| Titel: | Versuche zur Ermittelung der Schärfe der aräometrischen Bestimmung des Natronsalpeters in Kalisalpeterlösungen; von Dr. P. Bolley. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXIII., S. 214 | 
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                        LXIII.
                        Versuche zur Ermittelung der Schärfe der
                           aräometrischen Bestimmung des Natronsalpeters in Kalisalpeterlösungen; von Dr. P. Bolley.
                        Aus der schweizerischen polytechnischen Zeitschrift, 1861,
                              Bd. VI S. 98.
                        Bolley, über Versuche zur Ermittelung der Schärfe der
                           aräometrischen Bestimmung des Natronsalpeters in Kalisalpeterlösungen.
                        
                     
                        
                           AnthonPolytechn. Journal Bd. CXLIX S.
                                       190. bedient sich des specifischen Gewichtes von Lösungen, die bei einer
                              bestimmten Temperatur ganz gesättigt sind, zur Ermittelung ihres
                              Natronsalpetergehaltes. Er fand, daß schon 1, 2, 3 Proc. Natronsalpeter, einer
                              gesättigten Kalisalpeterlösung zugesetzt, deren Gewicht wesentlich erhöht. Wird aber
                              ein Gemenge der Salze mit einer zu ihrer Lösung unzureichenden Menge Wasser
                              übergossen, so löst sich mehr Natronsalpeter neben dem Kalisalpeter, als dem
                              Procentgehalt des trockenen Gemengs der Salze entspricht; die specifischen Gewichte
                              der in dieser Weise dargestellten Lösungen zeigen daher noch größere Differenzen.
                              Anthon ermittelte die specifischen Gewichte von
                              solchen Lösungen aus 1 Salzgemenge in 1/2 Wasser bei 13° R. Bei diesen
                              Bestimmungen bedürfen also zwei ganz verschiedene Verhältnisse der Controlle:
                           1) das specifische Gewicht gesättigter Lösungen von bestimmter
                              Temperatur und bekanntem Natronsalpetergehalt;
                           2) die Menge des Natronsalpeters, die von dem unzureichenden
                              Lösungsmittel aufgenommen wird, und ihr Einfluß auf das specifische Gewicht der
                              Lösung.
                           Das erstere ist das wichtigere, da das zweite von selbst dahinfällt, wenn jene
                              Bestimmungen zu große praktische Schwierigkeiten oder Ungenauigkeit
                              einschließen.
                           Vergleichen wir zuerst die Angaben, die sich über das specifische Gewicht einer
                              reinen gesättigten Salpeterlösung finden.
                           
                              
                                 
                                    Anthon
                                    
                                 fand
                                 dasselbe
                                 bei 13° R. (16°,14 C.)
                                 = 1,140
                                 
                              
                                 
                                    Gerlach
                                    
                                       
                                       Specifische Gewichte der gebräuchlichsten Salzlösungen von Dr. G. Th. Gerlach.
                                       
                                    
                                 „
                                 „
                                   „  15° C.
                                 = 1,14417
                                 
                              
                           Zwei Praktikanten meines Laboratoriums, die Herren Piccard
                              und Cornu, die ich veranlaßte diese Versuche unter meiner
                              Anleitung auszuführen,
                           
                              
                                 fanden bei    15°,2
                                    C.
                                 = 1,14018
                                 
                              
                                   
                                    „        „        7°,8
                                    C.
                                 = 1,10647
                                 
                              
                                    „ bei etwa
                                    12°    C.
                                 = 1,12910
                                 
                              
                           
                           Daraus geht hervor, daß für Temperaturen zwischen 15° und 16°,25 das
                              specifische Gewicht der Lösungen von den verschiedenen Experimentatoren innert der
                              ersten beiden Decimalen gleich gefunden wurde. Piccard
                              und Cornu fanden dasselbe niedriger als Gerlach und etwas höher als Anthon. Man erfährt aus den Tabellen von Gerlach, daß Differenzen von 1 Proc. des Gehaltes schon
                              Gewichtsunterschiede von 0,006 bis 0,007 hervorbringen. Die obigen Abweichungen
                              würden also etwa 1/2 Proc. des Gehaltes entsprechen. Wenn dieß auch als eine
                              hinlängliche Genauigkeit für technische Zwecke angesehen werden will, so ist doch zu
                              bedenken, daß ein genaues Thermometer, genaues Behalten der Temperatur während des
                              Versuches, und eine gute Waage vorausgesetzt werden müssen, wenn nicht Abweichungen
                              entstehen sollen, die ziemlich über 1/2 Proc. des Gehaltes hinausgehen. Es ist aber
                              auf einen Widerspruch hier aufmerksam zu machen, der sehr wichtig ist. Gerlach gibt für die bei 15° C. gesättigte Lösung
                              einen Gehalt von 21,074 Proc. bei einem specifischen Gewicht von 1,14417 an. Anthon dagegen sagt: seine bei 13° R. dargestellte
                              gesättigte Lösung enthalte in 100 Theilen nahezu 29 Gewichtstheile Kalisalpeter.
                              Vielleicht ist dieß ein Druckfehler und soll 20 heißen, eine Differenz die immerhin
                              groß genug ist, um Bedenken gegen die Schärfe der Methode zu erregen.
                           Die Herren Piccard und Cornu
                              machten Mischungen von reinem und trockenem Kali- und Natronsalpeter in bestimmten
                              Procentverhältnissen, und übergossen sie mit der Hälfte ihres Gewichtes Wasser, um
                              die specifischen Gewichte der Lösungen zu vergleichen. Die Temperaturen, bei der die
                              Versuche ausgeführt wurden, schwankten zwischen 13 und 16° C.
                           Stellen wir deren Resultate neben die Angaben Anthon's. Es
                              entspricht
                           
                              
                                 nach Anthon:
                                 nach Piccard und Cornu:
                                 
                              
                                   1 Proc. Natronsalpeter 1,163
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – – –
                                    –
                                 
                              
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – –
                                    –
                                   2 Proc. Natronsalpeter 1,1609
                                 
                              
                                   3  
                                    „          
                                    „        „      
                                    1,195
                                 
                                 
                              
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – –
                                    –
                                   4  
                                    „          „          „      1,1799
                                 
                              
                                   6  
                                    „          
                                    „        „      1,217
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – – –
                                    –
                                 
                              
                                 10  
                                    „          
                                    „        „      
                                    1,242
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – – –
                                    –
                                 
                              
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – –
                                    –
                                 18  
                                    „          „          „      1,2960
                                 
                              
                                 – – – – – – – –
                                    – – – – – – –
                                    –
                                 20  
                                    „          „          „      1,3158
                                 
                              
                           Durch Interpoliren findet man in der Anthon'schen Scale
                              für 2 Proc. ein specifisches Gewicht von 1,179, dieß entspräche schon 4 Proc. nach
                              den Versuchen von Piccard und Cornu; und für 4 Proc. ein specifisches Gewicht von 1,2023, was (durch
                              Interpolation gefunden) in der Scale von Piccard und Cornu schon etwas über 7 Proc. ausmachte.
                           Die Unterschiede der Temperaturen mögen wohl einigen Einfluß geübt und einige
                              Abweichung veranlaßt haben. Allein es ist, wie schon bemerkt, von vorneherein eine
                              große Erschwerung, wenn zum Eintreffen brauchbarer Bestimmungen absolut gleiche
                              Temperaturen eingehalten werden müssen. Zudem aber ist der Temperatureinfluß nicht
                              hinreichend diese Differenzen zu erklären.
                           Die Herren Piccard und Cornu
                              fanden z.B., daß eine gesättigte Lösung des Gemisches, das 20 Proc. Natronsalpeter
                              enthielt,
                           
                              
                                 bei  8° C.
                                 = 1,299
                                 
                              
                                  „  16° C.
                                 = 1,318
                                 
                              
                                  „  18° C.
                                 = 1,323
                                 
                              
                           specifisches Gewicht zeigte.
                           Dieß entspräche für eine Differenz von 10 Celsius'schen Graden einem Unterschied des
                              specifischen Gewichtes von 0,026, während die Piccard.
                                 Cornu'schen Bestimmungen, bei einer Temperaturdifferenz vorgenommen, die
                              höchstens 2–3° C. beträgt, für die 2procentige (Natronsalpeter) Lösung
                              um 0,0181 und für die 4procentige gar 0,0231 abweichen.
                           Die Dichtigkeits-Differenzen für 1 Proc. Zunahme des Natronsalpeters betragen
                           bei Anthon:
                           
                              
                                 zwischen
                                   1 und
                                   3 Proc.
                                 0,0160
                                 
                              
                                 „
                                   3   „
                                   6   „
                                 0,0070
                                 
                              
                                 „
                                   6   „
                                 10   „
                                 0,0062
                                 
                              
                                 „
                                 10   „
                                 40   „
                                 0,0064
                                 
                              
                           bei Piccard und Cornu:
                           
                              
                                 zwischen
                                 2 und
                                   4 Proc.
                                 = 0,00915
                                 
                              
                                 „
                                 4   „
                                 18   „
                                 = 0,00833
                                 
                              
                           In der Reihe von Anthon fallen also plötzlich zwischen 3
                              und 6 Proc. Natronsalpetergehalt die Gewichtsdifferenzen auf mehr als die Hälfte pro Proc. und später werden sie wieder etwas größer.
                           Ehe man die Methode mit allem Vertrauen annehmen kann, müßte vorliegen:
                           1) eine ganz sichere Ermittelung des Gehaltes einer bei der
                              Normaltemperatur gesättigten und ihrem specifischen Gewichte nach bekannten Lösung
                              reinen Kalisalpeters;
                           2) Beseitigung der Hindernisse und Widersprüche für Herstellung
                              einer vollständigen Scale durch Interpolation.