| Titel: | Ueber Stahlbereitung mit französischem Roheisen, welches bisher als dazu nicht verwendbar betrachtet wurde; von E. Fremy. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XXX., S. 132 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXX.
                        Ueber Stahlbereitung mit französischem Roheisen,
                           welches bisher als dazu nicht verwendbar betrachtet wurde; von E. Fremy.
                        Aus den Comptes rendus, August 1862, t. LV p.
                              297.
                        Fremy, über Stahlbereitung mit unreinem französischem
                           Roheisen.
                        
                     
                        
                           Frankreich besitzt im Ueberfluß gute Eisenerze, aber das Brennmaterial ist in unserem
                              Lande theuer und die Transportmittel sind noch kostspielig. Wir sind daher auf
                              diejenigen metallurgischen Methoden angewiesen, wobei die guten französischen Erze
                              in Bezug auf den Gestehungspreis des Productes die Hauptrolle spielen und das
                              Brennmaterial den geringsten Einfluß auf denselben hat.
                           Die Eisenhüttenwerke liefern der Industrie das Eisen bekanntlich als Roheisen,
                              Schmiedeeisen und Stahl. Letzterer besitzt in hohem Grade die sämmtlichen guten
                              Eigenschaften des Schmiedeeisens und des Roheisens, ohne deren Mängel. Der Stahl
                              kann nämlich wie das Roheisen geschmolzen, wie das Schmiedeeisen gewalzt und
                              ausgestreckt werden; er läßt sich Härten und behält dann nach dem Anlassen jeden
                              gewünschten Grad von Elasticität und Härte; er besitzt einen Widerstand gegen das
                              Zusammendrücken, welcher größer als beim Roheisen und zweimal so groß wie beim
                              Schmiedeeisen ist; die Schmelzung ertheilt ihm eine solche Gleichförmigkeit, daß man
                              alles Vertrauen in die aus ihm verfertigten Waffen und Werkzeuge setzen kann.
                           Der Gußstahl ist daher der geeignetste Körper für die
                              neuen Anwendungen des Eisens in der Industrie, der Marine und dem Kriege.
                           Nach welchem Verfahren soll nun Frankreich die beträchtlichen Massen von Gußstahl
                              erzeugen, deren es bald bedürfen wird?
                           Die in Yorkshire gebräuchliche Methode der Stahlfabrication liefert ein
                              vortreffliches Product, aber bei diesem Verfahren ließ sich die Schmelzung bisher in
                              praktischer Weise nur in Tiegeln bewerkstelligen, deren jeder 20 Kilogr. Stahl
                              enthält. Die Flammöfen, worin man die Schmelzung des Stahls versucht hat, lieferten
                              bis jetzt keine genügenden Resultate. Diese Methode erheischt überdieß die Anwendung eines
                              besonderen, zur Stahlbildung geneigten Schmiedeeisens, das sehr theuer ist, und
                              außerdem einen beträchtlichen Brennmaterialaufwand, welcher dem sechs- bis
                              siebenfachen Gewicht des gewonnenen Stahls entspricht.
                           Frankreich kann daher wegen des hohen Preises seiner Brennmaterialien in der
                              Stahlbereitung nach der Methode von Yorkshire mit England nicht concurriren.
                           Um in Frankreich Gußstahl in beträchtlichen Massen zu fabriciren, muß man also ein
                              Verfahren ermitteln, welches das inländische Roheisen mit großer Ersparniß an
                              Brennmaterial zu verwenden gestattet.
                           Auf dieses Ziel waren alle meine Anstrengungen gerichtet.
                           Als ich meine Arbeiten über den Stahl unternahm, glaubte man allgemein, daß wir in
                              Frankreich, um Stahl bester Qualität zu erzeugen, genöthigt seyen das dazu geeignete
                              Schmiedeeisen aus Schweden oder Rußland zu beziehen. Man nahm allgemein an, daß es
                              unmöglich sey, zur Stahlbereitung ein Schmiedeeisen anzuwenden, welches nicht aus
                              seinem Erze die Neigung zur Stahlbildung empfangen hat.
                              Ich habe niemals die Wichtigkeit dieser Neigung zur Stahlbildung bezweifelt, welche
                              das im Norden erzeugte Schmiedeeisen in so hohem Grade besitzt und die von Leplay so gut studirt wurde; ich wollte aber durch meine
                              Untersuchungen über den Stahl beweisen, daß die Chemie dieses metallurgische
                              Geheimniß aufklären kann; ich wollte die Natur der Körper bestimmen, welche das
                              Schmiedeeisen in Stahl verwandeln, und zeigen daß sich zur Stahlbereitung solches
                              Roheisen und Schmiedeeisen verwenden läßt, von welchen man bisher annahm, daß sie
                              keine Neigung zur Stahlbildung besitzen.
                           Um die Ursache dieser Neigung zur Stahlbildung zu bestimmen, welche das schwedische
                              und russische Schmiedeeisen besitzt, suchte ich vorerst auf synthetischem und
                              analytischem Wege die wahre Constitution des Stahls festzustellen. Aus meinen
                              Versuchen geht hervor, daß bei der Stahlbildung der Kohlenstoff nicht das einzige
                              nützliche Element ist, indem andere Metalloide, wie der Phosphor und Stickstoff,
                              dabei ebenfalls eine wichtige und constituirende Rolle spielen. Ich habe außerdem
                              nachgewiesen, daß diese stahlbildenden Körper auf das Schmiedeeisen nur dann
                              genügend einwirken können, wenn sie in geeigneten Verhältnissen angewandt werden und
                              wenn das Schmiedeeisen frei von Körpern ist, welche wie der Schwefel, die Wirkung
                              jener Metalloide aufheben. Die Neigung zur Stahlbildung, welche das im Norden
                              erzeugte Schmiedeeisen besitzt, hängt also von folgenden zwei Umständen ab: 1) von
                              seinem Gehalt an eigenthümlichen Elementen, welche ich kennen gelehrt habe und die
                              durch die Cementation
                              vervollständigt werden; 2) von der Abwesenheit schädlicher Verbindungen, welche sich
                              der Stahlbildung widersetzen.
                           Durch diese Schlüsse aus meinen Arbeiten schien mir die so wichtige Frage der
                              Stahlbereitung mittelst französischer Eisenerze klar festgestellt zu seyn.
                           War es nicht offenbar, daß man, um Stahl mit unseren Erzen zu fabriciren, durch ein
                              kräftiges Frischen aus unserem Schmiedeeisen und unserem Roheisen die darin
                              befindlichen schädlichen Verbindungen ausscheiden und dem anzuwendenden Eisen
                              gleichzeitig die ihm fehlenden stahlbildenden Körper verleihen muß? Man war auf
                              einem falschen Wege, als man zur Stahlbereitung ein schlecht gereinigtes
                              französisches Schmiedeeisen anwenden wollte, oder in dieses Schmiedeeisen ein
                              unzureichendes Element, den Kohlenstoff, einzuführen suchte.
                           Ich hatte diese Principien in einer Reihe, der Akademie der Wissenschaften
                              eingereichter AbhandlungenMitgetheilt im polytechn. Journal Bd.
                                       CLVIII S. 209, Bd. CLX S.
                                       43, 122 und 362. entwickelt; es war mir sogar in meinem Laboratorium gelungen, vortrefflichen
                              Stahl mit französischem, zur Stahlbildung nicht geneigten Schmiedeeisen
                              darzustellen.
                           Ich fühlte aber wohl, daß es nöthig sey meine wissenschaftlichen Nachweisungen durch
                              die in einem Stahlwerk erhaltenen Resultate unterstützen zu können, um ihnen bei den
                              Praktikern Eingang zu verschaffen.
                           Glücklicherweise gestattete mir W. Jackson, der Director
                              des Stahlwerks von Saint-Seurin, daselbst eine Reihe von Versuchen
                              auszuführen.
                           Jackson hat seit mehreren Jahren sein Stahlwerk mit dem
                              Bessemer'schen Apparat versehen und wird in seinen
                              Arbeiten von de Cizancourt, einem unserer geschicktesten
                              Ingenieure, unterstützt; bei ihm befand ich mich daher in den günstigsten
                              Verhältnissen, um alle auf die Stahlbereitung mit französischem Roheisen bezüglichen
                              Fragen zu lösen.
                           Bei meinem Aufenthalt in England während der dießjährigen allgemeinen
                              Industrie-Ausstellung sah ich den Bessemer'schen
                              Apparat nur einmal in Betrieb. Dieses Verfahren, wodurch das Roheisen in einigen
                              Minuten verfrischt wird, machte auf mich einen großen Eindruck, hinterließ bei mir
                              aber ernstliche Zweifel an der Güte des Stahls, welchen es liefern kann. Das Product
                              war in meiner Gegenwart keiner Prüfung unterzogen worden, und alle meine Collegen in
                              der englischen Jury, erfahrene Stahlfabrikanten, behaupteten daß der
                              Bessemer-Stahl sich nur in sehr unregelmäßiger Weise Härten läßt und dem
                              gewöhnlichen Gußstahl nicht gleichgestellt werden kann. Ich wußte, daß mehrere englische Stahlwerke das
                              neue Verfahren ohne Erfolg angewandt hatten; Bessemer
                              hatte mir selbst gestanden, daß ihm die Behandlung gewisser phosphor- und
                              schwefelhaltigen Roheisensorten, welche ihm aus Frankreich übersendet wurden,
                              gänzlich mißlang.
                           Ich verließ daher England mit der Ueberzeugung, daß das Bessemer'sche Verfahren wirklich sehr schätzbar ist, um gewisse fremde
                              Roheisensorten zu verfrischen; ich befürchtete aber, daß unser Kohks-Roheisen
                              zu viel Schwefel und Phosphor enthält, um nach der neuen Methode mit Vortheil
                              verfrischt werden zu können.
                           Alle meine Befürchtungen mußten jedoch durch die Versuche, welche wir zu
                              Saint-Seurin angestellt haben, verschwinden.
                           Bekanntlich ist das Frischen nach Bessemer's Methode eine
                              sehr einfache Operation; während sich das Roheisen in geschmolzenem Zustande in
                              einer Art Retorte aus starkem Eisenblech befindet, welche mit feuerfestem Thon
                              gefüttert ist, treibt man durch dasselbe einen Luftstrom; dieser, anstatt das
                              Roheisen abzukühlen, wie man glauben könnte, erhitzt es im Gegentheil in Folge der
                              Verbrennung der im Roheisen befindlichen Körper, welche oxydirbarer als das
                              Schmiedeeisen sind; diese Körper verschwinden nach und nach in einer Ordnung, welche
                              von ihrer Oxydirbarkeit und ihrer Verwandtschaft zum Schmiedeeisen abhängt.
                           Dieses kräftige Frischen, welches 20 bis 30 Minuten dauert, verwandelt das Roheisen
                              in eine Art verbrannten oder stickstoffhaltigen Schmiedeeisens, welches außerordentlich spröde ist und sich bisher gar nicht verwenden ließ; wenn
                              man aber in dieses geschmolzene Schmiedeeisen eine kleine Menge Roheisen einführt,
                              welches geeignet gewählt ist und stahlbildende Bestandtheile enthält, so erhält man
                              sofort Stahl.
                           Bevor ich diese sinnreiche Methode zur Behandlung des französischen Roheisens
                              anwandte, hatte ich mehrere wichtige Fragen durch Versuche zu lösen.
                           Ich habe gesagt, daß der Bessemer-Stahl durch Vereinigung des geschmolzenen
                              stickstoffhaltigen Schmiedeeisens mit einer kleinen Menge stahlbildenden Roheisens
                              entsteht.
                           Dieses geschmolzene Schmiedeeisen, welches den größten Theil des
                              Bessemer-Stahls bildet, zeigt Eigenschaften, welche nach der Zusammensetzung
                              des Roheisens, woraus es entstand, variiren; so wird ein Roheisen, welches Phosphor,
                              Arsenik oder Schwefel enthält, im Bessemer-Apparat immer ein Schmiedeeisen
                              geben, das einen Ueberschuß von Phosphor, Arsenik oder Schwefel enthält und sich schwer in Stahl
                              verwandeln läßt.
                           Unsere erste Sorge war daher, Reinigungsmethoden zu ermitteln, welche sich für
                              schlecht gereinigtes französisches Schmiedeeisen benutzen lassen, und kräftige
                              stahlerzeugende Wirkungen anzuwenden, um solchem Schmiedeeisen zu verleihen was ihm
                              zur Stahlbildung mangelt.
                           Wir stellten vorerst eine Reihe synthetischer Versuche an, um die Bedingungen der
                              Stahlbildung für die Hauptsorten des französischen Schmiedeeisens festzustellen.
                           Zu unseren Operationen benutzten wir die zur Stahlschmelzung gebräuchlichen großen
                              Tiegel; jeder Tiegel wurde mit beiläufig 20 Kilogr. Gemenge chargirt. Nach
                              vier- bis fünfstündiger Schmelzung erhielten wir zahlreiche Stäbe, welche
                              sofort bezüglich des Gerbens, Ausstreckens, Härtens und Anlassens probirt
                              wurden.
                           Aus diesen Versuchen gieng unzweifelhaft hervor, daß fast alle Sorten gehörig
                              gereinigten französischen Schmiedeeisens vortrefflichen Stahl liefern können.
                           Diese wichtige Thatsache gab uns gute Hoffnung für die Versuche, welche wir nun im
                              Bessemer-Apparat vornahmen.
                           1000 Kilogr. französisches Kohks-Roheisen wurden in den
                              Bessemer-Apparat eingeführt und nach der Methode behandelt, welche Jackson seit längerer Zeit zum Verfrischen gewisser
                              ausländischen Roheisensorten anwendet. Die Operation hatte einen ganz regelmäßigen
                              Verlauf; der Abgang überschritt nicht 10 Procent; die Stäbe waren regelmäßig und
                              ohne Blasen; unter dem Stempelhammer konnten sie aber das Ausstrecken nicht ertragen
                              und verwandelten sich gewissermaßen in Pulver.
                           Zwei neue Versuche, unter denselben Umständen wiederholt, gaben ebenfalls einen
                              Stahl, welcher das Ausstrecken nicht ertrug.
                           Nach diesen mißlungenen Versuchen – welche mir übrigens den Widerstand
                              erklärten, den die neue Stahlbereitungsmethode jetzt noch in Frankreich und England
                              findet – hätte ich wahrscheinlich geglaubt, daß das französische
                              Kohks-Roheisen sich nicht zur Stahlfabrication nach Bessemer's Methode eignet, wenn nicht vorher unsere im Tiegel angestellten
                              synthetischen Versuche festgestellt hätten, daß sich nach dieser Methode selbst mit
                              unreinem französischem Schmiedeeisen guter Stahl erzeugen läßt.
                           Indem wir alsdann unsere Reinigungsmittel vervollkommneten und stärkere
                              stahlerzeugende Kräfte als die vorhergehenden anwandten, gelang es uns auf
                              regelmäßige Weise vortrefflichen Stahl mittelst französischen Roheisens zu erzeugen,
                              welches bisher als zur Stahlbereitung nicht geeignet betrachtet wurde.
                           
                           Auf diese Weise wurden mehrere Tausend Kilogramme Stahl erhalten, und zwar nach
                              Belieben harter oder weicher; dieser Stahl läßt sich leicht schweißen und Härten; es
                              wurden daraus Werkzeuge, wie Drehhaken, Grabstichel, Messerklingen etc.
                              angefertigt.
                           So haben wir in 25 Minuten mit einem französischen Roheisen, wovon 100 Kilogr.
                              beiläufig 10 Francs kosten, einen Gußstahl erzeugt, wovon 100 Kilogr. um 150 Fr.
                              verkäuflich sind.
                           Es gelang uns auch, das durch den kalten Hohofengang erzeugte (weiße) Roheisen,
                              welches bisher im Bessemer-Apparat nicht behandelt werden konnte, ebenso wie
                              das durch den hitzigen Hohofengang gewonnene (graue) Roheisen in vortrefflichen
                              Stahl zu verwandeln.
                           Endlich haben wir bei unseren synthetischen Versuchen über das Schmiedeeisen die
                              vollständige Schmelzung desselben bewerkstelligt und Stäbe von geschmolzenem
                              Schmiedeeisen erhalten, welche viel zäher und homogener sind als das gewöhnliche
                              geschmiedete Stabeisen; in diesem neuen Zustande läßt sich das Schmiedeeisen, für
                              sich allein oder mit Stahl gemischt, vortheilhaft zur Anfertigung der Waffen
                              verwenden.
                           Alle für die Fabrication des französischen Stahls interessanten Fragen wurden daher
                              zu Saint-Seurin unter der technischen Leitung von W. Jackson gelöst.
                           Dieß sind die Hauptthatsachen, welche ich zur Kenntniß der (französischen) Akademie
                              bringen wollte; ich begnüge mich gegenwärtig die Resultate mitzutheilen, welche mir
                              für unsere Industrie wichtig zu seyn scheinen, indem ich alle auf die neue
                              Stahlbereitung bezüglichen theoretischen Fragen für eine besondere Abhandlung
                              aufspare.Um den Erfolg der zu Saint-Seurin angestellten Versuche zu sichern,
                                    hat mich Jackson in Fabricationsgeheimnisse
                                    eingeweiht, welche ich nicht veröffentlichen darf; ich mußte daher die
                                    Rücksicht beobachten, bei der Redaction dieser Abhandlung allgemeine
                                    Ausdrücke (termes généraux)
                                    anzuwenden.Den Fabrikanten, welche Stahl mit französischen Roheisensorten darzustellen
                                    beabsichtigen, muß ich jedoch sagen, daß wenn sie vor ihren Proben behufs
                                    der Stahlerzeigung nicht vollständige chemische Untersuchungen über die
                                    Zusammensetzung des aufwendenden Roheisens anstellen, sie sich einem beinahe
                                    gewissen Mißlingen derselben absetzen. Jede Roheisensorte erfordert nämlich
                                    ein besonderes Studium; die Güte des Stahls, welchen sie liefert, hängt von
                                    ihrem Gehalt an Stickstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor und Silicium ab;
                                    die chemische Analyse wird daher bei der neuen Methode der Stahlbereitung
                                    der wahrhafte Führer.
                              
                           Ich stelle im Folgenden die Vortheile des französischen Gußstahls zusammen:
                           1) Der Gußstahl, welchen man durch Behandlung des französischen Roheisens unter den
                              von mir angegebenen Bedingungen erhält, entspricht allen Anforderungen welche die
                              Industrie, die Artillerie und Marine an Gußstahl in großen Massen stellen können; er ist
                              gleichförmig, härter und widerstandsfähiger als das Schmiedeeisen; er kann, je nach
                              der Fabricationsweise, mit allen für die verschiedenen Anwendungen erforderlichen
                              Härtegraden erzeugt werden; er läßt sich Härten und schweißen, und im Feuer leichter
                              bearbeiten als der gewöhnliche Gußstahl.
                           2) Dieser Stahl, welcher immer bei hoher Temperatur erzeugt wird, ist zur Zeit seiner
                              Bildung sehr flüssig; er enthält in seiner Masse nur eine kleine Anzahl von Blasen;
                              die Schmelzung kann ihm schon die erste Gestalt geben, welche hernach durch das
                              Hämmern und Walzen, beinahe ohne Abgang, vollendet wird.
                           3) Die Bereitung dieses Stahls ist eine der einfachsten metallurgischen Operationen;
                              sie wird in einigen Minuten ausgeführt, sie hängt nicht mehr von Kunstgriffen oder
                              der Geschicklichkeit des Arbeiters ab: sie ersetzt alle Operationen des Frischens,
                              der Cementation und der Schmelzung im Tiegel.
                           4) Die Bessemer-Apparate, worin das französische Roheisen in Stahl verwandelt
                              wird, geben leicht, je nach ihrem Inhalt, 1000, 3000, 10,000 Kilogr. Stahl; indem
                              man mehrere dieser Apparate verbindet und ihr Product vereinigt, kann man daher die
                              größten Massen von Gußstahl erhalten.
                           5) Der Brennmaterialverbrauch, welcher bei der Stahlfabrication nach der in Yorkshire
                              gebräuchlichen Methode so beträchtlich ist, verschwindet gewissermaßen bei dem neuen
                              Verfahren; man kann nämlich das flüssige Roheisen unmittelbar dem Hohofen entnehmen
                              und das Gebläse mittelst Wasserkraft betreiben.