| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neuer Schiffsmotor.
                           Eine Scheibe von Holz oder Metall, ähnlich wie ein Wagenrad sich drehend und nur zum
                              Theil in das Wasser tauchend, bewirkt das Forttreiben des Schiffes. Es ist dasselbe
                              Princip, das man bei den Locomotiven anwendet, das man dort zuerst nicht für
                              anwendbar hielt, und das schließlich doch den Preis davon trug, nämlich das der
                              Adhäsion. Gerade wie dort der Zug fortrollt, anstatt die Räder im Stillstehen auf
                              den Schienen sich drehen zu lassen, gerade so bewegt sich das Schiff fort, das
                              Treibrad rollt gewissermaßen im Wasser fort, anstatt auf der Stelle durch dasselbe
                              hindurchzugehen, eben wegen der Adhäsion des Wassers an dem eingetauchten
                              Scheibentheile. Hr. Johann Aston hat diese sinnreiche Art
                              der Fortbewegung erfunden und zu Blackwall bei London im Großen mit einem damit
                              ausgerüsteten Fahrzeuge Versuche angestellt. Dasselbe hat eine Schnelligkeit von 6
                              Knoten (englische Seemeilen) per Stunde entwickelt,
                              freilich keine allzugroße Geschwindigkeit, dafür aber mit einem sehr bedeutend
                              verminderten Brennmaterialaufwande. Die Scheibe hatte einen Durchmesser von circa 16 Fuß, sie tauchte 2 Fuß 1 1/8 Zoll ins Wasser,
                              ihre Dicke betrug etwa 1 1/2 Zoll. In einer Minute wurden etwa 47 Umdrehungen
                              gemacht. Mit gewöhnlichen Schaufelrädern hätte man etwa eine Schnelligkeit von 7 Knoten
                              erreicht, aber mit einem Mehraufwande von 40 Proc. an Brennmaterial.
                           Nöthigenfalls könnte man mehrere solche Scheiben auf ein und derselben Achse
                              anbringen, und dieselben dann paarweise an den Seiten des Schiffes vertheilen. Der
                              Vortheil, daß man den unnöthigen, Kraft consumirenden, die Ufer der Flüsse
                              zerstörenden Wellenschlag durch die gewöhnlichen Schaufelräder vermeidet, ist nicht
                              genug zu würdigen. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 15.)
                           
                        
                           Drehende Dampfkessel.
                           Dr. Grimaldi in Neapel hat in
                              neuerer Zeit in England einen drehenden Dampfkessel construirt, der von
                              cylindrischer Form, mit halbkugelförmigen Enden ist und auf zwei hohlen Zapfen ruht,
                              die durch ihre Durchbohrung das Dampfauslaß- und das Wasser-Speiserohr
                              durchlassen. Abgesehen davon, daß die Kesselwände hierbei durchaus gleichmäßig
                              angegriffen werden, und sich selbst bei niedrigem Wasserstande nicht leicht
                              überhitzen können, auch den festen Ansatz von Kesselstein nicht gestatten, wird auch
                              dadurch gewissermaßen die ganze Kesselfläche Dampf erzeugend, während sonst die
                              Theile oberhalb des gewöhnlichen Wasserstandes nur zum Ueberhitzen des Dampfes
                              dienen. Die Ersparniß an Kesselraum und an Brennmaterial hierdurch, ist sehr
                              bedeutend, die Kraft, die zur Bewegung des Kessels nöthig, kaum der Rede werth. Dr. Heinrich Schwarz.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 15.)
                           
                        
                           Spann- und Trockenmaschinen für Tuche und
                              Wollenwaaren.
                           Im zweiten Juniheft des polytechn. Journals, Bd. CLX S. 429, ist aus der sächsischen
                              Industrie-Zeitung eine neue Trocken-Rahmenmaschine für Tuche etc. von
                              Richard Hartmann in Chemnitz aufgenommen. Aus der Fassung
                              ihrer Beschreibung könnte man den Schluß ziehen, daß derartige Maschinen in
                              Deutschland von Hrn. R. Hartmann zuerst ausgeführt worden
                              sind. Um der Verbreitung einer solchen unrichtigen Annahme zu begegnen, sehe ich
                              mich zu der Erklärung veranlaßt, daß die derartigen, zuerst in England gebauten
                              Maschinen von mir mit vielen Verbesserungen in Deutschland zuerst, und zwar bereits vor zwei Jahren eingeführt worden sind.
                           Ich habe schon eine große Anzahl (circa 40 Stück) dieser
                              Maschinen von verschiedener Leistungsfähigkeit, womit man 500 bis 2400 Ellen per Tag zu trocknen im Stande ist, angefertigt; den von
                              mir ausgegebenen (der Redaction dieses Journals mitgetheilten) Circularen vom Juni
                              1859, Mai 1860 und Juni 1861 ist eine Anzahl Zeugnisse beigedruckt, welche mir
                              sowohl hinsichtlich der guten Construction, als der Zweckmäßigkeit meiner Maschinen
                              ausgestellt wurden.
                           Ewald Hilger,                            Eisengießerei
                              und Maschinenfabrik in Essen a. d. Ruhr.
                           
                        
                           Barometerformel für kleine Höhen.
                           In den Comptes rendus t. LII p. 221 zeigt Babinet, daß man für Höhen, welche
                              nicht 1000 oder 1200 Meter übersteigen, statt der Laplace'schen Barometerformel:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 161, S. 235
                              
                           ohne Nachtheil die einfachere:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 161, S. 235
                              
                           
                           anwenden könne. Letztere ergibt sich aus ersterer, wenn man in
                              der Entwicklung des Logarithmus nach (B – b)/(B + b), die höheren Potenzen dieser Größe vernachlässigt.
                              Der Coefficient hätte eigentlich den Werth 15976, kann aber ohne Schaden auf 16000
                              abgerundet werden. (Poggendorff's Annalen der Physik, Bd. CXIII S. 336.)
                           
                        
                           Daubrée's Experiment zur
                              Erklärung der Rolle, welche das Wasser bei den Eruptionen der Vulcane spielt.
                           In der Sitzung der Niederrheinischen Gesellschaft für
                                 Natur- und Heilkunde am 3. Juli besprach Geh. Bergrath Dr. Nöggerath ein für die
                              Erklärung einer wichtigen geologischen Erscheinung interessantes Experiment von
                              Prof. Daubrée in Straßburg. Die wichtige Rolle,
                              welche das Wasser bei den Eruptionen der Vulcane spielt, ist anerkannt. Wasserdämpfe
                              sind es, welche die Lava im Kraterschlunde heben; Wasserdämpfe geben der Piniensäule
                              ihre aufsteigende Kraft und Gestalt; Wasserdämpfe erzeugen auch die elektrischen
                              Erscheinungen, die Blitze und Gewitter in der Piniensäule und ihrem Wolkenschirme;
                              wieder zu Wasser condensirte Wasserdämpfe bilden ferner die vulcanischen Platzregen
                              und Wolkenbrüche; Wasserdämpfe werden von den Lavaströmen noch ausgehaucht, wenn sie
                              schon zu fließen aufgehört haben; selbst die poröse Beschaffenheit, welche die
                              meisten Laven zeigen, rührt vom Wasserdampf her, und sogar im Zustande der
                              temporären Ruhe hauchen die Vulcane Wasserdämpfe aus, welche endlich auch den
                              Solfataren niemals fehlen. Es scheint sogar, daß gerade das Meereswasser bei den
                              vulcanischen Eruptionen ein Hauptagens ist, da sich dadurch die oftmalige
                              Beimischung von vielen metallischen Chlorüren und die sehr gewöhnliche Entwicklung
                              von Chlorwasserstoff aus den Kraterschlünden erklären läßt, auch dafür die
                              gewöhnliche Lage der meisten Vulcane in langen Reihen auf Inseln oder doch unfern
                              der Küsten spricht. Früher hat man Zweifel darüber gehegt, ob, bei der Tiefe des
                              vulcanischen Herdes, in welchen das Wasser eindringen muß, die Expansivkraft der
                              erzeugten Dämpfe von dem hydrostratischen Drucke des Meeres so überwunden werden
                              kann, daß das Wasser bis zu dem Herde durch auf dem Boden des Meeres entstandene
                              Oeffnungen und Spalten oder durch die Poren der Gesteine niederzugehen vermag. Daubrée hat unter Anwendung eines eigens dazu
                              construirten Apparats experimentell nachgewiesen, daß durch eine Sandsteinplatte,
                              auf welche von oben eine Wasserschicht und die Atmosphäre drückt, welche von unten
                              dagegen bei einer erheblich den Siedepunkt des Wassers überschreitenden Temperatur
                              einen bedeutend höheren aërostatischen Druck erleidet, Wasser rascher
                              durchdringt, als wenn auf die untere Fläche der Platte bei gewöhnlicher Temperatur
                              nur die Atmosphäre wirkt. Die Erklärung glaubt Daubrée darin zu finden, daß die die untere Sandsteinfläche
                              benetzenden Wassertheilchen in Folge der hohen Temperatur in Dampf verwandelt und
                              sonnt die zunächst in der Platte liegenden Wassertheilchen durch die Capillarität
                              gezwungen werden, an der untern Fläche der Platte hervorzutreten, um daselbst
                              gleichfalls verdampft und durch neue ersetzt zu werden. Die meisten Gesteine aber
                              sind bald gröber, bald höchst fein porös und daher meist vom Wasser durchdringbar.
                              Nach den von Daubrée gemachten Erfahrungen ist es
                              also möglich, daß Wasser, ungeachtet der Expansivkraft der erzeugten Dämpft in den
                              vulcanischen Herden, durch die Gesteine bis in jene eindringen kann. (Aus dem
                              Berggeist, 1861, Nr. 59.)
                           
                        
                           Neues Verfahren, Eisen oberflächlich zu verstählen; von J. Martignoni.
                           Das neue Verfahren, Eisen oberflächlich zu verstählen, welches von J. Martignoni erfunden und von vielen Industriellen
                              Deutschlands in jüngster Zeit erkauft worden ist, hat sich überall als gut und
                              praktisch bewährt und verdient, um dasselbe gemeinnütziger zu machen, gewiß Raum in
                              einer technischen Zeitschrift. Das Verfahren besteht darin, daß man das zu härtende
                              Eisen rothwarm macht, dann gleichmäßig mit der unten näher angegebenen Härtemasse
                              überstreicht, letztere im Feuer abbrennen läßt und das Eisen dann durch Eintauchen
                              in Wasser kühlt. Der Hauptvorzug dieses Härteverfahrens vor anderen Methoden ist neben
                              der einfacheren Manipulation der, daß das Eisen nur an seiner Oberfläche verstählt
                              wird, während der Kern des Eisens weich bleibt. Zur Bereitung oben erwähnter
                              Härtemasse dienen: 5 Gewichtstheile fein geraspelte Hornspäne (Ochsenklauenpulver),
                              5 Theile Chinarinde, 2 1/2 Theile gewöhnliches Kochsalz, 2 1/2 Theile Blutlaugensalz
                              (Kaliumeisencyanür), 1 1/2 Theile gereinigter Kalisalpeter und 10 Theile schwarze
                              Seife. Die genannten Materialien werden zu einem Teige vermengt und, um die Masse
                              bequemer beim Gebrauche handhaben zu können, in 3/4zöllige Stangen geformt.
                              (Monatschrift des Gewerbevereins zu Cöln, 1861 S. 134.)
                           
                        
                           Herstellung von Reservoirs und Bassins, welche für die meisten
                              Flüssigkeiten, namentlich für siedende Laugen unangreifbar sind; von H. Kalisch, Chemiker in Trier, Rheinpreußen.
                           Es ist schon oft nach einem Kitt oder Firniß gefragt worden, welcher von siedender
                              Lauge nicht angegriffen werde, behufs Bekleidung der Reservoirs.
                           Obgleich man viele derartige Kitte zusammensetzen kann, welche diesen Anforderungen
                              genügen, so sind diese, wenn sie als Firniß die Reservoirs bekleiden, dennoch nicht
                              praktisch, da sie durch Reibung der Abnutzung zu sehr unterworfen sind. In dickeren
                              Lagen aufgetragen setzen sie zwar der Friction einen größern Widerstand entgegen,
                              sind aber für größere Reservoirs zu kostspielig.
                           Dennoch kann man auf sehr billigem Wege zum Ziele kommen. Die Sohle und die
                              Seitenwände des Reservoirs werden nämlich mit (regulären) Platten von Schwerspath ausgefüttert und die Fugen der Steine mit
                              einem Kitte verstrichen, der auf folgende Weise bereitet wird: Man digerirt 1 Theil
                              feingehackten Kautschuk mit 2 Theilen Terpenthinöl, bis eine gleichförmige Auflösung erfolgt ist, worauf noch 4 Theile pulverisirter
                              Schwerspath zugesetzt werden.
                           Das auf solche Weise hergestellte Reservoir widersteht der Einwirkung von siedender
                              Kali- und Natronlauge, der Einwirkung der meisten unorganischen und
                              organischen Salze, als Kupfer-, Eisen- und Zinkvitriol, Kochsalz,
                              Salpeter, Wasserglas, Cremor tartari, ferner derjenigen
                              der meisten unorganischen und organischen Säuren, als siedende Salz- und
                              Phosphorsäure, kalte verdünnte Schwefel-, Bor-, Oxal-,
                              Wein-, Citronen- und Aepfelsäure.
                           Die Dauerhaftigkeit solcher Reservoirs läßt wohl nichts zu wünschen übrig, und da sie
                              sich durch ihre große Indifferenz gegen chemische Agentien auszeichnen, so werden
                              sie in der Technik die allseitigste Verwendung finden.
                           Ueber diese von mir erfundene, vollständig neue Methode bin ich bereit, auf frankirte
                              Anfragen nähere Mittheilungen zu machen. (Allgemeiner deutscher Telegraph, 1861 S.
                              83.)
                           
                        
                           Ueber das Conserviren der Nutzhölzer (Eisenbahnschwellen,
                              Telegraphenstangen und Schiffsbauholz), sowie das Imprägniren des Segeltuchs und der
                              Schiffstaue vermittelst Kreosot-Natrons; von Dr.
                              H. Vohl.
                           Der colossale Verbrauch unserer Nutzhölzer bei der tagtäglich wachsenden Zunahme der
                              Eisenbahnen steht nicht in dem geeigneten Verhältniß zur Production, resp. zum
                              Zuwachs unserer Waldungen, weßhalb man Mittel suchte, die Dauerhaftigkeit des
                              Nutzholzes zu verlängern und so gewissermaßen der Ausrottung der Wälder entgegen zu
                              treten. Metallsalze, z.B. Quecksilberchlorid, Zinkchlorid, Eisensalze, Kupfervitriol
                              etc., sind in Anwendung gebracht worden; doch ist man von diesen im Allgemeinen
                              zurückgekommen und wurden sie alle durch das schwere Steinkohlentheeröl, welches
                              fälschlich Kreosot genannt wird, verdrängt. Die antiseptischen Eigenschaften des von
                              Reichenbach entdeckten Kreosots ließen den Wunsch
                              rege werden, diesen Körper billig darzustellen, um ihn alsdann zur Conservirung des
                              Nutzholzes anwenden zu können. Es war also klar, daß das schwere Steinkohlentheeröl,
                              welches man als Kreosot in den Handel brachte, und welches durch seine Billigkeit
                              die Anwendung als Conservirungsmittel ermöglichte, von der Industrie sofort für die
                              Anwendung in Beschlag genommen wurde.
                           Die Art und Weise, wie dasselbe applicirt wird, ist eine ziemlich umständliche und
                              erheischt die Beschaffung nicht eben einfacher Apparate. Fragen wir uns aber, woraus
                              dieses schwere Steinkohlentheeröl besteht, so finden wir, daß dieses als Kreosot
                              verkaufte Product nur 6 bis 10 Procent wirkliches Kreosot oder Carbolsäure enthält,
                              und daß ihm somit der Name „Kreosot“ nicht gebührt. Da nun die
                              Wirkung dieses Oeles von seinem Kreosotgehalt abhängig ist, so ist dieselbe im
                              Verhältniß zum wirklichen Kreosot eine geringe. Fassen wir aber dieses
                              kreosothaltige Oel als solches näher ins Auge, so wird, abgesehen von der
                              Nutzlosigkeit des Oelgehaltes, letzterer dem Eindringen des Kreosots, resp. der kreosothaltigen Flüssigkeit hemmend
                              entgegentreten.
                           Das Aufsaugen einer Flüssigkeit von einem festen Körper hängt innig mit der
                              Benetzbarkeit des letzteren von jener ab. Das Holz ist eine Substanz, die nur höchst
                              schwierig absolut getrocknet werden kann, und die, in getrocknetem Zustande der
                              Atmosphäre, die stets Wasser in Dampfform enthält, ausgesetzt, begierig dasselbe
                              aufsaugt. Bekanntlich wird aber eine von Wasser benetzte Oberfläche nicht mehr
                              gleichzeitig von einem Oele benetzbar seyn. Das Holz, wie es zu den Schwellen,
                              Stangen etc. verwendet wird, kann man gewiß nicht als ein absolut trockenes Holz
                              betrachten, und wird, da seine Poren theilweise mit Wasser erfüllt sind, dem
                              Eindringen des Theeröls durch seine Unbenetzbarkeit kräftig entgegentreten. Das
                              Auspumpen der Höher vermittelst Luftpumpen oder luftleerer Räume, durch Wasserdampf
                              erzeugt, kann gewiß nicht diesem Uebelstande abhelfen. Es wird also das Imprägniren
                              nur höchst unvollkommen Statt finden. – Nichts desto weniger wird man diese
                              Methode sehr loben und das Holz hinreichend conserviren. Man sagt: „Die
                                 Schwellen müssen nach einer gewissen Zeit ausgewechselt werden, selbst dann,
                                 wenn sie auch nicht gefault sind, indem durch den Verkehr auf den Bahnen die
                                 Befestigungen der Schienen durch die fortwährenden Erschütterungen lose werden
                                 und binnen einer gewissen Reihe von Jahren die Ausbesserung durch
                                 Fester-Keilen unmöglich wird.“ Dieser letzteren Behauptung
                              kann ich jedoch nicht beipflichten, indem tagtäglich durch das Auswechseln der
                              Schwellen der Beweis geliefert wird, daß selbst mit Theeröl imprägnirte Schwellen
                              der Fäulniß unterlegen sind, wenngleich die Befestigungshaken für die Schienen noch
                              fest in denselben haften. Es ist also der Verwesungsproceß früher eingetreten, wie
                              die Unbrauchbarkeit derselben zur Befestigung der Haken.
                           Wenn man eine wässerige Lösung des Kreosots dem Holze appliciren könnte, so würde man
                              den nachtheiligen Einwirkungen einer ölartigen Substanz nicht ausgesetzt seyn und
                              das Imprägniren leichter und billiger von Statten gehen.
                           Eine solche Auflösung kann jedoch leicht erhalten werden, wenn man das von Herren A.
                              Wiesmann u. Comp. in Beuel fabricirte Kreosot-Natron mit Wasser zu 1,₀₅
                              spec. Gewicht verdünnt.
                           Dieses Product enthält durchschnittlich 38 Procent Kreosot und Carbolsäure, hat also
                              den 6- bis 7fachen Werth des Theeröles in seinem Kreosotgehalte, abgesehen
                              von seiner leichteren Eindringlichkeit in das Holz. Das zu imprägnirende Holz wird
                              mit dieser verdünnten Auflösung bestrichen, oder in Behältern mit dieser Flüssigkeit
                              übergossen und durch Wasserdämpfe bis 100° C erwärmt, alsdann langsam
                              erkalten gelassen. Durch die Erwärmung wird die Luft aus dem Holze entfernt und bei
                              der Abkühlung durch die kreosothaltige Flüssigkeit ersetzt. Das Holz wird hierauf
                              entweder mit einer verdünnten Eisenvitriollösung bestrichen oder in eine solche
                              Flüssigkeit gelegt, wodurch das Natron gebunden, das Kreosot in der Holzfaser
                              ausgeschieden und das Eisen als Eisenoxydul in den Poren niedergeschlagen wird,
                              welch letzteres durch seine große Verwandtschaft zum Sauerstoff den in dem Holze
                              noch enthaltenen absorbirt und sich in Eisenoxydhydrat verwandelt.
                           Auf ähnliche Art werden Segeltuche und Taue behandelt.
                           Mit Recht kann man also die Anwendung des Kreosot-Natrons zur Conservirung der
                              Hölzer der des schweren Steinkohlentheeröls vorziehen und empfehlen. (Allgemeiner
                              deutscher Telegraph, 1861 S. 79.)
                           
                        
                           
                           Ueber die in französischen Fabriken im Gebrauche stehenden
                              Dampfhämmer zur Compression des Sohlleders.
                           Zu den mannichfachen guten Eigenschaften, welche das französische in
                              Eichenspiegelrinde gegerbte Sohlleder in so vortheilhafter Weise auszeichnen, gehört
                              auch die, daß es, ohne der nöthigen Elasticität zu entbehren, sehr steif und fest
                              ist, dabei eine vollkommen egale Oberfläche besitzt und mit einem scharfen Messer
                              durchschnitten einen glatten Schnitt zeigt.
                           Diese letzteren Eigenschaften werden, abgesehen von einer zweckmäßigen Wahl der Häute
                              und einer rationellen Gerbemethode, dadurch erzielt, daß die französischen
                              Lederfabrikanten das Sohlleder nach der Gerbung den Schlägen eines mit
                              Wasser- oder Dampfkraft bewegten messingenen oder bronzenen Hammers
                              aussetzen, wodurch eine bedeutende Vermehrung der Dichtheit des Leders erzielt wird
                              (eine Arbeit, welche bekanntlich die Schuhmacher selbst vorzunehmen Pflegen, indem
                              sie das geschnittene Leder mit dem Handhammer mehr oder minder abklopfen).
                           In den französischen Lederfabriken sind gegenwärtig gegen dreißig solcher durch Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzten
                              Hämmer im täglichen Gebrauche. In Paris selbst bestehen zwei Etablissements, jene des Hrn. Komgen mit
                              sechs Dampfhämmern, und ein zweites des Hrn. Buranoff mit acht
                              Dampfhämmern. Diese beiden Unternehmungen gerben nicht selbst, sondern hämmern das
                              Sohlleder, welches in den verschiedenen, sowohl in den Umgebungen von Paris als in
                              den Nächstliegenden Departements befindlichen Gerbereien erzeugt wird, in Lohn für Rechnung der Pariser Lederhändler. Sie
                              erhalten für das Hämmern einer ganzen Sohllederhaut auf beiden Seiten 80 Centimes
                              bis 1 Franc, und verdichten täglich mit einem Dampfhammer in zehnstündiger
                              Arbeitszeit 40 bis 50 ganze oder 80 bis 100 halbe Sohllederhäute. Ein solcher aus
                              Guß- und Schmiedeeisen nach dem Principe der Nasmyth'schen Eisen-Dampfhämmer construirter Lederhammer erfordert
                              zu seinem Betriebe zwei Pferdekräfte und kostet 4000 Frcs. Die den Hammer hebende
                              Welle macht 60 Umgänge in der Minute, so daß der vertical niederfallende
                              Hammerschlägel 120 Schläge per Minute macht. Damit das
                              Leder keine Flecken erhalte, so ist die Sohle des Hammerschlägels, sowie die
                              Unterlage, mit Kupfer-, Messing- oder Bronzeplatten gefüttert.
                              (Mittheilungen des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1861 S. 43.)
                           Man vergl. die Beschreibung von Komgen's Maschine zum
                              Klopfen des Leders im polytechn. Journal Bd. CLVI S. 179.
                           
                        
                           Beitrag zur Weingährung; von Johann Carl Leuchs in Nürnberg.
                           Alle Blüthen, Samen, Blätter der Bäume und andere Pflanzen erregen theils an sich,
                              theils wenn der Zuckerlösung Säure (Weinsäure) zugegeben wird, Weingährung. Ohne
                              Säure erfolgt in manchen Fällen Bildung von Milchsäure oder salpetriger Säure (bei
                              Hollunderblüthen, Gurkenwurzeln), oder von Blausäure (bei Knochenkohle), oder von
                              Jod und Chlor (bei Waschschwämmen). Auch Dammarharz, gestoßenes Glas, Kreide (diese
                              jedoch mehr Bildung von Milch- und Buttersäure), Pfeffer, spanische
                              Pfefferschoten erregen Weingährung. Kleber und alle (stickstoffhaltigen)
                              Proteïnkörper, die man bisher als Haupterreger der Gährung ansah, aber sehr
                              wenig oder nur Milchsäuregährung. Auch in der sogenannten Hefe sind es nicht die stickstoffhaltigen Theile derselben, welche die
                                 Weingährung erregen, sondern nur der fein zertheilte
                                 Faserstoff. Auch ist es noch Niemand gelungen, aus Kleber, Eiweiß,
                              Käsestoff oder anderen stickstoffhaltigen Körpern Hefe zu erzeugen. Im Gegentheil
                              erscheinen gerade diese Körper, weil sie zur Fäulniß, zur Salpeter- oder
                              Ammoniakbildung geneigt sind, als nachtheilig für die Weingährung.
                           Die sogenannten Gährungserscheinungen scheinen demnach nicht durch einen bloß als
                              Gährungsstoff (Hefe) wirkenden Körper hervorgebracht zu werden, sondern einfache
                              Mischungsänderungen zu seyn, hervorgerufen durch die Neigung der Körper, sich zu
                              gewissen Verbindungen zu vereinigen, also durch die chemische Verwandtschaft.
                           In Folge dieser Neigung ruft eine Basis (ein Alkali, eine Erde, ein Metalloxyd) die
                              Entstehung einer Säure hervor oder das Zerfallen eines Körpers (z.B. Zucker und Wasser) in eine solche,
                              wenn dieser Körper Bestandtheile hat, oder unter Verhältnissen ist, welche eine
                              Säurebildung gestatten, und je nach der Natur dieser Bestandtheile bildet sich
                              Kohlensäure, Essigsäure, Milchsäure, Bernsteinsäure, Buttersäure, salpetrige Säure,
                              Blausäure u.s.w.
                           Eben so ruft ein Körper, welcher Neigung hat, sich mit Kalien zu verbinden, die
                              Entstehung dieser, also z.B. Ammoniak hervor; einer, welcher Neigung hat, sich mit
                              Weingeist zu verbinden, einen Weingeist; also ein Harz, eine Säure, welch letztere
                              mit ihm Aether zu bilden sucht. (Aus des Verfassers:
                              „Port-Folio“, Gedenkbuch für Bierbrauer u.s.w.,
                              Nürnberg 1861.)
                           
                        
                           Der Chlorkalk als Mittel gegen die Fliegen, Raupen und
                              Mäuse.
                           In dem Chlorkalk besitzen wir ein ausgezeichnetes Mittel, den Viehseuchen, namentlich
                              der Klauenseuche vorzubeugen oder sie unschädlicher zu machen. Minder bekannt ist
                              es, daß derselbe wegen seines Geruches von vielen Thieren gehaßt wird. Alle Arten
                              Fliegen, namentlich aber die Stechfliegen in den Ställen werden in einer Nacht total
                              vertrieben, wenn man Chlorkalk auf einem Brete in einem Stalle erhöht aufhängt und
                              ein Fenster etwas offen läßt. Der Geruch treibt alle Fliegen zum Fenster hinaus, das
                              in der Frühe zu schließen ist. – Der Chlorkalk ist dem Vieh durchaus nicht
                              schädlich, im Gegentheil eher nützlich, weil er gegen jede schädliche Luft wirkt. Es
                              versteht sich wohl von selbst, daß dieses Mittel oft, wenigstens wöchentlich einmal,
                              angewendet werden muß, was leicht geschehen kann, da es keine großen Auslagen und
                              Vorrichtungen erfordert. Ein Zimmer oder ein anderer Hausraum, wo Chlorkalk sich
                              befindet, wird von Ratten und Mäusen nicht besucht, und überall weichen diese
                              Thiere, wo der Gebrauch desselben auftritt. In einem Gasthause zu Nürnberg wurde
                              dieses Mittel versuchsweise angewendet, und das Resultat war ein überraschendes: die
                              Ratten im Winkel und Hof, und alle Mäuse des Haupt- und Nebengebäudes waren
                              plötzlich verschwunden! An Pflanzen, zur Abhaltung des Ungeziefers, ist die Wirkung
                              des Chlorkalkes eine bedeutende. Kohlfelder blieben vom Erdfloh, von Schmetterlingen
                              und Raupen durchaus befreit, wenn sie mit Chlorkalkwasser besprengt worden waren.
                              Man löst den Chlorkalk in Wasser auf und bespritzt mit einem Staubbesen oder
                              Maurerpinsel die Pflanzen, wo möglich am Abend oder in der Frühe. Ein so behandeltes
                              Grundstück mit Weißkraut blieb von allen Kohlweißlingen verschont, während alle in
                              derselben Gemarkung liegenden Kohlpflanzen von den Raupen ganz aufgezehrt wurden.
                              Zur Abhaltung oder Vertreibung der Raupen von Obstbäumen gibt es kein besseres
                              Mittel als den Chlorkalk. Man nimmt davon 1 Pfund und mischt 1/2 Pfund Schweinefett
                              darunter, das man dann, zu einem Teige geformt, mit Werg umwickelt und um den
                              Baumstamm bindet. Alle Raupen von allen Aesten fallen herunter und kriechen am Stamm
                              nicht mehr hinauf; die Schmetterlinge selbst meiden jeden Baum, dessen Blätter mit
                              Chlorkalkwasser bespritzt worden. Weitere Versuche, ob der Chlorkalk trocken
                              angewendet, mit Hülfe der Schwefelfackel, wie man Weinstöcke zur Abhaltung der
                              Traubenkrankheit bestäubt, vielleicht noch bessere Dienste leistet, werden
                              angestellt und bald Näheres ergeben, sowie es sich auch zeigen wird, ob derselbe
                              einen Einfluß gegen Blattläuse übt, namentlich an Hopfen und anderen Pflanzen.
                           (Deutscher Telegraph.)