| Titel: | Dampferzeugung für Condensationsmaschinen, von Jackson in Zürich. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XXV., S. 81 | 
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                        XXV.
                        Dampferzeugung für Condensationsmaschinen, von
                           Jackson in
                           Zürich.
                        Patentirt in England am 8. September 1859. – Aus Armengaud's Génie industriel, August 1861, S. 94.
                        Jackson, über Dampferzeugung für
                           Condensationsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Das große Verdampfungsvermögen der Locomotivkessel wird hauptsächlich durch die
                              Wirkung des Blaserohrs hervorgebracht. Die durch den Austritt sämmtlichen Dampfes in
                              das Rauchrohr bewirkte Zugverstärkung veranlaßt eine viel lebhaftere Verbrennung und
                              mithin eine vermehrte Verdampfung. Diese Einrichtung läßt sich bei allen sogenannten
                              Hochdruck-Dampfmaschinen anbringen; bei Condensationsmaschinen war dieß dagegen bis
                              jetzt nicht thunlich, da hier aller Dampf zu Wasser condensirt wird.
                           Sorgfältige Versuche haben aber Hrn. Jackson zu dem
                              Resultate geführt, daß es zur Bewirkung dieses künstlichen Zuges nicht nothwendig
                              ist, sämmtlichen erzeugten Dampf durch das Rauchrohr entweichen Zu lassen, sondern
                              daß schon eine sehr beträchtliche Verdampfung erzielt wird, wenn man durch ein
                              verhältnißmäßig kleines Blaserohr nur einen kleinen Antheil des Dampfes diesen Weg
                              nehmen läßt.
                           Für die Anwendung dieses Systems auf Condensationsmaschinen bedient man sich eines
                              kleinen Cylinders, welcher durch den Dampf desselben Kessels gespeist wird wie der
                              Cylinder der eigentlichen Maschine. Den Dampf, welcher den Kolben dieses kleinen
                              Cylinders bewegt hat, läßt man dann am untern Theil des Rauchrohres eintreten. Der
                              übrige, bei weitem größere Antheil des Dampfes, geht den gewöhnlichen Weg zur
                              Condensation.
                           Das Quantum Dampf, welches man durch den kleinen Cylinder gehen läßt, ist von den
                              Umständen abhängig, und richtet sich auch nach dem im Kessel vorhandenen
                              Dampfdruck.
                           Der Verf. schlägt vor, diesen Dampfantheil bei Seeschiffmaschinen durch die Bewegung
                              eines Scharniers oder irgend einer Expansionsvorrichtung veränderlich zu machen;
                              sowie auch den kleinen Cylinder so groß zu nehmen, daß, wenn der Dampf während 3/4
                              des Kolbenschubes zuströmte, die darin verwendete Dampfmenge 1/8 – 1/10 ganzen
                              vom Kessel erzeugten Quantität beträgt.
                           Der Dampfdruck soll für diesen kleinen Cylinder nicht unter 13,65 Kilogr. pro 25 Quadratmillimet. betragen und bei einem noch
                              höheren Druck ist die beabsichtigte Wirkung um so viel stärker, daß es sich
                              empfiehlt, bei Dampfkesseln von einer Spannung von nur 5–6 Kilogr. pro 25 Quadratmillimeter einen besonderen kleinen Kessel
                              zur Speisung des kleinen Cylinders aufzustellen.
                           Die Rauchröhren der mit dieser Einrichtung versehenen Dampfkessel brauchen nicht so
                              weit zu seyn, wie sonst; 1/10–1/12 der Rostfläche reicht als Querschnitt
                              vollkommen hin. Die Weite des Blaserohres soll dann etwa 1/15 von derjenigen des
                              kleinen Cylinders betragen; die Oeffnung desselben muß auf 1/120–1/150 des
                              Querschnitts der Rauchröhre verengt seyn.
                           Diese Zahlen scheinen im Allgemeinen die empfehlenswerthesten Verhältnisse
                              darzustellen.
                           Der Verf. gibt ferner einige Methoden an, wie sich dieses System auf Schiffsmaschinen
                              anwenden läßt:
                           Es kann nämlich der kleine Cylinder zu einer besondern, mit der Hauptmaschine nicht
                              verbundenen Maschine benutzt werden; dieselbe dient zur Bewegung der Luft-, der
                              Speise- oder der Ausleerungspumpen etc. Oder man läßt den Kolben des kleinen
                              Cylinders direct an die Treibwelle der Schraube mitangreifen; bei der großen
                              Geschwindigkeit dieser letzteren würde der Dampf mit hinreichender Schnelligkeit in
                              die Rauchrohre eintreten. Die Verbindung mit der Welle kann in bekannter
                              verschiedenartiger Weise bewirkt werden; hat die Welle eine zu geringe
                              Geschwindigkeit, so sind Vorgelege erforderlich, da die besten Geschwindigkeiten zum
                              Einblasen des Dampfes 50–80 Kolbenzüge pro Minute
                              sind.
                           Directe Versuche haben dargethan, daß bei denselben Kesseln unter gegebenen
                              Verhältnissen von Rost- und Heizfläche eine Dampfvermehrung von 30–40 Proc.
                              und mehr durch das Einblasen des Dampfes bewirkt wird, wenn der Querschnitt des
                              Einblaserohres weniger als 1/150 desjenigen des Rauchrohres beträgt. Es können also
                              die Dimensionen der Kessel kleiner getroffen und mithin kann an Gewicht und Raum
                              wesentlich gespart werden. Außerdem aber wird die Möglichkeit geboten, auch
                              geringere Kohlensorten auf den Schiffen zu verwenden, die sonst nicht im Stande
                              sind, ohne allzugroßen Brennstoffverbrauch die erforderliche Dampfmenge zu schaffen.
                              Bei Flußschiffen ergibt sich endlich der Vortheil, die Kessel leichter zu
                              construiren und mithin einen geringeren Tiefgang zu ermöglichen; bedenkt man, daß
                              man die Kessel um 1/3 kleiner bauen und den kleinen Dampfcylinder dabei vollkommen für die
                              verschiedenen Pumpen ausnutzen kann, so wird man dieser Verbesserung gewiß die
                              Beachtung nicht versagen.