| Titel: | Holzverkohlungsofen von Autier in Breins bei Belley. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXXIII., S. 102 | 
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                        XXXIII.
                        Holzverkohlungsofen von Autier in Breins bei Belley.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Mai 1861, S. 263.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Autier's Holzverkohlungsofen.
                        
                     
                        
                           Dieser Ofen bezweckt die Vermeidung der bekannten Uebelstände der gewöhnlichen
                              Meilerverkohlung, und bei einfacher Construction einen in allen Fällen regelmäßigen
                              und sicheren Gang der Operation. Es sollen dadurch folgende Vortheile erreicht
                              werden:
                           1) vollkommene Verkohlung aller Theile des Holzes, ohne zu große Erhöhung der
                              Temperatur (welche höchstens auf 700° C. steigen darf);
                           2) zur Wärmeentwickelung die werthlosen Abfälle anwenden zu können, welche sich in
                              den Wäldern vorfinden, wodurch also die Aeste und Zweige nutzbringender verwendet
                              werden können;
                           3) vollständige Ausnutzung der Wärme, welche die fertigen Holzkohlen abgeben, wenn
                              sie vor der Aufbewahrung abgekühlt werden.
                           Fig. 13 ist
                              ein Längendurchschnitt dieses Ofens, Fig. 14 ein
                              Horizontaldurchschnitt desselben nach einer über dem System der
                              Wärmevertheilungscanäle befindlichen Ebene, und Fig. 15 ein Durchschnitt
                              des Zugregulirapparates in größerem Maaßstabe.
                           Der Ofen besteht in einem rechteckigen Behälter X aus
                              Ziegeln oder Eisenblech, der auch im Walde selbst leicht hergerichtet werden kann.
                              Die Höhe desselben beträgt 3–4 Meter und mehr, je nach Bedürfniß. Er ist
                              durch die Scheidewand Y in zwei Theile getheilt, deren
                              einer A die Feuerung, und der andere F den eigentlichen Verkohlungsraum bildet. Die innere
                              Breite des Ofens entspricht der Länge der gewöhnlichen Holzscheite; die Länge des
                              Raumes richtet sich nach der Höhe und nach der in Arbeit zu nehmenden Holzmenge.
                           In einer gewissen Höhe ist eine Reihe runder Eisenstäbe h
                              angebracht, welche von außen entweder einzeln oder mittelst Zahnräder gleichzeitig
                              in Drehung versetzt werden können. Der Zwischenraum zwischen diesen Stäben beträgt
                              etwa 3 Decimeter. Unmittelbar unter dieser Art von Rost befindet sich eine
                              horizontale Mauer mit zahlreichen rechteckigen Oeffnungen i, welche mit einem großen Canal j in
                              Verbindung steht, der seinerseits durch die Oeffnungen k
                              direct mit dem Feuerraum A verbunden ist.
                           
                           Wenn der Ofen im Walde auf unebenem Boden aufgestellt werden soll, so kann er mit
                              seinen Rück- und Seitenwänden, etwa bis g in der
                              Erde stehen, was der Festigkeit und der Hitze des Ofens zu gute kommt.
                           Eine Hauptsache bei der Verkohlung mittelst dieses Apparates ist es, zu verhindern,
                              daß der Brennstoff nicht selbst an das zu verkohlende Holz Feuchtigkeit abgibt. Zu
                              diesem Zwecke befindet sich in dem Raum A die durch den
                              Hebel v zu bewegende Zwischenplatte B, welche von außen regiert werden kann oder durch ein
                              Gegengewicht balancirt ist. Zuerst kommt der Brennstoff in den Raum A', wo er zwischen der Platte B und dem Deckel b' eingeschlossen ist. Durch
                              leichte Lüftung von B und b'
                              treten so viel Feuergase in diesen Raum, daß der Brennstoff vollkommen trocken wird,
                              worauf man ihn durch Bewegung von B nach dem
                              eigentlichen Herde hinabfallen läßt.
                           Die heißen im Herde erzeugten Gase treten durch j und k in den Verkohlungsraum, um daselbst durch die
                              Oeffnungen i hindurch auf das Holz einzuwirken.
                           Die Holzstücke werden in F in horizontalenhorizonalten Schichten angeordnet; man legt zu unterst eine oder zwei Schichten vom
                              dicksten Holze quer auf die Stäbe h, hierauf eine
                              dieselbe kreuzende von 3 Decimeter Dicke und so weiter bis zum oberen Rande des
                              Ofens.
                           Wenn das Holz in Folge der Verkohlung nachsinkt, so fährt man oben mit dem Auflegen
                              neuer Schichten in derselben Weise fort.
                           Die untere Holzschicht verkohlt sehr bald, die zerbrochenen Kohlen fallen in den
                              unteren Theil des Ofens, woraus sie nach dem Abkühlen durch die Thüren n herausgezogen werden. Wenn die Kohlen nicht schnell
                              genug zerbrechen, so befördert man dieß durch gleichmäßiges und gleichzeitiges
                              Umdrehen der Roststäbe.
                           Wenn man die Kohlen ziehen will, so verschließt man die obere Oeffnung des Ofens
                              vollständig, und versperrt nach dem Herausziehen die Thüren n sofort wieder. Es darf keine andere Luft in den Ofen gelangen, als
                              diejenige, welche durch die Röhre t eintritt. Der Gang
                              der Luft und der Gase ist in der Figur durch Pfeile angedeutet.
                           Um die Abkühlung bei m zu beschleunigen, steht dieser
                              Raum mit einem Canal c durch ähnliche Oeffnungen wie die
                              oberen i, in Verbindung. Dieser Canal t, welcher nach t¹,
                              t², t³
                              gekrümmt ist, verbindet sich mit dem Canal c, welcher
                              die Leitung t umgibt. Der Canal c ist weit genug, um den darin enthaltenen Gasen zu gestatten die Leitung
                              t zu erhitzen. Die heißen und unverbrennlichen Gase
                              der Kohle steigen in dem Canal c; in die Höhe, indem sie
                              durch die Theile c¹, c² etc. hindurchgehen und fallen durch die oben angedeuteten Oeffnungen wieder
                              in den Kohlenbehälter m zurück, nachdem sie durch
                              Berührung mit der Röhre t kälter und schwerer geworden
                              sind. Diese Gase verbrennen die Kohle nicht und übertragen also die Hitze derselben,
                              während des Verlöschens, an den Herd A, mit welchem die
                              Röhre t in Verbindung steht. Es wird diesem also die
                              Hitze zugeführt, welche die Kohle während des Abkühlens abgeben muß.
                           Der Herd muß wie bei anderen Oefen durch äußere Luft gespeist werden, dieß geschieht
                              hier in selbstregulirender Weise durch die Hitze des Ofens selbst.
                           Am Ende der Röhre t ist damit eine Röhre o verbunden (Fig. 15), deren oberes
                              Ende ringförmig erweitert und umgebogen ist; an diesem Ende ist ein ringförmiges bis
                              an den Rand mit Wasser gefülltes Gefäß s befestigt. Ein
                              in verticaler Richtung frei beweglicher Deckel p trägt
                              ebenfalls einen Wasserbehälter s', in welchen ein
                              zurückgebogener Kranz r des Rohres o eintauchen und so einen hydraulischen Verschluß bilden
                              kann. Unter dem Behälter s' befindet sich ein zweiter
                              Kranz r', welcher ebenfalls in das Gefäß s eintauchen und damit einen dichten Verschluß des
                              Deckels p bilden kann.
                           In dem Canale j für die heißen Gase ist etwa bei j² die Luftsaugeröhre o angebracht, deren Deckel p an einem Hebel
                              hängt; dieser Deckel spannt durch sein Gewicht den 2–3 Millim. starken
                              Messingdraht, an welchem er hängt, hinreichend. In Fig. 15 deuten die Pfeile
                              die für den Eintritt der Luft gelassenen Oeffnungen an. Je nachdem die Hitze in den
                              Canälen größer oder geringer ist, wird der Draht mehr oder weniger ausgedehnt und
                              der Deckel p steigt oder sinkt dem entsprechend, wodurch
                              also der Kranz r sich dem Wasser des Behälters s' mehr oder weniger nähert und so die Menge der
                              eintretenden Luft vermindert oder vermehrt. Taucht der Kranz r in das Wasser ein, so wird der Luftzutritt ganz abgesperrt. Auf diese
                              Weise kann die Temperatur des Ofens eine bestimmte Grenze nicht übersteigen, welche
                              man auf etwa 650° C. normirt, indem man den Ausdehnungscoefficienten des
                              regulirenden Messingdrahtes mit 0,000019 in Rechnung zieht.
                           Sollte diese Vorschrift vernachlässigt worden seyn, so tritt der Hülfsbehälter s in Thätigkeit. Wenn nämlich die Temperatur das
                              festgestellte Maximum übersteigt, so dehnt sich der Draht zu stark aus, der Deckel
                              sinkt herab und der Kranz r¹ taucht in das untere
                              Bassin s und versperrt also den Zug.
                           Man erkennt, daß bei diesem Verfahren die Hitze benützt wird, welche der freie
                              Wasserstoff des zu verkohlenden Holzes entwickelt, was beim Verkohlen in
                              geschlossenen Gefäßen nicht leicht zu bewirken ist.
                           
                           Das Holz enthält im Kubikmeter 3 bis 3,6 Kil. oder im Mittel 3,3 Kil. freien
                              Wasserstoff, woraus durch Verbindung mit Sauerstoff – da jedes Kilogramm
                              hiebei 23500 Wärme-Einheiten entwickelt –
                           23500 . 3,30 = 77550 W. E.
                           entwickelt werden.
                           Bei dem neuen Verfahren verbindet sich der Wasserstoff vollständig mit dem wenigen
                              Sauerstoff, welchen die Verbrennung im Herde hinterließ. Der Wasserstoff verhindert
                              also durch seine größere Verwandtschaft zum Sauerstoff jede Verbrennung von
                              Kohlenstoff im Innern des Ofens; dieß ist ein großer Vortheil, welcher bisher nicht
                              gehörig beachtet worden zu seyn scheint.
                           Mit diesem neuen Apparat hat man es erreicht, nur 75 Kil. oder 1/5–1/4
                              Kubikmeter Holz zu verbrennen, um 1 Kubikmeter Holz zu verkohlen, was also eine
                              Ersparniß von 60 Proc. gegen andere Methoden ergibt, die für jeden zu verkohlenden
                              Kubikmeter etwa 2 Kubikmeter Holz erforderten.
                           Endlich ist noch hervorzuheben, daß das Holz die Verkohlungstemperatur nur sehr
                              allmählich annimmt und niemals übersteigt, und daß in Folge hievon die Kohle die
                              Festigkeit und Dichtigkeit behält, welche man von derselben fordert, während sie
                              zugleich die höchste Heizkraft erlangt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
