| Titel: | Versuche über die Saftgewinnung aus der Zuckerrübe durch die Centrifugalmaschine; von P. Ilienkoff. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CXIX., S. 420 | 
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                        CXIX.
                        Versuche über die Saftgewinnung aus der
                           Zuckerrübe durch die Centrifugalmaschine; von P. Ilienkoff.Vom Verf. mitgetheilte Uebersetzung (im Auszuge) seiner in russischen technischen
                                 Journalen erschienenen Abhandlung.
                           
                        Ilienkoff, Versuche über die Saftgewinnung aus der Zuckerrübe durch
                           die Centrifugalmaschine.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1854 kam zu den bekannten Methoden der Saftgewinnung aus der Zuckerrübe
                              – dem Preßverfahren und den verschiedenen Arten der Maceration – noch
                              eine Methode mittelst der Centrifugalmaschine oder Schleuder. Diese Methode wurde
                              von Frickenhaus in Deutschland erfunden, welcher im März
                              1854 seine erste Mittheilung darüber der Direction des Vereins für
                              Rübenzuckerindustrie im Zollverein machte.
                           Während der Campagne von 1857–58 sah ich in Deutschland schon einige
                              Zuckerfabriken, in welchen die Saftgewinnung ausschließlich mittelst der Schleuder
                              geschah. Man versicherte mir, daß mehrere derselben, welche nach dem Preßverfahren
                              mit gutem Erfolg gearbeitet hatten, es vortheilhaft fanden die Pressen abzuschaffen,
                              um an ihrer Stelle die Schleuder einzuführen.
                           Als Hauptvortheil des neuen Verfahrens wurde die Möglichkeit, bis 90 Proc. Saft der
                              Rübe zu entziehen, besonders hervorgehoben. Diese hohe Ausbeute an Saft wurde aber
                              dadurch erzielt, daß man zum Verdrängen des Saftes aus dem Rübenbrei sehr große
                              Quantitäten Wasser verwendete, was den Saft verhältnißmäßig verdünnte und folglich
                              die Ausgaben für seine Concentration vermehrte. Beim Besuch der mit Schleudern
                              arbeitenden Fabriken konnte ich wohl sehen, daß die Arbeit mit der Schleuder eine
                              große Reinlichkeit gestattet, daß die Anzahl der Arbeiter im Vergleich mit der
                              Preßarbeit fast auf die Hälfte vermindert werden konnte und daß die Bedienung der
                              Schleuder eine viel leichtere Arbeit ist, als die Arbeit an den Pressen; aber es war
                              auch leicht zu sehen, daß das Anlagecapital viel bedeutender seyn mußte, daß der
                              Aufwand an mechanischer Kraft, um die Schleuder mit der Geschwindigkeit von
                              1000–1200 Umdrehungen pro Minute zu bewegen, für
                              gleiche Leistung viel größer seyn mußte, als beim Gebrauch der Pressen. – In
                              der technischen Literatur fand ich damals keine Angaben, welche mich über die
                              Details der neuen Saftgewinnungsmethode belehren konnten; was über das Frickenhaus'sche Verfahren veröffentlicht war, beschränkte sich meines
                              Wissens 1) auf den Bericht von Kindler (38ste Lieferung
                              der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie), in welchem mitgetheilt wird, daß aus
                              181500 Pfd. nach diesem Verfahren verarbeiteter Rüben 20214 Pfd. Zuckermasse erzielt
                              wurden, d.h. 11,14 Proc. vom Gewicht der Rüben, welche 77,5 Proc. Zucker enthielt,
                              und daß man aus derselben Quantität zu derselben Zeit nach dem Preßverfahren
                              verarbeiteter Rüben nur 18473 Pfd. Zuckermasse von demselben Zuckergehalt erhielt,
                              d.h. nur 10,18 Proc. vom Gewicht der Rüben. 2) In der 42sten Lieferung derselben
                              Zeitschrift fand ich Resultate einer Prüfung des Frickenhaus'schen Verfahrens, ausgeführt durch eine Commission vom Verein
                              für Rübenzuckerindustrie, aus welchen folgt, daß nach diesem Verfahren 90,9 Proc.
                              Saft erhalten wurden. – Seitdem wurden in dem ursprünglichen Verfahren von
                              Frickenhaus einige Abänderungen getroffen, es wurde
                              nämlich das Verdrängen mit Dünnsaft ganz aufgegeben und das Wasser ist ein
                              ausschließliches Verdrängungsmittel geblieben.
                           Da das neue Verfahren, so wie ich dasselbe in deutschen Fabriken im Jahre 1857
                              beobachtete, die Mehrausbeute fast von 10 Proc. SaftWir nehmen an, daß wenn der Wasserzulauf auf der Reibe nicht sehr groß ist,
                                    80 oder 81 Proc. Saft als ein guter Durchschnittsertrag beim Preßverfahren
                                    zu betrachten ist. versprach, da derselbe eine sehr reine und im Vergleich mit der Preßarbeit
                              eine viel leichtere Arbeit war, so entschloß ich mich durch eigene Versuche mir eine
                              selbstständige Meinung darüber zu verschaffen, in welchem Grade diese Vortheile
                              durch ungünstige Umstände, namentlich große Verdünnung des Saftes, größere
                              mechanische Kraft, bedeutenderes Anlagecapital, geschmälert werden. Meine damalige
                              Stellung als Director einer der großen Zuckerfabriken, die dem Hrn. Grafen A. A. Bobrinski gehören, gab mir alle Mittel zur Ausführung
                              solcher Versuche. Ich wandte mich, um mir eine Saftschleuder anzuschaffen, an die
                              HHrn. Albert Fesca u. Comp. in
                              Berlin, welche mir mit der größten Bereitwilligkeit eine vollständige Saftschleuder
                              mit Breikutsche, Brauserohr etc. lieferten.
                           Im Herbst 1858 wurde in der Zuckerfabrik zu Michailofsko (Gouvernement Tula) neben
                              dem Preßlocal die Saftschleuder aufgestellt und zwar ganz so, wie es in den besten
                              nach dieser Methode arbeitenden deutschen Fabriken zu geschehen pflegt; den Plan und
                              die nöthigen Angaben dazu lieferten mir die HHrn. Alb. Fesca u. Comp. Die Trommel meiner Saftschleuder hatte 36
                              Zoll im Durchmesser und 18 Zoll Siebhöhe; das Deckgefäß mit Wasser stand 6 Fuß höher
                              als der obere Rand der Trommel; das Brauserohr hatte 1 Zoll im Durchmesser; eine
                              Seite desselben hatte vier parallele Reihen Löcher von 1 Millimeter Durchmesser und
                              so angeordnet, daß keine Stelle der Breischicht der Wirkung des Wassers entgehen
                              konnte, vorausgesetzt daß alle Löcher des Brauserohrs ihre volle Wirkung hatten.
                           Die erste Reihe der Versuche hatte zum Zweck zu bestimmen, wie viel Saft die
                              Schleuder aus dem Rübenbrei ausziehen kann ohne Anwendung von
                                 Wasser. Bei diesen Versuchen bestand die Ladung aus 200 Pfd. Brei. Die
                              Reiben arbeiteten ohne Zulauf von Wasser; der Saft zeigte 7°,8 Baumé
                              bei 17°1/2. Die Schleuder wurde nicht eher geladen, als bis sie die volle
                              Geschwindigkeit von 1000 Umdrehungen per Minute hatte.
                              Während 5 Minuten wurden folgende Quantitäten Saft gewonnen:
                           118; 117; 119; 119,5; 118,5 Pfund,
                           im Mittel also 59 Proc. vom Gewicht des Breies.
                           Als man die Schleuder mit größerer Geschwindigkeit gehen ließ, so daß das Minimum
                              1200 Umläufen per Minute entsprach, erhielt man von 200
                              Pfd. Brei in 5 Minuten folgende Quantitäten Saft:
                           122; 124; 124; 123; 124 Pfund,
                           im Mittel 61,7 Proc.
                           Da bemerkt wurde, daß die Quantität des ausgeschleuderten Saftes außerordentlich
                              schnell nach der Ladung ihr Maximum erreichte und daß sie eben so schnell sank, so
                              daß nach Verlauf von 5 Minuten nur sehr wenig Saft aus der Schleuder floß, so hielt
                              ich es für interessant zu bestimmen, in welchem Verhältnisse die Quantität des
                              ausgeschleuderten Saftes zur Zeit steht. Zu diesem Zweck wurde eine Anordnung
                              getroffen, welche den während jeder Minute ausgeschleuderten Saft besonders zu
                              sammeln gestattete. Man erhielt bei dieser Reihe von Versuchen folgende Zahlen; die
                              Trommel machte dabei 1000 Umläufe per Minute.
                           
                           
                              
                                 Erhalten an Saft
                                 Erster Versuch.
                                 Zweiter Versuch.
                                 Dritter Versuch.
                                 
                              
                                 
                                 Pfund.
                                 Pfund
                                 Pfund
                                 
                              
                                 in der   1sten Minute
                                 80
                                 81,5
                                 81,4
                                 
                              
                                    „      
                                    2ten      „
                                 18
                                 17,0
                                 16,0
                                 
                              
                                    „      
                                    3ten      „
                                 11
                                   9,5
                                 10,6
                                 
                              
                                    „      
                                    4ten      „
                                   5
                                   6,0
                                 5,5
                                 
                              
                                    „      
                                    5ten      „
                                   4
                                   4,7
                                 4,0
                                 
                              
                                    „      
                                    6ten      „
                                      3,5
                                   4,0
                                 3,2
                                 
                              
                                    „      
                                    7ten      „
                                      3,0
                                   3,5
                                 2,6
                                 
                              
                                    „      
                                    8ten      „
                                      2,5
                                   3,0
                                 2,0
                                 
                              
                                    „      
                                    9ten      „
                                      1,5
                                   1,5
                                 1,4
                                 
                              
                                    „    
                                    10ten      „
                                      0,7
                                   1,0
                                 0,7
                                 
                              
                                    „    
                                    11ten      „
                                      0,5
                                   0,5
                                 0,5
                                 
                              
                                    „    
                                    12ten      „
                                      0,4
                                   0,3
                                 0,3
                                 
                              
                                    „    
                                    13ten      „
                                      0,4
                                   0,3
                                 0,2
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 in der 13ten Minute
                                         
                                    130,5
                                         
                                    132,8
                                        128,4
                                 
                              
                           Aus diesen Versuchen folgt: 1) daß in der ersten Minute die Schleuder mehr als die
                              Hälfte, 60 Proc. der Quantität Saft gibt, welche sie während 13 Minuten zu liefern
                              im Stande ist; 2) daß man in 3 Minuten Zeit 84 Proc. und während der übrigen 10
                              Minuten nur 16 Proc. Saft erhält; 3) daß im Ganzen in 13 Minuten Zeit die Schleuder
                              nur 65 Proc. Saft aus 100 Th. Rübenbrei ausziehen kann.
                           Ich gehe jetzt zu den Versuchen mit Anwendung des Wassers über, wie sie bei der
                              Fabrikarbeit geschieht.
                           Bei dieser Versuchsreihe ließ man die Schleuder im Mittel 1100 Umdrehungen per Minute machen; die Ladung bestand aus 200 Pfd. ohne
                              Wasser zerriebenem Rübenbrei; das Decken mit Wasser geschah 5 Minuten nach der
                              Ladung und seit dem Moment, wo das Wasser in die Schleuder eingelassen wurde,
                              sammelte man den Saft von jeder Minute besonders. Diese jeder Minute entsprechende
                              Portionen ausgeschleuderten Saftes, können uns, wenn man ihre Dichtigkeit und
                              Quantität bestimmt, ein Bild geben von der Art und Weise, wie das Wasser das
                              Verdrängen des Saftes bewirkt.
                           Zur Bestimmung der Dichtigkeit des Saftes diente ein sehr genaues Aräometer, an
                              welchem noch Zehntel eines Grades abgelesen werden konnten.
                           Man ließ die Schleuder, von der Ladungszeit an gerechnet, im Ganzen 15 Minuten
                              umlaufen; dann wurde sie angehalten, der Rückstand sorgfältig herausgenommen und
                              gewogen. – Der Gehalt der Rüben an Saft wurde vor jedem Versuch nach den
                              bekannten Methoden bestimmt.
                           Erster Versuch. Die Ladung war 200 Pfd., die Dichtigkeit
                              des normalen Saftes 7°,7 Baumé; die Rüben enthielten 95,2 Proc. Saft.
                              Vor dem Einlassen des
                              Wassers lieferte die Schleuder in 5 Minuten 119 Pfd. Saft. Dann wurde:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Dichtigkeit in
                                 Der erhaltene Saft enthielt:
                                 
                              
                                 Im Verlauf
                                 erhaltenan Saft:
                                 Baumé'schenGraden.
                                 unverdünntenSaft.
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 
                                  Pfund.
                                 
                                 
                                 Pfund.
                                 Pfund.
                                 
                              
                                 der   6ten Minute
                                 15,5
                                 6,0
                                 
                                 12,0
                                   3,5
                                 
                              
                                  „    
                                    7ten      „
                                 57,1
                                 4,1
                                 
                                 30,6
                                 26,5
                                 
                              
                                  „    
                                    8ten      „
                                 15,2
                                 3,0
                                 
                                   6,0
                                   9,2
                                 
                              
                                  „    
                                    9ten      „
                                   8,3
                                 2,9
                                 
                                   3,2
                                   5,1
                                 
                              
                                  „  
                                    10ten      „
                                   6,3
                                 2,7
                                 
                                   2,1
                                   4,2
                                 
                              
                                  „  
                                    11ten      „
                                   3,4
                                 2,5
                                 
                                   1,1
                                   2,3
                                 
                              
                                  „  
                                    12ten      „
                                    „  
                                    13ten      „
                                    „  
                                    14ten      „
                                    „  
                                    15ten      „
                                   2,3  1,6  1,0  0,9
                                 2,02,02,02,0
                                 
                                    
                                    
                                   1,5
                                   4,3
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                   111,6
                                 
                                 
                                   56,5
                                 55,1
                                 
                              
                           Der Rückstand wog 60 1/2 Pfd. Im Ganzen wurden erhalten 230,6 Pfd. Saft von
                              5°,8 Baumé; dieß entspricht 175,5 unverdünnten Saftes von 200 Pfd.
                              Rüben oder 87,7 Proc.
                           Zweiter Versuch. Ladung = 200 Pfd.; Dichtigkeit des
                              Saftes 8°,8 Baumé; Saftgehalt der Rüben 94,7 Proc. Vor dem
                              Wassereinlassen lieferte die Schleuder 116 Pfd. Saft und dann:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Dichtigkeit in
                                 Der erhaltene Saft enthielt:
                                 
                              
                                 Im Verlauf
                                 erhaltenerSaft:
                                 Baumé'schenGraden.
                                 unverdünntenSaft.
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 
                                 Pfund.
                                 
                                 
                                 Pfund.
                                 Pfund.
                                 
                              
                                 der   6ten Minute
                                 14,5
                                 6,2
                                 
                                 11,2
                                   3,3
                                 
                              
                                  „    
                                    7ten      „
                                 64,0
                                 4,0
                                 
                                 32,1
                                 31,9
                                 
                              
                                  „    
                                    8ten      „
                                 15,1
                                 3,4
                                 
                                   6,4
                                   8,7
                                 
                              
                                  „    
                                    9ten      „
                                   7,7
                                 3,1
                                 
                                   3,0
                                   4,7
                                 
                              
                                  „  
                                    10ten      „
                                   5,4
                                 2,8
                                 
                                   1,9
                                   3,5
                                 
                              
                                  „  
                                    11ten      „
                                   4,5
                                 2,5
                                 
                                   1,4
                                   3,1
                                 
                              
                                  „  
                                    12ten      „
                                   2,9
                                 2,2
                                 
                                   0,8
                                   2,1
                                 
                              
                                  „  
                                    13ten      „
                                   1,1
                                 2,1
                                 
                                   0,3
                                   0,8
                                 
                              
                                  „  
                                    14ten      „
                                    „  
                                    15ten      „
                                   1,0  0,8
                                 2,02,0
                                 
                                    
                                    
                                   0,5
                                   1,3
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                     117,0
                                 
                                 
                                 57,6
                                 59,3
                                 
                              
                           Der Rückstand wog 54,5 Pfd., das Gesammtquantum des erhaltenen Saftes betrug 223 Pfd.
                              von 5°,9 B.; dieß entspricht 173,6 Pfd. unverdünnten Saftes, oder 86,8
                              Proc.
                           
                           Dritter Versuch. Ladung 200 Pfd.; der normale Saft hatte
                              8°,8 B. Gehalt der Rübe an Saft 94,7 Proc. Vor dem Wassereinlaß erhielt man
                              116 Pfd. Saft und dann:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Dichtigkeit in
                                 Der erhaltene Saft enthielt:
                                 
                              
                                 Im Verlauf
                                 erhaltenerSaft:
                                 Baumé'schenGraden.
                                 unverdünntenSaft.
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 
                                 Pfund.
                                 
                                 
                                 Pfund.
                                 Pfund.
                                 
                              
                                 der   6ten Minute
                                 16,4
                                 6,5
                                 
                                 13,1
                                   3,3
                                 
                              
                                  „    
                                    7ten      „
                                 56,1
                                 4,2
                                 
                                 29,5
                                 26,6
                                 
                              
                                  „    
                                    8ten      „
                                 20,2
                                 3,2
                                 
                                   8,1
                                 12,1
                                 
                              
                                  „    
                                    9ten      „
                                 11,5
                                 2,8
                                 
                                   4,0
                                   7,5
                                 
                              
                                  „  
                                    10ten      „
                                   7,7
                                 2,4
                                 
                                   2,3
                                   5,4
                                 
                              
                                  „  
                                    11ten      „
                                   5,8
                                 2,2
                                 
                                   1,6
                                   4,2
                                 
                              
                                  „  
                                    12ten      „
                                   1,9
                                 2,1
                                 
                                   0,5
                                   1,4
                                 
                              
                                  „  
                                    13ten      „
                                   0,9
                                 1,8
                                 
                                   0,2
                                   0,7
                                 
                              
                                  „  
                                    14ten      „
                                    „  
                                    15ten      „
                                   0,6  0,6
                                 1,51,5
                                 
                                    
                                    
                                   0,2
                                   1,0
                                 
                              
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    121,7
                                 
                                 
                                 59,5
                                 62,2
                                 
                              
                           Gewicht des Rückstandes = 52 Pfd.; Dichtigkeit des gemischten
                              Saftes 5°,9 B.; seine Quantität = 237,7 Pfd.; dieß entspricht 87,5 Proc.
                              unverdünnten Saftes von 100 Rüben.
                           Die hier angeführten drei Versuche sind, ohne Auswahl, einer ganzen Reihe entnommen,
                              welche alle die Saftausbeute von 88 Proc. als Mittel ergaben; das Maximum war 90,5
                              Procent und das Minimum 86,7 Procent. Die unbedeutenden Abweichungen der Mittelzahl
                              von diesen letzteren zeigen, mit welcher Regelmäßigkeit die Schleuder arbeiten kann;
                              ich habe Gründe zu glauben, daß bei der Fabrikarbeit und zuverlässigen Arbeitern
                              diese Regelmäßigkeit noch auf einen höheren Grad getrieben werden kann.
                           Aus den angeführten Versuchen sieht man, daß von 45 Proc. des gebrauchten Wassers 30
                              in den Saft übergehen und 15 im Rückstand bleiben.
                           Wenn man dieselbe Quantität Wasser (45 Proc.) auf die Weise vertheilt, daß man 15
                              Proc. auf die Reibe gibt und die übrigen 30 Proc. in die Schleuder, so erhält man
                              stets weniger Saft als in dem Falle, wo man auf die Reibe kein Wasser gibt und das
                              ganze Quantum von 45 Proc. in der Schleuder verbraucht. Das ist ganz natürlich, weil
                              die Hauptwirkung des Wassers, in der Schleuder in einem Verdrängen des Saftes besteht, wie aus den oben
                              angeführten Versuchen leicht zu ersehen ist.Neulich ist mir von Hrn. Fesca mitgetheilt worden,
                                    daß man, um das Verschleimen der Siebe zu vermindern, es doch für nützlich
                                    hält, 10 bis 12 Proc. Wasser auf die Reibe zu geben.
                              
                           Die Versuche mit geringeren und größeren Quantitäten Wasser gaben folgende Resultate.
                              Der normale Saft bei diesen Versuchen hatte 7°,7 Baumé.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 161, S. 426
                              Ladung; Verbrauchtes Wasser;
                                 Erhaltener Saft; Der Saft zeigte; Der Saft enthält; unverdünnten Saft; Wasser;
                                 Auf 100 Thle. Rüben; erhielt man unverdünnten Saft; in den Saft übergegangenes
                                 Wasser; Pfd.; Baumé
                              
                           Diese Zahlen zeigen, daß man mittelst größerer Quantitäten Wasser größere Ausbeuten
                              an Saft erhält, aber sie zeigen zugleich, daß die Quantität des in den Saft
                              übergehenden Wassers schneller steigt als die Saftausbeute. Jeder Fabrikant muß also
                              für seine Verhältnisse selbst bestimmen, welche Quantitäten Wasser für ihn die
                              vortheilhaftesten sind.
                           Einen sehr wichtigen Umstand bei der Arbeit der Schleuder bildet die Art und Weise,
                              wie das Wasser auf die Breischicht in der Schleuder geleitet wird. Es ist durchaus
                              nöthig, daß keine Stelle der Breischicht der Wirkung des Wassers entgehe. Jedes
                              Wassertheilchen, welches auf die mit großer Geschwindigkeit umlaufende Breischicht
                              fällt, dringt zur äußeren Peripherie derselben mit einer Geschwindigkeit, welche die
                              Resultirende zweier Wirkungen ist – der der Centrifugalkraft und der
                              Widerstände, welche die Breischicht der Bewegung des Wassertheilchens darbietet; die
                              Richtung, nach welcher ein Wassertheilchen durch die Breischicht sich bewegt, ist
                              abhängig von der Schwere, von der Centrifugalkraft und von der
                              Umlaufgeschwindigkeit der Breischicht. Wenn das Wasser aus einem mit Löchern
                              versehenen vertical gestellten Rohre in die Schleuder strömt, so fallen auf die
                              Breischicht fast in horizontaler Richtung einzelne Wasserstrahlen; die rotirende
                              Bewegung der Breischicht macht es sicher, daß jeder Strahl eine seiner Lage
                              entsprechende horizontale Zone der Breischicht mit Wasser versorgt. Damit auch in
                              verticaler Richtung eben so sicher jeder Theil der Breischichtoberfläche sein
                              Wasserquantum erhalte, ist es nöthig, die Reihen der Löcher auf dem Brauserohre so
                              anzuordnen, daß jeder vertical zur Röhre gedachte Schnitt wenigstens ein Loch
                              treffen soll. Daraus folgt, daß das Vermehren der Reihen der Löcher auf dem
                              Brauserohre zweckentsprechend ist. Anstatt der Löcher, macht man auf dem Rohre auch
                              einen seiner Achse parallelen sehr engen Schlitz; das Wasser soll aus solchem
                              Schlitz in der Form einer continuirlichen Wasserhaut ausströmen; das geschieht auch,
                              wenn der Schlitz überall dieselbe Weite hat und nirgends verstopft ist; unter
                              solcher Voraussetzung aber wirkt ein Rohr mit genügender Anzahl der Löcherreihen
                              eben so gut; vermehrt man aber die Zahl der Reihen so, daß jedem Querschnitt mehr
                              als ein Loch entspräche, so kann die Verstopfung weniger Einfluß haben als bei einem
                              Schlitz. Folgende Versuche können ein Bild über den Einfluß geben, welchen ein
                              unvollständiges Durchdringen des Wassers auf die Saftausbeute ausüben kann: 1) Man
                              hat durch Verstopfen die Anzahl der Löcher auf dem Brauserohre um 3 Proc.
                              vermindert; die Saftausbeute verminderte sich in Folge dessen um 0,75 Proc. 2) Die
                              Saftausbeute fiel um 3 Proc., wenn die Zahl der Löcher um 10 Proc. vermindert wurde.
                              Daraus ist zu ersehen, daß das Verdrängen des Saftes durch Wasser in der Schleuder
                              eine große Aufmerksamkeit erheischt. – Eine schlechte Reinigung der Siebe
                              beim Herausnehmen des Rückstandes aus der Schleuder wirkt in demselben Sinne wie
                              eine unvollständige Wirkung des Wassers, doch in geringerem Grade.
                           Man befürchtete, daß durch die große Berührung des Saftes mit der Luft, wie sie bei
                              der Schleuderarbeit stattfindet, leicht eine Säuerung eintreten dürfte, daß sich
                              Fermente bilden können, welche zersetzend auf den Zucker einwirken werden. Diese
                              Befürchtungen stützen sich nicht auf directe Versuche, sondern gründen sich nur auf
                              die allgemein bekannte Thatsache, daß die Pflanzensäfte, wenn sie mit der Luft in
                              Berührung bleiben, sich verändern, gähren, sauer werden oder in Fäulniß übergehen.
                              Directe Versuche mit dem Rübensaft ergaben mir, daß im Verlaufe einer viel längeren
                              Zeit, als irgend eine Methode der Saftgewinnung zu ihrer Durchführung bedarf, die
                              Wirkung des Sauerstoffs nur in der Oxydation einer stickstoffhaltigen Substanz
                              besteht, und daß diese Wirkung auf den Zuckergehalt von keinem Einflusse ist, wenigstens in den
                              Grenzen der Genauigkeit, welche der Polarisationsapparat zuläßt.Im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 215 hat Dr. Stammer Versuche mitgetheilt, welche dasselbe
                                    Resultat lieferten. Hierbei darf ich nicht unerwähnt lassen, daß bei der Pressenarbeit der
                              Rübenbrei eine viel längere Zeit in der Arbeit bleibt, als bei Anwendung der
                              Schleuder; daß der auf den Packtischen und später in der Presse aus dem Brei
                              ausfließende Saft auch genug Gelegenheit hat mit der Luft in Berührung zu kommen,
                              und daß die wollenen oder hanfenen Tücher, welche 12 Stunden mit dem Saft imprägnirt
                              bleiben, eine viel größere Gefahr der Fermentbildung darbieten, als die metallenen
                              Siebe der Schleuder. Frickenhaus
                              In seiner Broschüre: „Die Anwendung des Braunsteins in der
                                       Rübenzuckerfabrication.“
                                     hält sich für berechtigt, der großen Berührung des Saftes mit der Luft, wie
                              sie in der Schleuder stattfindet, sogar einen bessernden Einfluß zuzuschreiben.
                           Die Praxis in Deutschland hat schon ein günstiges Urtheil über das Frickenhaus'sche (modificirte) Verfahren gefällt, wie aus
                              dem Werke von L. Walkhoff
                              Der praktische Rübenzuckerfabrikant, von L. Walkhoff, 2te Auflage, S. 50. Braunschweig, 1858. zu ersehen ist; doch glauben wir durch unsere Versuche, insofern dieselben
                              über die Art und Weise, wie die Centrifugalkraft das Ausschleudern des Saftes
                              bewirkt, ein genaues Bild geben, einen nützlichen Beitrag zu dem, was die technische
                              Literatur über dieses Verfahren enthält, geliefert zu haben.