| Titel: | Die Harburger Kryolithfabrik; von Prof. Dr. H. Schwarz. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXVI., S. 283 | 
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                        LXVI.
                        Die Harburger Kryolithfabrik; von Prof. Dr.
                           H. Schwarz.
                        Aus dem Breslauer Gewerbeblatt, 1862, Nr.
                              21.
                        Schwarz, über die Harburger Kryolithfabrik.
                        
                     
                        
                           Durch eine freundliche Empfehlung der Herren Hasperg und
                              Schäfer erhielt Referent die Erlaubniß, diese
                              durchaus neue und eigenthümliche Art der Fabrication von Soda
                                 und schwefelsaurer Thonerde in Augenschein zu nehmen. Bis vor wenigen
                              Jahren gehörte der Kryolith zu den seltenen Vorkommnissen in den
                              Mineraliensammlungen, obwohl er schon lange die Aufmerksamkeit der Mineralogen und
                              Chemiker durch seine eigenthümliche Zusammensetzung, Fluoraluminium –
                              Fluornatrium, auf sich gezogen hatte. Der berühmte Chemiker H. Rose war der erste, der die Aufmerksamkeit der Techniker auf diese
                              Substanz lenkte, indem er ein sehr einfaches Verfahren beschrieb, um daraus durch
                              Schmelzen mit metallischem Natrium das Metall der Thonerde, das so interessante
                              Aluminium herzustellen. St. Claire Deville, der das
                              Aluminium zuerst auf fabriklichem Wege erzeugte, hatte es bis dahin nur aus
                              Chloraluminium – Chlornatrium dargestellt, das selbst wieder eine sehr
                              umständliche Bereitung durch Darüberleiten von trocknem Chlorgas über ein glühendes
                              Gemisch von ThonerdeDie reine Thonerde wurde durch Glühen von Ammoniakalaun (schwefelsaure
                                    Thonerde + schwefelsaures Ammoniak) erhalten, indem Ammoniak und
                                    Schwefelsäure dabei entwichen. und Kohle erforderte. Es war daher kein Wunder, daß die Aluminiumfabriken
                              sich sofort dieser Methode bedienten, zumal gleichzeitig, wie zuerst H. Rose erwähnte, colossale Lager des sonst so seltenen
                              Kryoliths in Grönland aufgefunden worden waren. Derselbe Gelehrte erwähnte auch
                              schon, daß man den Kryolith zur Seifenfabrication verwende, indem man sein Pulver
                              mit Kalkmilch koche, und so lösliches Thonerdenatron erhalte, das zur Verseifung
                              sich eben so gut als Aetznatron verwenden lasse. Das Fluor trete dabei an den Kalk
                              und bilde unlösliches Fluorcalcium (künstlichen Flußspath), der sich leicht
                              absondere.
                           
                           In der That waren die Kryolithlager von einer dänischen Gesellschaft in Angriff
                              genommen worden, die auf die Ausbeutung derselben von der dänischen Regierung eine
                              ausschließliche Concession erhalten hatte. Die Lager liegen ziemlich oberflächlich,
                              hart am Rande des Meeres, und sind mehrere Lachter mächtig, so daß trotz der Ungunst
                              des Klimas das Material ziemlich billig zu stehen kommt. Die Production ist indessen
                              viel zu massenhaft, um durch den Bedarf der Aluminiumfabriken allein consumirt zu
                              werden, und man sah sich daher bald genöthigt, auf andere Verwerthungen zu denken.
                              Die erhaltenen Producte sind Soda und sehr reine, absolut eisenfreie, schwefelsaure
                              Thonerde. Zuerst entstand in Kopenhagen eine derartige Fabrik, die indessen
                              hauptsächlich Soda fabricirt haben soll, und die Thonerde nach Hamburg und Harburg
                              exportirte, wo man daraus schwefelsaure Thonerde herstellte. Jetzt soll dieß
                              indessen durch Steuerverhältnisse, indem man die reine Thonerde nicht mehr als
                              steuerfreien Thon, sondern als chemische Substanz betrachtet, unmöglich gemacht
                              seyn, und die Kopenhagener Fabrik ebenfalls ihre Thonerde selbst verarbeiten. Dafür
                              ist in Harburg eine große selbstständige Kryolithfabrik etablirt, und während dieß
                              geschrieben wird, ist auch die chemische Fabrik Silesia bei Saarau mit der Anlage
                              einer solchen Kryolithfabrik in großartiger Ausdehnung beschäftigt.
                           Der Kryolith kommt theils weiß und ganz rein, theils etwas gefärbt und mit
                              eingesprengtem krystallisirtem Spatheisenstein, Bleiglanz, Quarz (auch wohl,
                              indessen selten, Columbit) gemischt vor. Das Gemisch beider Lager, welches die
                              Gesellschaft liefert, wird indessen mit einem Gehalte von 95 Proc. reiner
                              Kryolithsubstanz garantirt.
                           Große Haufen von Kryolith lagern auf dem Fabrikplatze bei Harburg, der mit Canälen
                              umgeben ist, so daß die Leichterkähne das Erz vom Schiff leicht dorthin
                              transportiren können. Nachdem der Kryolith gröblich zerschlage ist, wobei
                              nöthigenfalls die gröbsten Verunreinigungen ausgehalten werden, wird er unter
                              Kollersteinen, die auf einer eisernen Platte laufen, fein gemahlen und auf etwas
                              schief liegenden Sieben gesiebt. Was nicht durchgeht, wird wieder unter die Steine
                              gebracht und aufs Neue gemahlen. Der Kryolith ist sehr weich und läßt sich daher
                              leicht und fein pulvern; außerdem ist es kaum nöthig, ihn ganz staubfein zu
                              erhalten, da er ziemlich leicht schmilzt und dadurch die Zersetzung erleichtert. In
                              ganz ähnlicher Weise wird auch der Kalkstein oder die Kreide gemahlen, die alsdann
                              dem Kryolith zugesetzt werden. Schaber, die über die eiserne Sohlplatte
                              hinstreichen, bewirken das Auflockern und Wenden des Kryolithpulvers, damit dasselbe
                              durch die Kollersteine gleichmäßig zerkleinert und nicht bloß festgedrückt wird.
                           
                           Auf 100 Thle. reinen Kryolith, von der Formel 3 NaFl + Al²Fl³ braucht
                              man circa 127 Thl. kohlensauren Kalk; auf 1 Aeq.
                              Kryolith nämlich 6 Aequivalente. Beim Glühen und Sintern bilden sich nämlich 6 Aeq.
                              Fluorcalcium, während gleichzeitig Thonerde-Natron (2 NaO +
                              Al²O³) ausgeschieden wird, das in Wasser leicht löslich ist und
                              dadurch später leicht vom unlöslichen Fluorcalcium getrennt werden kann. Man wendet
                              gewöhnlich etwas mehr Kreide an, um die Masse weniger leicht schmelzbar zu machen
                              und poröser zu erhalten. Die aus der Kreide ausgetriebene Kohlensäure, sowie
                              diejenige, die aus dem angewendeten Brennmaterial entsteht, genügen vollständig, um
                              das entstandene Thonerdenatron einer früheren Operation in kohlensaures Natron und
                              Thonerde umzuwandeln. Man braucht hierzu nur 3 Aeq. Kohlensäure, während schon die
                              Kohlensäure, welche sich aus der Kreide entwickelt, das Doppelte, nämlich 6 Aeq.
                              beträgt. Freilich geht eine Masse Kohlensäure unabsorbirt durch die
                              Absorptionsapparate durch. Referent machte den Vorschlag, um die Zerlegung der
                              Kreide zu erleichtern, der Masse eine gewisse Menge Kohks zuzuschlagen. Die
                              Kohlensäure würde dadurch in Kohlenoxyd umgewandelt das durch überschüssige Luft
                              verbrannt, wieder Kohlensäure liefern würde.
                           Der Ofen, in dem die Zerlegung vor sich geht, ist ein einfacher Flammofen, der, um
                              möglichst reine Gase zu erhalten, mit Kohks statt mit Steinkohlen gefeuert wird.
                           Die Masse wird zuerst in eine hintere Abtheilung des Ofens, die etwas höher liegt,
                              hineingebracht, um dort abgetrocknet und vorgewärmt zu werden, alsdann in die
                              vordere Abtheilung hinübergeschafft und, nachdem sie etwas gefrittet (um das
                              Verstäuben zu vermeiden), nochmals tüchtig umgekrählt, damit alle Theile der
                              Zersetzung unterliegen. Noch glühend wird sie herausgezogen und zwar auf ein
                              unterhalb der Arbeitsthüre liegendes Sieb oder Gitter, auf dem die groben, allzusehr
                              zusammengesinterten Stücke liegen bleiben, die von Neuem gemahlen und mit frischer
                              Substanz gemischt in den Ofen zurückgebracht werden. Die durchgefallene, grob
                              pulverförmige Masse wird noch heiß nach den Auslaugekästen gekarrt. Dieß sind
                              längliche Kästen von Kesselblech, von oben nach unten steil trichterförmig
                              zusammenlaufend, die einige Zoll über der tiefsten Stelle mit einem fein
                              durchlöcherten Doppelboden versehen sind; in dem dadurch gebildeten Raume sammelt
                              sich die Lauge von Thonerdenatron an und läuft durch ein Rohr in untenstehende
                              flache Eisenblechkästen ab, aus denen sie durch eine Pumpe geschöpft und in die
                              Absorptionscylinder gehoben wird. Das Auslaugen erfolgt mit heißem Wasser, indem im
                              Anfange die Masse selbst sehr heiß ist, später aber warmes Wasser aufgepumpt wird.
                              Man erhält zuerst sehr concentrirte Laugen, und setzt das Auslaugen fort, so lange die
                              abfließende Lauge eine merkliche Grädigkeit zeigt. Die so erhaltenen dünnen Laugen
                              können zur Auslaugung frischer Substanz angewendet und dadurch wesentlich
                              angereichert werden. Auf dem Filter bleibt eine röthlich gefärbte Masse zurück, die
                              aus Fluorcalcium mit kleinen Mengen Eisenoxyd, Kalk, unzersetztem Kryolith und
                              Thonerdenatron besteht. Man hat bisher keinerlei Verwendung dafür ausfindig machen
                              können, und bessert daher die Wege und den Fabrikplatz damit aus. Kleine Mengen
                              dieses Abfallproductes sollen als Zusatzmittel bei der Darstellung billiger
                              Kautschukwaaren Verwendung gefunden haben. Vielleicht kann man davon als Zuschlag
                              beim Schmelzen von Kupfererzen, auch beim Hohofen Gebrauch machen.
                           Die abgelaufene Lauge ist schwach bräunlich gefärbt, stark alkalisch und natürlich
                              vollkommen eisenfrei. Man könnte sie in einzelnen Fällen direct, z.B. zur Färberei
                              und Druckerei, als Beize verwenden, indem sie an der Luft durch Aufnahme von
                              Kohlensäure zerlegt wird und Thonerde auf der Faser absetzt.Noch größere Mengen Thonerde werden auf der Faser fixirt, indem man erst
                                    Thonerde-Natron und dann essigsaure Thonerde, sog. Rothbeize,
                                    aufdruckt. Es bildet sich dann essigsaures Natron; die Thonerde beider Salze
                                    wird ausgeschieden und auf der Faser fixirt.
                              
                           Hiermit wäre indessen nur ein sehr beschränkter Absatz zu erzielen, und wird es daher
                              vorgezogen, diese Zerlegung durch Kohlensäure in der Fabrik selbst vorzunehmen, um
                              so Soda und reine Thonerde zu erzielen. Es sind zu dem Ende zwei große und lange
                              cylindrische Dampfkessel im Fabriklocal horizontal gelagert, die einerseits mit
                              einer centralen liegenden Achse versehen sind, die mit Rührschaufeln besetzt ist und
                              durch eine Riemscheibe in langsame Umdrehung versetzt wird, andererseits aber im
                              vorderen Theile eine Scheidewand haben, die etwas über die Mittellinie in den Kessel
                              hinabreicht. In den dadurch gebildeten Raum ragen drei Röhren hinein, welche dem
                              Apparat die zur Zerlegung nöthige Kohlensäure zuführen. Zu diesem Ende werden die
                              Feuerungsgase aus dem Flammofen durch einen Ventilator angesaugt, und durch diese
                              Röhren in den Kessel gepreßt. Sie sind auf ihrem ziemlich langen Wege unter der
                              Sohle des Hüttenraumes schon ziemlich abgekühlt, und geben den Rest ihrer Wärme an
                              die Lauge ab, die dadurch gerade hinreichend erwärmt wird, um die Thonerde in
                              compacter Form zu liefern. Es wäre vielleicht noch zweckmäßiger, die abfallende
                              Wärme der Flammofengase erst noch zum Abdampfen der resultirenden Sodalaugen zu
                              verwenden, um besonders den Ventilator zu schonen. Die Pressung, die derselbe den
                              angesaugten Gasen verleiht, ist groß genug, um dieselben unter der Scheidewand weg
                              durch die
                              Flüssigkeit zu treiben, deren Stand indessen so bemessen ist, daß sie nur wenig über
                              der Mittelachse des Dampfkessels steht. Die Zerlegung geschieht rasch und
                              vollständig. Man läßt alsdann das Gemisch von Thonerde und kohlensaurer Natronlösung
                              in große, in der Erde stehende Blechbehälter abfließen, läßt die Thonerde sich
                              setzen, zieht die klare Lauge ab, und wäscht durch wiederholtes Anrühren mit Wasser,
                              Decantiren und Abziehen die Thonerde möglichst gut aus. Diese Thonerde ist blendend
                              weiß, körnig und enthält trotz alles Auswaschens immer noch circa 6 Procent kohlensaures Natron, ein Verlust, der indessen ihre
                              weitere Verwendung nicht behindert.
                           Das erhaltene kohlensaure Natron ist sehr rein; es enthält natürlich kein Kochsalz
                              und nur Spuren von schwefligsaurem und schwefelsaurem Natron, höchstens so viel als
                              durch den Schwefelgehalt der angewendeten Kohks gebildet werden könnte. Dampft man
                              die Lauge ein, so erhält man bald niederfallende Krystalle von
                              einfach-gewässertem kohlensauren Natron, das nach dem Calciniren eine sehr
                              hochgrädige reine Soda gibt. Ebensogut kann man die Lauge nach passender
                              Concentration abkühlen und langsam krystallisiren lassen, wo dann reine
                              krystallisirte Soda gewonnen wird. Ein großer Theil der Natronlösung wird indessen
                              auf Aetznatron verarbeitet. Dieß geschieht ganz einfach auf die alt bekannte Weise
                              durch Kochen mit Kalkbrei, Absetzenlassen des körnig gewordenen kohlensauren Kalks,
                              Abziehen der klaren Aetzlauge, Wiederanrühren mit reinem Wasser, Decantiren u.s.w.,
                              bis der Niederschlag von kohlensaurem Kalk möglichst vollständig ausgewaschen ist.
                              Man kann statt reinen Wassers hierbei auch eine schwache Lauge anwenden, die man
                              durch das Auswässern eines schon mehr erschöpften Kalkniederschlags erhält. Gerade
                              die Massen dünner Laugen, die man hierbei bekommt, machen die Operation umständlich
                              und wegen des vielen zum Eindampfen nöthigen Brennmaterials kostspielig. Ob man den
                              Kalkbrei nicht z.B. durch Abtropfenlassen auf einem Sandfilter und vorsichtiges
                              Verdrängen der anhaftenden Lauge durch wenig Wasser besser erschöpfen könnte, lasse
                              ich dahin gestellt. Jedenfalls wäre es zu empfehlen, die Kreide bei der Zersetzung
                              des Kryoliths durch diesen chemisch fein zertheilten Niederschlag zu ersetzen, auf
                              welche Art nicht allein die Kreide zum Theil erspart, sondern auch alles dem
                              Niederschlage noch anhaftende Natron wiedergewonnen werden könnte.
                           Die erhaltene ätzende Lauge wird in eisernen, engen, conischen Kesseln eingedampft,
                              unter beständigem Ersatz des Verdampften durch frische Lauge, bis die Masse in
                              feurigen Fluß geräth, worauf man sie sich absetzen läßt, das geschmolzene Aetznatron
                              auskellt und in flache Formen gießt. Die oberen Schichten sind sehr weiß und rein, die
                              unteren durch Eisen verunreinigt und daher gefärbt. Es wird hierdurch natürlich ein
                              bedeutend reineres Natronhydrat erhalten, als das, welches man durch das Eindampfen
                              der stark Schwefelnatrium haltigen Mutterlauge der gewöhnlichen Sodafabrication,
                              Zufügen von etwas Salpeter und längeres Erhalten der geflossenen Masse bei
                              Dunkelrothgluth erhält. Dieses Natron ist zwar vollständig frei von Thonerde, Kalk
                              etc., die sich bei diesem Schmelzen absetzen, aber es enthält ziemlich bedeutende
                              Mengen von schwefelsaurem Natron und Kochsalz. Referent hat in einem solchen
                              Natronhydrat etwa 55 Proc. reines Natronhydrat, 3–5 Proc. Salpeter, das
                              Uebrige andere Natronsalze und Wasser aufgefunden.
                           Das Harburger Aetznatron hält dagegen bis zu 75 Proc. Natron, während der Rest von
                              Wasser und Kohlensäure gebildet wird.
                           Trotzdem solches reines Aetznatron verhältnißmäßig theuer bezahlt wird, würde doch
                              bei den sehr niedrigen Preisen der gewöhnlichen Sodafabricate eine Concurrenz
                              seitens der Kryolith-Sodafabriken nicht möglich seyn, falls das Natron allein
                              die Kosten decken sollte. Der Centner Kryolith kommt in Harburg, gering gerechnet,
                              mindestens auf 2 1/2 Thlr. zu stehen, und kann man höchstens 40 Procent Natron
                              daraus gewinnen. 50 Proc. Natron aber bezahlt man doch in der gewöhnlichen
                              calcinirten Soda höchstens mit 4 Thlr., oft noch billiger. Dagegen liegt der Gewinn
                              in der unvergleichlich schönen, eisenfreien Thonerde, die sich mit größter
                              Leichtigkeit in Schwefelsäure löst, und so ein für die Färbereien und Papierfabriken
                              sehr werthvolles Salz liefert. In früherer Zeit wendeten diese Fabriken
                              ausschließlich Alaun an und zwar aus keinem anderen Grunde, als weil dieses
                              Thonerdesalz sich durch seine verhältnißmäßige Schwerlöslichkeit und große
                              Krystallisationsfähigkeit leicht bis auf geringe Spuren von dem Eisen befreien läßt,
                              das sonst den meisten Thonerdeverbindungen als hartnäckiger Begleiter beigemischt
                              ist. Man erhält bei der gewöhnlichen Alaunfabrication zuerst schwefelsaure Thonerde,
                              meist mit einem Ueberschuß von Eisenvitriol gemischt, trennt sie aber davon leicht
                              durch das Zufügen schwefelsauren Kalis oder Ammoniaks, Salze, die damit
                              schwerlösliche Alaune bilden, die sich als feines Mehl niederschlagen. Diese Salze,
                              die eigentlich für die Zwecke der Alaunverwendung unnütz sind, kosten aber meistens
                              mehr als die schwefelsaure Thonerde selbst; nebenbei sind die Krystalle mit einem
                              Uebermaaß von Krystallwasser verbunden, so daß der Gehalt der Alaune an eigentlich
                              werthvoller Substanz, an Thonerde, auf einen sehr geringen Procentsatz
                              herabsinkt.
                           Alle diese Uebelstände haben schon seit längerer Zeit auf die Herstellung reiner schwefelsaurer Thonerde
                              aus gewöhnlichem weißen Thon oder Porzellanerde durch Einwirkung der concentrirten
                              Schwefelsäure auf schwach gebrannten Thon geführt. Einerseits aber war es schwierig,
                              eine vollkommene Sättigung der Schwefelsäure mit Thonerde auf diese Art zu
                              erreichen, andererseits erschien es fast unmöglich, einen vollständig eisenfreien
                              Thon zu erhalten, während selbst Spuren von Eisen die schwefelsaure Thonerde für
                              manche Zwecke gänzlich unbrauchbar machen.
                           Alle diese Uebelstände sind nun durch die Anwendung der Kryolith-Thonerde
                              völlig überwunden. Die Darstellung der schwefelsauren Thonerde daraus ist eine der
                              einfachsten Operationen. In einen großen hochstehenden Holzbottich, der mit starkem
                              Bleiblech ausgeschlagen ist, wird sogenannte Kammerschwefelsäure von etwa 50°
                              B. gebracht, die mittelst einer bleiernen oder kupfernen, verbleiten Dampfschlange,
                              oder auch durch direct einströmenden Dampf auf etwa 80–90° C. erhitzt
                              wird, und dann so lange die Kryolith-Thonerde eingetragen, bis ein
                              unlöslicher Rückstand bleibt, was die vollständige Sättigung der Schwefelsäure
                              anzeigt. Man läßt dann die concentrirte Lösung durch einen Hahn in eine Reihe
                              staffelförmig übereinander gestellter Gefäße abfließen, zieht die klare Lösung aus
                              dem ersten Bottich in den zweiten ab u.s.f. und bringt endlich die klare Lösung in
                              kupferne Kessel, in denen sie bis zum Schmelzen der Salzmasse abgedampft wird,
                              worauf man sie mit kupfernen Kellen ausschöpft und in kupferne flache Formen mit der
                              eingeprägten Firma gießt. So erhält man flache Kuchen einer rein weißen Salzmasse,
                              reiner schwefelsaurer Thonerde (3 SO³ + Al²O³ + 18 Aq). Ein
                              Theil des Wassers wird durch das schwefelsaure Natron ersetzt, das sich aus der
                              kleinen Menge kohlensauren Natrons bildet, das der Thonerde noch beigemischt ist.
                              Dieses Salz enthält 15,5 Proc. Thonerde, während der Kalialaun nur 9,9 Proc.
                              enthält, ist also mindestens 1/2mal so viel werth. Daneben ist es bei vorsichtiger
                              Bereitung so eisenfrei, daß selbst das empfindlichste Reagens, das die Chemie auf
                              Eisen kennt, das Schwefelcyankalium, nicht die geringste Färbung hervorbringt,
                              während eine Spur Eisen die Flüssigkeit intensiv dunkelroth färben würde. Es
                              verdient diese schwefelsaure Thonerde daher dringend die Aufmerksamkeit aller
                              Consumenten von Thonerdesalzen.