| Titel: | Ueber Holzbearbeitungs-Maschinen und deren Anwendung, namentlich für Bauarbeiten; von Joh. Zimmermann in Chemnitz. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. IV., S. 11 | 
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                        IV.
                        Ueber Holzbearbeitungs-Maschinen und deren
                           Anwendung, namentlich für Bauarbeiten; von Joh. Zimmermann in
                           Chemnitz.
                        Aus der sächsischen Industriezeitung, 1861, Nr. 21
                              und 25.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Zimmermann, über Holzbearbeitungs-Maschinen und deren
                           Anwendung bei Bauarbeiten etc.
                        
                     
                        
                           Daß bis jetzt in Deutschland überhaupt Maschinen zur Bearbeitung des Holzes für die
                              mannichfachsten Zwecke, sowohl im Baufache als in verschiedenen anderen
                              Gewerbszweigen, z.B. bei der Herstellung von Meubeln, Wagen Fässern etc.
                              verhältnißmäßig nur wenig Anwendung finden, möchte sehr verschiedenen Ursachen
                              zuzuschreiben seyn. Einen Gegner des Fortschrittes in dieser Richtung glaube ich in
                              dem Zunftzwange zu erkennen, indem dadurch diejenigen, welche Gelegenheit hatten
                              Maschinen kennen zu lernen und auch die Mittel besaßen dieselben zur Anwendung zu
                              bringen, von deren Benutzung für viele Zwecke ausgeschlossen waren, während
                              diejenigen, welche das Privilegium besaßen, aus verschiedenen Ursachen keinen
                              Gebrauch davon machten. Allerdings ist nicht zu läugnen, daß, trotz aller
                              Ueberzeugung von dem Nutzen, dem Handwerksmanne oft die nöthigen Mittel fehlen; daß
                              ferner die Lage seines Hauses und der nöthige Raum es nicht immer erlauben, sich
                              solche Maschinen anzuschaffen; namentlich ist auch der Mangel an der nöthigen
                              Betriebskraft zu berücksichtigen.
                           In letzterer Beziehung wäre es von der höchsten Wichtigkeit, wenn die calorischen Maschinen schon den Grad von Vollkommenheit
                              erreicht hätten, daß sie mit Zuverlässigkeit für gleichmäßigen Gang empfohlen werden
                              könnten, was hoffentlich nicht lange ausbleiben wird. Inzwischen gibt es auch gegen
                              dieses Hinderniß ein Mittel, welches schon theilweise Anwendung gefunden hat und
                              allgemein nachgeahmt zu werden verdient, nämlich Localitäten
                                 mit Kraft herzustellen und zu vermiethen. Ein solches Unternehmen wird
                              offenbar an vielen Orten sehr lohnend seyn, da es hauptsächlich auch den Vortheil
                              gewährt, daß es dem Handwerksmanne oder dem kleineren Fabrikanten das Capital
                              erhält, welches er zum Betriebe seines Geschäftes nützlicher verwenden kann, und
                              demselben die Gelegenheit bietet, ohne eine theuere Anlage machen zu müssen, eine
                              Kraft benutzen zu können, die außerdem nur dem Wohlhabendern zu Gebote steht. Es
                              gewährt aber diese Einrichtung noch andere wesentliche Vortheile; denn abgesehen
                              davon, daß eine Anzahl kleinerer Dampfmaschinen mehr Platz und Anlagecapital
                              erfordert als eine größere von gleicher Kraft, so ist der
                              Gang einer größeren in der Regel ein gleichmäßigerer, sie erfordert ferner weniger
                              Brennmaterial und nur einen Feuermann etc., wodurch viel Geld erspart wird.
                           Ein weiteres Auskunftsmittel, die theueren Anlagen zu vermeiden, ist, daß sich
                              Anstalten etabliren, welche lediglich die Vorarbeiten für gewisse Handwerker
                              liefern. Es ist dieß die so allgemein anerkannte Theilung der
                                 Arbeit. Derartige Geschäfte würden sich am besten für Holzhandlungen,
                              Zimmermeister, Parquetfußböden- oder Goldleistenfabriken eignen. Man müßte in
                              einer solchen Fabrik zu allen bei den Bauten vorkommenden Holzarbeiten die
                              vorgearbeiteten Hölzer geliefert bekommen; ebenso die zum Verlegen vorgerichteten
                              Dielenbreter, welche durch eine Maschine gehobelt, genuthet und mit Federn versehen
                              sind, deßgleichen vorgerichtete Schalungs- und dergl. Breter, die Rahmen zu
                              Fensterstöcken und Flügeln, die Sprossen, Thüren-Rahmen (Friese) und
                              Füllungen, Bekleidungen, Kehrleisten, endlich alle Arten Simsleisten und
                              Verzierungen nach Schablonen für architectonische Zwecke.
                              Dergleichen Anstalten existiren in England schon seit vielen Jahren, und in neuerer
                              Zeit sind deren in BerlinMan sehe die Abhandlung „über die Anwendung der Maschinen zur
                                       Bearbeitung des Holzes, von Dr. Rob. Schmidt, Civilingenieur in
                                       Berlin,“ im polytechn. Journal Bd. CLX S. 93. A. d. Red. und Wien entstanden.
                           Von manchen Seiten wird man mir hierbei einwenden, daß unsere Tischler, Glaser,
                              Zimmermeister so etwas nicht kaufen, weil man noch nicht daran gewöhnt sey. Dieß
                              wird sich aber gewiß bald finden, da diese Arbeiten mit der Hand nicht so schön, und
                              auch nicht so billig hergestellt werden können. Letzteres
                              will ich an einigen Beispielen nachzuweisen suchen.
                           Eine gewöhnliche Dielenhobelmaschine z.B., deren ich bereits mehrere gefertigt habe,
                              kann bei ununterbrochenem Gange in 12 Arbeitsstunden circa 10 Schock Breter fertig abhobeln.
                           
                              
                                 Die Maschine im Preise von
                                 
                                 650 Thlrn.
                                 
                              
                                 
                                 Transmission
                                   50    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                                                  
                                 Summe
                                 700 Thlr.
                                 
                              
                           wird von 2 Leuten bedient, und braucht höchstens 3
                              Pferdekräfte. Es kosten demnach 10 Schock Breter auf der Maschine zu hobeln, nur 4
                              Thlr. 5 Ngr., nämlich:
                           
                              
                                 an 15 Proc. Zinsen, Amortisation, Reparatur und
                                    Oel    für die Maschine und Transmission,
                                    das Jahr zu 300    Arbeitstagen gerechnet
                                    per Tag
                                 – Thlr. 10 Ngr.
                                 
                              
                                 an Pacht für 3 Pferdekräfte und Local (wie man
                                    solche   in Berlin, wo Kohlen und Localitäten theurer
                                    sind, als   in Chemnitz, zu vermiethen pflegt) per Tag 25 Ngr.
                                 2    „    15  
                                    „
                                 
                              
                                 an Arbeitslohn für 2 Leute à 20 Ngr. per Tag
                                 1    „    10  
                                    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 4 Thlr.   5 Ngr.
                                 
                              
                           während dieselbe Arbeit mit der Hand an Arbeitslohn für den
                              Zimmermann mindestens 11 2/3 Thlr. beträgt.
                           Auf einer Maschine, welche 1100 Thlr. kostet, können in derselben Zeit, mit ebenfalls
                              nur 2 Leuten, 10 Schock Breter auf beiden Seiten gehobelt, die Kanten gefugt,
                              genuthet und mit Federn versehen werden, was höchstens 1 Pferdekraft mehr
                              beansprucht, demnach in Allem etwa 5 Thlr. 5 Ngr. kostet; während diese Arbeit von
                              der Hand gemacht, mindestens 27 Thlr. kosten würde.
                           Bei der Maschine zum Aushobeln der Simsleisten, Thürenbekleidungen ist die Ersparniß
                              bei Weitem auffälliger. Es liefert diese Maschine z.B. an Thürbekleidungen von 5–6'' Breite
                              14–18' per Minute. Ein Minimum von 12' per Minute angenommen, liefert dieselbe in 12
                              Arbeitsstunden 8600 laufende Fuß, deren Kosten bei
                           
                              
                                 einem Preise der Maschine von
                                 
                                 800 Thlrn.
                                 
                              
                                 
                                 Transmission
                                   50     „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 zusammen
                                 850 Thlr.
                                 
                              
                           nur 4 Thlr. 7 3/4 Ngr. betragen würden, nämlich:
                           
                              
                                 15 Proc. Zinsen, Amortisation, Reparatur und Oel
                                    für    die Maschine und Transmission per Tag
                                 – Thlr. 12 3/4 Ngr.
                                 
                              
                                 an Pacht für 3 Pferdekräfte und Local à 25 Ngr.
                                 2    „    15        „
                                 
                              
                                 an Arbeitslohn für 2 Leute à 20 Ngr. per Tag
                                 1    „    10        „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa wie oben
                                 4  Thlr.  7 3/4 Ngr.
                                 
                              
                           während der Arbeitslohn für den Zimmermann, welcher im Accord
                              für den laufenden Fuß Thürenbekleidung auszuhobeln 1 Ngr. bekommt, auf diese
                              Quantität 286 2/3 Thlr. betragen würde.
                           Ich habe mir in der letzten Zeit die Aufgabe gestellt, den Bau der
                              Holzbearbeitungsmaschinen ernstlich in die Hand zu nehmen, und um möglichst rasch
                              zum Ziele zu kommen, das beste Vorhandene zum Muster genommen. Es sind dieß
                              unstreitig die englischen Constructionen, daneben auch einige französische, dagegen
                              sind die amerikanischen und auch die Berliner Maschinen, welche mir bis jetzt
                              vorkamen, weder in Construction noch in Ausführung ebenbürtig. Ich bin nun bemüht,
                              diese für unsere Verhältnisse passend abzuändern, zum Theil neu zu construiren und
                              anzuwenden, was mir auch schon durch das von verschiedenen Seiten geschenkte
                              Vertrauen möglich geworden ist, so daß ich die gewöhnlich verlangten Maschinen,
                              namentlich für Bauarbeiten, unter Garantie der Leistung zu liefern im Stande
                              bin.
                           Ich beginne im Folgenden mit der Veröffentlichung einer Anzahl Zeichnungen.
                           
                        
                           I. Bandsäge und
                                 Kreisschneidapparat.
                           Diese in Fig. 3
                              und 4 in einer
                              Seiten- und einer Vorderansicht dargestellte Maschine besteht zuvörderst aus
                              einem eisernen, in Hohlguß ausgeführten Gestelle, welches durch seine Schwere
                              soliden Stand hat. Der Tisch ruht auf einem pyramidenförmigen Träger im Scharnier
                              und ist auf der Oberfläche gehobelt, um einen horizontal liegenden Zapfen drehbar
                              und kann durch Schrauben in beliebige Lage festgestellt werden. An dem erwähnten
                              Gestelle sind zwei Lager befestigt, welche eine horizontale Welle aufnehmen, an
                              deren einem Ende zwei Riemenscheiben, am andern Ende eine kreisrunde Radscheibe
                              befestigt ist, welche an ihrer Peripherie mit Leder überzogen ist und ein Sägeblatt
                              ohne Ende aufnimmt. An dem obern Ende des Hauptträgers ist über zwei Prismen ein Lagerstück mit
                              Schraube und einer Scheibe verschiebbar befestigt. In diesem Lagerstücke bewegt sich
                              eine der untern gleiche Welle mit ähnlicher Radscheibe, über welche ebenfalls das
                              Sägeblatt gelegt wird. Mittelst Schrauben kann das Sägeblatt entsprechend gespannt
                              und durch eine der schon erwähnten Riemenscheiben in Bewegung gesetzt werden. An den
                              Hauptträger sind zur sichern Leitung des Sägeblattes noch besondere Vorrichtungen
                              angebracht, die ein Leitungsstück enthalten, so daß dieses der Stärke des zu
                              schneidenden Holzes entsprechend verstellt werden kann. Der bei der Maschine
                              angestellte Arbeiter steht am Tische der Maschine und schiebt das zu bearbeitende
                              Stück Holz, je nach der Form, welche dieses erhalten soll, der Säge entgegen, wozu
                              die gewöhnliche Geschicklichkeit eines Tischlers ausreicht.
                           Diese Art von Sägen verschafft sich immer mehr und mehr Eingang, nachdem einerseits
                              die Sägeblätter billiger geworden sind, andererseits auch das Reißen derselben durch
                              solide Constructionen der Maschinen und zweckentsprechende Behandlung sich ganz
                              bedeutend vermindert hat. Das öftere Reißen der Blätter brachte anfänglich diese
                              Sägen in Mißcredit, und geschah dieß namentlich, wenn man Patent-Sägeblätter
                              verwendete, die reichlich das Dreifache (etwa 13 Thlr.), als die jetzt von mir
                              verwendeten, kosteten und nicht länger als gewöhnliche für 3 1/2–4 Thlr.
                              hielten. Es war daher Niemandem zu verdenken, wenn man lieber zum Alten
                              zurückkehrte.
                           Ebenso ist das Löthen der Blätter derart vereinfacht worden, daß eine Löthstelle
                              höchstens 1 1/2 Ngr. kostet und nicht wieder aufgeht; es sind bei mir Blätter 3 bis
                              4 Monate lang in Benutzung gewesen, ohne gerissen zu seyn, während dieselben im
                              Anfange an einem Tage zuweilen zweimal gelöthet werden mußten.
                           Der Kreisschneid-Apparat, welcher verstellbar ist, um verschiedene Radien
                              schneiden zu können, ist sehr vortheilhaft für Segmente, als Bremsklötze für
                              Eisenbahnwagen, zu Zwecken der Meubeltischlerei u. dgl. verwendbar.
                           
                              
                                 Der Preis einer solchen Säge, wie die Zeichnung darstellt,
                                    ist
                                 Thlr.
                                 450.
                                 
                              
                                 Der Kreisschneid-Apparat kostet
                                 „
                                 30.
                                 
                              
                                 Eine dergleichen mit 36zölligen Rollen und festem
                                    Tische
                                 „
                                 300.
                                 
                              
                           Sägen mit kleineren Rollen sind nicht zu empfehlen, da die Sägen nicht halten. Die
                              große Leistungsfähigkeit dieser Säge ist so allgemein bekannt, daß darüber Etwas zu
                              sagen wohl überflüssig seyn dürfte.
                           
                        
                           II. Nuth- und
                                 Federschneidmaschine.
                           Diese Maschine, welche in Fig. 1 und 2 in Vorder- und
                              Seitenansicht dargestellt ist, wird nicht allein als gewöhnliche Kreissäge bequem
                              benutzt, sondern dient
                              hauptsächlich auch zum Fügen und Anschneiden von Nuthen und Federn an Dielen-
                              und Schalungsbretern, Parquets, sowie zum Zapfen, Schlitzen und Falzen von Rahmen
                              etc., und eignet sich deßhalb für die verschiedensten Gewerbe, als für Zimmerleute,
                              Tischler, Parquet- und dergl. Fabriken. Diese Kreissäge besteht, wie die Abbildung zeigt, aus einem tischartigen
                              eisernen Gestelle, auf dem zwei Wellenlager befestigt sind, um eine Welle
                              aufzunehmen, deren eines Ende eine Riemenscheibe, das andere die Kreissäge trägt.
                              Durch eine an dem Tische angebrachte sinnreiche Vorrichtung wird das Arbeitsstück
                              der Kreissäge durch einen Arbeiter entgegengeschoben. Sie führt die Schnittflächen
                              mit Leichtigkeit aus; ihre Geschwindigkeit ist in der Regel eine außerordentlich
                              große, und ihre Leistungsfähigkeit beträgt bis 180 Quadratfuß Schnittfläche in einer
                              Stunde. Das Auswechseln der Sägeblätter oder Messerscheiben kann durch eine daran
                              befindliche Einrichtung leicht und rasch bewerkstelligt werden.
                           Der Preis dieser Maschine ist mit Deckenvorgelege complet Thlr. 250.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
