| Titel: | Waltjen's Reibungswaage zur Bestimmung der Güte des Schmieröls; von Prof. Dr. Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXII., S. 248 | 
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                        LXXII.
                        Waltjen's
                           Reibungswaage zur Bestimmung der Güte des Schmieröls; von Prof. Dr. Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen
                                 Gewerbevereins, 1861 S. 31.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Rühlmann, über Waltjen's Reibungswaage zur Bestimmung der Güte des
                           Schmieröls.
                        
                     
                        
                           Bis vor Kurzem fehlten immer noch geeignete Mittel, das Güteverhältniß und damit die
                              Auswahl von Oel- und Schmiersorten zu bestimmen, welche man, um die Reibung
                              auf einander bewegter Maschinentheile zu vermindern, zwischen die sich berührenden
                              Flächen zu bringen hat.Mac Naught's Oelprobirmaschine dient nur ganz
                                    indirect zur Gütebestimmung der Oele als Schmiermittel. Man sehe darüber
                                    polytechn. Journal Bd. LXX S. 108 und Bd. CXLVIII S. 189. So viel dem Verf. bekannt, war der französische Physiker und Mechaniker Hirn
                              Polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 405. der Erste, welcher zur fraglichen Bestimmung eine sogenannte Reibungswaage
                              in Anwendung brachte, deren Princip sich im Allgemeinen auf den sogenannten Prony'schen Zaum gründete.Später lieferte G. Dollfus einen Bericht über
                                    seine dynamometrischen Versuche zur Ermittelung der Reibung bei Anwendung
                                    verschiedener Oelsorten; man sehe polytechn. Journal Bd. CLIII S. 231. Indeß fehlte der Hirn'schen Waage mechanische
                              Vollkommenheit, ferner war sie nicht compendiös genug, um leicht transportirt, ohne
                              große Umstände angebracht, überhaupt ohne besondere Veränderungen möglichst
                              vielseitig gebraucht werden zu können.
                           In diesen Beziehungen verdient daher eine Reibungswaage besondere Beachtung, welche
                              von Hrn. Carstens Waltjen, Maschinenfabrikanten und
                              Eisengießereibesitzer in Bremen, construirt wurde und worauf derselbe Patente für
                              verschiedene deutsche Staaten erhalten hat. In Fig. 1–3 ist diese
                              Waage in 1/6 wahrer Größe nach einem der polytechnischen Schule in Hannover
                              gehörigen, von Hrn. Waltjen bezogenen Exemplare
                              abgebildet, wobei gleiche Theile überall mit denselben Buchstaben bezeichnet
                              sind.
                           Der ganze Apparat besteht hauptsächlich aus der eigentlichen Reibungswaage und aus
                              den Trieb- und Zählmechanismen. In der Grundriß-Abbildung Fig. 3 ist die
                              Reibungswaage entfernt gedacht, während sie in den beiden Aufrissen Fig. 1 und Fig. 2 beziehungsweise im
                              Verticaldurchschnitte und der Vorderansicht erscheint und mit dem Buchstaben a
                              bezeichnet ist. Hierbei
                              findet man leicht, daß diese Reibungswaage eine kreisförmige Scheibe von reichlich
                              10 Zoll englisch Durchmesser und von 2 1/2 Zoll Dicke bildet, die in ihrer Mitte
                              durchbohrt und daselbst mit einem Lagerfutter c versehen
                              ist, welches letztere (wie aus Fig. 2 erhellt) durch
                              einen Stift e am Verschieben gehindert wird. Ein Gefäß
                              f, unten mit einem Schraubengewinde versehen, dient
                              sowohl zur Aufnahme von Schmieröl als zum Festhalten des Futters, wenn man die Waage
                              nicht aufhängt. Eine Schale g wird zur Aufnahme etwa
                              herabfallenden Oeles benutzt, auch kann sie dazu dienen, Oel aufzunehmen, um den
                              Zapfen oder Spindelkopf d ganz im Oele tauchen zu
                              lassen.
                           Der Trieb- und Meßapparat besteht zunächst aus einer Spindel b, die mit beiden Enden gehörig in Lagern läuft, nach
                              rechts hin aber entsprechend verlängert und mit einem sogenannten Kopf d versehen ist, der einen gut abgedrehten Zapfen für die
                              Lagerschale c der Reibungswaage abgibt und worauf
                              letztere so gehängt wird, wie der Durchschnitt in Fig. 1 ohne weiteres
                              erkennen läßt.
                           Wie die Spindel b zur Umdrehung veranlaßt werden kann,
                              erhellt ebenfalls aus dem Grundrisse Fig. 3, indem r eine aus Lederscheiben gebildete Frictionsscheibe
                              (Würtel) ist, gegen deren Umfang (mit Hülfe einer Stellschraube v) eine gut abgedrehte Planscheibe u gedrückt werden kann, während die Achse von u die beiden Riemenscheiben p (als fest) und q (als lose) trägt. Um die
                              Drehgeschwindigkeit der Achse b in gehörig weiten
                              Grenzen vergrößern und verkleinern zu können, ist mit der Hülse t, welche die Spindel b
                              umgibt, eine Mutter α verbunden, deren Schraube β so gelagert ist, daß sie keine fortschreitende, sondern nur eine
                              drehende Bewegung anzunehmen vermag, welche letztere durch eine kleine (in der
                              Zeichnung weggelassene) Kurbel ertheilt wird, die man auf das Ende δ der Schraubenachse α steckt. Dadurch erreicht man offenbar, daß die Umdrehzahl der
                              Spindel b um so größer wird, je mehr sich der Würtel r dem Mittelpunkte der großen Planscheibe u nähert.
                           Der am linken Ende der Spindel b angebrachte Apparat zur
                              Bestimmung der Zahl von Umdrehungen, welche diese und mit ihr der Zapfen d in einer gewissen Zeit macht, besteht zunächst aus
                              einer in die Spindelverlängerung geschnittenen Schraube s und aus zwei in diese greifenden Scheibenrädern w und x, welche letzteren beiden von einer zur
                              Spindel b rechtwinkelig gerichteten Achse getragen
                              werden und um diese drehbar sind, wie am besten aus der im vergrößerten Maaßstabe
                              gezeichneten Fig.
                                 3b
                                  (zugleich Durchschnittszeichnung) zu erkennen ist. Die Achse der
                              Scheibenräder w und x wird
                              ferner vom horizontalen Arme eines Winkelhebels a¹ getragen, der so gedreht werden kann, daß die Räder w
                               und x beliebig mit der Schraube s in Eingriff kommen oder ausgerückt werden, wobei noch eine Feder b¹ mitwirkt, welche in Fig. 1 sichtbar ist.
                           Von den beiden gleichzeitig in die endlose Schraube s
                              greifenden Rädern hat x 100, dagegen w 101 Zähne, weßhalb für jede ganze Umdrehung von x das Rad w um 1/101
                              Umdrehung zurückbleibt, so daß, wenn man also auf der Vorderfläche des Rades w eine Marklinie anbringt, diese sich gegen die
                              Kreistheilung auf x um eine Einheit vorschiebt. Haben
                              daher beim Beginnen des Zählens die Schrauben x und w gegen einander eine solche Stellung, daß der Nullpunkt
                              der Kreistheilung, die Marklinie und die Spitze eines festen Zeigers y (Fig. 3b im
                              Durchschnitte) zusammenfallen, so erkennt man während der Bewegung stets aus der
                              Anzahl der Theilstriche, welche zwischen der Marklinie und dem Nullpunkte befindlich
                              sind, die Hunderte und durch die über der Spitze des Zeigers y befindliche Zahl der Kreistheilung die Einer der Umdrehungen, welche die
                              Spindel b während der Beobachtungszeit machte. Steht
                              beispielsweise die Marke vom Nullpunkt um 3 Theilstriche ab und fällt der feste
                              Zeiger y mit der Zahl 10 der Kreistheilung x zusammen, so hat die Spindel b offenbar 310 Umgänge gemacht.
                           Bevor wir jetzt zur Gebrauchsanweisung des ganzen Apparates übergehen, müssen wir
                              noch einmal speciell zur Reibungswaage zurückkehren und vor Allem auf die beiden
                              Warzen h aufmerksam machen, welche Fig. 2 symmetrisch zu
                              beiden Seiten des horizontalen Durchmessers der auf den Zapfen d (Fig. 1) gehängten Scheibe
                              a sichtbar sind. Die Warze links ist massiv, dagegen
                              die rechts cylindrisch ausgebohrt. In dieser Ausbohrung ist zunächst eine Schraube
                              μ angebracht und diese am Ende (links) durch
                              einen Stift ν so befestigt, daß eine Umdrehung
                              derselben nicht stattfinden kann. Die Mutter zu der Schraube μ befindet sich in einem Messingcylinder λ, dessen äußerer vorspringender Rand i, um das Angreifen zu erleichtern, geriffelt ist. Bemerkt zu werden verdient
                              vielleicht noch, daß das Bohrloch der rechten Warze h so
                              angeordnet ist, daß sein innerer Durchmesser gleich dem äußeren Durchmesser des
                              Cylinders λ ist.
                           Aus Allem dürfte aber jetzt klar werden, daß der Cylinder λ eigentlich nichts anderes als ein Schiebegewicht ist, durch
                              dessen Stellung die auf den Zapfen d als Achse gehängte
                              Scheibe a ins Gleichgewicht gebracht werden kann, wenn
                              solches (wie wir nachher erkennen werden) durch anderweite Umstände gestört
                              wird.
                           Ist die Schraube λ, i ganz in der Bohrung von h hineingeschoben, welchem Zustande die Zeichnung Fig. 2
                              entspricht, sind sonst die übrigen mit a verbundenen
                              Massen gehörig angeordnet, so fällt der Schwerpunkt aller Theile der Reibungswaage
                              in die Verticallinie m, n (von Fig. 2), welche zugleich
                              durch die Achse der Spindel b geht. In dieser Stellung
                              ist zugleich die Spitze des an a befestigten Zeigers l so gerichtet, daß sie mit der Verticallinie m, n zusammenfällt und l
                              überhaupt die Zunge am Balken einer gewöhnlichen Waage vertritt. Zur gehörigen
                              Begrenzung der Spiele, wenn die Scheibe a aus diesem
                              Gleichgewichtszustande gebracht ist, dienen überdieß zwei Backen l₁ und l₂
                              (Fig.
                                 2).
                           So weit jetzt die Beschreibung des Apparates erfolgt ist, dürfte dessen Wirkungsweise
                              leicht zu erkennen seyn. Schiebt man nämlich den Treibriemen von der losen Scheibe
                              q auf die feste Scheibe p und hat man vorher die Schraube v gehörig
                              angezogen, so wird Umdrehung der Spindel b erfolgen,
                              sobald der Würtel r nur außerhalb der Mitte von u (d.h. wie in den Fig. 1 und 3) steht. Denken wir uns
                              die Richtung dieser Umdrehung so wie der Pfeil bei b
                              Fig. 2 angibt,
                              d.h. von rechts nach links, so wird gleichzeitig vermöge der zwischen dem Zapfen
                              oder Spindelkopfe d und dem Lagerfutter c entstehenden Reibung auch die große Scheibe a (d.h. die Reibungswaage im engeren Sinne) nach
                              derselben Richtung mit herumgenommen und zwar so weit, bis der untere Backen l₂ gegen den über h₁ befindlichen Ansatz trifft. Schraubt man nun in diesem Zustande das
                              Schiebegewicht λ, i so weit aus der Warze heraus,
                              bis die Zeigerspitze l mit dem festen Striche (der in
                              der Verticallinie m, n liegt) zusammenfällt, so muß dieß
                              der Zustand seyn, in welchem der Reibung zwischen Zapfen und Lagerschale das
                              Gleichgewicht gehalten, die Reibung also vom Schiebergewichte gemessen wird. Zu
                              letzterem Zwecke ist der Umfang des Schiebers λ
                              mit einer Scala versehen, und zwar ist die Theilung so angeordnet, daß die
                              Entfernung je zweier Theilstriche einem Neulothe entspricht, die überhaupt
                              abzulesenden Neulothe aber den Reibungswiderstand angeben, welcher am Umfange des
                              Spindelkopfs d auftritt.
                           Der ganze Körper a (ohne besondere Belastung) besitzt in
                              unserem Exemplar ein Gewicht von 34,30 Zollpfund (17,15 Kilogr.); hat daher die
                              Reibungsgröße (an der Scala λ, i abgelesen) 12
                              Neuloth betragen, so würde der Quotient als Reibungswiderstand dividirt durch die
                              Gesammtbelastung, d.h. der sog. Reibungscoefficient seyn:
                           12/343 = 0,035
                           Um die Scheibe a mit besonderen Belastungen ausrüsten zu
                              können, hat man am Umfange derselben zwei Rillen φ,
                                 φ¹ (Fig. 1) ausgedreht, welche
                              zur Aufnahme von Schnüren π dienen, die mit losen
                              Rollen und Haken ρ zum Aufhängen von Gewichten
                              versehen sind.
                           
                           Für Zapfenreibungsversuche sind halbe Lagerschalen beigegeben; zur Ermittelung von
                              gleitenden Reibungen enthält die Waage Lager, deren Reibungsfläche beliebig
                              verkleinert werden kann.
                           ––––––––––
                           Sehr merkwürdig sind die Resultate der von Hrn. Waltjen
                              mit seinem Apparat angestellten Versuche, die im Allgemeinen mit denjenigen
                              übereinstimmen, welche Hr. Prof. Rühlmann mit den
                              Studirenden der speciellen Maschinenlehre der dortigen polytechnischen Schule
                              angestellt hat. Beiderlei Versuchsreihen theilt der Verf. mit dem Vorbehalt mit, daß
                              sie noch nicht mit einer solchen Ruhe, Uebung und wissenschaftlichen Sorgfalt
                              ausgeführt werden konnten, um im Einzelnen volle Zuverlässigkeit dafür in Anspruch
                              nehmen zu können; um indessen die allgemeinen Resultate zur Anschauung zu bringen,
                              gegen deren Zuverlässigkeit bei der genügend regelmäßigen Veränderlichkeit der
                              Versuchszahlen in den einzelnen Versuchsreihen kaum wesentliche Bedenken scheinen
                              erhoben werden zu können, so mögen nachstehend einige der mit Baumöl als
                              Schmiermittel erhaltenen Versuchsreihen auszugsweise mitgetheilt werden, und zwar
                              sind dieselben zur deutlicheren Uebersicht der Gesetzmäßigkeit durch Interpolation
                              nach regelmäßig wachsenden Geschwindigkeiten aus den von Hrn. Prof. Rühlmann mitgetheilten unmittelbaren Versuchszahlen
                              selbst abgeleitet.
                           Die mit n überschriebene Spalte enthält die
                              Umdrehungszahlen des Zapfens pro Minute; bei dem
                              Durchmesser = 2 Zoll engl. dieses Zapfens entspricht 100 Umdrehungen desselben pro Minute eine Geschwindigkeit der gleitenden
                              Bewegung
                           = 0,873 Fuß engl. = 0,266 Meter pro
                              Sec.
                           Die Spalten 1 bis 6 enthalten am Kopfe die Belastung incl. Eigengewicht der Waage (der das Futter haltenden Scheibe); das Futter
                              bestand in allen diesen Fällen aus Rothguß, der Zapfen aus Stahl. Die in den Spalten
                              stehenden Versuchszahlen sind die Reibungscoefficienten, welche mit den betreffenden
                              Belastungen multiplicirt die tangential am Umfang des Zapfens wirkenden
                              Reibungsgrößen geben.
                           Die Spalten 1–3 betreffen Versuche über Zapfenreibung im engeren Sinne, indem
                              das Futter eine den Zapfen halb umfassende Lagerschale war; die Spalten 4 bis 6
                              dagegen betreffen Versuche über die gleitende Reibung im engeren Sinne, indem das
                              Futter nur einen kleineren Theil der Zapfenoberfläche, nämlich 0,938 Quadratzoll
                              englisch Reibungsfläche bedeckte.
                           
                           Die Versuche in Spalte 1 und 4 bis 6 sind von Hrn. Waltjen, in Spalte 2 und 3 von den Studirenden der polytechnischen Schule
                              ausgeführt.
                           
                              
                                 
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 6
                                 
                              
                                 
                                    n
                                    
                                 34 Pfd.
                                 34,3 Pfd.
                                 54,3 Pfd.
                                 32,6 Pfd.
                                 52,6 Pfd.
                                 72,6 Pfd.
                                 
                              
                                   15
                                 0,042
                                 
                                 
                                 0,013
                                 0,030
                                 0,040
                                 
                              
                                   25
                                 0,020
                                 
                                 0,070
                                 0,005
                                 0,018
                                 0,029
                                 
                              
                                   50
                                 0,011
                                 0,018
                                 0,050
                                 0,007
                                 0,008
                                 0,015
                                 
                              
                                   75
                                 0,012
                                 0,014
                                 0,038
                                 0,008
                                 0,008
                                 0,008
                                 
                              
                                 100
                                 0,013
                                 0,012
                                 0,029
                                 0,011
                                 0,009
                                 0,008
                                 
                              
                                 125
                                 0,014
                                 0,011
                                 0,025
                                 0,011
                                 0,009
                                 0,009
                                 
                              
                                 150
                                 0,015
                                 0,011
                                 0,025
                                 0,012
                                 0,010
                                 0,010
                                 
                              
                                 175
                                 0,016
                                 0,012
                                 0,026
                                 0,013
                                 0,011
                                 0,010
                                 
                              
                                 200
                                 0,017
                                 0,013
                                 0,027
                                 0,014
                                 0,012
                                 0,011
                                 
                              
                                 300
                                 0,023
                                 0,018
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 400
                                 0,028
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 500
                                 0,033
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 600
                                 0,036
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 700
                                 0,039
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 800
                                 0,042
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 900
                                 0,050
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Hiernach gibt es in allen Fällen eine gewisse Geschwindigkeit, womit ein Minimum des
                              Reibungscoefficienten verbunden ist; nimmt diese Geschwindigkeit ab, so nimmt der
                              Reibungscoefficient sehr schnell zu, bedeutend langsamer dagegen, wenn jene
                              Geschwindigkeit wächst.
                           Diese vortheilhafteste Geschwindigkeit so wie der entsprechende Reibungscoefficient
                              wird im Allgemeinen von dem Schmieröl, dem Material der Lagerschale und deren
                              Belastung abhängig seyn, worüber die nachstehende Zusammenstellung der überhaupt
                              unter verschiedenen Umständen beobachteten Minimalwerthe des
                              Zapfenreibungscoefficienten μ Aufschluß gibt.
                           
                              
                                 Beobachter.
                                 Schmieröl.
                                 Lagerschale.
                                 Belastung.
                                 
                                    n
                                    
                                 
                                    μ
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Pfd.
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                    Waltjen
                                    
                                 Baumöl
                                 Rothguß
                                       34
                                   52
                                 0,011
                                 
                              
                                 Polyt. Schule
                                 „
                                 „
                                 34,3
                                 147
                                 0,011
                                 
                              
                                 „        „
                                 „
                                 „
                                 54,3
                                 140
                                 0,025
                                 
                              
                                 „        „
                                 Knochenöl
                                 „
                                 34,3
                                 180
                                 0,012
                                 
                              
                                 „        „
                                 „
                                 „
                                 54,3
                                 186
                                 0,035
                                 
                              
                                 „        „
                                 „
                                 Composit.-Lager
                                 34,3
                                 167
                                 0,059
                                 
                              
                                 „        „
                                 „
                                 „
                                 54,3
                                 149
                                 0,036
                                 
                              
                                 
                                    Waltjen
                                    
                                 Mineralöl
                                 Rothguß
                                       34
                                 125
                                 0,011
                                 
                              
                           
                           Abgesehen von dem ersten Versuche des Hrn. Waltjen,
                              welcher mit dem unter gleichen Umständen von den Studirenden der polytechnischen
                              Schule angestellten Versuche schlecht harmonirt, liegen die Unterschiede der
                              sämmtlichen dem kleinsten μ entsprechenden Werthe
                              von n ohne Zweifel innerhalb der wahrscheinlichen
                              Beobachtungsfehler, so daß also ein Stahlzapfen von 2 Zoll Durchmesser stets bei
                              etwa 150 Umdrehungen pro Minute mit der geringsten
                              Reibung verbunden zu seyn scheint. Dieser Umdrehungszahl und diesem Durchmesser
                              entspricht eine Peripheriegeschwindigkeit
                           = 1,3 Fuß = 0,4 Meter pro
                              Secunde.
                           Daß der entsprechende Minimalwerth von μ vom
                              Material der Lagerschale und vom Schmieröl abhängig ist, kann nicht befremden; daß
                              er aber in so wesentlicher Weise, wie es nach Obigem der Fall zu seyn scheint, von
                              der Belastung abhängig ist und zwar je nach dem Material der Lagerschale mit
                              zunehmender Belastung bald wächst, bald abnimmt, würde in Verbindung mit dem
                              wesentlichen Einfluß der Geschwindigkeit die bisher üblichen Reibungsberechnungen
                              durchaus unbrauchbar machen.
                           Eine Bestätigung oder Widerlegung der auffallenden Resultate durch dringend
                              wünschenswerthe, mit möglichster Sorgfalt angestellte Versuche wird abzuwarten seyn;
                              wahrscheinlich spielt die Adhäsion, Capillarität und Centrifugalkraft dabei eine
                              bedeutende Rolle, so daß bei einem weniger vollkommenen Zustand der Schmierung, als
                              er im Gegensatz zu den praktischen Verhältnissen bei den obigen Versuchen
                              stattgefunden haben mag, und bei einem rings von der Lagerpfanne umgebenen Zapfen
                              mindestens ein weniger auffallendes Hervortreten der beobachteten Resultate wohl
                              erwartet werden darf, indem es sonst kaum erklärlich seyn würde, wie dieselben bei
                              früheren Reibungsversuchen übersehen werden konnten. F. Grashof. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. V S. 143.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
