| Titel: | Stehende Misch- und Waschapparate für Mineralöle; von R. Jacobi, Techniker in Hettstädt. | 
| Autor: | Robert Jacobi | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXVI., S. 257 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXVI.
                        Stehende Misch- und Waschapparate für Mineralöle;
                           von R. Jacobi, Techniker in
                           Hettstädt.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Jacobi's stehende Misch- und Waschapparate für
                           Mineralöle.
                        
                     
                        
                           Es ist Thatsache, daß im Verlaufe der letzten zwei Jahre in der Fabrication der
                              leichten und schweren Mineralöle, so wie in der Reindarstellung des Parafins,
                              wesentliche Fortschritte gemacht wurden, denn die Mehrzahl der betreffenden Fabriken
                              bringt diese Artikel jetzt in solcher Beschaffenheit zu Markte, daß sie kaum noch
                              gerechter Tadel trifft und daß sie allen billigen Anforderungen wirklich genügen. Es
                              ist ferner, und als solche eine besonders erfreuliche Thatsache, daß die
                              wesentlichen Abweichungen, welche sowohl in Bezug auf die chemische, wie mechanische
                              Behandlung des Theers, der Rohöle u.s.w. bis vor Kurzem in fast allen Fabriken noch
                              bestanden, allmählich verschwunden sind, und daß an ihrer Statt ein einheitliches
                              Verfahren immer mehr und so weit Platz gegriffen hat, als es die verschiedenen
                              Eigenschaften der einzelnen Rohmaterialien irgend gestatten. Man darf daher wohl mit
                              Recht annehmen, daß die rechten Mittel und Wege für eine möglichst einfache und
                              billige Reindarstellung der Mineralöle und des Paraffins wenigstens annähernd
                              aufgefunden sind, und daß hierin eine schöne Garantie für die gedeihliche
                              Fortentwickelung dieses jungen Industriezweiges liegt, dessen Lebensfähigkeit noch
                              immer so vielfach angezweifelt wird.
                           Hiernach bin ich keineswegs gemeint, durch Veröffentlichung der von mir seit drei
                              Jahren in nur zehn Exemplaren ausschließlich angewandten Misch- und Waschapparate
                              für Mineralöle eine Lücke in der Technik dieses Industriezweiges ausfüllen zu
                              können. Da meine Apparate aber vor anderen, mir zur Erfüllung der gleichen
                              Functionen bekannt gewordenen, beachtenswerthe Vortheile darbieten, so dürfte ihre
                              Mittheilung den betreffenden Fabrikanten doch nicht unwillkommen seyn.
                           Bei der so großen Verschiedenheit der specifischen Gewichte der Oele und der auf sie
                              wirkenden Agentien (Lauge, Säure, Wasser) erklärt es sich, daß letztere das
                              Bestreben haben am Boden der Mischgefäße zu verharren, oder wenn sie davon entfernt
                              wurden, schleunigst wieder dorthin zurückzukehren. Ein Wiederaufschleudern derselben
                              in kürzesten Zeitintervallen, womöglich in continuirlichem Gange, muß daher ihr
                              Zurücksinken und Wiederansammeln nicht nur möglichst hindern, sondern dem entsprechend auch eine
                              größere Zertheilung und somit innigere Mischung der Agentien unter sich und mit den
                              in Behandlung begriffenen Oelen hervorbringen, als solche ein in längeren
                              Zwischenräumen wiederkehrendes Aufrühren, gleichviel durch welche Mittel,
                              hervorbringen kann.
                           Das Gesagte bezieht sich zunächst auf ebenfalls stehende, oben offene oder
                              geschlossene Wäschen, in denen ein durchlöcherter Kolben oder eine durchlöcherte
                              Krücke, von Maschine oder Hand mit großem Kraftaufwand bewegt, das Mischgeschäft
                              besorgt. Unterziehen wir die liegenden Wäschen mit halbcylindrischem Boden und
                              rechteckigem Aufsatz, oder von ganz cylindrischem Querschnitt, mit concentrisch oder
                              excentrisch angeordnetem Rührwerke der Betrachtung, so ergibt sich, daß sie bei
                              jeder Construction sehr geneigt seyn müssen, den in sie eingeschlossenen
                              Flüssigkeiten eine der Bewegungsrichtung des Rührwerkes folgende, walzenförmig
                              drehende Bewegung zu ertheilen. Ist diese Bewegung eine schnelle, so werden sich die
                              specifisch schwereren Agentien in Folge ihrer größeren Fliehkraft vorwaltend in
                              Massen an den Umfassungswänden herumtummeln, also nicht Gelegenheit finden, in
                              gleichmäßige Vertheilung kommen und die Oele innig durchdringen zu können. Erfolgt
                              die Bewegung aber so langsam, daß dieser Fall nicht eintritt, dann sinken die durch
                              die Schaufeln in Massen vom Boden emporgehobenen Agentien auch massenhaft und
                              schnell wieder nach dort zurück, so daß wohl kaum der vierte Theil der Oele je mit
                              ihnen überhaupt in Berührung ist; und diese Berührung ist dann nur eine sehr
                              mangelhafte, oberflächliche.
                           Die chemischen Wirkungen zwischen Oel und Chemikal, sowie die folgenden, mehr
                              mechanischen, zwischen Oel und Wasser, bedürfen zu ihrer Vollendung nur eine kurze
                              Zeit. Die Wirkung wird also um so schneller erfolgen, je schneller die möglichste
                              Zertheilung der Agentien oder ihre innige Mischung mit den Oelen vor sich ging. Je
                              inniger aber wiederum diese Mischung oder die Zertheilung des chemischen Agens in
                              den zu bearbeitenden Oelen ist, desto mehr finden beide Gelegenheit sich zu berühren
                              und aufeinander einzuwirken, desto gleichmäßiger wird also die Bearbeitung der Oele
                              vor sich gehen, und desto vollständiger wird die Wirkung des Chemikals ausgenutzt
                              werden. Eine Ersparniß an Zeit in dem Falle, wo mehr Chemikal als eben nöthig,
                              aufgewendet wurde (was bei den älteren Wäschen ohne Ausnahme der Fall ist), oder
                              eine Ersparniß an diesem, wenn die Behandlung auf gleiche Dauer fortgesetzt wird,
                              sind daher die nothwendigen Folgen gleichmäßigerer und innigerer Mischung.
                              Vergleichende Versuche in der Praxis ergaben, daß mit meinen Apparaten in beiden
                              Fällen gespart wird, und zwar an Zeit 50–90 Proc., an Chemikal aber
                              10–30 Proc., je nachdem die concurrirenden Wäschen mehr oder minder
                              unvollständig dem Zweck entsprechen.
                           Die Figuren
                                 12–15 stellen meine Wäsche im Längen- und im Querschnitt der Achse ihres
                              Rührwerkes, so wie in Ober- und theilweiser Vorderansicht dar, wie sie zuletzt von
                              der Eisengießerei und Maschinenfabrik „Friedrich Wilhelmshütte“
                              bei Siegburg in der Rheinprovinz in mehreren Exemplaren sehr zufriedenstellend
                              geliefert wurde. Sie ist für indirecte Erwärmung ihres Inhaltes durch Dampf
                              eingerichtet, und besteht daher aus einem Trichterpaar a
                              und a¹ von Gußeisen, welches durch Manischen und
                              Schrauben bei b verbunden ist. An die Spitze von a¹ ist ein cylindrischer Ansatz c¹ , so wie an den
                              Flantsch die Stopfbüchse d¹ gegossen. Erstere
                              tritt durch eine an a gegossene Muffe c nach außen, letztere legt sich in eine
                              flantschumzogene, entsprechende Aussparung d des
                              Trichters a. Muffe, Flantsch und Aussparung an a enthalten Arbeitsleisten, um das Zusammenpassen des
                              Ganzen zu erleichtern; die von den Arbeitsleisten gebildeten Fugen sind mit
                              Eisenkitt verstemmt. An a sind ferner drei verkehrt Tförmige Lappen e
                              angegossen; der Umfassungsflantsch der in Fig. 14 in Vorderansicht
                              gezeichneten Stopfbüchse bildet einen vierten Lappen, die zusammen sich auf
                              Balkenwerk stützend, das Ganze so tragen, daß der an e¹ befestigte kupferne Ablaßhahn f circa
                              24'' über dem Fußboden steht. Der Raum zwischen den
                              Trichtern a und a¹
                              ist zur Aufnahme des Heizdampfes bestimmt, der bei g
                              durch einen Hahn eintritt, bei g¹ durch ein Rohr
                              austritt.
                           Der Trichter a¹ ist mit 1/4'' starken Bleiplatten ausgelegt, welche den Flantsch mit überziehen. Das
                              Gefäß h ist ebenfalls aus 1/4'' starken Bleiplatten gebildet, welche bei dieser Stärke genügenden
                              Widerstand bieten und eine Holzbekleidung überflüssig machen. Oben ist h mit einem Wulst versehen, in welchen ein geschweißter
                              Ring von Rundeisen eingelegt ist; unten ist ein Flantsch abgezogen, vermittelst
                              dessen und des Flantschenringes i Trichter und Gefäß zu
                              einem stabilen Ganzen verbunden sind. Die von den Bleiflantschen im Innern des
                              Gefäßes gebildete Fuge ist zu verlöthen. In den Körper der Stopfbüchse d¹ ist eine schmiedeeiserne, vorn gut verzinnte
                              Büchse o dicht eingepaßt; sie dient nur dazu, an ihrer
                              Verzinnung das Blei des Trichters dicht verlöthen zu können. k ist ein leichtes Schwungrad, durch dessen Kurbel das auf dieselbe Welle
                              gezogene Flügelrad l in Rotation gebracht wird; die Zahl
                              der Umdrehungen braucht 60–70 per Minute nicht zu
                              übersteigen. Da (wenn die Masse erst in Bewegung gesetzt ist) nur die geringen
                              Frictionen der Welle in Stopfbüchse und Lager m, so wie
                              die Reibungen der Flüssigkeit in sich und an den Wänden des Gefäßes und des
                              Schaufelrades zu überwinden sind, so erfordert die Unterhaltung der Rotation kaum die halbe
                              Kraft eines Mannes, und kann, da sie nur auf 2–10 Min. sich ausdehnt,
                              einfacher von Hand als durch Maschinenbetrieb erfolgen. Alles Andere ist aus den
                              Figuren ersichtlich; der Apparat faßt bei den in der Zeichnung angenommenen
                              Verhältnissen 20 Ctr. Oel nebst den erforderlichen Waschwässern für die
                              Nachwäschen.
                           Zieht man es vor, die Behandlung der Oele mit Lauge und Wasser kalt vorzunehmen, so
                              ist natürlich ein Trichter entbehrlich, und werden dann die Füße oder Lappen e an a¹ gegossen,
                              wodurch der Apparat einfacher herzustellen ist. Will oder muß man aber warm
                              behandeln, dann hat die indirecte Erwärmung durch Doppeltrichter unbedingt den
                              Vorzug vor dem freien Einmünden des Dampfes in die Oele, denn letzteres veranlaßt
                              entweder viel Zeitverlust, oder eine, nach der Temperatur des Dampfes und der Oele
                              sehr variirende Verdünnung der Lauge.
                           Man thut auch bei diesem Apparate wohl, die Chemikalien erst dann und in dünnem
                              Strahle den Oelen beizumischen, wenn der Rührapparat bereits in Thätigkeit und die
                              Masse in Bewegung gesetzt ist. Proben, die man dann (etwa in gleichen Bechergläsern)
                              unmittelbar nach Beendung der Beimischung von der Oberfläche und durch den Ablaßhahn
                              entnimmt, enthalten nach einiger Ruhe ein gleiches Quantum des Behandlungsmittels
                              als Absatz, liefern also den Beweis einer sehr schnell gleichmäßig gewordenen und
                              sonach innigen Mischling und Durchdringung.
                           Die verticalen Umfassungswände des Apparates lassen die verharzten etc. Producte der
                              Behandlung leicht zu Boden sinken; der rechtwinklige Trichter befördert ihre
                              Ansammlung in seinen tiefsten Stellen sehr, und gestattet nach einiger Ruhe ein
                              möglichst scharfes Trennen des Bodensatzes von den Oelen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
