| Titel: | Ueber das Frischen des Roheisens auf Schmiedeeisen und Stahl nach Bessemer's Verfahren; vom Ober-Bergingenieur Gruner. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XVII., S. 46 | 
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                        XVII.
                        Ueber das Frischen des Roheisens auf
                           Schmiedeeisen und Stahl nach Bessemer's Verfahren; vom
                           Ober-Bergingenieur Gruner.
                        Aus den Annales des
                                 mines, 1861, 5me série, t. XVIII p. 553.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Gruner, über Bessemer's Verfahren zum Frischen des Roheisens auf
                           Schmiedeeisen und Stahl.
                        
                     
                        
                           Geschichtliches. – Als Bessemer im August 1856 der Versammlung der British
                                 association for the advancement of science in Cheltenham seine neue
                              Frischmethode mittheilte,Polytechn. Journal Bd. CXLI S. 423. schenkte man derselben fast allgemein keinen Glauben, und ich muß gestehen,
                              daß ich mich ebenfalls den Zweiflern angeschlossen hatte, jedoch mit dem Vorbehalt,
                              daß das neue Verfahren „brauchbare Producte, sowohl Schmiedeeisen als
                                 Stahl, liefern kann, wenn man nach demselben reines
                                 Roheisen behandelt.“
                              Bulletin de la Société de l'industrie
                                       minérale, t. II p. 200;
                                    polytechn. Journal Bd. CXLIII S. 432. Aber damals behauptete Bessemer, daß er nach
                              seiner Methode jegliche Roheisensorte in gutes Schmiedeeisen verwandeln könne,
                              wogegen in der That die in den Werkstätten der
                              Great-Northern-Eisenbahn und auf den Hütten von Saint-Pancrace
                              und Ebbw-vale angestellten Versuche bewiesen, daß die neue Methode die
                              Versprechungen des Erfinders nicht erfüllt. Bessemer ließ
                              sich jedoch durch die Erfolglosigkeit der ersten Versuche nicht entmuthigen; er
                              erforschte die Ursachen des Mißlingens und verwendete von nun an nur noch ein sehr
                              reines Roheisen. Es wurde zu Sheffield ein Stahlwerk für sein Verfahren errichtet;
                              zahlreiche Versuche wurden im königl. Arsenal zu Woolwich angestellt, und seit
                              beiläufig zwei Jahren wird das neue Verfahren sogar schon auf einem schwedischen
                              Hüttenwerk angewendet. Am 24. Mai 1859 hielt Bessemer in
                              der Institution of Civil Engineers zu London einen
                              VortragEin Auszug dieses Vortrags wurde im polytechn. Journal Bd. CLIII S. 270
                                    mitgetheilt. über die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate und legte zur Begründung
                              seiner Behauptungen zahlreiche Proben von Schmiedeeisen und Stahl vor, die nach
                              seiner Methode erzeugt waren, überdieß wurden seine Angaben durch den Director des
                              Arsenals zu Woolwich, den Obersten E. Wilmot bestätigt,
                              welcher im amtlichen Auftrage den Versuchen beigewohnt und die neuen Producte
                              probirt hatte. Derselbe gestand übrigens, wie Bessemer,
                              zu, daß die Methode auf schwefel- und
                                 phosphorhaltiges Roheisen nicht anwendbar ist, und daß diesem Grunde das
                              Mißlingen der ersten Versuche zuzuschreiben ist, wogegen Bessemer's Methode bei gehöriger Anwendung selbst mit siliciumhaltigem
                              Roheisen wirklich vortreffliche Producte zu verhältnißmäßig niedrigem Preise
                              liefert. In Folge wiederholter Versuche entschlossen sich auch andere Eisenwerke die
                              neue Methode im Großen anzuwenden. So waren die Hütten der Compagnie von Weardale
                              (Durham), welche ich im Juni v. J. besuchte, damals mit den Einrichtungen zum
                              Frischen ihres Roheisens nach Bessemer's Methode
                              beschäftigt; dieses Roheisen wird in den Hohöfen von Towlaw aus dem im Kohlenkalkstein von
                              Stanhope und Allenhead vorkommenden Spatheisenstein und manganhaltigen Braunerz
                              erblasen.
                           In Frankreich hat Jackson, zu Saint-Seurin, nach
                              derselben Methode das aus dem Brauneisenstein von Vicdessos ausgebrachte
                              manganhaltige weiße Roheisen auf Gußstahl verfrischt. Die Bessemer'sche Methode ist also bereits zur industriellen Anwendung
                              gelangt, weßhalb ich dieselbe im Folgenden mit Benützung der erwähnten Abhandlung
                              von Bessemer und der mündlichen Mittheilungen, welche ich
                              Hrn. Piccard, Ingenieur des Jackson'schen Stahlwerkes zu Saint-Seurin, verdanke, nach ihrem
                              gegenwärtigen Standpunkt beschreiben will.
                           Vorerst bemerke ich, daß Bessemer in seiner Abhandlung
                              behauptet, er könne das Roheisen nach Belieben in Stahl oder Schmiedeeisen
                              verwandeln, weil dieß bloß von der Zeit oder der Windmenge abhängt. Aus den
                              Beobachtungen des Hrn. Piccard geht jedoch hervor, daß
                              die regelmäßige Erzeugung von Schmiedeeisen schwierig wäre. Dasselbe würde nämlich
                              nicht immer in flüssigem Zustande bleiben, wenigstens wenn man nicht mit hinreichend
                              großen Roheisenmassen operirt.
                           Da übrigens das Frischen auf Schmiedeeisen nothwendig kostspieliger ist, weil die
                              Dauer der Operation, der absorbirte Wind und insbesondere der Abgang beträchtlicher
                              sind, während andererseits der Stahl eine fast zweimal so große absolute Festigkeit
                              hat, so leuchtet es ein, daß das Bessemer'sche Verfahren
                              jedenfalls nur für die Gußstahlfabrication in allgemeinen Gebrauch kommen wird.
                           Nachdem Bessemer sich überzeugt hatte, daß seine Methode
                              auf schwefel- und phosphorhaltiges Roheisen nicht anwendbar ist, verwendete
                              er Anfangs das beste schwedische Roheisen, und jetzt noch verfrischt er solches in
                              seinem Apparate, wenn er Stahl erster Qualität für Messerschmiedarbeiten erzielen
                              will; auch bei Anwendung des Holzkohlenroheisens aus Indien und NeuschottlandDasselbe Roheisen wird in Sheffield durch das Haus Camel und Comp. auf Stahl
                                    verpuddelt. erhielt er ganz gute Resultate. Hernach benutzte er das Kohksroheisen,
                              welches ausschließlich aus den Rotheisensteinen von Cumberland erblasen wird;
                              dasselbe liefern die zwei bedeutendsten Eisenwerke dieser Grafschaft,
                              Cleator-Moor und Workington. Endlich erhielt er auch mit dem Roheisen des
                              Forest of Dean und demjenigen von Towlaw, welche der Compagnie von WeardaleNach den Abhandlungen der Geological survey
                                    enthalten die Eisenerze von Weardale und von Cleator-Moor nur Spuren
                                    von Phosphor und Schwefel. gehören, sehr gute Producte; letzteres wird aus dem oben erwähnten
                              Spatheisenstein erblasen,
                              und das Roheisen des Forest of Dean (wie in Cumberland) aus dem im Kohlenkalkstein
                              vorkommenden Rotheisenstein. Dagegen erhielt er durch Verfrischen des Roheisens,
                              welches aus dem im Steinkohlengebirge vorkommenden thonigen Sphärosiderit erblasen
                              wird, selbst bei Anwendung des besten von Pontypool und Blaenavon, immer ungenügende
                              Producte.
                           Anordnung des Apparats. – Bekanntlich besteht der
                              alte Bessemer'sche Apparat aus einem mit feuerfesten
                              Steinen gefütterten Ofenschacht, ähnlich dem eines Kupolofens, welcher an den Seiten
                              mit mehreren Formen versehen ist; in diesen Ofen wurde das vollkommen flüssige
                              Roheisen hineingeleitet und demselben dann behufs des Verfrischens mittelst eines
                              Gebläsecylinders Wind von starker Pressung durch die Formen zugeführt.
                           Der neue Apparat unterscheidet sie von dem vorhergehenden nur durch die Anordnung der
                              Formen; dieselben befinden sich nicht mehr zur Seite, sondern stehen senkrecht und
                              sind in der Sohle des Ofens selbst angebracht. Letzterer hat, wie die Figuren 11,
                              12 und
                              13
                              zeigen, die Gestalt des Bauches einer großen Glasretorte, wie sie in den
                              Laboratorien gebräuchlich sind. Er besteht aus einem starken Mantel von Eisenblech
                              oder Gußeisen, welcher mit einem Futter von feuerfestem Pisé (mit
                              überschüssiger Thonerde) versehen ist. Der Ofen ist um zwei Zapfen beweglich, und
                              kann mittelst einer Kurbel, welche durch ein Getriebe auf ein Zahnrad wirkt, nach
                              Rechts oder Links umgedreht werden, wie es die Figuren 11 und 13 zeigen;
                              unter der Sohle des Ofens befindet sich eine Windkammer, von welcher die verticalen
                              Formen ausgehen; um die Bewegungen des Ofens nicht zu hindern, wird ihr der Wind
                              durch die Zapfen zugeführt, welche daher wie die Achsen einer oscillirenden
                              Dampfmaschine eingerichtet sind.
                           Die Figuren
                                 11, 12
                              und 13,
                              welche Bessemer's Abhandlung entnommen sind, zeigen nur
                              eine Oeffnung am obern Theil des Ofens, welche sowohl zum Einbringen des Roheisens,
                              als zum Ausgießen des Stahls und für den Austritt der während der Operation
                              entstandenen gasförmigen Producte dient. Manchmal ist aber die Retorte am obern
                              Theil noch mit zwei Seitenöffnungen für den Austritt der Gase versehen. Die
                              Dimensionen der Retorte hat Bessemer nicht angegeben; sie
                              hängen nothwendig von dem Gewicht der in einer Operation zu behandelnden Charge ab.
                              Nun erklärt der Erfinder, daß er 10 bis 20 Tonnen Roheisen auf einmal verfrischen
                              könnte, er scheint jedoch niemals mit so colossalen Massen operirt zu haben. In
                              Saint-Seurin werden aber jetzt in Folge zahlreicher Versuche, welche man seit
                              achtzehn Monaten gemacht hat, zwei Retorten angefertigt, deren jede 500 bis 1000
                              Kilogr. Roheisen für eine Operation aufnehmen kann. Für eine solche Charge sind die
                              Hauptdimensionen annähernd folgende: 0,60 bis 0,65 Met. innerer Durchmesser, 1 bis
                              1,20 Met. Höhe über der Windsohle, 25 Formen oder Windstrahlen von 6 Millimeter
                              Durchmesser, mit 2 1/2 Atmosphären durchschnittlicher Windpressung. Bei diesen
                              Dimensionen wäre die Höhe des Metallbades 0,5 Met. für eine Charge von 1000 Kilogr.,
                              und folglich der Widerstand gegen den Eintritt des Windes 1/3 Atmosphäre.
                           Die mit den Formen versehene Sohle des Ofens besteht aus mehreren Kegeln, welche aus
                              feuerfestem Thon geformt und in deren jeden fünf cylindrische Canäle von 6
                              Millimeter Durchmesser gebohrt sind; diese Kegel sind in Gestalt einer Bogenrundung
                              mit feuerfestem Thon zusammengekittet (Fig. 14).Die Formen des in Bessemer's Abhandlung
                                    abgebildeten Apparats sind von Gußeisen oder Schmiedeeisen, wie die Figuren
                                       11, 12 und 13
                                    zeigen; aber der Ofen zu Saint-Seurin ist mit fünfundzwanzig
                                    thönernen Formen, ähnlich denen in Fig. 14,
                                    versehen.
                              
                           Beschreibung der Operation. – Das zu verfrischende
                              Roheisen kann man direct dem Hohofen entnehmen, sonst muß man es entweder in einem
                              Kupolofen oder in einem Flammofen umschmelzen; ein Flammofen ist offenbar
                              vorzuziehen, wenn das Roheisen mit Holzkohlen erblasen ist. Ein derartiger Ofen wird
                              jetzt zu Saint-Seurin erbaut; er ist für eine Charge von 6000 Kilogr.
                              berechnet und kann also für mehrere auf einander folgende Operationen das Material
                              liefern. Das Roheisen muß graues seyn, oder wenigstens weißes blätteriges, stark
                              gekohltes.
                           Während das Roheisen zum Schmelzen gebracht wird, erhitzt man die Retorte zum starken
                              Rothglühen, indem man sie mit Kohks füllt und den Wind wirken läßt. Eine Stunde
                              reicht dazu meistens hin.
                           Man wendet alsdann die Retorte um, und reinigt sie sorgfältig von Lösche, Asche und
                              Schlacke; hernach bringt man sie in die in Fig. 11 gezeichnete Lage,
                              um das flüssige Roheisen hineinlaufen zu lassen. Sobald die Charge gemacht ist,
                              stellt man die Retorte wieder aufrecht und gibt sofort den Wind, damit das Roheisen
                              nicht in die Formen eindringen kann. Das Metall wird, indem die 25 Windstrahlen
                              hindurch streichen, stark gehoben; die Oxydation des Eisens und der fremdartigen
                              Substanzen erhöht die Temperatur; es entstehen Schlacken, welche theilweise mit
                              Eisenkügelchen als Feuerregen aus der Retorte geschleudert werden; die zuerst
                              violette Flamme geht in Orange, hernach in Weiß über, und die großen Funken, welche man Anfangs
                              beobachtet, werden immer kleiner und verwandeln sich endlich in einen leuchtenden
                              Strahl, welcher aus ununterbrochen auf einander folgenden glänzenden Punkten
                              besteht. Dieses nach einander eintretende veränderte Ansehen der aus dem
                              Retortenhals entweichenden Feuergarbe gestattet den Fortschritt der Operation zu
                              beurtheilen. Nachdem der gewünschte Punkt, nämlich die Umwandlung des Roheisens in
                              Stahl oder in Schmiedeeisen, erreicht ist, neigt man die Retorte im umgekehrten
                              Sinne der bisherigen Stellung (Fig. 13); man stellt den
                              Wind ab, und läßt das flüssige Product entweder direct in eine eiserne Zainform oder
                              vorerst in eine mit feuerfestem Thon gefütterte große kesselförmige Gießpfanne
                              laufen.Bessemer glaubt, daß die Dauer der Operation
                                    mittelst einer Gasuhr regulirt werden kann, welche die Anzahl von
                                    Kubikmetern Wind mißt. Dieß setzt aber offenbar voraus, daß die von der
                                    Gebläsemaschine angesogene Luft beständig dieselbe Dichtigkeit und dieselbe
                                    Feuchtigkeit hätte, daß sie immer von gleichem Pressungsgrade geliefert
                                    würde, und endlich daß das Roheisen beständig von derselben Beschaffenheit
                                    wäre. Eine solche Gießpfanne ist in Fig. 13 abgebildet. Ein
                              mit einem thönernen Stöpsel geschlossenes Stichloch ist im Boden derselben
                              angebracht und gestattet das flüssige Metall mittelst eines Krahns in eine oder
                              mehrere Zainformen zu gießen.
                           Sobald die Retorte leer ist, beschickt man sie ohne Verzug wieder, um die Wärme der
                              Wände auszunützen; dann wird eine zweite Operation wie die erste ausgeführt. Die
                              Arbeit geht so ununterbrochen fort, bis das feuerfeste Futter der Retorte stark
                              angegriffen ist, was meistens in weniger als 24 Stunden eintritt; aber mit zwei
                              Apparaten, welche abwechselnd in Betrieb kommen, kann man ohne Unterbrechung
                              frischen. Bessemer versichert, daß in England ein
                              Retortenfutter von Pisé nur 12 Shill. (15 Fr.) kostet, daß es in wenigen
                              Stunden gestampft ist, schon zwei Stunden nach beendigtem Stampfen das flüssige
                              Roheisen aufnehmen kann und leicht die Behandlung von 70 bis 90 Tonnen Metall
                              aushält. Selbst wenn diese Ziffern übertrieben seyn sollten, ist es einleuchtend,
                              daß die Kosten, welche das Retortenfutter veranlaßt, von keinem Belang sind.
                           Nach dem Grade der Entkohlung des Roheisens, welchen man zu erzielen beabsichtigt,
                              beträgt die Dauer einer Operation zwischen 10 und 25 Minuten. Der Abgang beträgt 12
                              bis 15 Proc. für Stahl; 20 bis 22 Proc. für Schmiedeeisen. Hierzu muß man aber noch
                              den Abgang rechnen, welchen das Ausrecken des gewöhnlichen Gußstahls veranlaßt.
                           Behandlung der Stahl- und Eisenstäbe. – Die
                              Stahl- und Eisenstäbe werden gehämmert oder ausgewalzt, also wie die
                              ähnlichen Producte des
                              gewöhnlichen Frischens behandelt, jedoch mit dem Unterschiede, daß es niemals,
                              selbst nicht für das Schmiedeeisen erforderlich ist, die Schweißhitze zu geben; die
                              größten Stücke erhält man direct vermittelst des Schmelzens. Es wird weder ein
                              Packetiren noch ein Schweißen vorgenommen; man reckt das Schmiedeeisen wie den
                              Gußstahl aus; die Schlacken werden durch das Schmelzen selbst ausgetrieben, und die
                              mechanische Zugutemachung beschränkt sich gewissermaßen darauf, dem Metall die
                              gewünschte Gestalt zu geben.
                           Ein anfängliches Hämmern ist jedoch nothwendig, um die Molecule einander zu nähern,
                              die Dichtigkeit und folglich die Zähigkeit des Productes zu vergrößen. Dieß ist
                              übrigens bei jedem gegossenen Metall der Fall; der gewöhnliche Gußstahl erlangt,
                              ebenso wie das Kupfer und das Zink, seine größte Zähigkeit erst durch ein mehr oder
                              weniger lange fortgesetztes Hämmern oder Walzen. Diese Zunahme der Zähigkeit
                              (absoluten Festigkeit) ersieht man deutlich aus den folgenden Resultaten der Proben,
                              welche im Arsenal zu Woolwich unter der Leitung des Obersten C. Wilmot angestellt wurden.
                           
                              
                                 Zur Probe angewandtes
                                       Metall.*
                                 Der Stab zerrißbei einer mittlerenBelastung
                                    perQuadratzoll in engl.Pfunden.
                                 Der Stab zerrißbei
                                    einer mittlerenBelastung
                                    perQuadratmillimeter inKilogr.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Pfd.
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Zu Stangen gegossenes Schmiedeeisen, nicht gehämmert
                                 
                                   41,242
                                   28,99
                                 
                              
                                 Zu starken Stäben gegossenes Schmiedeeisen,
                                    gehämmert    oder gewalzt
                                 
                                   72,613
                                   51,04
                                 
                              
                                 Gegossenes Schmiedeeisen, direct zu Kesselblech
                                    gewalzt
                                 
                                   68,347
                                   48,04
                                 
                              
                                 Zu Stangen gegossener Stahl, nicht gehämmert
                                    (zahlreiche    Versuche auf 3 Mittel
                                    berechnet)
                                 
                                    
                                    
                                   45,836  68,259  68,998
                                   32,22  47,98  48,50
                                 
                              
                                 Zu Stäben gegossener Stahl, gehämmert oder
                                    gewalzt    (zahlreiche Versuche auf 3
                                    Mittel berechnet)
                                 
                                    
                                    
                                 154,825157,881148,324
                                 108,83110,98104,26
                                 
                              
                                     * Bessemer bemerkt in seiner Abhandlung nicht, welche Roheisensorten
                                    er verwendet hat; ausAllem was er sagt und insbesondere aus den von ihm
                                    angeführten Preisen geht aber hervor, daß fastsämmtliche zu diesen
                                    Producten verwendete Roheisensorten aus dem Rotheisenstein von
                                    Cumberlandmit Kohks erblasen waren.
                                 
                              
                           
                           Man ersieht aus dieser Tabelle, daß die absolute Festigkeit in allen Fällen mit dem
                              Hämmern der Stangen zunimmt, und daß dieß besonders auffallend beim Stahl ist.
                              Außerdem ist, wie wir oben schon bemerkten, die Festigkeit des gehämmerten Stahls
                              mehr als doppelt so groß wie diejenige des Schmiedeeisens. Vergleicht man überdieß
                              diese Ziffern mit der Festigkeit des gewöhnlichen Schmiedeeisens und Stahls, so wird
                              man bemerken, daß das Bessemer'sche Schmiedeeisen etwas
                              vorzüglicher als das beste gewöhnliche mit Steinkohlen erzeugte Stabeisen ist, denn
                              letzteres widersteht selten einer Belastung mit 40 bis 45 Kilogr.; dagegen steht das
                              Bessemer'sche Eisen dem besten Holzkohlen eisen nach,
                              welches mit 60 bis 65 Kil. belastet werden kann, bevor es zerreißt. Das Bessemer'sche Eisenblech ist verhältnißmäßig besser, denn
                              die Belastung, welche das geschätzteste gewöhnliche Blech verträgt, überschreitet
                              nur wenig 40 Kilogr.; sie beträgt z.B. nach Fairbairn
                              für
                           
                              
                                 Blech von Staffordshire bis
                                 45300 Pfd. oder 32 Kil.
                                 
                              
                                 Blech von Lowmoor bis
                                 57120 Pfd. oder 40 Kil.
                                 
                              
                           Endlich besitzt der Bessemer'sche Stahl wirklich eine
                              ausnehmende Festigkeit, weil sämmtliche Sorten eine Belastung über 100 Kilogr.
                              vertragen, und mehrere eine solche von 110 Kilogr., wogegen dieselbe für den
                              gewöhnlichen Stahl meistens unter 100 Kilogr. beträgt.
                           Die in der Tabelle mitgetheilten Ziffern führen also zu dem Schluß, daß die Bessemer'sche Methode sich insbesondere zur
                              Stahlfabrication eignet, und daß dieser Stahl eine wenigstens ebenso große Zähigkeit
                              (absolute Festigkeit) wie der gewöhnliche Gußstahl besitzt.
                           Wie aus den zu Woolwich angestellten Proben hervorgeht, sind auch hinsichtlich der
                              übrigen Eigenschaften das Schmiedeeisen und der Stahl, welche nach der Bessemer'schen Methode erzeugt wurden, so gut wie die
                              geschätztesten Producte der englischen Hüttenwerke. Ein kalter Eisenstab kann ganz
                              um sich herumgebogen werden, ohne den geringsten Riß zu zeigen, und der Stahl wurde
                              zur Anfertigung aller Bohr- und Drehwerkzeuge verwendet, welche man in den
                              Werkstätten zu Woolwich benützt.
                           Eine Analyse, welche der Chemiker des Kriegsdepartements ausführte, ergab im Bessemer'schen Eisen nur 0,0002 Schwefel mit Spuren von
                              Phosphor und Mangan, aber weder SiliciumSicilium noch Graphit, und nur eine sehr geringe Quantität gebundenen
                              Kohlenstoffes.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
