| Titel: | Beiträge zur chemischen Technologie der Thonerde; von Joh. Czjzek. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XLI., S. 122 | 
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                        XLI.
                        Beiträge zur chemischen Technologie der Thonerde;
                           von Joh.
                              Czjzek.
                        Aus dem Journal für praktische Chemie, 1861, Bd. LXXXIII
                              S. 363.
                        Czjzek, Beiträge zur chemischen Technologie der
                           Thonerde.
                        
                     
                        
                           I. Zur Fabrikation des ächten
                                 Porzellans.
                           Mit Ausnahme der Analyse von Müller
                              Polytechn. Journal Bd. CLIV S.
                                       55. liegen meines Wissens keine chemischen Untersuchungen böhmischen Porzellans
                              vor, das vorher von der Glasur möglichst befreit wurde. Es dürfte daher die
                              Mittheilung einer Analyse des von der Glasur durch Abspringen befreiten
                              Geschirrporzellans aus einer der größten Porzellanfabriken Böhmens, nämlich zu
                              Schlaggenwald, einiges Interesse darbieten. Diese Fabrik arbeitet gegenwärtig mit
                              acht Oefen, für welche Braunkohle als Heizmaterial dient, und das daselbst erzeugte
                              Porzellan erfreut sich sowohl wegen seiner Weiße als auch wegen seiner
                              Dauerhaftigkeit eines guten Rufes. Da mir auch die meisten Rohmaterialien, welche
                              man in der Schlaggenwalder Fabrik benutzt, behufs der Analyse zu Gebote standen, so
                              erlaube ich mir deren Resultat ebenfalls mitzutheilen. Die chemische Untersuchung
                              dieser Rohmaterialien erschien um so mehr gerechtfertigt, als selbe nicht nur zu
                              Schlaggenwald, sondern auch in anderen Porzellan- unduud Thonwaarenfabriken eine ausgebreitete Verwendung finden.
                           
                              Analyse des Geschirrporzellans von
                                    Schlaggenwald, ohne Glasur.
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    71,48
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    1,01
                                    „
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    23,41
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    0,14
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia
                                    0,06
                                    „
                                    
                                 
                                    Kali
                                    3,07
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    99,17
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              
                           
                              Analyse der Porzellanerde von
                                    Gieshübl bei Karlsbad in Böhmen.
                              Die Untersuchung wurde mit vollkommen geschlämmter Erde durchgeführt, wie selbe
                                 unmittelbar zur Porzellanerzeugung Verwendung findet. Die Analyse ergab:
                              
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    47,50
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    2,51
                                    „
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    37,99
                                    „
                                    
                                 
                                    kohlensauren Kalk
                                    
                                    9,32
                                    „
                                    
                                 
                                    kohlensaure Magnesia
                                    
                                    Spur
                                    
                                    
                                 
                                    Kali
                                    
                                    0,90
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser und Verlust
                                    
                                    10,78
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    100,00
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              Außer der Gießhübler Erde wird noch zu Schlaggenwald wie in den meisten übrigen
                                 böhmischen Porzellanfabriken und in der k. k. Fabrik zu Wien die Erde von
                                 Zettlitz bei Karlsbad verwendet, für welche bereits zwei, wenn auch sehr
                                 differirende Analysen, von Malaguti und Al. Bauer vorliegen.
                              
                           
                              Analyse des Kali-Feldspathes von
                                    Altsattl unweit Ellbogen in Böhmen.
                              Dieses Mineral ist von theils weißer, theils röthlich-brauner bis grauschwarzer
                                 Farbe und besteht aus:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    64,35
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    18,55
                                    „
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    0,30
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    0,07
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia und Manganoxydul
                                    
                                    Spuren
                                    
                                    
                                 
                                    Kali
                                    
                                    14,71
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    
                                    1,48
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    99,46
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              
                           
                              Analyse der Schlaggenwalder
                                    Porzellankapselmasse.
                              Es wurden gefunden:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    78,00
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    1,14
                                    „
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    18,11
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    0,38
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                    Spur
                                    
                                    
                                 
                                    Kali und Verlust
                                    
                                    2,37
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    100,00
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              
                           
                              Analyse der Braunkohle von Reichenau
                                    bei Falkenau in Böhmen.
                              Diese Kohle dient nicht nur zum Brennen des Porzellans in Schlaggenwald, sondern
                                 findet auch anderweitige Verwendung zu industriellen Zwecken, namentlich in
                                 einer Glashütte zu Reichenau. Die Kenntniß der Zusammensetzung des
                                 Brennmaterials hat für den Porzellanfabrikanten hohen Werth, nicht nur weil von
                                 der Art des Brennstoffes die Gestehungskosten der Brände abhängen, sondern auch
                                 zum Theil die Farbe des Porzellans, die Dauer der Kapseln, der Oefen etc. Diese
                                 Thatsachen mögen die Mittheilung der nachstehenden Analyse rechtfertigen, welche
                                 ergab:
                              
                              
                                 
                                    den Aschengehalt der Kohle zu
                                    10,02
                                    Proc.
                                    
                                 
                                      „  
                                       Wassergehalt    „      „      „
                                    4,45
                                    „
                                    
                                 
                                      „   Schwefelgehalt
                                       „      „    
                                       „
                                    2,80
                                    „
                                    
                                 
                              Die Heizkraft der feuchten Kohle wurde nach Berthier
                                 bestimmt zu 2564 Wärmeeinheiten, jene der getrockneten Kohle hingegen zu 2859
                                 Wärmeeinheiten.
                              Die quantitative Analyse der Asche erwies endlich:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    29,78
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    15,61
                                    „
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    31,19
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    8,15
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                    0,80
                                    „
                                    
                                 
                                    Kali
                                    
                                    1,40
                                    „
                                    
                                 
                                    Schwefelsäure
                                    
                                    11,00
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    97,93
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              
                           
                        
                           II. Zur Fabrication der
                                 Thonwaaren.
                           
                              Analyse eines feinen Steingutes aus
                                    der Fabrik von Apsley Pellat u. Comp. in England.
                              Das gewählte Stück war ein Bruchstück eines Tellers von rein weißer Farbe und
                                 unglasirt, es enthielt:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    72,54
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    22,65
                                    „
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    Spur
                                    
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    0,80
                                    „
                                    
                                 
                                    Kali
                                    
                                    3,39
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    100,00
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              Da man in neuester Zeit in England die Mischungsverhältnisse für feine Thonwaaren
                                 vielfach abgeändert hat, dürfte die Bemerkung nicht überflüssig erscheinen, daß
                                 das untersuchte Steingut im Jahre 1851 erzeugt wurde.
                              
                           
                              Analyse des Töpferthons von
                                    Krottensee unweit Eger in Böhmen.
                              Der Thon von Krottensee fühlt sich sehr fett an, ist von graulichweißer Farbe und
                                 wird vielfach zur Erzeugung ordinärer Töpfergeschirre verwendet.
                              Er besteht aus:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    51,32
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    2,98
                                    „
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    34,28
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    0,30
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                    0,24
                                    „
                                    
                                 
                                    Kali
                                    
                                    1,63
                                    „
                                    
                                 
                                    Wasser
                                    
                                    8,50
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    ––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    99,25
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              Analyse von sogenannten
                                    Porzellanknöpfchen.
                              Bekanntlich kommen neuerer Zeit weiße durchscheinende Knöpfe als Porzellanknöpfe
                                 häufig im Handel vor, und man unterscheidet davon zwei Arten, je nachdem selbe
                                 phosphorsauren Kalk enthalten oder nicht, in welch letzterem Falle man die Waare
                                 Straßknöpfe nennt. Die Analyse der zur Verfügung stehenden angeblich aus
                                 Frankreich bezogenen Knöpfchen erwies als deren Bestandtheile:
                              
                                 
                                    Kieselsäure
                                    
                                    69,23
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                                    Thonerde
                                    
                                    16,44
                                    „
                                    
                                 
                                    Eisenoxyd
                                    
                                    0,41
                                    „
                                    
                                 
                                    Kalk
                                    
                                    2,69
                                    „
                                    
                                 
                                    Magnesia
                                    
                                    0,12
                                    „
                                    
                                 
                                    Kali und Verlust
                                    
                                    11,11
                                    „
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summe
                                    100,00
                                    Gewichtsth.
                                    
                                 
                              Das untersuchte Handelsproduct gehört somit unbedingt zu den Straßknöpfchen, also
                                 Glassätzen und die milchweiße Farbe wird dabei durch einen Thonerdeüberschuß
                                 erzielt.
                              Sämmtliche vorstehende Analysen wurden im Laboratorium der chemischen Technologie
                                 am k. k. polytechnischen Institute zu Wien ausgeführt.