| Titel: | Ueber das Cöruleum; von Dr. Bleekrode. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XIII., S. 44 | 
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                        XIII.
                        Ueber das Cöruleum; von Dr. Bleekrode.
                        Aus dem Répertoire de Chimie appliquée,
                              Januar 1861, S. 13.
                        Bleekrode, über das Cöruleum.
                        
                     
                        
                           Das Cöruleum ist eine neue blaue Farbe für die Oel- und Aquarell-Malerei, welche von
                              dem englischen Hause G. Rowney und Comp. in den Handel gebracht wird. Diese Farbe ist hellblau, ein wenig
                              grünlich und hat die vortreffliche Eigenschaft bei Lampenlicht nicht violett zu erscheinen. Sie deckt
                              gut, ohne körnig zu seyn und eignet sich vorzüglich, um damit das Blaue des hellen
                              Himmels zu malen.
                           Das Cöruleum verändert sich nicht am Sonnenlicht und auch nicht an unreiner Luft;
                              ebenso üben große Hitze und bei gewöhnlicher Temperatur die ätzenden Alkalien und
                              die Säuren keinen Einfluß darauf aus. Es ist eine Kobaltfarbe, gehört aber nicht zu
                              den beiden schon bekannten Gruppen. Es besteht nämlich nicht aus kieselsaurem Kobaltoxydul-Kali und Kobaltoxydul-Natron,
                              wie Ludwig das Smalteblau bezeichnet, und eben so wenig
                              ist es ein Aluminat, wie das Kobaltblau von Sahn und das Kobalt-Ultramarin von Binder, auch ist es nicht ein Phosphorsaures Salz von Kobaltoxydul und
                              Thonerde, wie das nach Thenard bereitete Kobaltblau.
                           Das Cöruleum ist vollkommen löslich in Salzsäure; die hellblaue Lösung wird beim
                              Verdünnen mit Wasser Violettroth. Beim Verdampfen erscheint die erste Farbe wieder
                              und bleibt auch beim vollständigen Eintrocknen. Salpetersäure löst daraus das Kobalt
                              auf und hinterläßt einen weißen, größtentheils aus Zinnoxyd bestehenden Rückstand.
                              Die Lösung ist grün und enthält also Spuren von Eisen und Nickel. Concentrirte
                              Schwefelsäure löst nichts auf; mit 4 Theilen Wasser verdünnt, zersetzt sie die
                              Substanz theilweise. Essigsäure und Aetzkali zeigen sich in der Siedehitze ohne
                              Einwirkung darauf.
                           Das Cöruleum ist hauptsächlich eine Verbindung von Kobaltoxydul und Zinnoxyd. Auch
                              hat Berzelius ein zinnsaures Kobaltoxydul angegeben,
                              welches er durch Zusatz von zinnsaurem Kali zu einer Kobaltlösung erhielt. Der auf
                              diese Weise entstehende bläuliche Niederschlag wird durch Waschen hellroth und
                              erscheint braun. Nach dem Trocknen und Erhitzen bis zum Weißglühen ist er aber
                              hellblau.
                           Die Zusammensetzung des Cöruleums ist folgende:
                           
                              
                                 Zinnoxyd
                                 49,66
                                 
                              
                                 Kobaltoxydul
                                 18,66
                                 
                              
                                 Gyps und Kieselsäure
                                 31,68
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Das zinnsaure Kobaltoxydul von der Formel SnO², CoO verlangt 75 SnO²
                              und 37,5 CoO oder 2 : 1. Das Cöruleum entspricht also der Formel 3 (SnO²,
                              CoO) + SnO² und ist demnach zinnsaures Kobaltoxydul gemischt mit Zinnoxyd und
                              Gyps.
                           Im Mechanics' Magazine (1860 S. 304) ist erwähnt, daß im
                              Handel auch eine Nachahmung des Cöruleums vorkommt, welche aus einem Gemisch von
                              französischem Ultramarin mit ein wenig Neapelgelb und Bleiweiß besteht.