| Titel: | Eine Pumpe mit zwei Kolben; von W. Jeep, Ingenieur in Cöln. | 
| Autor: | W. Jeep | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXII., S. 249 | 
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                        LXXII.
                        Eine Pumpe mit zwei Kolben; von W. Jeep, Ingenieur in
                           Cöln.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Jeep, über eine Pumpe mit zwei Kolben
                        
                     
                        
                           Es ist häufig bei Pumpen und namentlich bei Handpumpen, d.h. solchen, welche mit
                              einem Hebel, dem sogenannten Schwengel, zum Betriebe versehen sind, sehr schwierig,
                              einen großen Kolbenhub zu geben, weil das Hebelverhältniß, um nicht zu große Kraft
                              ausüben zu müssen, ein ziemlich großes seyn muß, weßhalb ein großer Kolbenhub
                              unzulässig ist und selten bei den gewöhnlichen Brunnenpumpen ein größerer Hub der
                              Pumpenkolben vorhanden ist, als etwa 6 Zoll.
                           Durch verschiedene Hebelanordnungen kann man allerdings für eine kleine Bewegung des
                              Handhebels einen großen Kolbenhub erzielen, wobei die den Kindern als Spielzeug
                              bekannte Hexenschere, oder was dasselbe ist, der in Krankenzimmern ziemlich
                              verbreitete Faulenzer, um Sachen vom Erdboden aufzuheben, im Großen ausgeführt sehr
                              gute Dienste leisten können.
                           Aber Jedermann weiß, wie wenig Sorgfalt auf die Unterhaltung von gewöhnlichen
                              Brunnenpumpen, welche meistens dem Regen und der Luft ausgesetzt sind, verwendet
                              wird. Vom Schmieren der einzelnen Theile ist gar keine Rede und eine Reparatur erst
                              dann an der Zeit, wenn die Pumpe trotz aller Bemühungen der Leute kein Wasser mehr
                              gibt. Eine solche Beaufsichtigung darf allerdings bei einer Pumpe, bei welcher
                              complicirtere Hebelwerke Anwendung finden oder gefunden haben, nicht vorkommen, denn
                              sonst würde bald jede Bewegung aufhören.
                           Ein ziemlich einfaches Mittel, um ein bestimmtes Wasserquantum in einer bestimmten
                              Zeit oder auf eine gewisse Anzahl Kolbenhube einer Pumpe zu erhalten, ist das, daß
                              man eine Pumpe mit zwei Kolben anwendet, welche so arbeiten, daß durch dieselben
                              fast das doppelte Wasserquantum geliefert wird, welches man erhalten würde, wenn nur
                              ein Kolben bei demselben Hube in der Pumpe wäre und arbeitete.
                           In Fig. 10 ist
                              eine solche Pumpe in einfachen Linien skizzirt. Es ist A
                              der obere und B der untere Kolben, welche beide in einem
                              Cylinder oder Stiefel arbeiten, weßhalb die Kolbenstange des unteren Kolbens B durch den oberen A
                              hindurchgehen muß, woselbst sie durch eine Stopfbüchse gedichtet wird. Bei Pumpen,
                              welche das Wasser nicht hoch zu heben brauchen, wie dieß bei den gewöhnlichen
                              Brunnenpumpen fast immer der Fall ist, kann man, um diesen Durchgang leicht und ohne die für diese Zwecke
                              sehr hinderlichen Stopfbüchsen bewerkstelligen zu können, den Kolben des oberen
                              Kolbens als Rohr machen, in welchem eine Ledermanschette angebracht ist, die dann
                              die Dichtung herbeiführt und das Wasser, welches in das Rohr eintritt, zurückhält
                              und den Eintritt der Luft von außen in die Pumpe verhindert.
                           Beide Kolben sind mit irgend welchen Ventilen versehen, welche dem Wasser den
                              Durchgang gestatten, und außerdem ist über dem Saugrohre das Saugventil C angebracht.
                           Die Kolben sind mit ihren Stangen a und b an den Hebel D gehängt,
                              welcher seinen Drehpunkt zwischen beiden Stangen bei E
                              hat, so daß die Kolben stets entgegengesetzte Bewegungen haben. Der Hebel D ist dann über den Angriffspunkt einer Kolbenstange
                              hinaus in irgend welcher Weise verlängert oder ein besonderer Hebel auf der
                              Drehachse E angebracht, welcher dem pumpenden Menschen
                              als Handhabe dient.
                           Wird nun die Handhabe niedergedrückt, so geht der obere Kolben A nach unten, und der untere B nach oben. Es
                              wird also der Raum zwischen beiden Kolben verringert, und das zwischen beiden
                              befindliche Wasser durch das Ventil des oberen Kolbens hindurchgehen und so in den
                              oberen Raum der Pumpe gelangen, welcher mit dem Ausgußrohre F versehen ist.
                           Der untere Kolben B geht bei dieser Bewegung des Hebels
                              nach oben, es entsteht also ein luftverdünnter Raum über dem Saugventile, und das
                              Wasser wird durch das sich öffnende Saugventil in den unteren Raum des
                              Pumpenstiefels gelangen.
                           Wird dann, wenn die Kolben sich am nächsten gekommen sind, der Hebel D weiter nach oben bewegt, so wird das über dem oberen
                              Kolben befindliche Wasser mit diesem gehoben und aus dem Ausgusse befördert. Der
                              untere Kolben geht nach unten und das Wasser, welches zwischen diesem und dem
                              Saugventil steht, wird anfänglich durch das in den Kolben befindliche Ventil
                              gedrängt. Da aber der Raum zwischen beiden Kolben sich rasch vergrößert, so wird
                              eine Luftverdünnung in dem Raume zwischen beiden Kolben entstehen, und dann das
                              Wasser leichter durch den unteren Kolben treten. Gleichzeitig wird sich aber auch,
                              wenn die Luftverdünnung den erforderlichen Grad erreicht hat, das Saugventil öffnen
                              und mehr Wasser aus dem Brunnen treten, so daß in den Raum zwischen beiden Kolben
                              eine größere Wassermenge kommt, als vorher zwischen dem Saugventile und dem unteren
                              Kolben war.
                           Jeder der Kolben durchläuft bei gleichen Durchmessern derselben mit einer einkolbigen
                              Pumpe, wenn die Wassermengen, welche geliefert werden sollen, gleich sind, nur den
                              halben Weg als bei der letzterwähnten, und wird demnach auch die Bewegung des Hebels
                              D an seinem Ende halb so groß seyn, als bei den
                              Pumpen mit nur einem Kolben unter den oben gemachten Annahmen. Man ist also im
                              Stande, wenn der Hebel k an der Stelle der Handhabe
                              denselben Weg durchlaufen soll, wie bei einer einkolbigen Pumpe, bei Anwendung
                              derselben Kraft bedeutend größere Kolben anzuwenden, oder denselben größere Hube zu
                              geben. In dem ersteren Falle würde der Hebel entsprechend länger zu machen seyn, um
                              die Kraft in richtigem Maaße zu übertragen, während in dem anderen Falle die Länge
                              des Hebels kürzer und nach dem Hube der Kolben gerichtet seyn müßte.
                           Man kann diese Pumpen auch mit massiven Kolben anwenden; in solcher Form ist die
                              Anwendung der Pumpen eine weit größere oder häufigere, weil sie dann für alle Fälle
                              benutzt werden können, und namentlich wenn die Pumpen von Excentrics getrieben
                              werden, sehr rathsam, weil man dadurch auf kleine Hube der Excentrics und also auch
                              auf kleine Durchmesser derselben kommt, also an der sehr bedeutenden Betriebskraft
                              spart.
                           In Fig. 11 ist
                              eine solche Pumpe mit dem zum Betriebe erforderlichen Excentric und Hebelwerke
                              skizzirt.
                           Es sind A und B die beiden
                              Kolben, von denen A eine hohle Kolbenstange a hat, welche in der Stopfbüchse des Deckels des
                              Pumpencylinders gedichtet ist und an ihrem oberen Ende eine Stopfbüchse hat, durch
                              welche die Stange b des unteren Kolbens geht.
                           An jede der Kolbenstangen ist ein seitlich abstehender Zapfen befestigt, an welche
                              Gelenkstangen c und a
                              greifen, welche die Kolbenstangen mit dem Hebel C
                              verbinden. In dem einen Punkte, in welchem die Gelenkstangen mit dem Hebel
                              zusammentreffen oder verbunden sind, greift die Excentricstange D an, durch welche die Bewegung ertheilt wird.
                           Von der Mitte des Pumpencylinders geht das Saug- und Druckrohr ab, an welches sich
                              das Ventilgehäuse E anschließt, welches oben bei F das Druckventil und unten bei G das Saugventil aufnimmt. Die Kolben sind so in dem Pumpencylinder
                              gestellt, daß einer in der unteren Hälfte des Cylinders arbeitet, während der andere
                              in der oberen Hälfte bewegt wird.
                           Ist die Bewegung nun so, daß die Kolben sich von einander entfernen, so wird der
                              zwischen ihnen entstehende Raum mit durch das Saugventil eintretendem Wasser
                              angefüllt, welches bei dem Zusammengange der Kolben durch das Druckventil aus dem
                              Cylinder entfernt wird.
                           
                           Beide Constructionen der Pumpen, sowohl mit Ventil- als auch massiven Kolben, haben
                              sich in der Praxis trefflich bewährt und können deßhalb zur Nachahmung empfohlen
                              werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
