| Titel: | Ueber das Verfahren beim Schweißen von Schmiedeeisen; von James Nasmyth. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XCVI., S. 353 | 
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                        XCVI.
                        Ueber das Verfahren beim Schweißen von
                           Schmiedeeisen; von James
                              Nasmyth.
                        Nach dem London Engineer, Nr. 271; aus der berg- und
                                 hüttenmännischen Zeitung, 1861, Nr. 47.
                        Nasmyth, über das Verfahren beim Schweißen von
                           Schmiedeeisen.
                        
                     
                        
                           Von allen mit Schmiedeeisen vorzunehmenden Manipulationen ist keine von größerer
                              Wichtigkeit für die Sicherheit der Eisenconstructionen, als das Schweißen oder die
                              Vereinigung einzelner Stäbe und Eisentheile zu einem Ganzen. Jedes Glied einer
                              Kette, jeder Radreif eines Eisenbahnzuges verdankt seine Zuverlässigkeit nur dem
                              Umstande, daß er gut zusammengeschweißt ist, und da hiervon oft so zahllose
                              Menschenleben abhängig sind, so erlaube ich mir einige Bemerkungen über diese
                              Manipulation mitzutheilen, die ich während einer langen Praxis zu sammeln
                              Gelegenheit gehabt habe, und welche zur Erzielung einer guten Schweiße beachtet
                              werden müssen.
                           Fragt man sich, worin der Proceß des Zusammenschweißens besteht, so findet man, daß
                              dabei das Schmiedeeisen in Folge des ertheilten hohen Hitzegrades einen gewissen
                              Grad von Klebbarkeit (adhesiveness) erlangt, welcher die
                              Eisenstücke geeignet macht, sich, wenn sie in Contact gebracht und stark comprimirt
                              werden, fest mit einander zu verbinden.
                           Da aber das Schmiedeeisen bei der hohen Temperatur, welche es so adhäsiv oder
                              schweißbar macht, sehr zum Oxydiren geneigt ist, so überzieht es sich an der
                              glühenden Stelle mit einer Haut von Glühspan, welche sehr fest an dem Metalle hängt,
                              und wenn auch durch Aufwerfen von Sand dieses geschmolzene Oxyd flüssiger gemacht und die
                              weitere Oxydirung verhindert werden kann, so wird hiermit doch nur so viel erreicht,
                              daß die Oxydhaut sich leichter entfernen läßt, im Uebrigen aber ist das Eisen in der
                              Schweißhitze so stark zum Oxydiren geneigt, daß die größte Vorsicht und gewisse
                              Handgriffe erforderlich sind, um zu verhüten, daß nicht an der Schweißstelle mehr
                              oder weniger Glühspan zwischen die sich berührenden Flächen eingeschlossen, und
                              dadurch die Festigkeit der Verbindung vermindert werde.
                           Daher beruht die Güte der Schweißung vor Allem darauf, daß in dem ersten Stadium
                              dieses Processes sorgfältig aller Glühspan zwischen den beiden
                              zusammenzuschweißenden Flächen entfernt werde, und hierzu ist in der That nur ein
                              ganz einfacher Handgriff erforderlich, dessen Befolgung sich aber alle Diejenigen
                              ernstlich angelegen seyn lassen sollten, welche von der großen Wichtigkeit einer
                              fehlerlosen Schweißung überzeugt sind. Ist die Schweißung einmal vollzogen, so ist
                              man nicht mehr im Stande zu ersehen, ob an der betreffenden Stelle Schlacke
                              eingeschlossen ist, oder nicht.
                           Der erwähnte Handgriff besteht aber darin, daß man die Flächen, in welchen die beiden
                              Eisenstücke zusammengeschweißt werden sollen, so formt, daß sie sich nur in einem
                              Punkte berühren, ihnen also eine convex gewölbte Gestalt gibt; denn nur bei dieser
                              Gestalt der Contactflächen ist die Möglichkeit gegeben, daß der Glühspan unter dem
                              Einfluß der Hammerschläge herausgequetscht und eine innige Berührung des reinen
                              Eisens ohne eingeschlossene Schlacke erzielt werde.
                           Denkt man sich dagegen eine solche Form der Berührungsflächen, wo die Ränder sich
                              berühren, in der Mitte aber ein hohler Raum bleibt, so leuchtet es ein, daß nur sehr
                              wenig Schlacke zwischen den beiden auf einander liegenden Eisenstücken entweichen,
                              vielmehr der größte Theil davon fest dazwischen eingeschlossen bleiben wird, wenn
                              die Ränder fest zusammengeschweißt sind.
                           Derartige einfache Handgriffe werden nur zu leicht übersehen, weßhalb es hier
                              gestattet seyn möge, auf diese Methode aufmerksam zu machen, welche so manches
                              Unglück zu verhüten im Stande seyn dürfte.