| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 312 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Londoner Ausstellung-Gebäude.
                           Die Gußwaaren dazu werden in der Staveley Eisenhütte in Derbyshire ausgeführt, deren
                              Eigenthümer, Hr. Barrow, einer der größten
                              Eisenhütten-Besitzer Englands, die Construction und Ausführung selbst überwacht. Die
                              abgelieferten Gußstücke haben sich nach dem Urtheile Sachverständiger als ganz
                              ausgezeichnet gelungen bewährt. Wir finden da 166 runde Säulen für das Haupt- und
                              die Querschiffe, 12'' im Durchmesser, mit einer gleichen
                              Anzahl viereckiger Unterlagspfeiler verbunden; 312 runde 8zöllige Säulen, und 149
                              viereckige 12zöllige Säulen für die Gallerien, 158 8zöllige und 160 10zöllige Säulen
                              für die Gemälde-Gallerie, und 62 Säulen, um das Dach zu tragen, das die Lichthöfe
                              bedeckt. Würden alle diese Säulen, Ende an Ende, an einander gereiht, so würden sie
                              von dem Ausstellungsgebäude ostwärts bis zu den London-Docks, westwärts bis Kew,
                              nordwärts bis Hampstead, südwärts bis zum Krystallpalast zu Sydenham reichen. Mit
                              den übrigen gegossenen Eisentheilen erhält man ein Gewicht von circa 80000
                              Centnern.
                           Die Theile, zu denen Schmiedeeisen verwendet wird, werden von der
                              Themse-Eisen-Gesellschaft geliefert, die auch das gepanzerte Kriegsschiff, den
                              Warrior, gebaut hat. Das Schmiedeeisen wird besonders bei den beiden großen Kuppeln
                              und zu den Dächern verwendet werden. Sein Gewicht wird circa 25000 Ctr.
                              betragen.
                           Die Ziegeln werden zu Sittingburne in Kent angefertigt, ihre Zahl steigt auf 10
                              Millionen. Zum Zimmerwerk werden 17000 Ladungen (?) Holz verbraucht. Unterhalb der
                              Gemälde-Gallerie befinden sich 32 Fenster, 16 Fuß hoch, 13 Fuß breit, und 68 Fenster
                              von derselben Höhe, aber nur 7 Fuß Breite. Zur Beleuchtung von oben sind 45000
                              Quadratfuß Glasfenster bestimmt, für die Seitenbeleuchtung des Schiffes und der
                              Querbaue werden in einer Länge von 1 englischen Meile Rahmen angefertigt. Hr. Ashton wird, ebenso wie beim Ausstellungsgebäude im J.
                              1851, die Aufstellung und Verbindung der Eisentheile übernehmen. Die
                              Gemälde-Gallerie wird mit Schiefer, die übrigen Gebäude mit Dachfilz gedeckt werden,
                              mit Ausnahme derjenigen Theile, wo man ornamentale Dachdeckungs-Methoden in ihrer
                              Anwendung zeigen will. Der Grund besteht aus einer starken Kieslage, auf der man
                              noch einen Betonschlag gegeben, auf dem nun Ziegelpfeiler, mit Steinplatten
                              abgedeckt, als Träger der Säulen aufgeführt werden. Diese Steinplatten für die
                              großen Pfeiler der Kuppeln wiegen über 20 Ctr.
                           Für die Aussteller, besonders die Fremden, soll ein besonderes Clubhaus, und ebenso
                              von einer der größten Firmen Londons eine internationale Ausstellungs-Agentur
                              errichtet werden.
                           
                        
                           Ueber die geneigte Ebene bei St. Germain, von Couche.
                           Auf dieser Bahnstrecke, welche 1800 Meter (1/4 Meile) lang ist, und deren Steigung
                              allmählich bis zu 1 : 29 (auf 1000 Meter Länge) zunimmt, war seit 15 Jahren das
                              atmosphärische System des Eisenbahn-Betriebes versuchsweise in Anwendung. Das Ergebniß dieses kostspieligen Versuches ist eine totale
                                 Verurtheilung des genannten Systems, welches sich als theurer, unbequemer
                              und unzuverlässiger als der Locomotivbetrieb erwiesen hat. Die jetzt auf der
                              geneigten Ebene fahrenden Locomotiven haben 6 gekuppelte Räder von 5 Fuß
                              Durchmesser, und schaffen mit Leichtigkeit 8 Personen- mit 1 Gepäckwagen hinauf. Der Verfasser glaubt,
                              daß unter Umständen das atmosphärische System noch mit Vortheil anzuwenden sey,
                              namentlich wenn eine reichliche und kostenlose Kraftquelle zu Gebote stehe, und wenn
                              starke Steigungen mit scharfen Curven verbunden sehen, wie dieß in Gebirgen oft
                              vorkomme. (Annales des mines, 1859; Zeitschrift des
                              hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 323)
                           
                        
                           Neue Kochmaschinenplatten.
                           Dem Töpfermeister Schaffrath in Dresden ist es gelungen,
                              eine neue Art von Kochmaschinenplatten zu erfinden, durch welche manchen Mängeln der
                              bisherigen theilweise oder ganz abgeholfen wird. Dieselben sind, statt gerade,
                              gewellt, wie man ja auch gewelltes Blech zum Dachdecken verwendet.
                           Die in Sachsen patentirten Falzplatten haben vermöge ihrer Construction darin den
                              Vorzug, daß dieselben in Hinsicht auf die bisherigen glatten Falzplatten sowohl zur
                              Aufnahme als Ausströmung der Hitze doppelte Fläche bieten, und demzufolge nicht nur
                              schnelleres Kochen bewirken, sondern auch bedeutende Ersparniß an Heizungsmaterial
                              erzielt wird. Auf den gewöhnlichen glatten Platten erzeugen sich in deren glühendem
                              Zustande beim Daraufstellen von gefülltem Kochgeschirr unter dem Boden des letzteren
                              schwarze Ringe, welche man beim schnellen Wegnehmen des Gefäßes sehen kann, und die
                              von darunter angesammelter kalter Luft und Feuchtigkeit herrühren, wodurch das
                              Kochen erschwert und eine Unregelmäßigkeit im Kochen der Speisen hervorgerufen wird.
                              Durch die auf den Patentplatten befindlichen Rippen fällt dieser Uebelstand von
                              selbst weg, da die Luft unter dem Boden des Gefäßes ausströmen und die Feuchtigkeit
                              verdunsten kann. Gleichzeitig wird auch das Anbrennen der Speisen verhütet, ohne
                              öfteres Umrühren nöthig zu haben. Dabei geben die auf beiden Seiten der
                              Patentplatten befindlichen Rippen der Platte eine weit größere Spannung, als es bei
                              den ebenen Platten der Fall ist, wodurch das so häufige Springen vermieden wird.
                              (Neueste Erfindungen.)
                           
                        
                           Ueber die große elektrische Lichtproduction auf dem alten
                              Museum in Berlin, am 22. October 1861.
                           Vom Magistrat zu Berlin beauftragt, an diesem Abend durch ein größeres elektrisches
                              Licht vom Museum aus den Lustgarten und das königliche Schloß zu beleuchten,
                              beschlossen wir die uns freigebig vom Magistrat bewilligten Mittel zu einem
                              möglichst großartigen Experiment zu verwenden, und sind gern bereit im Interesse der
                              Wissenschaft die dabei gemachten praktischen Erfahrungen der Oeffentlichkeit zu
                              übergeben.
                           480 Kohlenelemente, 11 Zoll hoch (Preisverzeichniß von Keiser und Schmidt
                              D. a. Seite 11), die Kohle 40 Quadratzoll Oberfläche
                              innerhalb des Thoncylinders, waren in dem vom Magistrat äußerst solid auf das Dach
                              des alten Museums gebauten Bretterhause in 4 Batterien à 120 Elemente so aufgestellt, daß Zink auf Kohle nach Art der
                              Telegraphirbatterie verbunden, jede einzelne Batterie eine Säule von 120
                              Plattenpaaren bildete. Die Leitungsdrähte dieser 4 Batterien traten von den 8
                              Endpolen in 2 vierfache Polklemmen des Regulators ein, so daß in der rechten die 4
                              Zinkpoldrähte, in der anderen die 4 Kohlenpoldrähte eingeschraubt wurden.
                           Der Regulator war der von uns construirte, im Jahrgang 1860 des polytechn. Journals
                              Bd. CLV S. 75 beschriebene, in einmal
                              vergrößertem Maaßstabe, so daß die Eisenkerne des Elektromagneten 27 Millimeter, der
                              stark mit Seide bewickelte Kupferdraht, auf die bedeutende Zahl der Elemente
                              berechnet, 6 Millimeter dick war. Die durch die Elektromagneten gehaltene
                              regulirende obere Eisenstange war 12 Millimeter im Quadrat dick und 63 Centimet.
                              lang.
                           Um einen Begriff von der Großartigkeit des Experiments zu erhalten, diene als
                              Maaßstab die Thatsache, daß 8 in dieser Arbeit erfahrene Leute mit Aufstellen,
                              Verbinden und Füllen dieser 480 Elemente von Morgens 8 Uhr mit einstündlicher
                              Unterbrechung bis Abends 5 1/2 Uhr beschäftigt waren.
                           
                           Die Entladungen der einzelnen Batterien wurden beim Füllen der letzten Elemente so
                              stark, daß trotz aller Isolirung durch Seide und Gummischuhe einzelne Arbeiter zum
                              weiteren Dienst unbrauchbar zurücktreten mußten, trotzdem Maaßnahmen getroffen
                              waren, die Leitungsfähigkeit des Fußbodens (durch Uebergießen von Salpetersäure
                              verursacht) möglichst zu verhindern.
                           Nachdem die Batterien seit 5 1/2 Uhr gefüllt, schlossen wir, der spät eintretenden
                              Dunkelheit wegen, erst um 6 3/4 Uhr durch Herablassen der oberen Eisenstange, die
                              Kette. Der erste Effect des blendenden Lichtes war ein über alle Beschreibung
                              prachtvoller, nur mit dem Aufzucken eines nahen Blitzes zu vergleichen, und
                              überraschte selbst Leute, denen die Erscheinungen des elektrischen Lichtes seit
                              Langem zur Gewohnheit geworden; noch mehr wurden wir indeß überrascht, als aus dem
                              großen Lichtbogen trotz gänzlicher Windstille eine mitunter bis 3 Fuß lange
                              mattblaue Flamme hervorschlug, welche die Holztheile unseres Regulators und unser
                              ganzes Batteriehaus zu ergreifen drohte.
                           Diese eben so unangenehme als unerwartete Erscheinung hätte uns bald veranlaßt das
                              ganze Experiment aufzugeben, und nur die Anwesenheit dreier Feuerwehrleute konnte
                              uns bestimmen, dasselbe fortzusetzen. Durch fortwährendes Befeuchten, besonders des
                              Regulators, dessen sämmtliche Metalltheile glühten, gelang uns dieß eine halbe
                              Stunde, bis, wegen beinahe gänzlicher Verbrennung der Kohlenspitzen, wir uns
                              genöthigt sahen, eine Pause zu machen. Die herausgenommene obere Kohlenspitze, die,
                              als wir sie einspannten, 12 Zoll lang, 3/4 Zoll im Quadrat hatte, war nur noch 3
                              Zoll lang und so dünn wie ein Bleistift, ein Zeichen, daß sich dieselbe nicht bloß
                              an der Spitze, sondern der ganzen Länge nach, wahrscheinlich durch die Flamme,
                              verzehrt hatte.
                           Es wurde jetzt eine 1 Quadratzoll dicke Kohlenspitze eingesetzt und die Kette von
                              Neuem geschlossen. Obgleich dießmal die aus den Kohlenspitzen aufsteigende Flamme
                              nicht so mächtig als bei der ersten Production war, so brannte doch immer eine helle
                              Flamme, die von vorn durch den Glanz des elektrischen Lichtes verdeckt, von hinten,
                              d.h. hinter dem Spiegel, deutlich sichtbar blieb, und mußten wir auch dießmal die
                              Befeuchtung des Regulators unausgesetzt fortsetzen.
                           Die Kohlenspitzen hielten sich wieder nur etwas über eine halbe Stunde und waren, als
                              wir sie dann bei der zweiten Pause Herausnahmen, wieder so dünn wie ein
                              Bleistift.
                           Wir hätten gern noch stärkere Kohlenspitzen verwendet, doch hatten wir dieselben
                              nicht zur Hand, und setzten deßhalb mit der zum Kohlenspitzen-Auswechseln nöthigen
                              Unterbrechung unsere Production mit bestem Erfolge bis Abends 11 Uhr fort.
                           Auffallend war, daß, sofort nach dem Oeffnen der Kette, der besonders gegen das Ende
                              einer halbstündigen Production äußerst beschwerliche Dampf der salpetrigen Säure
                              sofort verschwand, und sich erst nach dem Schließen der Batterie allmählich wieder
                              bemerkbar machte.
                           Der Regulator regulirte den ganzen Abend ohne den geringsten Fehler; nicht ein Zucken
                              störte die Gleichmäßigkeit des schönen Sterns, den wohl Mancher, der mit Behagen in
                              dieß edle klare Licht schaute, für ein Bild der ruhig leuchtenden Sonne, nicht aber
                              für das hielt, was er war – ein mit Mühe gefesselter Blitz.
                           Keiser und Schmidt in
                              Berlin.
                           
                        
                           Anwendung von Elektricität in der Eisenindustrie.
                           Im Jahre 1853 wurde von Arthur Wall zu Birmingham ein Patent genommen auf Anwendung
                              von Elektricität, um beim Raffiniren des Eisens die darin befindlichen
                              Unreinigkeiten gründlich und leicht zu entfernen.Wall's Patentbeschreibung wurde im polytechn.
                                    Journal Bd. CXXIX S. 420
                                    mitgetheilt. – Kürzlich hat August Winkler
                                    im polytechn. Journal Bd. CLXI S.
                                       305 aus theoretischen Gründen nachgewiesen, daß die Elektrolyse
                                    des Roheisens im Herde eines Hohofens möglicherweise eine brauchbare
                                    Reinigungsmethode des Roheisens von den für die Stahlfabrication so
                                    schädlichen Beimengungen des Schwefels und Phosphors werden könnte. Als
                                    positive Elektrode hätte man nach Winkler's
                                     Vorschlag
                                    ein reines Eisen- oder Manganerz anzuwenden, durch welches Phosphor und
                                    Silicium oxydirt und als Schlacke abgeschieden werden, während Schwefel und
                                    Kohle als schweflige Säure und Kohlenoxyd entweichen; als negative Elektrode
                                    gereinigte Kohle, durch welche das Eisen immer mit Kohlenstoff gesättigt
                                    erhalten wird.A. d. Red. Das Verfahren bestand darin, durch das geschmolzene und im Abkühlen begriffene Metall einen
                              starken Strom galvanischer Elektricität zu leiten. Die Resultate, welche man
                              erhielt, waren sehr viel versprechend, allein da die Kosten für Batterien, Säuren
                              etc. bedeutend waren, und der Proceß viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit erforderte, so
                              hielt man dafür, daß die Erfindung erst noch weiter verfolgt werden müsse, um sie
                              der praktischen Anwendung fähig zu machen. Professor Fleury nun, ein verdienter New-Yorker Chemiker, hat in letzterer Zeit den
                              Gegenstand eifrig verfolgt, und es ist ihm, wie er glaubt, gelungen, alle
                              Schwierigkeiten zu überwinden. In einer interessanten, den Gegenstand betreffenden
                              Abhandlung schreibt er: „Indem ich Versuche anstellte über die Wirkung der
                                 galvanischen Elektricität auf Eisen und andere Metalle, kam ich zufällig zu dem
                                 eigenthümlichen Schlusse, daß die Zähigkeit und die sehnige Beschaffenheit des
                                 Schmiedeeisens, so wie die feinkrystallinische Textur des Stahls nicht, wie man
                                 allgemein annimmt, von dem verschiedenen Kohlungsgrade abhängt, sondern daß es
                                 durch freiwerdenden Stickstoff, welcher sich mit einem kleinen Theile
                                 Kohlenstoff verbindet, bewirkt wird, wenn das Eisen eine kugeligkörnige Structur
                                 annimmt. Ich fand ferner, daß bei Anwendung von Elektricität bei starker
                                 Glühhitze die chemische Verwandtschaft der verschiedenen Verunreinigungen
                                 gänzlich aufgehoben wurde, und letztere, bei gleichzeitiger Einbringung von
                                 Ammoniakverbindungen in die glühende Masse, in Gasform entfernt
                                 wurden.“ – Um sich zu vergewissern, daß seine Theorien richtig
                              waren, erwirkte sich Fleury von den Besitzern der großen
                              Eisenwerke in New-Jersey die Erlaubniß, Versuche in großartigem Maaßstabe ausführen
                              zu dürfen. Er that dieß in Verein mit einem praktischen englischen Hüttenmann, Hrn.
                              Adams. Die Resultate übertrafen seine
                              Erwartungen.
                           Was die Vortheile betrifft, welche er durch seinen Proceß erreichen will, so ist dieß
                              die Production eines billigen und sehr guten Eisens. Er schreibt: „In
                                 einem Doppelpuddelofen wurden mehrere Chargen (jede zu 950 Pfd.) alten
                                 schlechten Roheisens nach meinem Verfahren behandelt, und obwohl der dabei
                                 benutzte Apparat sehr mangelhaft und von ungenügender Stärke war, so wurden doch
                                 aus dem Producte, nachdem es packetirt und übergeschweißt war, in einer Hitze
                                 Bleche gewalzt und Nägel davon geschnitten.“ Das alte verarbeitete
                              Eisen kostete 40 Shil. pro Tonne, und die Qualität des
                              erzeugten Schmiedeeisens war eine solche, daß die Tonne zu 9 oder 10 Pfd. Sterl.
                              verkauft werden konnte. Es ist dem Erfinder endlich auch gelungen, sowohl den
                              Proceß, als auch den galvanischen Apparat bedeutend zu vereinfachen, und er ist in
                              Stand gesetzt, den letzteren zu 80 bis 200 Pfd. Sterl., je nach der Anzahl der
                              Puddelöfen, herzustellen. Die Kosten des Processes belaufen sich, wenn Abnutzung des
                              Apparates, Gas etc. mit eingerechnet wird, auf 10 bis 12 Shill. pro Tonne Eisen. Es werden jetzt Vorkehrungen getroffen,
                              um das Verfahren bei verschiedenen großen Walzwerksetablissements einzuführen.
                              Außerdem sind Fleury und Adams
                              jetzt darüber aus, ein Verfahren festzustellen, durch welches auf eine ähnliche
                              Weise – vermittelst Elektricität – der Franklinit so zu gute gemacht
                              werden kann, daß alles Zink daraus gewonnen wird, welches jetzt meistens verloren
                              geht, oder, wenn gewonnen, doch so unrein ist, daß es nur geringen Werth hat. (Mining Journal, 1861, Nr. 1329; berg- und
                              hüttenmännische Zeitung Nr. 47.)
                           
                        
                           Die Einführung der Bessemer'schen
                              Stahlfabrication in Indien.
                           Obwohl der Bessemer'sche Proceß in England verhältnißmäßig
                              wenig angewandt wird, so ist sein Ruf doch bis nach Indien gedrungen und es hat sich
                              die Lebensfähigkeit der Erfindung vollkommen bestätigt, indem die Resultate so
                              günstig ausfielen, als man nur erwarten konnte. Wir freuen uns, die Einführung des
                              Bessemerprocesses in Indien mittheilen zu können,
                              nicht nur weil dadurch ein neuer Beweis für seine Vortheilhaftigkeit geliefert wird,
                              sondern auch, weil wir glauben, daß er wesentlich dazu beitragen wird, die pecuniären
                              Verhältnisse der Ostindischen Eisen-Compagnie günstiger zu gestalten, deren
                              Theilhaber für ihre Ausdauer und Beharrlichkeit mit Recht belohnt zu werden
                              verdienen. Die Schwierigkeiten, mit denen die Gesellschaft zu kämpfen hat, sind
                              allerdings groß; ein ungeheurer Mangel an Brennmaterial ist jedoch immer das
                              unübersteiglichste Hinderniß gewesen.
                           Es ist ein Vierteljahrhundert her, seit die europäische Methode der Zugutemachung von
                              Eisenerzen in Indien bekannt wurde, indem die Ostindische Eisen-Compagnie etwa im
                              Jahre 1835 ihre Operationen zu Porto Novo mit dem Baue von Hohöfen, Schmiedefeuern
                              und Walzwerken begann. Seitdem sind zu Bigpoor, Poolamputty und Trincomalei andere
                              Werke ins Leben gerufen, und obwohl der Erfolg nicht ein solcher gewesen ist, wie
                              ihn die Reichheit der Lagerstätten erwarten ließ, so ist dieß immer noch kein Grund
                              zur Entmuthigung gewesen. Wir haben schon bemerkt, daß die Brennmaterialfrage die
                              größte Schwierigkeit war, welche sich darbot. Nach den Erfolgen der neuesten
                              Versuche der Stahlerzeugung nach Bessemer scheint es, daß
                              diese Frage durch Einführung des Processes ihrer vollständigen Lösung
                              entgegengeht.
                           Bei Abschätzung des Werthes des Bessemer'schen Processes
                              für Indien darf man mit England keine Parallele ziehen, wo bei dem Reichthum von
                              fossilen Brennstoffen eine geringe Brennmaterialvergeudung nicht sehr geachtet wird;
                              in Indien, wo Eisenerze im Ueberfluß, Brennstoffe in Gestalt von Holzkohle aber in
                              äußerst geringer Menge vorhanden sind, ist dagegen jeder Proceß, bei welchem
                              Brennmaterial erspart wird, von der außerordentlichsten Wichtigkeit. Der Einwurf,
                              welcher in England hauptsächlich gegen die Bessemer'sche
                              Erfindung erhoben wird, ist der, daß, obwohl bei dem Processe keine Kohlen
                              verbraucht würden, doch durch den bedeutenden Eisenabbrand der Vortheil wieder
                              verloren gehe. Abgesehen von der Unwahrheit dieser Behauptung muß in Erwägung
                              gezogen werden, daß in Indien, der oben beregten Verhältnisse wegen, immerhin schon
                              etwas Eisen, welches ja im Ueberfluß vorhanden ist, verloren gehen kann, wenn nur
                              dadurch Kohlen gespart werden, und deßhalb ist anzunehmen, daß in Indien das Bessemer'sche Verfahren allgemeine Verbreitung finden
                              wird. (Mining Journal, 1861, Nr. 1331; berg- und
                              hüttenmännische Zeitung Nr. 47.)
                           
                        
                           Verfahren um den Kupfervitriol von Eisen zu reinigen; von A.
                              Bacco.
                           Um den Kupfervitriol vollständig von Eisen zu befreien, löst man ihn in Wasser auf,
                              und vermischt die Lösung mit kohlensaurem Kupferoxyd, welches durch Niederschlagen
                              einer Portion der Kupfervitriollösung mit kohlensaurem Natron und Auswaschen des
                              Niederschlags mit Wasser dargestellt, und im feuchten, breiförmigen Zustande
                              verwendet wird. Durch das kohlensaure Kupferoxyd wird alles Eisen, auch das als
                              Oxydul vorhandene, in Gestalt von Oxyd niedergeschlagen, während eine entsprechende
                              Menge Kupferoxyd sich auflöst. Nach genügender Einwirkung filtrirt man die reine
                              Kupfervitriollösung von dem Niederschlage ab. (Moniteur
                                 industriel, 10. October 1861.)
                           
                        
                           Messingguß, der so scharf fällt wie Lettern.
                           Nach Hrn. Eisenwerks-Director Haberland ist die
                              Zusammensetzung dieser Legirung folgende:
                           a) Für Bronze: 100 Pfd.
                              Kupfer und 11 Pfd. Zinn; gut gearbeitete, getrocknete Formen aus fettem Formsand,
                              welcher mit Wasser angemischt ist, und recht flüssiges Metall, ergibt Abgüsse wie
                              geprägt.
                           b) Für Messing: 87 Pfd.
                              Kupfer und 13 Pfd. Zink. Die Formen wie bei der Bronze. (Monatsblatt des
                              hannoverschen Gewerbevereins, 1861, Nr. 7.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Anwendung des Zinnsalzes zur Entfernung von
                              Rostflecken.
                           In den letzten Nummern verschiedener technischer Zeitschriften cursirt ein Aufsatz,
                              in welchem eine verdünnte Zinnsalzlösung sehr angelegentlich zur Entfernung von
                              Rostflecken aus Wäsche empfohlen wird; die Flecke sollen fast augenblicklich darin
                              verschwinden. Da derselbe Aussatz schon im Jahre 1840 durch mehrere technische
                              Journale, unter anderen durch das polytechn. Journal Bd. LXXV S. 79 zur Kunde des Publicums
                              gekommen ist, und seit der Zeit das Zinnsalz doch meines Wissens keinen rechten
                              Eingang zu diesem Zwecke gefunden, und die gebräuchlichen Mittel, Oxalsäure und
                              Kleesalz, nicht im Mindesten verdrängt hat, so schien es mir wohl der Mühe werth zu
                              seyn, die Wirksamkeit derselben durch Versuche mit einander zu vergleichen.
                           Es wurden zu diesem Zwecke folgende Lösungen hergestellt:
                           
                              
                                 1a)
                                 1
                                 Theil
                                 Zinnsalz
                                 auf
                                 10
                                 Theile
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 1b)
                                 1
                                 „
                                 Oxalsäure
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 2a)
                                 1
                                 „
                                 Zinnsalz
                                 „
                                 20
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 2b)
                                 1
                                 „
                                 Oxalsäure
                                 „
                                 20
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 2c)
                                 1
                                 „
                                 Kleesalz
                                 „
                                 20
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 3a)
                                 1
                                 „
                                 Zinnsalz
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 3b)
                                 1
                                 „
                                 Oxalsäure
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 2d)
                                 1
                                 „
                                 Kleesalz
                                 „
                                 40
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die Rostflecke, welche entfernt werden sollten, befanden sich in alten, geplätteten
                              Handtüchern, waren allem Anscheine nach selbst schon ziemlich alt, und befanden sich
                              in dem Zustande, wie sie meistens in der Wäsche vorkommen und zu entfernen sind. Aus
                              den Handtüchern wurden nun etwa handgroße Stücke mit den Flecken herausgeschnitten,
                              und um vor Irrthümern möglichst bewahrt zu seyn, in jede Lösung mindestens 5 solcher
                              Stücke gebracht. Zugleich wurde dafür gesorgt, daß in Lösungen von gleicher Stärke
                              auch Flecke von gleicher Intensität kamen. Alle Lösungen wurden in kaltem Zustande
                              angewandt.
                           Das Resultat der Beobachtungen war folgendes:
                           In den Oxalsäure-Lösungen waren selbst die stärksten
                              Flecke in 1b nach etwa 20, in 2b nach 25, in 3b nach 30 Minuten vollständig
                              verschwunden.
                           In den Kleesalz-Lösungen verschwanden die Flecke in 2c und 2d ziemlich
                              gleichmäßig nach etwa 30 Minuten.
                           In den Zinnsalz-Lösungen war an den Roststecken nach 3 1/2
                              Stunden nur eine sehr schwache Veränderung zu bemerken, und selbst nach einem
                              Zeitraume von 3 Tagen waren dieselben noch deutlich sichtbar.
                           Durch eine vollständig concentrirte Zinnsalzlösung wurden die Rostflecke nach
                              dreitägiger Einwirkung beseitigt.
                           Solche Rostflecke, die 3 1/2 Stunden in den Zinnsalzlösungen gelegen hatten, dann
                              sorgfältig ausgewaschen und in die Oxalsäure- oder Kleesalzlösungen gelegt wurden,
                              verschwanden alle nach 10 bis 15 Minuten.
                           Bei Tinteflecken verhielten sich die Lösungen ähnlich. Das Zinnsalz war am wenigsten
                              wirksam. Das Kleesalz zeigte sich hier indessen wirksamer als die Oxalsäure, indem
                              darin die Flecke jedesmal etwas rascher verschwanden.
                           Auf frisch gefälltes Eisenoxyd wirkt das Zinnsalz allerdings ziemlich rasch,
                              vorzüglich im erwärmten Zustande; hat es sich aber nur einmal im trockenen Zustande
                              befunden, wie es bei Rostflecken in der Wäsche ja in der Regel der Fall ist, so ist
                              die Wirkung außerordentlich langsam, selbst wenn die Flüssigkeit bis zum Kochen
                              erhitzt wird.
                           Aus den Versuchen läßt sich wohl der Schluß ziehen, daß Zinnsalz zur Entfernung der
                              Rostflecke sowohl als der Tinteflecke nur sehr geringe Empfehlung verdient. Hörmann. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1861, Nr. 8.)
                           
                        
                           Zur Bleiweiß-Fabrication.
                           Nach Th. Cobley wird das Bleiweiß wesentlich verbessert,
                              deckt besser, verändert weniger seine Farbe und trocknet rascher, wenn man dasselbe
                              mit einer Auflösung von Borax zusammenbringt. Auch das Bleioxyd, das zum Glasiren von Töpfergeschirren
                              benutzt wird, gibt durch Zumischung von Borax eine weniger zur Erzeugung von
                              Haarrissen geneigte Glasur. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 23.)
                           
                        
                           Farbloses Siccativ von Verhaeren.
                           Man läßt Bleioxyd mit Leinöl im Wasserbade bis zur gehörigen Consistenz kochen und
                              verdünnt hernach das so erhaltene Product mit Terpenthinöl.
                           Das so dargestellte Siccativ ist klar, durchsichtig, enthält keine schädliche
                              Substanz, und kann mit allen Farben angewandt werden, ohne deren Nüancen zu
                              verändern. Besonders vortheilhaft ist es für die weiße Farbe. (Armengaud's
                              Génie industriel, November 1861, S. 263.)
                           
                        
                           Ueber Fabrication der Dachpappe.
                           Dr. Theodorich Plagge in
                              Darmstadt beschreibt die Fabrication der Dachpappe, wie er sie im Nassauischen
                              gesehen, wie folgt: In die mit kochendem Theer gefüllten Kessel werden starke Pappen
                              getaucht, und übereinander geschichtet etwa 5 Stunden darin belassen. Nach dem
                              Herausnehmen werden sie mit grob gepulvertem Granit (mittelst Blechsieb) bestreut
                              und dann an der Luft getrocknet. Innerhalb einer Stunde können 1000 Quadratfuß
                              solcher Dachpappen gefertigt werden. Zwei Arbeiter genügen dazu. Für die Größe der
                              Production von 1000 Quadratfuß per Stunde sind 20
                              Quadratfuß Heizfläche und 2 bis 3 Quadratfuß Rostraum nöthig. Auf 1 Centner Pappe =
                              1000 Quadratfuß rechnet man 3 Centner Theer. Der Erwerbszweig ist sehr lucrativ, da
                              der Quadratfuß Dachpappe mit 2 Kreuzer bezahlt wird.
                           Die Redaction unserer Quelle bemerkt hierzu Folgendes. Von verschiedenen Seiten wurde
                              uns mitgetheilt, daß Versuche, sich selbst den Bedarf an Dachpappen für kleinere
                              Gebäude, Gartenhäuschen u. dergl. durch Eintauchen der trockenen Pappen in siedenden
                              Theer darzustellen, mißglückt seyen, indem es selbst bei wiederholtem Eintauchen der
                              Pappen in den siedend heißen Theer nicht gelungen sey,
                              die ganze Dicke des Pappendeckels mit Theer zu tränken.
                              Die verschiedenen Mittheilungen über die Darstellung der Theerpappen, oder der
                              sogenannten Steinpappen, welche in technischen Journalen erschienen sind, geben gar
                              kein anderes Verfahren an. Es ist deßhalb von Interesse zu bemerken, daß nach einer
                              uns von anderer Seite zugekommenen Mittheilung die Durchdringung der Pappen durch
                              den Theer in folgender Weise erzielt werden kann. Man taucht zunächst, wie dieß
                              gewöhnlich geschieht, die trockenen Pappen in siedend heißen Theer, läßt dann
                              trocknen, und taucht hierauf diese einmal theergetränkten Pappen in siedendes
                              Wasser. Hierdurch soll sich der Theer von der Oberfläche der Pappen nach dem Innern
                              ziehen. Nachdem die Pappen wieder getrocknet sind, werden sie wiederholt in heißen
                              Theer getaucht, und mit feinem Kies, Steinpulver u. dgl. bestreut. (Gewerbeblatt f.
                              d. Großh. Hessen, 1861, S. 209.)
                           
                        
                           Neuer Cement.
                           In England wird viel Gebrauch gemacht von einem Cement, den Hr. P. Spence von Manchester aus dem Gaskalk und den Rückständen
                              der Fabrication von schwefelsaurer Thonerde anfertigt. Beide werden gepulvert und im
                              Verhältniß von 2 : 1 genau gemischt, dann mit einer Lösung von Zinkvitriol (1 Theil
                              Zinkvitriol und 4 1/2 Theile Wasser) angemacht, und mit der Hand in Ziegeln geformt,
                              die man trocknet und in einem Kalkofen bei gelinder Hitze brennt. Man zerschlägt sie
                              alsdann in Stücke, die man in gut schließenden Tonnen aufbewahrt. Indem man sie fein
                              mahlt, erhält man ein graugelbes Pulver, das einen ausgezeichneten Cement abgibt. Es
                              scheint, als ob die
                              feinvertheilte Kieselsäure, die beim Behandeln des Thons mit concentrirter
                              Schwefelsäure zurückbleibt, das gebildete Schwefelcalcium und den kohlensauren Kalk
                              des Gaskalks zerlegt, und so den Cement bildet. Die Beimischung von Zinkoxyd
                              verhindert die Flechtenbildung auf dem Cement. (Cosmos,
                              1861, vol. XIX p. 483.)
                           
                        
                           Empfehlenswerther Anstrich für gedielte Fußböden.
                           Zu einem Zimmer von circa 400 Quadratfuß Grundfläche nehme man 5 Loth weißes Wachs, 2
                              Loth Potasche, 1 1/2 Loth besten Ocker, 2 Loth ungebrannte Terra di Siena und 3 Quartier (circa 6 Pfund)
                              Regenwasser, und, je nachdem man den Fußboden gelblich oder röthlich und mehr oder
                              weniger transparent zu haben wünscht, entweder gar nicht oder höchstens bis zu 1
                              Loth Orlean.
                           Diese Substanzen koche man in einem eisernen oder, in Ermangelung desselben, in einem
                              gut glasirten irdenen Topfe, unter fleißigem Umrühren, 2 Stunden lang. Hierauf trage
                              man die heiße Farbmasse mit einem Pinsel in ähnlicher
                              Weise, wie dieses bei einem Oelfarbanstrich geschieht, auf den zuvor rein
                              gescheuerten und gehörig abgetrockneten Fußboden, lasse dieselbe eintrocknen, was
                              nur einige Stunden Zeit erfordert, und reibe dann den Fußboden entweder mit einer
                              gewöhnlichen Bohnerbürste oder mittelst einer durch Blei beschwerten großen
                              Schrubbürste an langem Stiele so lange, bis er blank oder glänzend wird.
                           Um den Fußboden glänzend zu erhalten, wird derselbe, nach der täglichen Reinigung mit
                              einem Haarbesen, mit einem wollenen Tuche nachgerieben und alle 8 Tage gebürstet.
                              Bei täglichem Gebrauche des Zimmers hält ein solcher Anstrich sich etwa 1/2 Jahr,
                              und muß dann in gleicher Weise erneuert werden; mit heißer Sodalösung läßt er sich
                              ganz wieder entfernen.
                           Dieser Anstrich gibt dem Fußboden das schöne Ansehen eines gebohnten Fußbodens, er
                              ist wohlfeil, leicht ausführbar und geruchlos, auch kann der angestrichene Fußboden
                              sofort wieder benutzt werden. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861,
                              Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber einige der zum Schiffbau verwendeten Holzarten; von Dr. Fr. Crace Calvert.
                           Dr.Calvert hat sich vorgenommen die chemische
                              Zusammensetzung der verschiedenen, jetzt in der Marine angewendeten Holzarten zu
                              ermitteln, insbesondere weil es von großer Wichtigkeit ist zu wissen, welches Holz
                              sich zum Bau der neuen mit Schmiedeeisen gepanzerten Fregatten am besten eignet.
                           Bei der Untersuchung der verschiedenen Holzarten hat es sich entschieden
                              herausgestellt, daß einige ausländische Holzarten dem englischen Eichenholz
                              vorzuziehen sind. Daß dem englischen Eichenholz bisher der Vorzug zuerkannt wurde,
                              erklärt sich dadurch, daß wir die schätzbaren Eigenschaften mehrerer Holzarten der
                              tropischen Climate nicht kannten, in welchen der lösliche und sehr zersetzbare
                              Gerbstoff entweder durch Harze oder durch dem Kautschuk ähnliche Substanzen ersetzt
                              ist. Dieß ist der Fall bei Moulmein Thekaholz, Santa Maria-Holz, Moraholz und
                              Honduras Mahagonyholz, was denselben für den Bau eiserner Schiffe einen großen
                              Vorzug vor dem Eichenholz gibt. So hat Dr.
                              Calvert gefunden, daß in derselben Zeit und unter
                              gleichen Umständen das Schmiedeeisen durch das Eichenholz zwei- bis dreimal
                              schneller angegriffen wird als durch die vorher erwähnten Holzarten.
                           Ferner hat er beobachtet, daß wenn man gleich große Würfel der verschiedenen
                              Holzarten fünf Monate lang mit Wasser in Berührung läßt, sie respective folgende
                              Procente ihres Gewichts verlieren: im Saft stehendes Eichenholz, 24; trockenes
                              Eichenholz, 12; afrikanisches Thekaholz, 3 1/2; Moraholz, 4; Honduras Mahagonyholz,
                              3; Santa Maria-Holz, 1 6/10; Greenheart (ein hartes westindisches Holz zu
                              Blocknägeln), 5 6/10; Moulmein Thelaholz, 1 7/10.
                           
                           Hinsichtlich des Beschimmelns oder Verderbens verhalten sich diese Holzarten
                              folgendermaßen: im Safte stehendes Eichenholz, verdirbt schnell; getrocknetes
                              Eichenholz, viel weniger; afrikanisches Thekaholz und Honduras Mahagonyholz, in
                              beschränktem Grade; Moraholz, Santa Maria-Holz und Moulmein Thekaholz verderben gar
                              nicht.
                           Dr. Calvert wird nächstens
                              weitere Details in einer vollständigen Abhandlung veröffentlichen, hält es aber für
                              seine Pflicht sofort zu erwähnen, daß er während seiner Untersuchungen einen großen
                              Unterschied zwischen dem im Sommer und dem im Winter gefällten Eichenholz gefunden
                              hat. Das im Winter gefällte Eichenholz enthält viel Gerbstoff;
                                 hingegen das im Sommer gefällte wenig oder keinen Gerbstoff, aber viel
                                 Gallussäure. Bei der Untersuchung einiger ihm übergebenen Proben des Holzes
                              von den faul (mürbe) gewordenen Kanonenbooten, fand er, daß die chemische
                              Zusammensetzung desselben identisch ist mit derjenigen von nicht getrocknetem, im
                              Sommer gefällten Eichenholz. (Nach einem Vortrage in der chemischen Section der zu
                              Manchester versammelten British Association. –
                              Aus dem Mechanics' Magazine September 1861, S. 190.)
                           
                        
                           Ueber die Farbe des Wassers, von Dr. C. G. Wittstein.
                           Der Verf. veröffentlichte eine größere Abhandlung über die Farbe des Wassers, aus
                              welcher wir hier die Resultate, zu denen derselbe gelangte, mittheilen:
                           1) Das reine Wasser ist nicht farblos, sondern blau.
                           2) Die mineralischen Stoffe, welche ein Wasser enthält, verändern die Farbe desselben
                              nicht.
                           3) Die verschiedenen Farben, welche die Gewässer in der Natur zeigen, rühren vielmehr
                              von aufgelöster organischer Materie her.
                           4) Diese organische Materie befindet sich durch Hülfe von Alkali aufgelöst, ist in
                              Masse tief braunschwarz, in verdünnter Lösung gelb bis braun, und gehört zu den
                              sogenannten Humussäuren.
                           5) Die Quantität der aufgelösten organischen Materie hängt lediglich von der
                              Quantität des vorhandenen Alkalis ab.
                           6) Je weniger organische Substanz das Wasser enthält, um so weniger weicht seine
                              Farbe von der blauen ab; mit der Zunahme der organischen Substanz geht die blaue
                              Farbe allmählich in die grüne und aus dieser, indem das Blau immer mehr
                              zurückgedrängt wird, in die gelbe bis braune über.
                           7) Während ein jedes Wasser die eine Bedingung seiner von der natürlichen blauen
                              abweichenden Färbung, die Humussäure, stets reichlich vorfindet, ist die andere
                              Bedingung das Alkali, in sehr ungleichem Grade vertheilt; die an (freiem) Alkali
                              ärmsten Wasser nähern sich daher auch am meisten der blauen Farbe, und erst mit der
                              Zunahme des Alkalis, resp. mit der dadurch bewirkten Zunahme an aufgelöster
                              Humussäure, nimmt das Wasser eine grüne, gelbe bis braune Farbe an.
                           8) Die Natur des von dem Wasser berührten Gesteines ist also einzig und allein
                              maaßgebend für die Farbe des Wassers.
                           9) Periodische Aenderungen in der Farbe eines und desselben Wassers sind nicht Folge
                              eines wechselnden Gehaltes an organischer Substanz, sondern rühren von
                              atmosphärischen Einflüssen (bewölktem Himmel etc.) her.
                           10) Als allgemeine Regel gilt, daß ein Wasser um so weicher ist, je mehr es sich der
                              braunen, und um so härter, je mehr es sich der der blauen Farbe nähert; die Ursache
                              liegt aber nicht in einem größeren oder geringeren Gehalte an organischer Substanz,
                              sondern in einem größeren oder geringeren Gehalte an Alkali, von welchem erst
                              wiederum der Gehalt an organischer Substanz abhängt. (Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. X S. 342; chemisches Centralblatt,
                              1861, Nr. 46.)