| Titel: | Olivier Mathey's verbesserte Daniell'sche galvanische Batterie; beschrieben von Dr. Paul Bronner in Stuttgart. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XXXIX., S. 118 | 
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                        XXXIX.
                        Olivier Mathey's verbesserte Daniell'sche galvanische Batterie; beschrieben von
                           Dr. Paul Bronner in
                           Stuttgart.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1861, Nr.
                              39.
                        Mir Abbildungen.
                        Bronner, über Mathey's verbesserte Daniell'sche galvanische
                           Batterie.
                        
                     
                        
                           Hr. Olivier Mathey, Chemiker in Locle (Schweiz), hat mir
                              nachfolgende Modification der Daniell'schen Batterie
                              mitgetheilt, die sich als sehr praktisch bewährt hat, bei kleinem Volum eine
                              bedeutende Kraft zeigt und ohne erhebliche Verminderung der Stromstärke längere Zeit
                              ununterbrochen gebraucht werden kann.
                           Ein gewöhnliches Daniell'sches Element besteht bekanntlich
                              aus zwei Gefäßen, einem porösen inneren, verdünnte Schwefelsäure oder Kochsalzlösung
                              enthaltenden, in welcher Zink sich befindet, und einem äußeren, zur Aufnahme einer
                              gesättigten Lösung von Kupfervitriol und eines Kupfercylinders bestimmt.
                           Es ist bekannt, daß man die Quantität der Elektricität
                              durch Vergrößerung der wirksamen Metalloberflächen vermehren kann, daß aber die
                              elektrische Spannung der Anzahl der Plattenpaare oder
                              Elemente proportional ist. Für schwieriger zu zersetzende Lösungen, wie
                              Cyankupferkalium, Cyangoldkalium und ähnliche, ist es also wichtig, nicht zu wenig
                              Elemente – mindestens sechs – und diese von nicht gar zu kleiner
                              Oberfläche anzuwenden. Wird aber bei der gewöhnlichen Einrichtung der Daniell'schen Batterie die Zink- und Kupferoberfläche
                              vergrößert, so wird auch das Volumen der Batterie vergrößert, woraus
                              Unbequemlichkeiten erwachsen können. Um diese zu vermeiden, kommt es demnach darauf
                              an, die Daniell'sche Batterie so zu modificiren, daß in
                              einem gegebenen kleinen Raum die Metalloberfläche die größtmögliche und dennoch die
                              Wirkung eine möglichst andauernde (constante) sey. Vertauscht man, um ersterer
                              Anforderung zu entsprechen, den gewöhnlich angewandten massiven Zinkcylinder mit
                              einem hohlen, so wird dadurch der zweiten Anforderung zuwider gehandelt, denn die
                              Wirkung der Batterie hört offenbar dann auf, wenn die das Zink erregende Flüssigkeit
                              mit Zinkvitriol oder Chlorzink gesättigt ist, und dieß muß um so rascher eintreten,
                              je größer die Zinkoberfläche ist. Daraus folgt nothwendig, daß das Zink nicht innerhalb des porösen Gesäßes stehen darf, sondern
                              außerhalb; nur dann kann es bei
                                 größtmöglicher Oberfläche mit der größtmöglichen Flüssigkeitsmenge in Berührung kommen,
                                 also bei größter Kraftentwicklung möglichst lange wirksam bleiben.Dabei ergibt sich noch der weitere Vortheil, daß es bei dieser Anordnung
                                    leichter ist, die Berührung zwischen dem Zink und dem porösen Gefäß zu
                                    vermeiden, als in dem Fall, wenn das Zink innerhalb des letzteren steht.
                                    Eine solche Berührung aber ist schädlich, weil sich an den Berührungsstellen
                                    Kupferauswüchse bilden, durch welche das poröse Gefäß rasch unbrauchbar
                                    wird.
                              
                           Das Kupfer muß somit im porösen Gefäß seinen Platz
                              angewiesen erhalten; damit aber in einem so beschränkten Raum doch eine Oberfläche
                              zur Wirkung komme, die derjenigen des Zinks mindestens gleich ist, kann man keinen
                              Kupfercylinder anwenden, sondern muß das Kupferblech spiralförmig aufrollen.
                           Endlich muß die das Kupferblech berührende Kupfervitriollösung, wie bekannt,
                              möglichst gesättigt bleiben, wenn der Strom nicht geschwächt werden soll; dieß
                              erreicht man dadurch, daß man Kupfervitriolkrystalle an der Oberfläche der Lösung
                              anbringt und sie in dem Maaße ersetzt als sie verschwinden.
                           Man kommt hienach zu folgender Anordnung des Apparats:
                           In einem Glasgefäß (von etwa 10 Centimeter = 3 1/3 Zoll württembergisch Höhe und 7
                              Centimet. = 2 1/2 Zoll Durchmesser) steht ein Cylinder von amalgamirtem starkem
                              Zinkblech; innerhalb dieses Cylinders befindet sich das poröse Gefäß, am besten aus
                              unglasirtem Porzellan (Biscuit). In letzterem steht ein spiralförmig aufgerolltes
                              dünnes Kupferblech, das so geschnitten ist, daß die obere Kante einen Trichter
                              bildet, der die Kupfervitriolkrystalle aufnehmen soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 162, S. 119
                              
                           Das Kupferblech erhält nämlich nachfolgende Form: ab ist die Höhe des Blechs an der Spitze des
                              Trichters, also de die Tiefe desselben; bc wählt man so, daß die Oberfläche des Blechs
                              mindestens gleich, besser doppelt so groß wird als die des Zinks.Nach Schweigger's Erfahrungen wird die größte
                                    Wirkung erhalten, wenn das Kupfer doppelt so große Oberfläche besitzt als
                                    das Zink und dasselbe von beiden Seiten umgibt.
                                    Letztere Bedingung einzuhalten, ist aber bei dieser Anordnung ebenso
                                    unmöglich, wie bei der gewöhnlichen Anordnung der Daniell'schen Elemente, und wird überhaupt nur bei der Wollaston'schen Batterie durchgeführt. Der durch
                                    ihre Nichterfüllung erwachsende kleine Kraftverlust wird aber für technische
                                    Zwecke reichlich aufgewogen durch das mittelst der vorgeschlagenen Anordnung
                                    erreichte längere Wirksambleiben der Batterie. Statt des Kupferblechs, das man nicht überall dünn gewalzt sich verschaffen
                              kann, kann übrigens ebensogut weiches Messingblech dienen, weil es sich schnell mit
                              Kupfer überzieht und dann ganz wie reines Kupfer wirkt.
                           Das Zink wird nicht mit Kochsalzlösung erregt, die das Quecksilber angreifen würde,
                              sondern mit 2- oder 3procentiger Schwefelsäure (z.B. auf 2 Liter Wasser etwa 1
                              Unzenmaaß Schwefelsäure).
                           Eine solche Daniell'sche Batterie kann mehrere Wochen, ja
                              zwei Monate ohne Nachhülfe wirksam seyn.