| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 233 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Gasmaschinen in Paris; von Prof. E. G. Schmidt in Stuttgart.
                           Ueber die Gasmaschinen sind sowohl unter den Technikern als auch im Publicum so
                              widersprechende Ansichten verbreitet, daß es wohl am Platz seyn dürfte, ein Urtheil
                              darüber, das sich auf eigene Anschauung gründet, hier mitzutheilen.
                           Vor allen Dingen steht als Thatsache fest, daß in Paris derzeit gegen 30 Gasmaschinen
                              von angeblich 1 bis 8 Pferdekräften in den verschiedensten Zweigen der Industrie
                              thätig sind, und daß ihre Anwendung immer weiter sich ausbreitet. Die Maschinen
                              besitzen einen ebenso ruhigen und gleichmäßigen Gang wie die Dampfmaschinen, und die
                              Functionen aller einzelnen Theile sind so gut geordnet und geregelt, daß Störungen
                              durch Nichtentzündung oder Explosionen nur noch äußerst selten vorkommen. Eine
                              besondere Bedienung erfordern die kleineren Maschinen nicht, selbst das Schmieren
                              scheint durch vervollkommnete Apparate so erleichtert, daß die früher ausgesprochene
                              Ansicht: „man erspare wohl den Heizer, brauche aber dafür einen
                                 Schmierer“ dermalen wohl keine allgemeine Geltung mehr haben dürfte.
                              Die Beschaffung der erforderlichen Quantitäten Gas und Kühlwasser bietet bei den
                              großartigen Anlagen, die Paris dafür besitzt, ebenfalls keinerlei Schwierigkeit dar,
                              und man hört keine Klagen, daß in dieser Beziehung irgend ein Hinderniß aufgetreten
                              sey. In Paris wird das Wasser bis in die obersten Etagen der Gebäude getrieben, und
                              jede Haushaltung erhält als geringstes Quantum täglich einen Kubikmeter gegen eine
                              jährliche Abgabe von 70 bis 80 Frc. Dieses Wasserquantum ist in den meisten Fällen
                              weit größer als das zu Wirthschaftszwecken erforderliche, so daß noch eine genügende
                              Menge zur Kühlung der Gasmaschine übrig bleibt, welche ja auch das Wasser nicht
                              consumirt, sondern nur erwärmt, so daß es nach erfolgter Abkühlung von Neuem benutzt
                              werden kann.
                           Der Gasverbrauch wird pro Stunde und Pferdestärke
                              durchgängig zu einem Kubikmeter im Preis von 30 Centimen angenommen; mit dieser
                              Annahme begnügen sich die Besitzer der Gasmaschinen, und wenn sie stündlich für 30
                              Centimen Gas consumirt haben, so scheinen sie zu glauben, daß ihre Maschine mit 1
                              Pferdestärke gearbeitet habe. Sieht man aber die Maschinen arbeiten und zieht in
                              Betracht, was sie bei einem Gasconsum von einem Kubikmeter pro Stunde wirklich leisten, so überzeugt man sich bald, daß dieß bei
                              Weitem noch keine volle Pferdestärke ist, sondern nur ungefähr so viel, als zwei
                              Paar kräftige Menschenarme auch leisten können.
                           Die aus dieser Wahrnehmung zu ziehende Folgerung, daß die volle Pferdestärke ein weit
                              größeres Gasquantum, als das angegebene, consumiren müsse, findet ihre
                              unzweifelhafte Bestätigung durch die sorgfältigen und umfassenden Versuche, welche
                              Hr. Tresca, Subdirector am Conservatoire impérial des arts et métiers im März d. J. mit
                              einer Gasmaschine von 24 Centimeter Cylinderdurchmesser und zwölf Centimeter
                              Kolbenhub unter Benützung der vorzüglichsten, von der reichhaltigen Sammlung des
                              Conservatoriums gebotenen Hülfsmittel angestellt und in den Annales du cons. veröffentlicht hat.
                           Folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der wichtigsten Resultate, welche mit
                              Benützung eines Bremsdynamometers von 1,5 Meter Hebellänge während einer 14stündigen
                              Versuchszeit gewonnen wurden. Zu bemerken ist dabei, daß sich die verticalen
                              Zahlenreihen auf die am 17., 20. und 22. März angestellten Versuche beziehen.
                           
                              
                                 Dauer des Versuchs in Stunden
                                 5,00
                                 3,95
                                 4,80
                                 
                              
                                 Durchschnittliche Umdrehungszahl per Minute
                                 94,50
                                 101,96
                                 107,55
                                 
                              
                                 Belastung des Hebels in Kilogr.
                                 4,50
                                 4,20
                                 4,20
                                 
                              
                                 Arbeit in Pferdestärken
                                 0,90
                                 0,90
                                 0,99
                                 
                              
                                 Totalverbrauch an Gas in Kubikmetern
                                 12,06
                                 10,00
                                 13,00
                                 
                              
                                 Gasverbrauch per Pferd und Stunde
                                    in Kubikmetern
                                 2,70
                                 2,82
                                 2,71
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich der durchschnittliche Verbrauch an Gas pro Stunde und Pferdestärke zu 2,74 Kubikmeter, oder, da 1 Kubikmeter
                              gleich 35,3 Kubikfuß engl., zu 96,7 Kubikfuß engl. Die Quantitäten des mit
                              10° Cels. zugeführten Kühlwassers betrugen bei den einzelnen Versuchsreihen
                              aufeinanderfolgend 554, 1164 und 684 Liter und die Temperatur des austretenden
                              Wassers in derselben Reihenfolge 92, 60 und 90° C.
                           Bei dem Pariser Gaspreis von 30 Cent. oder 8,4 kr. per
                              Kubikmeter käme sonach die Unterhaltung einer vollen Pferdestärke pro Stunde auf 23 kr., und pro Tag bei 11 Stunden effectiver Arbeitszeit auf 4 fl. 12 kr. Der
                              Totalverbrauch an Oel betrug bei den Pariser Versuchen während 10 Stunden 365 Gramme
                              oder reichlich 2/3 Pfd. im Preis von circa 30 kr.
                           Trotz dieser im Vergleich zu den Unterhaltungskosten einer Dampfmaschine allerdings
                              sehr ungünstigen Resultate würde es aber doch voreilig erscheinen, die Gasmaschine
                              sofort zu verdammen und ihr jede Zukunft abzusprechen. Abgesehen von den
                              Verbesserungen, welche sie wahrscheinlich noch erfahren wird, gewährt sie schon
                              jetzt eine in sehr vielen Fällen mit Vortheil anzuwendende Triebkraft, die
                              namentlich in größeren Städten, wo das Gas billig, die Handarbeit aber theuer ist,
                              und wo die beschränkten Localverhältnisse die Anwendung eines anderen Motors
                              unbedingt verbieten, Aufnahme finden dürfte. Was kümmert es z.B. einen Buchdrucker
                              in einer Pariser Passage, dem zur Unterbringung seiner Pressen und seines Comptoirs
                              nur wenige Quadratmeter Raum zu Gebote stehen, oder einen in einer engen Gasse vier
                              Treppen hoch wohnenden Bortenmacher, welche Vortheile ihnen durch Anwendung von
                              Dampfmaschinen anstatt ihrer Gasmaschinen erwachsen würden, wenn sie überzeugt sind,
                              daß sie den Dampf in ihren Verhältnissen ebensowenig benützen können wie den Wind,
                              der die Mühlen auf dem Montmartre treibt?
                           Die Gasmaschine kann man in jedem Winkel unterbringen, man kann im Winter die
                              Werkstatt zugleich heizen, und gewinnt auch noch bedeutende Mengen warmen Wassers,
                              was für den kleinen Fabrikanten, bei welchem gewöhnlich Werkstatt und Haushaltung in
                              enger Verbindung stehen, auch eine gewisse Annehmlichkeit mit sich bringt. Derartige
                              Verhältnisse treten nun in großen Städten allerdings weit häufiger auf, als in
                              kleineren; sie fehlen aber auch hier nicht, und so kann es wohl kommen, daß die
                              Gasmaschinen auch in kleineren Städten, wo man Gasbeleuchtung hat, Eingang finden
                              und zur Zufriedenheit ihrer Besitzer arbeiten werden. Vorzugsweise wird die
                              Gasmaschine da mit Vortheil anzuwenden seyn, wo kein continuirlicher Betrieb
                              stattfindet.
                           In Paris kosten zwei Radtreiber täglich wenigstens 6 Fr., bei starkem Betriebe muß
                              man mit doppeltem Personal zur Ablösung arbeiten und hat dann gegen 12 Fr. Unkosten.
                              Die Gasmaschine welche das Gleiche leistet, kostet stündlich 30 Centimen, täglich
                              also 3 Fr., mithin nur die Hälfte oder beziehungsweise nur ein Viertel so viel, wie
                              die Handarbeit, und wenn man auch noch 1 Fr. für Schmiere und einige Sous für Zinsen und Abschreibung
                              hinzurechnet, bleibt doch immer noch Gewinn. Warum soll nun der Pariser Fabrikant
                              unter diesen Umständen die Gasmaschine nicht anwenden, die er in jedem Falle mit
                              Leichtigkeit unterbringen kann, die ihm keine Kosten verursacht, wenn er sie nicht
                              laufen läßt, deren Ingangsetzung ihm nur wenig mehr Mühe macht, als das Anzünden
                              seiner Gasflammen? Und wie gering ist der relative Werth von 30 Centimen in Paris,
                              wo man z.B. jeden Schoppen Bier mit 40 Cent. bezahlen muß.
                           An eine Concurrenz der Gasmaschine mit der Dampfmaschine ist aber vor der Hand nicht
                              zu denken. Die Gasmaschine wird nur für kleinere Arbeitsgrößen mit Nutzen zu
                              verwenden seyn, und wenn die Gesellschaft Lenoir und Comp. zum Betrieb ihrer neuen, mit 10 großen und mehreren
                              kleineren Maschinen ausgerüsteten Werkstätte in der Avenue de
                                 Saxe zu Grenelle, welche bei vollem Betriebe sicher gegen 5–6
                              Pferdestärken in Anspruch nimmt, eine Gasmaschine mit angeblich nur 52 Kubikmeter
                              Gasverbrauch pro Tag anwendet, so kann dieß lediglich
                              als eine Maßregel der Speculation, nicht als ein der Nachahmung werthes Beispiel
                              betrachtet werden. Angenommen, die Gasmaschine verbrauche auf 5 Pferdestärken
                              wirklich nur 52 Kubikmeter, so kostet deren tägliche Unterhaltung 15 1/2 Franken,
                              während eine Dampfmaschine von gleicher Arbeitsstärke bei einem Kohlenpreis von 4
                              Fr. pro 100 Kilogr. und einem Kohlenverbrauch von 4
                              Kilogr. pro Stunde und Pferdekraft nur circa 8 Fr. kosten würde.
                           Aus einem Verzeichnis, welches der neuesten Preisliste der Gesellschaft Lenoir und Comp. beigegeben
                              worden, ist zu ersehen, daß dieses Etablissement bis Ende Juni d. J. für Pariser
                              Werkstätten 39, für das übrige Frankreich 17 und für das Ausland 16, im Ganzen
                              sonach 72 Maschinen ausgeführt hat. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr.
                              34.)
                           
                        
                           Notiz über Anwendung von Steinkohlen zur Locomotivfeuerung;
                              von Couche.
                           Auf der Taff-Vale-Eisenbahn (England) wurden bei Anwendung der dort gewonnenen Kohlen
                              die Roststäbe sehr schnell zerstört, so daß die Maschinen fast jeden Tag einige neue
                              Roststäbe erhalten mußten. Dieser Uebelstand, welcher lediglich Folge der
                              entwickelten intensiven Hitze war, wurde dadurch vollständig beseitigt, daß man den
                              Rost durch eine aufgeschüttete Schicht von zerschlagenen feuerfesten Steinen gegen
                              die directe Einwirkung des Feuers schützte. Die Roststäbe halten seitdem über 4
                              Monate und gewährt die Steinschicht auch den Vortheil, daß sie das Durchfallen der
                              feinen Kohlenstückchen verhindert. Natürlich kann das vorstehende Mittel nur bei
                              sehr reinen Kohlen angewendet werden, da die Zwischenräume der Steinstücke sonst
                              bald durch Schlacken verstopft würden und ein Reinigen des Feuers von unten her auch
                              nicht mehr möglich ist. Der Verfasser empfiehlt, bei der Kohlenheizung die ganze
                              Rostfläche nicht gleichförmig zu bedecken, sondern in der Mitte die Kohlenschicht so
                              dünn zu halten, daß man die Roststäbe theilweise sehen kann. (Annales des mines, 1859; Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und
                              Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 321.)
                           
                        
                           Controle-Apparat für Bahnhofs-Signale, von Dufau und Hardy.
                           Vor den französischen Bahnhöfen stehen meistens Signalpfähle, welche mittelst
                              farbiger Scheiben und Laternen den Locomotivführern der ankommenden Züge anzeigen,
                              ob die Einfahrt in den Bahnhof frei ist oder nicht. Der fragliche Apparat bezweckt
                              nun, dem Stationsvorstande in seinem Dienstlocale eine Controle des erwähnten
                              Signales zu ermöglichen. Dieß wird durch eine elektrische Leitung erreicht, mittelst
                              welcher die Drehung der farbigen Scheiben des Signalpfahles besondere Zeichen auf
                              dem im Dienstlocale befindlichen Apparate hervorbringt; wenn die Scheibe nicht
                              vollständig gedreht, d.h. wenn das Signal nicht deutlich eingestellt ist, so löst
                              der elektrische Strom ein Läutewerk aus. Wenn in der Nacht die Laterne mit farbigen
                              Gläsern aufgezogen ist, so geht der Strom durch zwei oberhalb der Flamme angebrachte
                              Metall-Thermometer, welche nur bei einem bestimmten Wärmegrade im Contacte sind.
                              Wird demnach das Licht der Laterne schwächer oder erlischt es, so wird dadurch der
                              elektrische Strom unterbrochen und das Läutewerk wieder in Thätigkeit gesetzt (A. a.
                              O.)
                           
                        
                           Umänderung der Engerth'schen
                              Locomotiven auf der französischen Ostbahn, von Couche.
                           Die Engerth'schen Maschinen, deren Construction auf das
                              Befahren scharfer Curven berechnet ist, haben den Fehler, daß die Adhäsion der drei
                              vorderen Achsen zu klein für die entwickelte Zugkraft ist; eine versuchte
                              Vergrößerung der Adhäsion durch Ankuppelung der hinteren Achsen mittelst Zahnräder
                              hat sich in der Praxis nicht bewährt. Da die Curven der französischen Bahnen einen
                              langen Radstand vertragen, so änderte man einzelne Maschinen anfänglich in der Art
                              um, daß man die vierte, dicht vor der Feuerkiste liegende Achse, welche ursprünglich
                              mit den beiden Tenderachsen zusammen ein besonderes System bildete, mit den drei
                              vorderen Achsen kuppelte, und also eine Maschine mit acht gekuppelten Rädern
                              herstellte, deren Feuerkiste zum Theil mittelst der verlängerten Tenderrahmen von
                              den beiden Achsen des Tenders getragen wurde. Diese Aenderung brachte allerdings
                              eine kleine Vermehrung der Adhäsion, bewirkte aber eine höchst ungleiche Vertheilung
                              der Last auf den Achsen, und da eine Nachwägung der Belastung, nachdem der Tender
                              abgehängt war, ergab, daß letzterer nur 1/28 von dem Gewichte der eigentlichen
                              Maschine trug, so entschloß man sich, das Engerth'sche
                              System, von welchem man übrigens nur das Uebertragen eines Theiles der Last auf den
                              Tender beibehalten hatte, total aufzugeben, die Maschine mit gewöhnlichen Tendern
                              laufen zu lassen und eine gleichförmige Belastung der Achsen dadurch zu erreichen,
                              daß man vorn zwischen den Cylindern ein Belastungsgewicht von 4 1/2 Tonnen Schwere
                              anbrachte. Die ganze Maschine wiegt jetzt 910 Ctr. und die Belastung der vier
                              Treibachsen variirt nun zwischen 218 und 236 Ctr.; sie arbeitet in jeder Beziehung
                              besser, als bei der ursprünglichen Anordnung und werden deßhalb auf der Ostbahn
                              sämmtliche Engerth'sche Maschinen in dieser Weise
                              umgeändert. (A. a. O.)
                           
                        
                           Anwendung der Röhren aus asphaltirtem Papiere zu
                              Bergwerkszwecken.
                           Wir haben – schreibt man dem Mining Journal
                                 – es vorausgesagt, daß diese Röhren, welche in sehr wesentlichen
                              Punkten vor den eisernen Vorzüge haben, überall, wo man sonst nur Metall nahm, zur
                              Anwendung kommen würden. Es spricht für die Wichtigkeit und Nützlichkeit der
                              Erfindung, daß eine Autorität wie Hr. Nicolaus Wood (zu
                              Newcastle am Tyne) vor Kurzem eine ansehnliche Zahl solcher Röhren bestellt hat, um
                              auf der Hetton-Kohlengrube verwendet zu werden, indem man gefunden, daß sie für
                              Bergwerkszwecke allen anderen Röhren in jeder Hinsicht vorzuziehen sind. Ganz
                              besonderen Werth hat in vielen Fällen deren geringes Gewicht, da man die Röhren
                              selbst auf Lastthieren über Berge hinwegschaffen kann; aus diesem Grunde ist jüngst
                              eine große Menge solcher Röhren von einer bei südamerikanischen Gruben betheiligten
                              Gesellschaft angekauft worden, und zwar zur Wetterführung; dieselben sind mehrere
                              Hundert (engl.) Meilen über Gebirge zu transportiren. – Da die Röhren leicht
                              zu legen und zu verlegen sind, so eignen sie sich auch sehr gut für Ziegeleien und
                              Töpfereien. In dem Royal Victoria Patriotic Asylum,
                                 Wandsworth, bedient man sich ihrer mit dem besten Erfolge bei der
                              Bewässerung mit flüssigem Dünger. Man sagt uns, daß hier eiserne Röhren etwa 250
                              Pfd. Sterl. gekostet haben würden, während für die papiernen nur 60 bis 70 Pfd.
                              Sterl. ausgegeben sind. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
                              Hüttenwesen, 1861, Nr. 44.)
                           
                        
                           
                           Sicherheitslampe mit Drahtnetz aus Aluminium.
                           Bei der letzten Versammlung des nordenglischen Ingenieur-Instituts zeigte Hr. J. L.
                              Bell von Newcastle am Tyne eine Sicherheitslampe vor,
                              deren Drahtnetz aus Aluminiumdraht gefertigt war. Die erzielten Vortheile liegen
                              darin, daß der weiße Aluminiumdraht mehr Licht durchläßt, nicht oxydirbar und sehr
                              leicht ist. Durch die Aluminiumfabrik der HHrn. Gebr.
                                 Bell wird jetzt das Aluminium zu 50 Shill. das Pfd., also bei der großen
                              Leichtigkeit desselben so billig geliefert, daß die Kosten, selbst zu dieser, eben
                              angegebenen Verwendung nicht mehr in Betracht kommen. Durch die ausgedehnte
                              Beschäftigung damit sind die gedachten Herren dahin gekommen, das Aluminium ebenso
                              leicht als irgend ein anderes Metall bearbeiten zu können. Seine Schmelztemperatur
                              liegt zwischen der des Silbers und Zinks, das Schmelzen kann ohne Fluß in einem
                              gewöhnlichen hessischen Tiegel vorgenommen werden. Es läßt sich, freilich unter sehr
                              oft wiederholtem Anwärmen, zu ebenso dünnen Blättern, wie Gold ausschlagen, ebenso,
                              indessen sehr allmählich, zu feinem Draht ausziehen. Die einzige Schwierigkeit ist
                              dabei, die zum Ausglühen nöthige Temperatur richtig zu treffen, indem sonst leicht
                              der Draht zu einer Kugel zusammenfließen kann. Gegenüber anderen Angaben behaupten
                              die HHrn. Bell, daß reines Aluminium durch die Luft und
                              den in ihr etwa enthaltenen Schwefelwasserstoff nicht anläuft. Der Grund für die
                              entgegengesetzten Angaben liegt in der Unreinheit des angewendeten Aluminiums.
                              (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr.
                              44.)
                           
                        
                           Ueber die Wirkung des Sauerstoffes auf Zinnchlorür bei der
                              Bestimmung des Zinnes durch übermangansaures Kali, von Scheurer-Kestner.
                           Mohr hat in seinem Lehrbuche der Titriranalyse schon
                              angegeben, daß bei der Zinnbestimmung mittelst Chamäleonlösung etc. die Bestimmung
                              verschieden ausfällt, je nachdem man dabei mehr oder weniger Wasser anwendet. Der
                              Verf. weist nach:
                           1) daß dieses herrührt von im Wasser gelösten Sauerstoffe;
                           2) daß der Sauerstoff das Zinnchlorür in sehr concentrirter Lösung nicht verändert,
                              auch nicht das Zinnoxydulhydrat, wohl aber das Zinnchlorür in sehr verdünnter
                              Lösung.
                           3) Bei Titriranalysen muß man deßhalb erst durch Kochen den Sauerstoff aus dem Wasser
                              austreiben oder statt des Zinnchlorürs Zinnoxydul anwenden.
                           4) Man kann auch, bevor man Wasser zum Zinnoxydule setzt, letzteres durch
                              salpetersaures Kupfer zersetzen, es bildet sich dann ein Kupferoxydulsalz, das man
                              mittelst Chamäleonlösung bestimmt, auf welches der Sauerstoff auch nicht einwirkt.
                              Stromeyer hat zu demselben Zwecke schon Eisenoxydul
                              angewandt. (Comptes rendus, t. LII p. 531.)
                           
                        
                           Ueber borsauren Natronkalk (Tinkalzit); von T. L. Phipson.
                           Es werden jetzt beträchtliche Quantitäten eines Minerals nach Europa gebracht,
                              welches in den Lagern von Natronsalpeter im südlichen Peru gefunden wird. Dieses
                              Mineral wurde im Jahre 1850 von Ulex untersucht, welcher
                              darin Borsäure, Kalk und Natron fand. Seine Analyse gibt jedoch den Wassergehalt zu
                              klein und den Borsäuregehalt zu groß an. Im Jahre 1859 erhielt Kletzinsky dasselbe Mineral (Rhodizit genannt), aber von der Westküste
                              Afrikas herstammend, und analysirte es ebenfalls. Seine Analyse (polytechn. Journal
                              Bd. CLIII S. 359) stimmt mit der
                              Analyse, welche der Verf. mit dem Mineral aus Peru angestellt hat, ziemlich überein.
                              Er schlug für das Mineral den Namen Tinkalzit vor. Dieses
                              Mineral erscheint in Form von Knollen, welche die Eingebornen Tiza nennen, und deren
                              Größe von der einer Haselnuß bis zu der einer Kartoffel wechselt. Diese Knollen sind
                              ziemlich weich und zeigen beim Zerbrechen, daß sie im Inneren aus feinen
                              seidenglänzenden Krystallnadeln bestehen. Sie enthalten oft kleine, theils farblose,
                              theils röthlich gefärbte Krystalle von Gyps und das Ganze ist mit Kochsalz imprägnirt, welches man
                              sofort durch den Geschmack erkennt. Bei Behandlung mit Wasser löst dasselbe leicht
                              Borax und Kochsalz daraus auf; Säuren lösen das ganze Mineral auf, indem nur ein
                              geringer Rückstand von feinem Sand bleibt, welcher Ueberreste von Thierchen enthält.
                              Die Dichte dieses Minerals ist 1,93.
                           Die Analyse ergab dem Verf. folgende Zusammensetzung, welcher die von Kletzinsky für das afrikanische Mineral gefundenen Zahlen
                              beigefügt sind.
                           
                              
                                 
                                 
                                    Tinkalzit
                                    
                                 
                              
                                 
                                 aus Amerika
                                 aus Afrika
                                 
                              
                                 
                                 Phipson.
                                 Kletzinsky.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 34,00
                                 37,40
                                 
                              
                                 Natron
                                 11,95
                                 10,13
                                 
                              
                                 Kalk
                                 14,45
                                 14,02
                                 
                              
                                 Borsäure
                                 34,71
                                 36,91
                                 
                              
                                 Chlor
                                   1,34
                                   1,33
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                   1,10
                                   0,50
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   0,60
                                 –
                                 
                              
                                 Sand
                                   2,00
                                 –
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 Spuren
                                 –
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Talkerde
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                      100,15
                                         100,00
                                 
                              
                           Läßt man die Beimengungen außer Acht und berücksichtigt man nur die wesentlichen
                              Stoffe, nämlich Wasser, Natron, Kalk und Borsäure, so findet man hiernach für den
                              Tinkalzit folgende Formel:
                           (NaO, 2BO³ + 10HO) + 2 (CaO, BO³ + 2HO) + 2HO.
                           Die Gegenwart der übrigen Stoffe läßt vermuthen, daß der Tinkalzit sich aus
                              Mineralquellen abgesetzt hat, und durch den Umstand, daß das zweifach-borsaure
                              Natron seine 10 Atome Wasser enthält, und daß der unlösliche Rückstand mit Resten
                              von Thierchen etc. vermischt ist, wird angedeutet, daß die Temperatur dieser warmen
                              Quellen niedriger als 55° C. war.
                           In dem Zustande, in welchem der Tinkalzit zum Verbrauch in der Industrie aus Amerika
                              nach Europa eingeführt wird, enthält er ungefähr 60 Proc. Borax, 25 Proc. borsauren
                              Kalk, 2 1/2 Proc. Kochsalz und 35 Proc. Wasser. Er ist ein ausgezeichnetes
                              Flußmittel, welches bei metallurgischen Analysen sehr gut den Borax ersetzen kann.
                              Um die Borsäure daraus zu gewinnen, behandelt man ihn mit etwas verdünnter kochender
                              Salzsäure, so daß die Basen dadurch gesättigt werden, und filtrirt heiß, worauf beim
                              Erkalten die Borsäure sich in reichlicher Menge ausscheidet. (Comptes rendus, t. LII p. 406; polytechnisches
                              Centralblatt, 1861 S. 620.)
                           
                        
                           Ueber die Färbung der Gesteine, von Fournet.
                           Fournet hat Mittheilungen über die Färbung der Gesteine
                              zu machen begonnen.Comptes rendus t. L p. 1175; t LI p. 39, 79, 112. Eine bituminöse Substanz ist nach ihm das
                              Färbende in dem Feuerstein, gewissen Chalcedonen und Opalen. Am Berg Oum-Theboul bei
                              La Calle in Algerien kommt zwischen dem oberen Sandstein und dem unteren Kalkstein
                              ein mächtiges Lager von grauem Thon vor, welcher bei dem Brennen hellkaffeebraun
                              wird; die als Caméléon organico-mineral
                              bezeichnete färbende Substanz dieses Thons ist nach Fournet löslich in Säuren, in Wasser, Alkohol und Aether, verhält sich
                              gegen die Säuren als Base und als Säure gegen die Alkalien, mit welchen sie wenig
                              lösliche Verbindungen bildet; sie nimmt bei Einwirkung verschiedener Reagentien
                              mannichfaltige Färbungen an, welche zum Theil davon abhängen wie die Substanz von dem
                              Gestein isolirt worden war; zwei Färbungen, bräunlich-orange und grüne, seyen
                              namentlich beständig. (Jahresbericht für 1860 über die Fortschritte der Chemie,
                              Physik, Mineralogie und Geologie, von Kopp und Will. Gießen 1861.)
                           
                        
                           Bower's Verfahren, gewöhnlichen
                              nicht feuerbeständigen Thon so zu präpariren, daß er für Schmelztiegel etc. zu
                              verwenden ist.
                           Der gewöhnliche nicht feuerbeständige Thon verdankt diese Eigenschaft seinen
                              Beimengungen von Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, wogegen der feuerbeständige Thon frei
                              von den genannten Beimischungen ist; es ist daher für die Praxis von Wichtigkeit,
                              einen nicht feuerbeständigen Thon in einen feuerbeständigen umwandeln zu können.
                              Dieses wird (nach Bower's Patent, mitgetheilt im London
                                 Journal of arts, August 1860, S. 95) dadurch bewirkt, daß der gewöhnliche
                              Thon mit roher Salzsäure so lange behandelt wird, bis die genannten Beimischungen
                              aufgelöst worden sind, wozu etwa eine Stunde langes Kochen mit der Salzsäure
                              erforderlich ist. Wenn sich der Thon abgeschieden hat, wird die Säure entfernt, der
                              Thon mit Wasser vollständig ausgewaschen und getrocknet, wo er alsdann zu allen
                              Zwecken der Technik verwendet werden kann, zu welchen ein feuerfester Thon
                              erforderlich ist.
                           Schon im Jahre 1847 hat Gaffard (l'Institut No. 594; polytechn. Journal Bd. CIV S. 398) ganz dasselbe Verfahren veröffentlicht, nicht feuerfeste
                              Thone in feuerfeste umzuändern. In Schmelztiegeln, welche aus solchen mit Salzsäure
                              etc. behandelten Thonen angefertigt worden waren, wurde Stabeisen geschmolzen, ohne
                              daß die Tiegel dabei erweichten. (Elsner's
                              chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)
                           
                        
                           Zur Zuckerbestimmung im Biere.
                           In einer Notiz über diesen Gegenstand in diesem Journal Bd. CLXI S. 310, habe ich die Methode dahin
                              vereinfachen zu können geglaubt, daß man das umständliche Abrauchen des Bieres und
                              Behandeln des Extractes mit Alkohol umgehe und die Probe unmittelbar auf das
                              gekochte Bier anwende. Durch die geneigte Mittheilung einer brieflichen Bemerkung an
                              die geehrte Redaction, daß auch das im Biere enthaltene Dextringummi reducirend auf
                              die Kupferlösung wirke, und daher die Zahlen hiedurch zu hoch ausfallen müssen, bin
                              ich veranlaßt worden, nochmals auf diese Bestimmungen zurückzukommen, um so mehr, da
                              ich es am Schlusse der genannten Abhandlung weiteren Versuchen zur Entscheidung
                              überlassen habe, ob nicht noch andere Bestandtheile des Bieres auf die Kupferlösung
                              einzuwirken im Stande seyen und die Menge des auf solche Weise gefundenen Zuckers
                              vergrößern können. Fernere Versuche haben nun gezeigt, daß dieß allerdings der Fall
                              ist, indem Dextrin zwar viel geringer als Zucker und nur nach länger fortgesetztem
                              Kochen reducirend auf die Kupferlösung wirkt, aber doch immerhin so viel, daß die
                              für Zucker erhaltenen Zahlen erhöht werden. Da nun einerseits, wie bemerkt, die nach
                              der vereinfachten Methode gefundenen Zahlen zu hoch ausfallen, so dürften
                              andererseits dieselben wohl stets etwas zu niedrig seyn, wenn man es versucht, den
                              Zucker aus dem Biere durch Alkohol zu extrahiren, indem es kaum möglich ist, durch
                              die Behandlung mit Weingeist die ganze Menge des Zuckers zu extrahiren, und daher
                              das mit Alkohol behandelte Extract stets noch etwas zuckerhaltig bleiben wird. Die
                              Kupferprobe eignet sich demnach überhaupt nicht für Versuche, welche weniger eine
                              Vergleichung geringer Biersorten in Beziehung auf ihren durch Dextrin etwas
                              modificirten Zuckergehalt, als vielmehr eine absolut genaue Zuckerbestimmung im
                              Biere zum Zwecke haben.
                           A. Vogel.
                           
                        
                           
                           Ueber die Zufälle, welche bei Anwendung von Mennigkitt in
                              Bleichereien, Färbereien und Druckereien stattfinden können, von Persoz.
                           Ueber diesen Gegenstand hat Persoz im Bulletin de la Société d'Encouragement,
                              September 1860, S. 554 eine Abhandlung veröffentlicht, deren Inhalt im Wesentlichen
                              folgender ist.
                           Es ist bekannt, daß in den gebleichten, gefärbten, gedruckten Geweben mitunter ein
                              Fleckigwerden während des Processes selbst eintritt, ein Zufall, welcher manchmal
                              ganz unerklärlich bisher erschien; nach den Untersuchungen von Persoz ist der Grund dieser, für den Fabrikanten sehr unangenehmen
                              Erscheinung darin zu suchen, daß das Wasser oder Wasserdampf, welcher zu obigen
                              Industriezweigen verwendet werden soll, sehr häufig durch kupferne, eiserne,
                              bleierne Röhren geleitet wird, deren Verbindungsstücke mit Mennigkitt verbunden sind; der Mennigkitt wird bekanntlich durch Einrühren
                              von Mennig in ein austrocknendes Oel (Siccativ) zu diesem Zweck dargestellt. An den
                              Verbindungsstücken bilden sich nun gewöhnlich Auftreibungen des Kitts, und von
                              diesem werden Theilchen fortgerissen, wenn durch die Röhren Wasser oder Wasserdampf
                              hindurchgeleitet wird; gelangen nun solche abgesonderte Theilchen des Mennigkitts in
                              die Färbeflotten, Bleichflüssigkeiten, Appreturmassen, so sind sie die sehr
                              unangenehme Veranlassung zur Entstehung von Flecken in den Geweben, wie sich Persoz durch die Untersuchung solcher fleckig gewordenen
                              Stoffe überzeugt hat, indem er in denselben Blei nachwies, natürlich ohne daß die
                              gefärbte oder bedruckte Waare selbst mit einem Bleipräparat gefärbt oder bedruckt
                              worden war.
                           Um die Entstehung solcher Flecke zu vermeiden, wird es daher erforderlich seyn, bei
                              oben erwähnten Industriezweigen die Verbindungsstücke der Wasser- oder
                              Wasserdampfleitungen nicht mit Mennigkitt, sondern mit einem andern nicht
                              bleihaltigen Kitt zu vereinigen. (Elsner's
                              chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)
                           
                        
                           Sehr guter Kitt, um Gegenstände von Holz mit Gegenständen
                              anderer Art zu verbinden; von Dr. Elsner.
                           Es kommt bekanntlich sehr häufig der Fall vor, Gegenstände von Holz mit Gegenständen
                              von Metall aller Art, Glas, Stein etc. fest zu vereinigen. Hierzu dient nun nach
                              meinen Erfahrungen nachstehende Kittmasse.
                           Leim (Tischlerleim) wird mit kochendem Wasser zur
                              Leimconsistenz für Tischlerarbeiten gekocht und hierauf der Leimlösung unter
                              Umrühren so viel gesiebte Asche (Holzasche) hinzugesetzt, daß hierdurch eine Art
                              firnißähnliche Masse sich bildet. Mit dieser noch warmen Masse werden nun die zu
                              vereinigenden Flächen der Gegenstände bestrichen und letztere aneinander gedrückt.
                              Nach dem Erkalten finden sich die Gegenstände so fest verbunden, daß sie nur mit
                              großer äußerer Gewalt wieder von einander getrennt werden können, ja öfters findet
                              der neue Bruch an einer ganz frischen Stelle statt, und die eigentliche
                              Kittverbindung bleibt unverändert. Schleifsteine auf Holztafeln mit obiger Masse
                              gekittet, halten schon seit jahrelangem Gebrauch zusammen, ebenso Glasreiber für
                              Emaillefarben, bei denen das Glasstück mit dem Holzgriff durch obigen Kitt vereinigt
                              worden war u.s.w. Obige Kittmasse ist demnach für die oben angegebenen Zwecke
                              besonders zu empfehlen. (Elsner's chemisch-technische
                              Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)