| Titel: | Ueber Berjot's Apparat zur Darstellung der pharmaceutischen Extracte im luftleeren Raume; Bericht von Herpin. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXVIII., S. 93 | 
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                        XXVIII.
                        Ueber Berjot's Apparat
                           zur Darstellung der pharmaceutischen Extracte im luftleeren Raume; Bericht von Herpin.
                        Aus dem Bulletin de la
                                 Société d'Encouragement, März 1861, S. 142.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Berjot's Apparat zur Darstellung der pharmaceut. Extracte im
                           luftleeren Raume.
                        
                     
                        
                           Um bei der Darstellung der pharmaceutischen Extracte die Einwirkung der hohen
                              Temperatur und längeren Kochung zu verhindern, ist es von größter Wichtigkeit, die
                              Verdampfung zu beschleunigen und die Temperatur möglichst zu erniedrigen, und es
                              empfiehlt sich daher hier die auch sonst vielfach in Anwendung gekommene Verdampfung
                              in luftverdünntem Raume.
                           Schon früher ist ein Apparat hierzu von Grandval angegeben
                              wordenPolytechn. Journal Bd. CXXXI S. 214.; er benutzt zur Erzeugung der Luftleere die Kondensation der entwickelten
                              Wasserdämpfe durch kaltes Wasser; bei dem hier zu beschreibenden Apparate des
                              Apothekers Berjot in Caen dagegen wird eine Luftpumpe zu
                              diesem Zwecke angewandt, welche von einer kleinen Dampfmaschine in Bewegung gesetzt
                              wird.
                           Die Verdampfung geschieht nämlich in einem großen verzinnten Kupfergefäß, welches aus
                              zwei halbkugelförmigen Theilen besteht. Der untere Theil ist mit einem Doppelboden
                              versehen, worein Dampf von 70° C. einströmt. Im oberen Theil befindet sich
                              eine Dampfschlange, um eine hinreichende Temperatur zu erhalten, damit sich daselbst
                              keine Dämpfe condensiren und als Tropfen in die kochende Lösung zurückgelangen
                              können.
                           Der Apparat ist ein doppelter, so daß zwei Operationen zugleich vorgenommen werden
                              können. Mit dem größeren Apparate können 200 bis 250 Liter Wasser täglich verdampft
                              werden; der andere dient zur völligen Austrocknung oder doch Concentrirung der
                              Extracte und liefert täglich beiläufig 6 Kilogr. trockenes Extract.
                           Dieser Apparat ist leicht auseinander zu nehmen und zu reinigen; seine Bedienung ist
                              bequem. Der zum Austrocknen bestimmte Theil ist leicht zu trennen und in ein
                              geeignetes, geheiztes und trockenes Local zu bringen, um diejenigen Stoffe
                              herauszunehmen, welche sich in feuchter Luft verändern. Der Apparat enthält ein
                              Barometer und Sehöffnungen mit Glasscheiben. Berjot
                              fabricirt damit jährlich etwa 2000 Kilogr. trockener Extracte. Nach dem Urtheil der
                              Sachverständigen sind dieselben von selten erreichter und niemals übertroffener
                              Vollkommenheit.
                           Viele Extracte ziehen die Feuchtigkeit aus der Luft mit großer Begierde an. Berjot wendet daher zu deren Conservirung besondere
                              Glasflaschen an, deren hohler Zinnstöpsel eine kleine Menge gebrannten Kalkes in
                              Wollenzeug enthält. Die zeitweilige Erneuerung dieses Kalkes reicht hin, um die Luft
                              in der Flasche in trockenem Zustande zu erhalten.
                           
                        
                           Beschreibung des
                                 Verdampfungsapparates.
                           Fig. 1 stellt
                              denselben im Längenaufriß, Fig. 2 im Durchschnitt und
                              Fig. 3 in
                              der oberen Ansicht dar.
                           A, B, C ist der kupferne, innen verzinnte Kessel zur
                              Verdampfung der Extractlösungen; er steht auf einem Tische D und ist aus drei Theilen zusammengesetzt, nämlich aus einem
                              kugelförmigen Deckel A, einem oben offenen, unten
                              geschlossenen Cylinder B und einer Schale C, die mit dem Boden von B
                              einen Doppelboden bildet.
                           Die Dichtung der Kesseltheile geschieht durch Manischen mit Gummiring und
                              Schraubenbolzen.
                           E Dampfschlange für den oberen Theil des Kessels (Fig. 2).
                           F Dampfzuleitung für Schlange und Doppelboden.
                           G Retourhahn des Doppelbodens C.
                           H Retourhahn für die Schlange E (Fig.
                                 3).
                           I Glasaugen.
                           J Heber zum Einführen der Lösung während des Kochens;
                              das Einführen geschieht, während innen Luftverdünnung herrscht, durch den äußeren
                              Luftdruck.
                           Der Condensator K besteht aus:
                           1) einer conischen Wasserbütte;
                           2) einem hohlen Gefäße L, durch Kugelsegmente
                              geschlossen, worin sich die Dämpfe verdichten. Die Abkühlungsoberfläche wird durch
                              vier in dem Kühler angebrachte senkrechte Röhren M
                              vergrößert, in welchen das Wasser circulirt. Sie tragen zugleich zur Verstärkung des
                              Metallgefäßes bei.
                           N Verbindungsrohr zwischen Verdampfungskessel und
                              Condensator. Die Art der Verbindung dieses leicht zu lösenden Rohres ersieht man aus
                              Fig.
                                 2.
                           O ist die doppeltwirkende Luftpumpe; sie wird mit der
                              Hand oder durch Dampf in Bewegung gesetzt, und entfernt während der ganzen Arbeit
                              Luft und Wasser aus dem Apparat.
                           
                           P Saugrohr für Luft und Wasser.
                           Q Manometer, durch R mit dem
                              Kesselinnern verbunden.
                           Der Apparat wird folgendermaßen gebraucht: Zunächst öffnet man den Deckel A und füllt die zu verdampfende Flüssigkeit in den
                              Kessel; dann dichtet man den Deckel und das Rohr N
                              sorgfältig auf und setzt die Pumpe in Bewegung. Ist hinreichende Luftverdünnung
                              erzeugt, so läßt man Dampf in die Schlange und in den Doppelboden eintreten, worauf
                              die Temperatur bald auf 60–70° C. steigt. Von Zeit zu Zeit läßt man
                              durch J neue Flüssigkeitsmengen zutreten und leert
                              endlich das Extract nach dem Oeffnen des Rohres N und
                              des Deckels A aus.
                           Den Behälter L hat Berjot
                              späterhin durch eine gewöhnliche Schlange ersetzt und auch statt des einfachen
                              Rohres E in dem Deckel A.
                              daselbst eine vollkommene Schlange angebracht.
                           
                        
                           Beschreibung der Aufbewahrungsflasche
                                 für Extracte.
                           Die in Fig. 4
                              im Durchschnitt dargestellte gläserne Aufbewahrungsflasche a enthält auf ihrem weiten geraden Halse einen aufgekitteten hohlen
                              Cylinder b aus Zinn; derselbe ist etwa in seiner Mitte
                              nach Innen eingezogen und oben mit einem äußeren Schraubengange versehen. c ist eine Zinnkapsel, welche auf dieser Schraube
                              aufgesetzt wird und den eigentlichen Deckel bildet; an diese Kapsel ist ein Behälter
                              d aus Zinn angelöthet, welcher mit seitlichen
                              Oeffnungen versehen und mittelst der Schraube e
                              verschlossen ist.
                           Die Dichtung des Deckels wird durch die Gummiringe i
                              bewirkt.
                           In dem Behälter d befindet sich, in Wolle eingewickelt,
                              der gebrannte Kalk j, um die Feuchtigkeit aus der Luft
                              der Flasche zu absorbiren.
                           Diese Flaschen zum Aufbewahren von Extracten sind in dem (im Journal de pharmacie et de chimie, Juni 1856, mitgetheilten) Bericht einer
                              Commission, welche besondere Versuche damit anstellte, sehr günstig beurtheilt. Man
                              muß nur besorgt seyn, den Kalk, wenn die Flaschen oft geöffnet werden, von Zeit zu
                              Zeit zu erneuern.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
