| Titel: | Beschreibung eines neuen Apparates zum Abfangen der Gichtgase bei Hohöfen. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XCIX., S. 350 | 
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                        XCIX.
                        Beschreibung eines neuen Apparates zum Abfangen
                           der Gichtgase bei Hohöfen.
                        Aus der Wochenschrift des schlesischen Vereins für
                                 Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 33.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Apparat zum Abfangen der Gichtgase bei Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Auf ein Paar Hohöfen im Siegerlande ist vor Kurzem eine
                              recht zweckmäßige Verbesserung in der Vorrichtung zum Abfangen der Gichtgase zum Zwecke der
                              Windheizung etc. eingeführt worden. Wir glauben, daß diese eben so einfache, als
                              praktische Vorrichtung an anderen Orten wohl noch nicht im Gebrauche ist, und halten
                              uns daher berechtigt, die Aufmerksamkeit unserer Leser darauf zu lenken.
                           Bisher geschah – und geschieht zum allergrößten Theile auch noch – die
                              Ableitung der Hohofengase in der bekannten Weise, wie sie zuerst auf dem Hüttenwerke
                              Le Creusot in Frankreich angewandt und bald nachher von einer großen Anzahl
                              deutscher Hütten adoptirt wurde, und die hauptsächlich darin besteht, daß der obere
                              Theil des Ofenschachtes ein wenig erweitert ist, in welche Gichterweiterung ein
                              conischer Cylinder von Gußeisen oder Kesselblech hineinhängt, der die Erweiterung
                              nicht ganz ausfüllt und dessen Wandungen mit den Wänden des Ofenschachtes unterhalb
                              der Erweiterung bezüglich ihrer Längenrichtung correspondiren. In dem außerhalb des
                              Cylinders entstehenden mantelförmigen Raume sammeln sich die Gase und treten durch
                              einen oder mehrere Canäle oder Röhren in denjenigen Raum, in welchem durch ihre
                              Verbrennung eine Erwärmung des Gebläsewindes, eine Dampfentwickelung, eine Röstung
                              oder etwas dergleichen herbeigeführt werden soll.
                           Dieß ist eine sehr beliebte und recht gute Einrichtung, doch wird sie von dem hier in
                              Rede stehenden neuen einfachen Aparate in mehrfacher Beziehung übertroffen.
                           Dieser Apparat besteht in einem 8 Zoll breiten und 4 1/2 Zoll starken gußeisernen,
                              mit Stollen versehenen Ringe, der in passender Höhe in den Kernschacht eingelassen
                              ist, dessen (des Kernschachtes) Mauerwerk auf ihm weiter aufgeführt und dabei ein
                              leerer mantelförmiger Raunt gelassen wird, in welchem die, zu den zwischen den
                              Stollen befindlichen Oeffnungen eintretenden Gase sich ansammeln, und woraus sie
                              durch einen Canal oder ein Rohr – oder auch je nach den Umständen mehrere
                              Rohre oder mehrere Canäle – an ihren Bestimmungsort geleitet werden. Ein
                              Scheiben-Ventil in letzteren kann den Gasstrom reguliren.
                           Die ganze Vorrichtung ist aus den beigegebenen Abbildungen mit Leichtigkeit zu
                              ersehen.
                           Fig. 1 stellt
                              die Ansicht des Ringes von unten dar.
                           Fig. 2 ist ein
                              Durchschnitt desselben von A nach B aus Fig.
                                 1.
                           Fig. 3 ist ein
                              Vertical-Schnitt von dem oberen Theile des Kernschachtes mit eingelegtem
                              Ringe.
                           a, a bezeichnen die 6 am Ringe befindlichen Stollen von
                              2–3 Zoll Höhe und der Breite des Ringes, 8 Zoll;
                           b, b sind die Zwischenräume, Oeffnungen, zwischen den
                              Stollen, zur Aufnahme der Gase;
                           
                           c, c ist der mantelförmige, hohle Raum im Innern
                              – im Gemäuer – des Kernschachtes, für die Aufnahme und Ansammlung der
                              Gase;
                           d ist ein gußeisernes Gasableitungs-Rohr, nach
                              Bedürfniß mehrere;
                           e, e sind die gußeisernen Belegplatten des
                              Gichtenraumes, die zum Abheben eingerichtet sind, da dann eine Reinigung der
                              Gasleitung selbst während des Betriebes stattfinden kann.
                           Wir haben in unserer Zeichnung einen Siegenschen Holzkohlen-Hohofen mit 4 Fuß
                              (rheinländisch) Gichtweite (Maximum für hiesige Gegend) angenommen. Ein hiermit im
                              Verhältnisse stehender, 2 1/2 bis 3 Fuß unter dem Gichtrande liegender
                              Gas-Ring hat einen Preis von 40–45 Thlr., während ein gewöhnlicher
                              Gasfang für einen Hohofen von gleicher Größe, aus dem conischen Cylinder bestehend,
                              90 bis 120 Thlr. kostet.
                           Der bisher angewandte Gasfang ist einer schnellen Abnutzung, einem starken Verschleiß
                              unterworfen, weil durch die oft eintretende starke Hitze und spätere rasche
                              Abkühlung des conischen Cylinders stets ein Werfen oder Springen desselben
                              herbeigeführt wurde, sowie derselbe durch das Aufgeben der Erze auch nicht wenig zu
                              leiden hatte. Bei der neuen Einrichtung fällt dieses Alles fort. Beim Ausblasen des
                              Hohofens mußte der bisherige Gasfang stets herausgehoben werden, was immer eine
                              lästige und umständliche Sache war. Der angegebene Ring
                              kann Jahr aus, Jahr ein immer unverändert an seiner Stelle bleiben. Ein Reinigen der
                              Gasleitung während des Betriebes des Ofens konnte bisher
                              gar nicht, oder doch nur mit sehr großer Mühe bewerkstelligt werden, läßt sich aber
                              bei der neuen Einrichtung mit größter Leichtigkeit ausführen.
                           Der neue Gasableitungs-Apparat ist also um mehr als die
                                 Hälfte billiger wie der beliebteste der bisher gebräuchlichen, dann ist er
                              auch ungleich dauerhafter und endlich um Vieles handlicher und weniger
                                 hinderlich.
                           Dieß sind jedenfalls Vorzüge genug um seine Anwendung zu empfehlen.
                           Ihme.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
