| Titel: | Ueber eine neue Eisen-Reinigungsmethode durch den inducirten elektrischen Strom; von A. C. Fleury. | 
| Autor: | A. C. Fleury | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. CXVI., S. 427 | 
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                        CXVI.
                        Ueber eine neue Eisen-Reinigungsmethode durch den
                           inducirten elektrischen Strom; von A. C.
                              Fleury.
                        Fleury, über Eisen-Reinigung durch den inducirten elektrischen
                           Strom.
                        
                     
                        
                           Mit Vergnügen las ich in dem zweiten Augusthefte dieses Journals (Bd. CLXI S. 305)
                              eine Mittheilung über die Elektrolyse des flüssigen Roheisens von Hrn. August Winkler.
                           Seine Bemerkung, daß die Elektrolyse des Roheisens im Herde
                                 eines Hohofens möglicher Weise eine brauchbare Reinigungsmethode des Roheisens
                                 von den für die Stahlfabrication so schädlichen Beimengungen des Schwefels und
                                 Phosphors werden könne, findet sich in meiner Eisen-Reinigungsmethode
                              bestätigt, und ich glaube, daß die Mittheilung einiger meiner Versuche in dieser
                              Richtung von Interesse seyn werde.
                           Die Beobachtung einiger Wirkungen, welche durch den inducirten elektrischen Strom
                              hervorgebracht werden, und die verschieden von jenen des einfachen ununterbrochenen
                              galvanischen Stromes sind, veranlaßt mich, denselben zur Reinigung von Eisen in
                              Puddelöfen zu versuchen. Ich kam auf den Gedanken, daß ich mittelst des inducirten
                              gebrochenen Stroms (erzeugt mit Ruhmkorff's bekanntem
                              Inductionsapparat) die chemische Verwandtschaft, womit die verschiedenen
                              Verunreinigungen, Schwefel, Phosphor, Arsenik etc. an dem Eisen festhalten,
                              zerstören könne, und dieselben durch Stickstoff und Wasserstoff als Gasverbindungen
                              abzuführen im Stande sey.
                           Ich stellte Versuche in größerem Maaßstabe an, fand durch unerwartet gute Resultate
                              die Richtigkeit dieser Ansicht bestätigt, und treffe nun Vorbereitungen meinen
                              patentirten elektrischen Proceß auch in Hohöfen praktisch einzuführen.
                           Der folgende Versuch war einer meiner ersten.
                           
                           900 Pfd. altes Gußeisen, bestehend aus zerbrochenen Oefen etc., im Werthe von 10 Pfd.
                              St. zu 12 Pfd. St. per Tonne, wurden ohne Zumischung von
                              Hammerschlag oder Flußmittel in einem Puddelofen bis zum Aufkochen erhitzt.
                           Als die Masse anfieng aufzukochen, wurde während 10 Minuten ein inducirter Strom,
                              hervorgebracht durch einen von Hrn. Ritchie in Boston
                              verfertigten Inductionsapparat von 12 Zoll Funkenlänge, durch die schmelzende Masse
                              geleitet, und zu gleicher Zeit durch eine schmiedeeiserne Röhre kohlensaures
                              Ammoniak in die kochende Masse eingerührt.
                           Dabei wurde Folgendes beobachtet:
                           1) Das Eisen schäumte auf, und bildete eine zellenähnliche Masse, die sich später
                              durch das Puddeln in äußerst zähes Schmiedeeisen verwandelte. Während dieses
                              Schäumens, welches durch das zugesetzte kohlensaure Ammoniak bedeutend vermehrt
                              wurde, konnte die Entwicklung einer beträchtlichen Menge eines Gases bemerkt werden,
                              welches dem eigenthümlichen Gerüche nach zu schließen Cyan enthielt.
                           2) Die elektrischen Funken konnten wie Bündel zuckender Blitze, von einem Ende des
                              aus einer Platinspitze bestehenden Leiters bis zum andern überspringend, deutlich
                              gesehen werden.
                           3) Der Leitungsdraht kam einmal zufälliger Weise mit der eisernen Bekleidung des
                              Ofens in Berührung, als zur Verwunderung aller Anwesenden von jedem Theile der damit
                              in Verbindung stehenden Maschinerie (Dampfkessel, Räder etc. von wenigstens 500
                              Tonnen Gewicht) mit dem Knöchel ein zolllanger Funke gezogen werden konnte.
                           4) Die Bildung von feinfaserigem Eisen fand in ungemein kurzer Zeit statt.
                           5) So wie das Eisen zu ballen anfieng, wurde es von den Puddlern durch Bordan's bekannte Zängemaschine geführt, und dann ohne ferneres Erhitzen sogleich zu Nägelplatten
                                 ausgewalzt. Der Gewichtsverlust betrug nicht mehr als 10 Procent.
                           6) Eine solche Eisenplatte wurde im Fulton-Eisenwerk in
                              New-York heiß und kalt geprüft und in jeder Beziehung dem
                              besten Dampfkessel-Eisen gleich befunden; die daraus fabricirten Nägel waren von
                              ausgezeichnet zäher und feinfaseriger Qualität.
                           Aehnliche Resultate wurden mit Roheisen, welches Schwefel und Phosphor enthielt,
                              erzielt.
                           Ich habe seitdem bedeutende Verbesserungen in dieser Bearbeitungsmethode gemacht,
                              worüber ich später in diesem Journal berichten werde.
                           Philadelphia, den 1 December 1861.