| Titel: | Zur Metallurgie des Bleies, von William Baker. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXV., S. 281 | 
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                        LXV.
                        Zur Metallurgie des Bleies, von William Baker.
                        Aus dem Philosophical Magazine, t. XXIII p. 537, durch das
                           chemische Centralblatt, 1862, Nr. 42.
                        Baker, zur Metallurgie des Bleies.
                        
                     
                        
                           In einer früheren Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CXLII S. 281) hatte der Verf. gezeigt, daß beim Concentriren des
                              Silbers im Blei durch den Pattinson'schen
                              Krystallisationsproceß gleichzeitig auch eine Trennung des Kupfers stattfinde, indem
                              dasselbe sich gleich dem Silber in größerer Menge im flüssigen Theile findet. Es
                              ließ sich daher vermuthen, daß diese Methode geeignet seyn würde, ein Blei für
                              diejenigen technischen Zwecke herzustellen, die ein Metall von der höchstmöglichen
                              Reinheit erfordern. Das Metall, das damals bearbeitet wurde, würde zwar dem
                              Uneingeweihten wahrscheinlich hinlänglich rein für alle praktischen Zwecke
                              erscheinen, indem es, unter Vernachlässigung der geringen und weniger schädlichen
                              Beimengungen von Eisen, Schwefel und Silber, nur 0,0154 Proc. Kupfer enthielt, in
                              der That aber genügt dasselbe für manche Gewerbe nicht. Wenn die zur
                              Krystallglasfabrication verwandte Mennige auch nur eine sehr geringe Menge
                              Kupferoxyd enthielt, so hat das Glas leicht einen Stich ins Bläuliche, oder wenn es
                              auch nicht geradezu bläulich ist, so zeigt es doch nicht den reinen wässerigen
                              Glanz, der seine Vollkommenheit bedingt. So unglaublich es klingt, so ist es doch nachgewiesen, daß
                              ein Gehalt von 0,009 Proc. Kupfer genügt, um diesen Mangel zu erzeugen. Ein noch
                              empfindlicherer Artikel ist Bleiweiß; wenn es mit gährender gebrauchter Lohe und
                              Essigsäuredampf dargestellt wird, so bemerkt man an den Platten oft eine zarte
                              röthliche Färbung, die stets von Kupferoxydul herrührt; hatte die Luft freien
                              Zutritt, so verschwindet die Färbung oder wird durch einen noch viel zarteren
                              bläulichen, durch Kupferoxyd bewirkten Ton ersetzt. Bei übrigens reinem Blei genügt
                              ein Gehalt von 0,0071 Proc. Kupfer, um diesen röthlichen Schimmer hervorzubringen.
                              Bei gleichzeitiger Gegenwart von Antimon oder Schwefel ist die Farbe etwas maskirt
                              und das Bleiweiß erscheint mißfarbig. Die Gegenwart von Eisen hat auf diese Färbung
                              keinen Einfluß.
                           Bei der weiteren Verfolgung der obigen Resultate ergab es sich, daß
                              Derbyshire-Blei, welches 0,006 bis 0,015 Proc. Kupfer enthielt, nach
                              drei- bis viermaliger Krystallisation ein vorzüglich reines Blei lieferte,
                              und überhaupt zeigten zahlreiche Analysen, daß bei der Verarbeitung eines Metalls,
                              das bis zu 0,015 oder vielleicht 0,021 Proc. Kupfer enthält, stets das Kupfer
                              zugleich mit dem Silber concentrirt wird. Anders gestaltete sich aber die Sache,
                              wenn der Kupfergehalt über 0,03 Proc. stieg.
                           100 Ctr. Blei mit 0,0774 Proc. Kupfer wurden dem Pattinson'schen Processe unterworfen. Nach der vierten Krystallisation
                              enthielten
                           
                              
                                 die Krystalle
                                 0,0574
                                 Proc.
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 das davon abgelaufene flüssige Blei
                                 0,0526
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Nach der sechsten Krystallisation
                           
                              
                                 die Krystalle
                                 0,0642
                                 Proc.
                                 Kupfer,
                                 
                              
                                 das davon abgelaufene flüssige Blei
                                 0,0570
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Es hatte also keine Concentration des Kupfers im flüssigen
                              Theile stattgefunden. Das Blei, welches übrigens weich und für alle gewöhnlichen
                              Zwecke, wie zu Platten und Röhren, vollkommen geeignet war, zeigte eine von dem des
                              reinsten Bleies unverkennbar verschiedene Oberfläche, die hauptsächlich durch eine
                              Art von unregelmäßigen Eindrücken bezeichnet war. Andere Versuche mit Blei von
                              verschiedenem Kupfergehalte haben gezeigt, daß oberhalb einer gewissen Grenze
                              desselben, die noch näher festzustellen ist, die Krystallisationsmethode nicht
                              vortheilhaft angewendet werden kann, daß sie aber, wenn ein aus sorgfältig
                              ausgesuchten möglichst kupferfreien Erzen geschmolzenes Blei verarbeitet wird, ein
                              sehr werthvolles Hülfsmittel der Reinigung bildet. Der Verf. empfiehlt, bei guten
                              Erzen die Schmelzarbeit bei möglichst niedriger Temperatur vorzunehmen, selbst auf
                              Kosten der Ausbeute, damit möglichst viel Kupfer in die Schlacken geht, welche dann ein eben so
                              gutes ordinäres Blei liefern wie sonst, während das ausgesuchte Blei sich durch
                              besondere Güte auszeichnen würde.