die Ableitung möglichst vollkommen zu machen,
                              ist die galvanoplastische Verkupferung des freien Kohlenendes, welches dann auf eine
                              der erwähnten Weisen mit dem beweglichen Leiter vereinigt wird; vereinfacht oder
                              billiger wird eine Batterie dadurch nicht, wohl aber ist dieses Ziel zu erreichen,
                              wenn man die Kupferschicht etwas stark werden laßt, etwa von der Dicke der
                              Kartenpappe und dann einfach durch Löthung mit dem Kolben, einen Kupferstreifen oder
                              Draht damit verbindet.
                           
                           Die Verzinnung und Löthung der Kupferschicht ist äußerst leicht und bequem
                              vorzunehmen, und die Verbindung gewiß eine innigere als irgend eine auf mechanischem
                              Druck beruhende. Will man das Princip der Billigkeit weiter verfolgen, so benutzt
                              man am besten Kupferblechstreifen ebenso am Zinkblock, und verbindet die Enden durch
                              eine aus Draht gemachte federnde Klammer.
                           Vortheilhaft ist es, ehe man die Kohle am Rande verkupfert, sie einen Zoll breit
                              durch Erhitzen auf einem Blech etwas Wachs einsaugen zu lassen und ebenfalls nach
                              der Löthung alle Metalltheile mit Asphalt-Lack zu überziehen, durch welche
                              Vorsicht es möglich wird, die Kohlen bei Anwendung von Chromkalilösung mit
                              Schwefelsäure, oder verdünnter Schwefelsäure ohne Anwendung einer Thonzelle, Jahre
                              lang zu benutzen, ohne das Kupfer, respective die metallische Leitung erneuern zu
                              müssen. Für Anwendung von Salpetersäure eignet sich die Leitung selbstverständlich
                              nicht; will man durchaus mit dieser Säure arbeiten, so empfiehlt sich am besten,
                              massive Kohlen anzuwenden, welche in der Mitte des freien Endes ein Loch haben, in
                              welches eine keilförmige Messing- oder Kupferschraube eingeklemmt wird, weil
                              diese leichter von Oxyd zu reinigen ist als ein Ring oder selbst eine
                              anzuschraubende massive Klammer.
                           Sehr bequem macht sich die Verkupferung der Kohlen, wenn man in die Mitte einer
                              flachen Schüssel mit ebenem Boden eine Thonzelle mit Zink stellt und um diese herum
                              4 oder 5 Kohlen, welche sämmtlich durch einen fest umgedrehten Kupferdraht mit dem
                              in der Thonzelle befindlichen mit verdünnter Schwefelsäure oder Kochsalzlösung
                              umgebenen Zinke verbunden werden. Die Zinkblechrolle macht man möglichst groß, um
                              rasch zu arbeiten, und füllt die Schüssel so weit mit einer gesättigten
                              Kupfervitriollösung, daß die gewünschte Breite des Niederschlags erzielt wird. Die
                              der Thonzelle zugekehrte Seite der Kohle, welche am stärksten mit Kupfer belegt
                              wird, dient dann nach Beendigung der Operation, für die Löthstelle. Eine Batterie
                              aus Kohlencylindern, welche ein durch Gutta-perchastreifen isolirtes
                              amalgamirtes Zinkkreuz enthalten, mit verdünnter Schwefelsäure ohne Thonzelle
                              erregt, liefert einen sehr kräftigen, ziemlich constanten Strom, und ist
                              außerordentlich bequem zu handhaben. Die Herstellungkosten für jedes Element
                              betragen: Glas 3 Sgr., Kohle (5 Zoll hoch, 3 Zoll Durchmesser) 10 Sgr., Zinkkreuz 4
                              bis 5 Sgr., Kupferstreifen und Arbeitslohn zu 3 Sgr. veranschlagt, im Ganzen 20 bis
                              21 Sgr. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 6.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Drucks auf die chemische Wirkung.
                           Favre hat durch Versuche gefunden (Comptes rendus, t. LI p. 1027), daß wenn
                              Wasserstoffgas mittelst Zink und verdünnter Schwefelsäure in einem hermetisch
                              geschlossenen Gefäß erzeugt wird, die Wirkung der Schwefelsäure abnimmt wie der
                              Druck zunimmt. Dieß schreibt er der Adhärenz von Wasserstoffgas an der Oberfläche
                              des Metalls zu, wodurch dasselbe gegen die Einwirkung der Säure geschützt wird.
                           Er fand auch, daß auf die Elektrolyse des Wassers durch vier Bunsen'sche Elemente mit Platinelektroden, ein Druck von 70 bis 80
                              Atmosphären gar keinen Einfluß hat. Im Gase, welches dem Druck ausgesetzt gewesen
                              war, wurde kein Ozon bemerkt, aber nach Beseitigung des Druckes ergab sich, daß die
                              Flüssigkeit, aus welcher sich das Gas entwickelt hatte, eine kleine Quantität in
                              Lösung zurückhielt, welches, nachdem es gesammelt war, Ozonpapier bläute und
                              Schwefelblei bleichte.
                           
                        
                           Das Rösten mit Wasserdampf und die Silberextraction mit
                              unterschwefligsaurem Natron zu Joachimsthal, von E. Vogel.
                           Die Joachimsthaler Silbererze, welche Kobalt, Nickel, Arsen, Antimon und Zink
                              enthalten, eignen sich angestellten Versuchen zu Folge nicht für die Amalgamation,
                              weil Kobalt und Nickel mit Arsen feste Verbindungen bilden, welche selbst bei einer
                              größeren Hitze nicht zerlegt werden und die Chlorirung des Silbers verhindern. Patera macht diese Erze dadurch vortheilhaft zu Gute, daß
                              dieselben mit Wasserdampf, Kochsalz und Eisenvitriol oder Lech zunächst in einem Flammofen
                              (polytechn. Journal Bd. CXXXIX S. 271)
                              geröstet werden. Bei Anwendung von Wasserdampf wirkt die gebildete Salzsäure
                              energischer auf die Entfernung des Arsens und die Chlorirung des Silbers, und der
                              beim gewöhnlichen Rösten arsenikalischer Erze stattfindende Silberverlust, von
                              mindestens 10 Proc., geht auf ein Minimum herab. Aus dem Röstgut wird dann durch
                              unterschwefligsaures Natron das Chlorsilber ausgezogen, das Silber aus der Lösung
                              durch Schwefelnatrium gefällt und das Schwefelsilber durch Schmelzen mit Eisen
                              zerlegt. Der erste Versuch fiel so günstig aus, daß man auf ein Silberausbringen von
                              97 1/2 Proc. hofft, so daß nur 2 1/2 Proc. Silber theils in den Rückständen bleiben,
                              theils verloren gehen. – Im Vergleich mit der currenten Schmelzarbeit gewährt
                              der nasse Weg entschiedene Vortheile; der Brennmaterialverbrauch stellt sich bei
                              beiden wie 3,18: 0,81, der Schichtenaufwand wie 1,26: 0,90, das Silberausbringen wie
                              96,5: 97,5, das Verhältniß der Gestehungskosten pro Münzpfund Silber wie 100: 62.
                              Größere Kosten veranlaßt aber beim nassen Weg die Zugutebringung von Kobalt und
                              Nickel, welche beim Schmelzen sich ohne Kosten in einer Speise concentriren. Der
                              Brennmaterialverbrauch wird durch Anwendung von Wasserdampf wohl auf das Doppelte
                              erhöht, indem ein Theil zur Dampferzeugung, ein anderer zum stärkeren Heizen des
                              Röstofens verbraucht werden muß, um die durch Einströmen der Wasserdämpfe bewirkte
                              Abkühlung aufzuheben. – Während nach Obigem bei Anwesenheit von festen
                              Arsenverbindungen des Kobalts und Nickels Wasserdampf und Luftzutritt beim Rösten
                              vortheilhaft sind, so zeigte sich ersterer beim Rösten von Bleiglanz weniger
                              wirksam, als Luft allein, und man brauchte mehr Brennmaterial. Plattner's Beobachtung, daß bei Anwendung von Wasserdämpfen unter
                              Luftzutritt die beim Rösten gebildete schweflige Säure sich mit Schwefelwasserstoff
                              zu Schwefel und Wasser umsetzt, ließ sich nicht wahrnehmen. – Vergleicht man
                              die Extraction mittelst unterschwefligsauren Natrons mit der Amalgamation, so kostet
                              erstere laut vorliegender Berechnung wohl dreimal mehr als letztere hinsichtlich der
                              Extractionsmittel, und auch die Arbeitskosten stellen sich bei letzterer niedriger,
                              weil die meisten Operationen dabei durch maschinelle Vorrichtungen, bei ersterer
                              aber durch Menschenhände ausgeführt werden. Da die Augustin'sche Kochsalzlaugerei noch wohlfeiler kommt, als die
                              Amalgamation, so hält Patera's Extractionsmethode den
                              Vergleich mit ersterer um so weniger aus. Bei der Kochsalzlaugerei geschehen die
                              Arbeiten meist von selbst, ohne Maschinenkraft, und das Kochsalz ist billiger, als
                              Quecksilber. Vielleicht dürfte sich Ziervogel's Methode
                              vortheilhafter, als die Patera'sche anwenden lassen,
                              nachdem die Erze mit Wasserdampf nach Patera's Methode
                              abgerostet werden. (Osterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
                              1860, Nr. 11.)
                           
                        
                           Ueber neue Methoden zur Scheidung des Silbers aus den Erzen in
                              Californien und Washoe; von G. Kustel.
                           Seit der Entdeckung der Washoe-Silberminen war San Francisco beständig das
                              Laboratorium für Erfindung neuer Methoden zur Scheidung des Silbers aus den Erzen.
                              Mit den gebräuchlichen Manipulationen wollte man sich nicht befassen, weil
                              Schmelzung, Amalgamation, Extraction u.s.w. mehr Wissen und Können erfordert, als
                              die Jedem zugängliche Goldamalgamation. Die Experimentatoren waren Leute aus allen
                              Fächern, nur keine Metallurgen. Aber wie es oft der Fall ist, daß bei vielem und
                              unermüdetem Experimentiren ohne Calculation eine zufällige Entdeckung gemacht wird,
                              so glaubt auch Californien in Bezug auf Silberextraction Epoche gemacht zu
                              baden.
                           Während ich und Mosheimer das Silbererz der Ophir Silver
                              Mining Comp. (bei 40 Tonnen) in San Francisco um den Betrag von vierhundert und
                              zwölf Dollars per Tonne schmolzen und im Durchschnitt über dreitausend Dollars per
                              Tonne ablieferten, waren angeblich eine Menge neuer Processe entdeckt worden, von
                              denen einer nicht nur so weit reussirte, daß schon 10 bis 15 Tonnen danach
                              verarbeitet wurden, sondern daß er auch an Billigkeit, Schnelligkeit und Ausbringen
                              alle bisher bekannten Verfahrungsarten übertreffen soll. Bis nun ist er noch
                              Geheimniß; da ich mich aber in Bezug auf Schnelligkeit, Quantität und Reinheit des
                              ausgebrachten göldischen Silbers selbst überzeugte, so bandelt es sich nur um die
                              Unkosten, um zu beurtheilen, ob die durch diesen Proceß erregten großen Erwartungen
                              gerechtfertigt sind.
                           
                           Noch will ich eines andern patentirten Verfahrens erwähnen, das für viele Monate die
                              Aufmerksamkeit von ganz Californien in Anspruch nahm und die Compagnien der
                              Washoeminen zurückhielt, irgend eine Manipulation einzuführen, indem die
                              Patentträger um einen Spottpreis das Erz zu verarbeiten versprachen. Es war nicht
                              der gute Erfolg dieses neuen Mc. Culloch'schen
                              Verfahrens, der die Gewerke so befangen machte (denn ein solcher war nie zu sehen),
                              sondern bloß der Umstand, daß ein bedeutendes Haus in San Francisco, Alsop und Comp., sich an dem
                              Patent betheiligte.
                           Dieses Verfahren bestand darin, daß 2000 Pfd. gepulvertes Erz mit 160 Pfd. Sägespäne
                              160 Pfd. Kohlenstaub und 100 Pfd. Thon zu einer Paste und diese zu Ziegeln von 1
                              Zoll Dicke verarbeitet und sodann im Meiler oder Ofen gebrannt wurde, wodurch alles
                              Silber in metallischen Zustand überführt werden sollte. So wollte es nämlich das
                              Patent haben, in der Praxis konnte aber die Bildung von
                                 schwefelsaurem Silber nicht umgangen werden. Um die weitere Behandlung
                              kümmerte sich weder Mc. Culloch, noch Hr. Alsop. Wenn zu der genannten Mischung noch 6 Proc.
                              Kochsalz zugefügt wurden, so verwandelte sich nach 5 bis 6 Stunden langem Brennen
                              alles Silber in Chlorsilber, und hätte Mc. Culloch diesen
                              Umstand zu benützen gewußt, so hätte er damit wenigstens Geld machen können, wenn
                              auch nicht Diejenigen, welche sein Verfahren benutzten.Mc. Culloch ließ sich sein Verfahren auch in
                                    England patentiren; man s. polytechn. Journal Bd. CLIX S. 212.
                              
                           Die Ophir-Comp., die 1400 Fuß in der Comstock Lead besitzt, entschloß sich in
                              Rücksicht des nahenden Winters, ohne weiter auf Mc. Culloch zu reflectiren, zuerst dazu, die Fässeramalgamation einzuführen.
                              Demzufolge wurden Dampfmaschinen, Trockenpochwerk u.s.w. in San Francisco Ende
                              September v. J. bestellt und im Monat November über die Sierra Nevada geschafft. Die
                              Maschinerie war vorerst auf 10 Tonnen tägliche Verarbeitung berechnet und sollte auf
                              40 bis 50 Tonnen ausgedehnt werden, da dieses Quantum leicht aus der Mine täglich
                              geschafft werden kann.
                           Das Werk wird in Washoe Valley, 16 Meilen von der Mine entfernt, gebaut, da hier
                              hinlänglich Holz und Wasser vorhanden ist, wenn auch 10 Dollars per Tonne Fuhrlohn
                              gezahlt werden muß (für Erz).
                           Während nun, ungeachtet Schnee und Kälte, der Aufbau in vollem Gange ist, kommt
                              plötzlich von der Direction von San Francisco die Anweisung, mit dem Weiterbau
                              einzuhalten, indem man wegen einer neuen Extractionsmethode mit dem Erfinder in
                              Verhandlung stehe und dieselbe sogleich einzuführen gedenke.
                           Der Erfinder ist ein Amerikaner, Namens Smith, Zimmermann von Profession. Er hatte in
                              Sacramento in einer Anstalt gearbeitet, wo die Zersetzung der Sulphurete mit
                              vegetabilischen Säuren, caustischem Kalk etc. versucht wurde, wobei Smith ein Mittel entdeckte, die Zersetzung vollständig zu
                              bewirken. Er verarbeitet nun in San Francisco das Erz der Ophir-Comp. in 10
                              eisernen Pfannen, 5 Fuß im Durchmesser weit, welche ganz nach Art der Arastras
                              eingerichtet sind, nur daß unter jeder Pfanne eine Feuerung angebracht ist.
                           Das feingemahlene Erz kommt ohne alle Vorbereitung in die Pfanne mit dem halben
                              Gewicht Quecksilber nebst so viel Wasser, daß ein dünner Brei entsteht, und dem
                              Pulver, dessen Zusammensetzung geheim gehalten wird. Das Ganze wird wie in der
                              Arastra mit vier laufenden Steinen in Bewegung erhalten und nach 4 Stunden
                              abgelassen, das Quecksilber aber bleibt in der Pfanne für die folgenden Chargen und
                              zwar so lange, bis es hinlänglich Amalgam aufgenommen hat.
                           Ich habe 240 Pfd. des ausgebrachten Silbers gesehen, das 997 fein war, während das
                              Erz nicht unbedeutende Mengen Kupfer enthält. Smith und
                              Comp. verpflichten sich, die Tonne Erz mit einem Kostenaufwand von 25, höchstens 30
                              Doll. zu verarbeiten, während bei der Fässeramalgamation das Salz allein, bei 10
                              Proc. Zusatz, auf 20 Doll. per Tonne zu stehen kommt. Das zugesetzte Ingrediens soll
                              in San Francisco 2 1/2 Doll. per Tonne betragen; es ist demnach nicht begreiflich,
                              warum die Tonne auf 25–30 Doll. veranschlagt wird, da der Aufwand für das
                              Pochen und Mahlen unbedeutend ist. Ueber den Quecksilberverlust konnte ich nichts
                              erfahren, auch keine Details erhalten.
                           Das Erz der Ophir-Comp. besteht hauptsächlich aus Zinkblende, Eisenkies,
                              Sprödglaserz, Schwefelsilber, Antimonsilber, gediegen Silber und Gold, Kupferkies,
                              Bleiglanz, zuweilen
                              kohlensaurem Blei- und Kupferoxyd. Der Bleigehalt variirt von 5 zu 10 Proc.,
                              der Antimongehalt ist zuweilen sehr bedeutend und als Beispiel will ich anführen,
                              daß, als das Erz in San Francisco geschmolzen und das erhaltene Werkblei abgetrieben
                              wurde, sich zeitweise so viel Antimonrauch entwickelte, daß es durchaus unmöglich
                              war, das Bleibad zu sehen, und der Treiber gezwungen war, blindlings abzuziehen. Da
                              das Blei sehr silberreich war, so legte sich dabei nicht nur an die Werkzeuge,
                              sondern auch an die Außenseite der Arbeitsöffnung und sogar an das Blechdach im
                              Innern des Gebäudes ein schöner rosenrother Beschlag an, der 1 Proc. Silber
                              enthielt.
                           Wenn dieser neue Proceß den Erwartungen entspricht und wirklich Vortheile gegen alle
                              anderen Extractionsmethoden darbietet, so werde ich darauf zurückkommen. Washoe Valley, 15. Januar 1861. (Berg- und
                              hüttenmännische Zeitung, 1861, Nr. 14.)
                           
                        
                           Färben des Kautschuks mit den Anilinfarbstoffen, nach J. Lightfoot.
                           Man weicht hierzu den Kautschuk entweder bloß in einer Auflösung von Anilinroth
                              (Fuchsin) oder Anilinviolett (Anilein) ein, nachdem man ihn vorher mit Leimauflösung
                              überzogen hat. Dieses Verfahren wird nicht nur für die erwähnten Anilinfarbstoffe,
                              sondern auch für das Murexid angewandt. Der Kautschuk oder die zur Fabrication von
                              Geweben bestimmten Kautschukfäden werden in trockenem Zustande in die als
                              Vorbereitungsbad dienende Leimauflösung getaucht. Will man das Murexid als Farbstoff
                              benutzen, so wird der Kautschuk zuerst in eine warme Auflösung von
                              Quecksilbersublimat eingeweicht, und hernach in das Färbebad. (Teinturier universel.)
                           (Man vergl. Lightfoot's Verfahren um Farbstoffe mittelst
                              Leim oder Gerbsäure auf Geweben etc. zu befestigen, im polytechn. Journal Bd. CLIX S. 318.)
                           
                        
                           Horn weiß, gelb und perlmutterfarbig zu beizen; von Gustav Mann in Stuttgart.
                           Unter sämmtlichen bis jetzt bekannten Beizmethoden ist keine, welche die obigen
                              Farben erzielte. Beinahe ausschließlich beschränken sich dieselben auf das
                              Hervorbringen von Tönen zwischen schwarz und rothbraun, und liegen allen diesen
                              Methoden die Verbindungen des Bleies, Quecksilbers und Eisens mit dem in dem Horn
                              enthaltenen Schwefel zu Grunde. Der Aufforderung eines Freundes Folge leistend,
                              beschäftigte ich mich vor einiger Zeit, obige Aufgabe zu lösen, wobei ich
                              nachfolgende Erfahrungen sammelte.
                           Horn auf directem Wege, mittelst der gewöhnlichen Verfahrungsweise, weiß zu beizen,
                              wollte mit nicht gelingen, sey es aus Mangel an den nöthigen Apparaten, oder sey es,
                              daß es wirklich schwieriger seyn dürfte, als auf dem von mit später eingeschlagenen
                              indirecten Wege, der übrigens in praktischer Beziehung von größerem Nutzen seyn
                              dürfte, als jenes directe Verfahren, auch wenn es ganz gelingt. Es ist nämlich durch
                              meine Verfahrungsweise nachgewiesen, wie die verschiedensten Metalloxyde, deren
                              Verwandtschaft zum Schwefel größer ist als die des Bleies, in die Hornsubstanz
                              hineingebeizt und dadurch die verschiedensten Farbentöne erzielt werden können, an
                              welche auf anderem Wege gewiß nicht zu denken ist. Ich selbst bin dabei auf
                              überraschende Resultate gekommen.
                           Um Horn weiß zu färben, beizte ich dasselbe vorher auf die
                              gewöhnliche Weise mit Mennige braun an, zersetzte alsdann das gebildete Schwefelblei
                              mittelst arsenik- und eisenfreier Salzsäure in Schwefelwasserstoff, welcher
                              entweicht und durch seinen Geruch leicht kennbar ist, und in Chlorblei, welches als
                              weißer Körper im Horn zurückbleibt. Dieses Chlorblei gibt dem Horn eine schöne,
                              milchweiße Farbe und läßt sich gut Poliren. Wird diese Operation mit Reinlichkeit
                              und Pünktlichkeit ausgeführt, so ist das Resultat unfehlbar. Begreiflicherweise je
                              durchsichtiger das Horn ist, desto reiner die weiße Farbe. In der Hand des
                              Praktikers, dem es überlassen ist, dieses Verfahren seinen Zwecken anzupassen und zu
                              vervollkommnen, dürfte es namentlich für die Knopf- und Kammfabrication von
                              Nutzen seyn.
                           
                           Zu gleicher Zeit ist ersichtlich, daß durch die Gegenwart von Chlorblei im Horn die
                              Basis zu neuen Verbindungen gelegt ist, wovon ich hier anführen will: das Chlorblei
                              hat zu Chromsäure eine größere Verwandtschaft als zum Chlor, das Chlor wird durch
                              dieselbe ausgeschieden, und man erhält chromsaures Bleioxyd in den schönsten gelben Tönen. Mein Verfahren war einfach folgendes: das
                              weißgebeizte Hörn wird in eine Lösung von doppelt-chromsaurem Kali gebracht,
                              worauf augenblicklich die gelbe Farbe erscheint. Diese Beize dürfte für
                              Stockfabrikanten und Dreher von Nutzen seyn, wo es gilt, die Farbe des Buchsholzes
                              nachzuahmen.
                           Um dem Hörne Perlmutterglanz zu verleihen, lege man es
                              braun angebeizt in ganz verdünnte kalte Salzsäure, und beinahe augenblicklich werden
                              sich silberweiße reflectirende Schichten von Chlorblei bilden, wodurch der Zweck
                              schon erreicht ist, denn je nach der Structur des verwendeten Horns ist der
                              Perlmutterglanz außerordentlich täuschend nachgeahmt, und durch das Auge von dem des
                              ächten dunkeln Perlmutter kaum zu unterscheiden.
                           Diese letzte Methode ist namentlich für Knopffabrikanten beachtenswerth, indem das
                              Gros Perlmutterknöpfe dreifach theurer bezahlt wird als das der Hornknöpfe.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr. 10.)
                           
                        
                           Grenier's Verfahren Seile
                              wasserdicht zu machen.
                           Derselbe bringt Schweinfett, Talg zum schmelzen; dann mischt er Leinöl, Umbra und
                              Braunstein bei. Nachdem dieses Gemisch durch Umrühren gleichförmig geworden ist,
                              taucht er die Seile hinein, und zieht sie dann heraus um sie zu trocknen. (Teinturier universel.)
                           
                        
                           Das Aufblühen der Zwiebelblumen in Gläsern zu
                              befördern.
                           Manchem, der Zwiebelblumen, namentlich Hyacinthen, im Zimmer gezogen hat, wird der
                              Fall vorgekommen seyn, daß die Blüthentraube mit den Blättern zugleich emporkommt;
                              die Traube bekommt dann einen Schaft, und die oberen Blüthen entfalten sich zuerst,
                              während die unteren zwischen den Blättern ersticken. Man nennt das in der
                              Hortulanischen Kunstsprache das „Sitzenbleiben“. Die erste
                              Veranlassung dazu ist gewöhnlich die, daß die Zwiebeln zu spät in die Töpfe
                              eingepflanzt oder auf die Wassergläser gesetzt wurden, und dann sogleich, ehe sie
                              sich noch vollständig bewurzelt haben, getrieben werden. Die Blumenzwiebeln, die um
                              Weihnachten blühen sollen, müssen längst bis zu Ende des Septembers in die Töpfe
                              eingepflanzt und dann etwa 10 bis 12 Zoll tief an einer schattigen Stelle im Freien
                              in die Erde eingegraben werden, wo sie bleiben können, bis sich ernstliche Fröste
                              einstellen, dann erst werden sie zum Treiben aufgesetzt. Auf diese Weise bewurzeln
                              sie sich hinlänglich, und es wird nicht fehlen, daß sie einen 8 bis 10 Zoll hohen
                              Blumenschaft treiben und die Blumentrauben gehörigermaßen von unten zu blühen
                              anfangen.
                           Um aber nicht nur das Aufblühen zu befördern, sondern auch die Blumen zu vergrößern
                              und ihre Farbe feuriger zu machen, empfehle ich folgendes Mittel.
                           Man fülle eine Glasstasche mit Regen- oder Flußwasser und löse in diesem 8
                              Loth Salpeter, 2 Loth Kochsalz und 1 Loth Potasche auf. Von dieser Auflösung wird
                              von der Zeit an, wo die Blumenzwiebeln in das Zimmer zum Treiben gebracht werden,
                              jedesmal, wenn sie frisches Wasser (entweder in das Wasserglas, auf welches die
                              Zwiebel gesetzt ist, oder in den Untersetzer, in welchem der Blumentopf steht)
                              bekommen, in dasselbe 10 bis 12 Tropfen gegossen und damit vermischt. Es ist
                              unglaublich, welche gute Dienste dieses Mittel zur Beförderung der Vegetation thut.
                              Sobald aber die Blüthenknospen sich färben und aufbrechen wollen, muß man damit
                              nachlassen, sonst geht die Flor zu schnell vorbei.
                           Bei allen anderen Blumen, die man im Winter treibt, soll dieses Mittel mit demselben
                              guten Erfolge anwendbar seyn. (Monatsgärtner.)