| Titel: | Ueber die technische Prüfung der Schwefelkiese; von E. F. Anthon, Chemiker in Prag. | 
| Autor: | Ernst Friedrich Anthon [GND] | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XXXVII., S. 116 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber die technische Prüfung der Schwefelkiese;
                           von E. F. Anthon, Chemiker in Prag.
                        Anthon, über die technische Prüfung der Schwefelkiese.
                        
                     
                        
                           Die gewöhnliche, seit früher Zeit schon übliche hüttenmännische Prüfung der
                              Schwefelkiese (Eisenkiese) besteht bekanntlich darin, daß man 1–2 Pfd.
                              derselben pulverisirt, mit (dem Volumen nach) gleichviel Kohlenpulver oder statt
                              dessen mit gewaschenem Quarzsand mengt und in einer thönernen Retorte in einem
                              Windofen vorsichtig bis zum Glühen erhitzt und so lange darin erhält, als noch
                              Schwefel in die Wasser enthaltende Vorlage überdestillirt.
                           Diese Probe entspricht aber, wie leicht einzusehen, nicht mehr den Anforderungen der
                              Zeit, – denn sie ist zeitraubend und umständlich, und erfordert gute
                              Retorten, welche nicht überall zu haben und leicht dem Springen ausgesetzt sind,
                              wodurch der Versuch mißglückt, was man zudem meistens erst nach dessen Beendigung
                              wahrnimmt. Außerdem gibt eine derartige Prüfung auch bloß jenen Schwefelgehalt zu
                              erkennen, der wirklich durch die Hitze als solcher aus dem Kiese ausgetrieben und in
                              der Vorlage verdichtet werden kann, keineswegs aber den wirklich vorhandenen Gehalt.
                              Dieser letztere Umstand kann zwar in jenen Fällen, in denen es sich um die Benutzung
                              der Kiese auf Schwefel handelt, der Methode nicht zum Vorwurf gemacht werden, indem
                              sie dem Hüttenmann das darthut, was er eigentlich zu wissen wünscht, nämlich wie
                              viel Schwefel aus dem zu prüfenden Kiese im Großen als Ausbeute erhalten werden
                              kann. Seit der Zeit aber, wo die Schwefelkiese ein wichtiges Rohmaterial für die
                              Fabrication der Schwefelsäure geworden sind, handelt es sich in dieser Beziehung
                              nicht mehr um die Frage der wirklich erzielbaren Schwefelausbeute, sondern um den
                              Gesammtgehalt an Schwefel, weil bei dieser Verwendung der Kiese die Gewinnung des
                              ganzen Schwefelgehaltes im Zustand von Schwefelsäure angestrebt werden muß.
                           Ferner muß auch eine rationelle Werthsbestimmung der Kiese sich auf die etwaige
                              Gegenwart von Arsenik und Kupfer erstrecken, indem der erstere nicht nur den Werth
                              des Kieses für die Schwefelgewinnung, sondern auch für jene der Schwefelsäure mehr
                              oder minder beeinträchtigt, ein Gehalt von Kupfer aber den Werth der Kiese in dem
                              Falle erhöht, falls selbes in solcher Menge vorhanden ist, daß es mit Vortheil
                              gewonnen werden kann. Auch der Eisengehalt darf bei einer genaueren Prüfung der
                              Schwefelkiese nicht außer Acht gelassen werden, denn nur dadurch läßt sich in den
                              meisten Fällen mit Sicherheit erkennen, in welcher Schwefelungsstufe des Eisens der
                              Schwefel im Kiese vorhanden ist.
                           Aus diesen Gründen bediene ich mich denn auch nunmehr meistens statt obiger alten
                              dokimastischen Hüttenprobe zur Prüfung der Schwefelkiese der folgenden Methode.
                           
                        
                           a) Vorbereitung.
                           Von der ganzen Partie des zu prüfenden Kieses wird mit der nöthigen Aufmerksamkeit
                              eine möglichst gleichartige Probe genommen und in ein möglichst feines Pulver
                              verwandelt, welches man durch ein feines Seidensieb gehen läßt.
                           Von diesem Pulver wiegt man dann 1–2 Gramme ab, mengt dasselbe mit der
                              sechsfachen Quantität einer Mischung von 4–5 Gewichtstheilen Kalisalpeter und
                              1 1/2 Gewichtstheilen calcinirter Soda (welche beide frei von Schwefelsäure seyn
                              müssen) recht innig, schmilzt diese Mischung in einem kleinen Glaskölbchen oder
                              kleinen dünnwandigen Porzellantiegel über einer kräftigen Weingeistlampe bei dunkler Rothgluth
                              nieder und erhält die geschmolzene Masse 15–20 Minuten im Glühen. War der
                              Kies recht fein pulverisirt, so genügen auch wohl 6–10 Minuten.
                           
                        
                           b) Bestimmung des Schwefels.
                           Die in vorstehender Weise erhaltene Schmelze wird nach dem Erkalten mit Wasser
                              übergossen, zum Kochen erhitzt und so lange darin erhalten, bis sich dieselbe ganz
                              zertheilt hat, worauf man das Ganze auf ein Filter bringt, und den Filterinhalt so
                              lange nachwäscht, bis alle löslichen Theile beseitigt und das Waschwasser anfängt
                              schwach trüb vom Trichter abzutropfen. Das Filtrat wird nun mit Salzsäure bis zur
                              sauren Reaction versetzt und mittelst Chlorbaryum vollständig niedergeschlagen, der
                              Niederschlag auf dem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet, geglüht und gewogen,
                              und aus dem Gewicht des so erhaltenen schwefelsauren Baryts der Schwefel berechnet.
                              100 Gewichtstheile schwefelsaurer Baryt entsprechen 13,7 Gewichtstheilen
                              Schwefel.
                           
                        
                           c) Bestimmung des Arseniks.
                           In die vom schwefelsauren Baryt abfiltrirte saure Flüssigkeit leitet man nun einen
                              anhaltenden Strom von Schwefelwasserstoff, wodurch bei Gegenwart von Arsenik ein
                              lebhaft gelber Niederschlag entsteht, den man, nachdem man ihn unter öfterem
                              Umschütteln in der verstopften Flasche 10–20 Stunden in der Flüssigkeit
                              gelassen hat, auf einem Filter sammelt, auswäscht und trocknet. 100 Gewichtstheile
                              des so erhaltenen Schwefelarsens können mit genügender Genauigkeit zu 48,3 Arsenik
                              angenommen werden.
                           
                        
                           d) Bestimmung des Eisens und Kupfers.
                           Der beim Auflösen und Auswaschen der Schmelze auf dem Filter verbliebene Rückstand
                              enthält das im Kies vorhanden gewesene Eisen im Zustand von Oxyd, die kieseligen
                              Bestandtheile (Gangart) und das etwa vorhandene Kupfer. Dieser Rückstand wird nun
                              mit Salzsäure ausgekocht, die trübe Flüssigkeit auf ein Filter gebracht und der
                              Rückstand (die kieseligen Bestandtheile) gut ausgewaschen. Das Filtrat versetzt man
                              endlich mit überschüssigem Ammoniak, welches das Eisenoxyd niederschlägt, das
                              Kupferoxyd aber auflöst, welche beide man wie gewöhnlich behandelt und auf Metall
                              berechnet.
                           Wenn man Ursache hat anzunehmen, daß bei dem Kochen des Rückstandes mit Salzsäure
                              sich in dieser auch Thonerde in beachtenswerther Menge aufgelöst habe, so muß man
                              das durch das Ammoniak gefällte Eisenoxyd nach dem Auswaschen noch mit etwas Alkali
                              kochen, dann wieder auf ein Filter bringen und nochmals auswaschen, um die Thonerde
                              zu beseitigen.
                           Damit man bei dieser Prüfung der Kiese zu genügenden Resultaten gelange, ist es
                              nothwendig das Pulverisiren des Kieses in der Art vorzunehmen, daß man die ganze zur
                              Probe bestimmte Kiesmenge auch vollständig pulverisire und auf ein Häufchen
                              zusammensiebe, was aus dem Grunde nothwendig ist, weil in den meisten Fällen der
                              Kies wegen seiner Sprödigkeit sich leichter und schneller in ein feines Pulver
                              verwandelt, als die beigemengte Gangart, und man daher auch einen zu hohen
                              Schwefelgehalt finden würde, wenn man von einer größeren Portion pulverisirtem Kies
                              nur das Allerfeinste absieben und dieses allein zur Prüfung verwenden wollte,
                              während die sandartigen (kieseligen) Bestandtheile in größerem Verhältniß auf dem
                              Siebe zurückbleiben würden.
                           Weiter ist noch zu bemerken, daß man beim Schmelzen des Kieses mit der
                              Salpetermischung eine übermäßige Hitze zu vermeiden hat, weil sonst auch Kieselerde
                              mit in Auflösung übergehen könnte, die man dann vor der Fällung der Schwefelsäure
                              durch Chlorbaryum, durch Abdampfung zur Trockne abscheiden und die trockne Masse
                              wieder auflösen und filtriren müßte, wodurch die Prüfung zwecklos eine complicirtere
                              werden würde.
                           ––––––––––
                           In Vorstehendem habe ich die Prüfungsmethode so mitgetheilt, wie sie auszuführen ist,
                              wenn man eine genauere Kenntniß des Kieses erlangen will, was jedoch nur dann der
                              Fall zu seyn pflegt, wenn man Kiese kennen lernen oder in Arbeit nehmen will, deren
                              Beschaffenheit noch unbekannt ist. In den meisten Fällen wird es sich jedoch nur um
                              die Bestimmung des Schwefels handeln, wo dann die Ermittelung des Arsens, Eisens und
                              Kupfers selbstverständlich unterbleibt. Aber auch diese bloße Schwefelbestimmung ist
                              nicht sehr schnell vollendet und erfordert immerhin zu ihrer Vollendung 3–5
                              Stunden Zeit. In vielen Fällen ist es aber von Wichtigkeit, möglichst schnell zu
                              einem Resultat zu gelangen, wenn auch auf Kosten eines Theiles der Genauigkeit, und
                              dieses ist besonders der Fall beim Sortiren und Abgeben der Kiese bei der Grube und
                              der Uebernahme derselben bei der Hütte oder Fabrik. Bei einer derartigen Prüfung
                              kann es sich, je nach der Verwendung der Kiese, um zweierlei Fragen handeln, nämlich
                              erstens (wie bei der alten dokimastischen Probe) darum, wie viel Schwefelausbeute
                              dieser oder jener Kies bei der Destillation liefere, oder zweitens wie viel
                              wirklicher Kies in der Probe enthalten ist?
                           
                           In diesen Fällen, in denen die Prüfung wie bemerkt nur wenig Zeit in Anspruch nehmen,
                              auch keine große chemische Gewandtheit erfordern darf, bringe ich folgende Methoden
                              in Anwendung.
                           
                        
                           1) Prüfung auf die mögliche
                                 Schwefelausbeute.
                           In eine am einen Ende zugeschmolzene Glasröhre von schwer schmelzbarem Glase, von
                              10–16 Zoll Länge und 4 Linien innerem Durchmesser, werden 2 Gramme von dem zu
                              prüfenden Kiese in grobpulverisirtem Zustand gebracht und in das Innere dieser Röhre
                              eine zweite engere Röhre, welche gleichfalls am unteren Ende zugeschmolzen ist, bis
                              auf eine Entfernung von beiläufig 3 Zoll von dem Kiese eingeschoben, was aus dem
                              Grunde geschieht um eine Luftcirculation im Innern der Röhre unmöglich zu machen,
                              wodurch möglicherweise ein Theil des Schwefels verbrennen könnte. Die so
                              vorbereitete Glasröhre wird nun über einer kräftigen Weingeistlampe oder zwischen
                              einigen glühenden Kohlen bis zum Erweichen erhitzt und so lange im Glühen erhalten,
                              als sich der oberhalb des Kieses an den Wänden der Glasröhre absetzende Schwefel
                              noch weiter vermehrt. Man läßt dann die Röhre erkalten, schneidet jenes
                              Röhrenstückchen, welches den erstarrten Schwefel enthält, heraus, wiegt selbes ab,
                              verjagt durch Erhitzen über der Weingeistlampe den Schwefel vollständig und wiegt
                              das leere Röhrenstückchen wieder ab, und hat so im Gewichtsverlust die Menge des in
                              Substanz wirklich erhaltenen Schwefels.
                           Diese Probe ist viel genauer, dabei leichter und billiger auszuführen als die
                              gewöhnliche dokimastische Probe, und erfordert nur den achten bis sechsten Theil der
                              Zeit zur Ausführung.
                           
                        
                           2) Prüfung der Schwefelkiese auf ihren
                                 Procentengehalt an wirklichem Schwefelkies.
                           Diese Prüfungsmethode beruht auf der Bestimmung des specifischen Gewichtes durch
                              Messung und wird mit einer Glasröhre ausgeführt, welche circa 6 Zoll lang und 3 1/2–4 Linien weit und in folgender Weise
                              calibrirt ist. Man verschaffe sich einen vollkommen reinen Schwefelkies (welcher
                              bekanntlich ein specif. Gewicht von 4,9–5 besitzt), pulverisire denselben und
                              siebe ihn durch ein bestimmtes Sieb (z.B. Nr. 40 bis 80, welches ein für allemal zu
                              den Proben beibehalten wird). Von diesem Pulver wiege man 1/2 Loth ab, schütte
                              dasselbe in die erwähnte, am einen Ende zugeschmolzene Meßröhre und stoße dieselbe
                              so lange rüttelnd auf, bis sich das Kiespulver nicht weiter zusammensetzt. Der Stand
                              des Pulvers wird nun mit einem Feilstrich bezeichnet, die Röhre entleert, jetzt mit
                              1/2 Loth pulverisirten und durch dasselbe Sieb gesiebten Quarzes gefüllt und auch dieses durch
                              Aufstoßen in den kleinsten Raum zusammengebracht und der Stand mit einem Feilstrich
                              bezeichnet. Beide Striche werden beiläufig um 19–24 Linien, je nach der Weite
                              der Röhre, von einander entfernt stehen, welchen Zwischenraum man in 50 gleiche
                              Theile theilt, von denen jeder 2 Procenten Schwefelkies entspricht.
                           Um nun mittelst dieser Meßröhre einen Schwefelkies auf seinen Procentengehalt an
                              wirklichem Kiese zu prüfen, pulverisirt man einen Theil des Kieses, siebt denselben
                              durch dasselbe Sieb, das man bei der Eintheilung der Röhre angewendet hat, wiegt von
                              dem Kiespulver 1/2 Loth ab, welches man in die Röhre bringt und so lange schüttelt,
                              bis sich das Pulver nicht weiter zusammensetzt, worauf man den Procentengehalt an
                              wirklichem Kies unmittelbar ablesen kann. Bei dieser Eintheilung der Meßröhre ist
                              angenommen, daß der Kies, den man zu prüfen beabsichtigt, in solchem Gestein bricht,
                              welches das specif. Gewicht des Quarzes wenigstens nahezu besitzt. Zur PrüfungPüfung von solchen Kiesen, welche in leichteren Gesteinen, in Thonen oder
                              Mineralkohlen brechen, hat man die Meßröhren natürlich für diese einzutheilen.
                           Zur Prüfung von Schwefelkiesen welche Bleiglanz, Blende und andere schwere Erze
                              enthalten, ist diese Methode nicht geeignet, eben so auch nicht zur Erkennung von
                              niedrigeren Schwefelungsstufen des Eisens im Schwefelkiese.