| Titel: | Neues Verfahren der Fabrication von Salpeter, Seignettesalz, chemisch reinem Weinstein, Weinsteinsäure, schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem Natron in Einer Folge; von Guido Schnitzer. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XLIV., S. 132 | 
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                        XLIV.
                        Neues Verfahren der Fabrication von Salpeter,
                           Seignettesalz, chemisch reinem Weinstein, Weinsteinsäure, schwefelsaurem Kali und
                           schwefelsaurem Natron in Einer Folge; von Guido Schnitzer.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1861, Nr.
                              15.
                        Schnitzer's Verfahren der Fabrication von Salpeter, Seignettesalz
                           etc. in Einer Folge.
                        
                     
                        
                           Um den Mängeln bei der seither üblichen Methode, aus Chilisalpeter Kalisalpeter zu
                              bereiten, abzuhelfen, hat der Verfasser sich die Aufgabe gestellt ein Verfahren zu
                              ermitteln, wodurch einerseits bei einmaliger Krystallisation ein reiner und
                              verkäuflicher Salpeter gewonnen wird, und wodurch andererseits dem Nebenproducte,
                              welches die Mutterlauge des Salpeters nach gehöriger Ausnutzung auf Kalisalpeter
                              liefert, auf dem Platze selbst und in dem Zustande, wie es von dem Salpeter getrennt
                              wird, die vortheilhafteste Verwerthung gegeben wird. Er bringt zu dem Ende die
                              Fabrication von Salpeter in Zusammenhang mit der Darstellung einer Reihe anderer
                              Producte, welche an sich schon einen hohen Werth haben, und stets mit Nutzen
                              fabricirt werden – Producte, welche man nach dieser neuen Methode zugleich in
                              größerer Reinheit erhält, als nach den seither üblichen Verfahrungsweisen. Die
                              folgende Darstellung wird die wesentlichen Vortheile des Verfahrens ins klare Licht
                              setzen.
                           1. Fabrication des Salpeters. Der Verf. bringt rohe
                              Potasche und Chilisalpeter, dem Gewichte nach im Verhältnisse der Aequivalente ihrer
                              wirksamen Bestandtheile, in einen eisernen Kessel, setzt so viel Wasser zu, als zur
                              Auflösung der Salze erforderlich scheint, und erhitzt die Masse unter Umrühren. Da
                              anzunehmen ist, daß nach erfolgter Auflösung auch die gegenseitige Zersetzung in
                              Kalisalpeter und Soda beendigt sey, so handelt es sich nun darum, dem Uebelstande,
                              zwei unter ähnlichen Verhältnissen krystallisirbare und deßhalb schwer zu trennende
                              Salze in Lösung zu haben, zu begegnen, und dieß bewerkstelligt der Verf. einfach
                              dadurch, daß er in die kochende Lösung unter beständigem Umrühren so viel gelöschten
                              Kalk einträgt, als zur Bindung der Kohlensäure der Soda nöthig ist. Es fällt
                              kohlensaurer Kalk nieder und Kalisalpeter nebst Natronlauge befinden sich in Lösung.
                              Man entfernt nun das Feuer unter dem Kessel, läßt kurz absetzen oder filtrirt, und
                              bringt dann die klare Flüssigkeit in einen anderen Kessel zu weiterem Eindampfen auf
                              40° B. Den
                              kohlensauren Kalk wäscht man mit Wasser aus, welches zu neuen Ansätzen verwendet
                              wird. Der ausgewaschene kohlensaure Kalk eignet sich vorzüglich, weil in
                              feinpulverigem Zustande befindlich, zur Entwicklung von Kohlensäure mittels
                              Salzsäure, falls mit der in Rede stehenden Fabrication die von doppelt-kohlensauren
                              Salzen verbunden werden sollte. Die Salpeterlauge wird nach hinlänglicher
                              Concentration der Krystallisation überlassen, welche nach dem Erkalten der
                              Flüssigkeit auf die Lufttemperatur der Umgebung als vollendet angenommen werden
                              kann. Die Lauge wird darauf abgegossen, um durch nochmalige Concentration und
                              Krystallisation von den letzten Salpeterantheilen befreit zu werden. Die Krystalle
                              werden nach dem Abtropfen mit kaltem, schwach mit Salzsäure angesäuertem Wasser
                              leicht ausgewaschen, um die etwa noch anhängenden Spuren von Natronlauge
                              wegzunehmen. Getrocknet bilden alsdann diese Krystalle die fertige Waare. Die Lauge
                              kommt nach der Angabe in Nr. 2 zur Verwendung.
                           2. Fabrication von Seignettesalz. Die von dem
                              krystallisirten Kalisalpeter getrennte Natronlauge, welche als solche für den Handel
                              nicht hinreichend rein wäre, weil sie einen Theil der löslichen Verunreinigungen der
                              Potasche und des Chilisalpeters enthält (einen anderen Theil hat der Kalkzusatz bei
                              der ersten Operation in unlösliche Verbindungen übergeführt, die mit dem
                              kohlensauren Kalke zurückbleiben), findet die geeignetste Verwerthung dadurch, daß
                              man in dieselbe unter Erhitzen gepulverten rohen Weinstein einträgt, bis die
                              erhaltene Lösung von weinsaurem Natronkali neutrale Reaction mit Lackmuspapier
                              zeigt. Diese Operation nimmt man am besten in einem kupfernen Kessel vor. Es bleibt
                              dabei ein Rückstand, von dem im rohen Weinsteine stets vorhandenen weinsauren Kalke
                              herrührend; dieser wird durch sorgfältiges Waschen gereinigt und dann, wie bei Nr. 4
                              angegeben ist, auf Weinsäure verarbeitet. Die über dem Rückstand befindliche
                              neutrale Seignettesalzlösung wird filtrirt und zur Krystallisation eingedampft; nach
                              längerem Stehen in einem kühlen Raume scheidet sich das reine krystallisirte
                              Seignettesalz aus.
                           3. Fabrication von chemisch reinem Weinsteine. Der
                              raffinirte Weinstein des Handels führt gewöhnlich Verunreinigungen mit sich, welche
                              die seitherigen Methoden der Fabrication dieser Producte nicht zu beseitigen
                              vermochten. Er enthält entweder Kalk oder Eisen in deutlich nachweisbaren Mengen. Um
                              nun reinen Weinstein zu erhalten, bringt der Verf. den rohen Weinstein, wie dieß in
                              Nr. 2 bei der Fabrication von Seignettesalz beschrieben ist, in alkalische Lösung,
                              wodurch Eisenoxyd und
                              Kalk unlöslich abgeschieden werden, filtrirt und versetzt die klare Lösung genau mit
                              so viel reiner Salzsäure, als zur Bindung des Natrons in dem in Lösung befindlichen
                              Doppelsalze von weinsaurem Natronkali erforderlich ist. Dadurch scheidet sich
                              alsbald die unlösliche Verbindung von saurem weinsauren Kali oder Weinstein ab,
                              während Chlornatrium und andere in kleinen Spuren beigemengte Salze in Lösung
                              bleiben. Der so erhaltene Weinstein ist feinkörnig krystallisirt, wird mit kaltem
                              Wasser gewaschen und erweist sich getrocknet als reine und untadelhafte Waare.
                           4. Fabrication von Weinsteinsäure. Der wesentliche Punkt,
                              um den es sich bei der Weinsteinsäurefabrication handelt, ist der, ein eisenfreies
                              Product zu erhalten. Dieß wird aber meist nur durch mehrfaches Umkrystallisiren der
                              Säure erzielt, weil der weinsaure Kalk, in den der rohe Weinstein zunächst
                              übergeführt wurde, eisenhaltig ist, und bei der Zersetzung mit Schwefelsäure diese
                              Verunreinigung den Säurelaugen sich mittheilt. Dieser Uebelstand wird vermieden,
                              wenn ein eisenfreier weinsaurer Kalk aus dem rohen Weinsteine (der immer Eisen
                              enthält) hergestellt wird. Nach dem Verfahren des Verfassers wird dieß mit
                              Leichtigkeit erreicht, wenn man die nach Nr. 2 aus Natronlauge und rohem Weinstein
                              bereitete Seignettesalzlösung mit der äquivalenten Menge eisenfreien Gypses (in
                              feingepulvertem Zustande) zusammenbringt, mit viel Wasser gut durchrührt, den
                              gebildeten weinsauren Kalk absetzen läßt und die Flüssigkeit, die nun schwefelsaures
                              Kali und schwefelsaures Natron enthält, abzieht. Hat man den weinsauren Kalk
                              vollends mit kaltem Wasser ausgewaschen, so ist er vollkommen rein und liefert, mit
                              Schwefelsäure zersetzt, Gyps, der stets aufs Neue verwendet wird, und eine
                              Weinsteinsäure, die aus erster Krystallisation schon als reine und verkäufliche
                              Waare hervorgeht.
                           5. Gewinnung von schwefelsaurem Kali und schwefelsaurem
                                 Natron. Die vom weinsauren Kalke (Nr. 4) abgezogene Flüssigkeit wird
                              eingedampft und durch successive Krystallisation zuerst das schwefelsaure Kali, dann
                              das schwefelsaure Natron ausgeschieden.