| Titel: | Ueber die Anwendung der Diastase, um den appretirten Zeugen das Stärkmehl zu entziehen; von Matthias Paraf. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. L., S. 147 | 
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                        L.
                        Ueber die Anwendung der Diastase, um den
                           appretirten Zeugen das Stärkmehl zu entziehen; von Matthias Paraf.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, 1861, t. XXXI p. 84.
                        Ueber die Anwendung der Diastase, um den appretirten Zeugen das
                           Stärkmehl zu entziehen.
                        
                     
                        
                           Seit den ersten Monaten von 1857 bediene ich mich in der Fabrik von Gebrüder Paraf-Javal und Comp. einer
                              Auflösung von Diastase, um den Geweben den Appret zu benehmen. Diese Operation,
                              welche gewöhnlich so langwierig ist, wird durch dieses Mittel sehr einfach und
                              schnell ausführbar.
                           Anfangs operirte ich bei 75° Celsius, da ich aber den Zweck schon bei 45 und
                              50° C. sehr gut erreichte, so blieb ich aus Oekonomie bei dieser Temperatur
                              stehen.
                           
                           Das Verfahren ist sehr einfach: Für 600 Meter stark appretirten Kattun lasse ich 600
                              bis 700 Gramme gekeimte und grob gemahlene Gerste eine bis zwei Stunden lang in 10
                              Litern lauwarmem Wasser weichen. Ich rühre von Zeit zu Zeit um, damit das Wasser auf
                              das Malz gehörig einwirkt, dann filtrire ich durch ein Haarsieb und schütte den
                              flüssigen Theil in eine Kufe, welche mit Wasser von 45 bis 50° C. gehörig
                              gefüllt ist.
                           Hernach gebe ich die 600 Meter appretirten Zeug in diese Kufe und lasse ihn darin 20
                              Minuten lang über Walzen passiren. Wenn das Malz gut ist, wird dann die Stärke oder
                              das Mehl bis auf die letzten Spuren verschwunden seyn. War das Malz sehr schlecht,
                              so müßte man von demselben ein neues Quantum zu geben und die Operation bis zur
                              vollständigen Verzuckerung der Stärke fortsetzen.
                           Dasselbe Wasser kann für eine große Anzahl von Operationen dienen, wenn man es nur
                              gehörig mit Diastase speist.
                           Operirt man bei 80° C., so erfolgt das Auflösen der Stärke oder des Mehls viel
                              schneller; hat man einer großen Parthie von Stücken den Appret zu benehmen, so
                              dürfte es vortheilhaft seyn, die Behandlung derselben continuirlich bei hoher
                              Temperatur in einem Rollenkasten (wie für das Kuhkothen) vorzunehmen.
                           
                        
                           Nachtrag.Ueber die Anwendung der Diastase zum Reinigen der mit Beizen bedruckten Stücke
                                 in den Kattundruckereien; von G. Schäffer.
                           Die Eigenschaft, welche die Diastase besitzt, die Stärke in Zucker umzuwandeln und
                              dadurch ihre Auflösung in Wasser zu erleichtern, veranlaßte Hrn. Schlieper, Kattundrucker in Elberfeld, sie dem
                              Kuhkothbade zuzusetzen, um die zum Verdicken der Beizen angewandte Stärke löslich zu
                              machen.J. Löwenthal hat im vorigen Jahre im Journal für
                                    praktische Chemie eine Notiz über dieses Verfahren veröffentlicht; man sehe
                                    polytechn. Journal Bd. CLVI S.
                                       398.A. d. Red.
                              
                           Ich stellte im August 1857 eine Reihe von Versuchen über die Wirksamkeit dieses
                              Verfahrens an.
                           In der That fand ich, daß die Kattune, welche in schweren Mustern mit durch Stärke
                              oder Mehl verdickten Beizen bedruckt sind, sich viel leichter reinigen, wenn man
                              entweder dem Kuhkothbade ein wenig Diastase zusetzt, oder die Stücke nach dem Kuhkothen durch Wasser
                              von 60° C. passirt, welches Diastase enthält. Nachdem ich aber bemerkt hatte,
                              daß nicht nur das Weiß der auf diese Art gekuhkotheten Stücke in der Krappflotte
                              ziemlich einfärbt, sondern daß auch die Beizen ein wenig geschwächt (abgezogen)
                              werden, glaubte ich dieses Reinigungsverfahren aufgeben zu müssen.