| Titel: | Verfahren zur quantitativen Untersuchung des käuflichen Salpeters; von J. Persoz. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXX., S. 284 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXXX.
                        Verfahren zur quantitativen Untersuchung des
                           käuflichen Salpeters; von J. Persoz.Auszug der Annales du Conservatoire des arts et métiers.
                           
                        Aus dem Répertoire
                                 de Chimie appliquée, Juni 1861, S. 253.
                        Persoz's Verfahren zur quantitativen Untersuchung des käuflichen
                           Salpeters.
                        
                     
                        
                           Um das Wasser zu bestimmen, schmilzt man 50 bis 200 Gramme Salpeter vorsichtig in
                              einer Platinschale, indem man besorgt ist die Temperatur nicht viel über den
                              Schmelzpunkt zu erhöhen; man wiegt den Kuchen sofort nach dem Erkalten. Wenn der
                              Salpeter salpetersauren Kalk oder salpetersaure Bittererde enthält, so setzt man ihm
                              beiläufig 1 Grm. ganz trockenes neutrales chromsaures Kali zu, um den Verlust der
                              Salpetersäure dieser in der Wärme leicht zersetzbaren Salze zu verhindern.
                           Um die unauflöslichen Substanzen zu bestimmen, behandelt man die geschmolzene Masse
                              mit Wasser, so daß ein bestimmtes Volum von Salpeterlösung N gebildet wird; man filtrirt letztere sorgfältig, sammelt, wascht und
                              wiegt den unauflöslichen Niederschlag.
                           Zur Bestimmung der salzsauren Salze bedient man sich der Methode von Gay-Lussac, indem man zwei titrirte Flüssigkeiten
                              anwendet, wovon die eine 27 Grm. und die andere 2,7 Grm. reines Silber per Liter enthält. Jeder Kubikcentimeter der stärkeren
                              Probeflüssigkeit entspricht 0,01466 Grm. Chlornatrium oder 0,01864 Chlorkalium.
                           Um die schwefelsauren Salze zu bestimmen, bedient man sich einer titrirten
                              Chlorbaryumlösung, welche per Liter 259,8 Grm. Salz
                              enthält. Jeder Kubikcentimeter entspricht 0,179 Grm. schwefelsaurem Natron oder
                              0,208 Grm. schwefelsaurem Kali. Man verfährt folgendermaßen: man mißt 200 Kub. Cent.
                              der Salpeterlösung N ab; nachdem man sie mit einigen
                              Tropfen Säure angesäuert hat, bringt man sie in eine Platinschale, um sie bis zum vollen Sieden zu
                              erhitzen; dann gießt man einen schwachen Ueberschuß titrirter Barytlösung hinein.
                              Hernach füllt man eine Bürette mit der Flüssigkeit N und
                              setzt davon nach und nach zu, bis aller Ueberschuß der titrirten Barytlösung genau
                              gefällt ist. Letztere Operation ist etwas langwierig, weil die Flüssigkeiten nicht
                              leicht klar werden und man daher oft kleine Proben zu filtriren genöthigt ist. Das
                              Verhältniß zwischen dem angewandten Gesammtvolum von N
                              und dem Volum titrirter Barytlösung ergibt die Menge des schwefelsauren Alkalis in
                              einem bestimmten Gewicht Salpeter.
                           Die Salpetersäure läßt sich auf eine sehr elegante Weise durch Anwendung des
                              trockenen zweifach-chromsauren Kalis bestimmen, welches die Salpetersäure aus
                              den salpetersauren Alkalien austreibt, ohne die Chloride zu zersetzen. Man operirt
                              in folgender Weise: von einem Kuchen geschmolzenen und erkalteten Salpeters wiegt
                              man 2 bis 3 Grm. ab, gibt sie in einen Platintiegel, welcher sehr dünn aber
                              hinreichend groß ist, und schüttet darauf beiläufig das doppelte Gewicht
                              zweifach-chromsauren Kalis, welches vorher geschmolzen und pulverisirt worden
                              ist. Man tarirt das Ganze und erhitzt dann vorsichtig. Anfangs ist die Reaction
                              ziemlich lebhaft, so daß oft Theilchen des Gemisches fortgerissen werden und sich an
                              der inneren Oberfläche des Deckels verdichten, welchem man die Gestalt einer tiefen
                              Schale gibt, damit die hingeschleuderte schmelzbare Substanz immer in die Mitte des
                              Tiegels zurückzufallen strebt.
                           In dem Maaße als die salpetrigsauren Dämpfe weniger reichlich werden, erhöht man die
                              Temperatur bis zur Dunkelrothgluth, bringt aber auch den Deckel zum Rothglühen,
                              indem man auf ihn eine Gasflamme richtet. Nach beendigter Operation läßt man den
                              Tiegel kurze Zeit offen, damit sich die Luft in ihm erneuert; man läßt ihn dann
                              erkalten und wiegt ihn. Der Gewichtsverlust zeigt die verdrängte Salpetersäure an,
                              und gestattet also das entsprechende Verhältniß von salpetersaurem Kali oder Natron
                              zu berechnen.
                           Enthält der angewandte Salpeter sowohl Kali als Natron, so findet man einen
                              Ueberschuß, wenn man die gefundene Salpetersäure auf salpetersaures Kali berechnet,
                              hingegen ein Deficit bei ihrer Berechnung auf salpetersaures Natron. Dieser
                              Ueberschuß oder dieses Deficit gestattet das relative Verhältniß der beiden
                              salpetersauren Alkalien im analysirten Salze zu berechnen.