| Titel: | Neuer Apparat zur Benutzung des Drummond'schen Kalklichtes; von H. Debray. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXXVI., S. 345 | 
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                        LXXVI.
                        Neuer Apparat zur Benutzung des Drummond'schen Kalklichtes; von
                           H. Debray.
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, 3me série, t. LXV p. 331.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Debray's Apparat zur Benutzung des Drummond'schen
                           Lichtes.
                        
                     
                        
                           Die Anwendung des elektrischen Lichtes ist bis jetzt noch mit Schwierigkeiten
                              verknüpft, denn um dasselbe zu erzeugen, braucht man eine galvanische Batterie mit
                              einer beträchtlichen Anzahl von Elementen, und da es nicht die bei jedem Licht so
                              wünschenswerthe Stabilität besitzt, so wendet man es nur wegen seiner Intensität zur
                              ausnahmsweisen Beleuchtung an. In vielen Fällen würde aber ein weniger lebhaftes
                              Licht noch gute Dienste leisten, wenn man solches auf bequemere und weniger
                              kostspielige Weise als mittelst der galvanischen Batterie hervorbringen könnte. Ich
                              ließ von Hrn. Duboscq einen kleinen Apparat zur Benutzung
                              des Drummond'schen Kalklichtes ausführen, welcher mir
                              diesen Zweck zu erreichen scheint.
                           Beschreibung des Apparats, Fig. 27. – Er
                              besteht aus einem Träger und dem Löthrohr. Der Träger ist eine hohle Säule auf einem massiven Fuße, in
                              welcher sich vermittelst Zahnstange und Trieb eine Stange vertical bewegen läßt. Am
                              oberen Ende der Stange sitzt eine kupferne, mit einiger Reibung drehbare Hülse,
                              welche zur Aufnahme des Kalkcylinders bestimmt ist.
                           Das Löthrohr besteht aus zwei concentrischen Röhren, die an ihrem unteren Theil mit
                              einem Hahn versehen sind und auf welche mit Reibung ein getrenntes Ausströmrohr
                              paßt, das ebenfalls aus zwei concentrischen Röhren besteht. Da der gerade Theil des
                              Ausströmrohres einige Centimeter lang ist, so kann man es mehr oder weniger in das
                              Löthrohr hineinschieben und so die Höhe seiner Oeffnung reguliren. Die innere Röhre
                              des Löthrohrs leitet das Sauerstoffgas zu, und die äußere Röhre entweder Leuchtgas oder reines
                              Wasserstoffgas. Die Hähne, aus welchen die Gase zuströmen, sind mit O und H bezeichnet. Das
                              Löthrohr ist seitlich so mit der Säule verbunden, daß es in horizontaler Richtung
                              etwas verschoben und daher dem Kalkcylinder genähert oder von demselben entfernt
                              werden kann.
                           Beim Gebrauch dieser Vorrichtung läßt man zuerst das Leuchtgas oder Wasserstoffgas
                              zuströmen, entzündet es und öffnet dann den Hahn für das Sauerstoffgas. Der Punkt,
                              wo die Flamme den Kalkcylinder berührt, soll 15 bis 20 Millimeter unter der oberen
                              Basis desselben liegen. Da dieser Punkt bei der schwach gekrümmten Form des
                              Ausströmrohres über der Spitze desselben liegt, so gelangt alles ausgeströmte Licht
                              vollständig zur Benutzung. Bei geeignetem Verhältniß der Gase, welches mittelst der
                              Hähne leicht zu reguliren ist, leuchtet der Kalk schon nach einigen Secunden mit dem
                              stärksten Licht.
                           Der Hahn H wird durch ein Kautschukrohr mit der das
                              Leuchtgas zuführenden Leitung verbunden, oder mit der Ableitungsröhre eines
                              Wasserstoffgas-Apparats, welcher dieses Gas in ununterbrochener Weise und in
                              großer Menge liefern kann. Das Sauerstoffgas ist entweder in einem Gasometer
                              enthalten, oder, was oft bequemer ist, in einem Kautschuksack von 50 bis 60 Liter
                              Inhalt, welcher sich in einer hölzernen Kiste befindet und auf den man mittelst
                              eines beweglichen Bretes einen Druck von einigen Kilogrammen ausübt.
                           Wasserstoffgas-Apparat, Fig. 28. – Ich
                              benutze den Apparat, welchen Sainte-Claire Deville
                              und Troost bei ihren schönen Untersuchungen über die
                              Dichtigkeiten der Dämpfe angewandt haben, um das Wasserstoffgas nach Maaßgabe seines
                              Verbrauchs zu erzeugen. Er besteht aus zwei Flaschen von 5–6 Liter Inhalt,
                              welche an ihrem unteren Ende tubulirt sind; die beiden Tubuli werden durch ein
                              weites Kautschukrohr verbunden. Die eine der Flaschen wird mit Zinkgranalien
                              gefüllt, die auf einem Bett von Kohlenstücken ruhen, welches dick genug ist um das
                              Metall über dem Niveau der Tubulatur zu erhalten; an ihrem oberen Theil ist sie
                              durch einen Pfropf verschlossen, durch welchen eine mit Hahn versehene Röhre geht.
                              Die andere Flasche wird zu drei Viertel mit käuflicher Salzsäure gefüllt, welche mit
                              so viel Wasser verdünnt wurde, daß sie nicht mehr raucht. Nachdem die Flasche A mit Zink gefüllt ist, gießt man die Säure in die
                              Flasche B; wird nun der Hahn R geöffnet, so kommt die Salzsäure mit dem Zink in Berührung und
                              entwickelt Wasserstoffgas, welches nach und nach die Luft in der Flasche A austreibt; wenn man annehmen kann, daß alle Luft
                              ausgetrieben ist, schließt man den Hahn R. Das
                              Wasserstoffgas, welches fortfährt sich zu entbinden, treibt nach und nach die Säure
                              in die Flasche B, und die Wirkung hört auf, sobald das
                              Niveau der Säure dasselbe wie dasjenige der Kohle ist. Will man sich des Apparats
                              bedienen, so öffnet man den Hahn R, die Säure treibt
                              dann durch ihre Niveau-Differenz das Wasserstoffgas heraus und erzeugt
                              neuerdings solches, sobald sie mit dem Metall in Berührung kommt. Wenn man die
                              Gasentbindung lange Zeit fortsetzt, so erwärmt sich die Flasche ein wenig und es
                              kann sich Wasserdampf in der Ableitungsröhre verdichten, wodurch eine Unterbrechung
                              in der Wasserstoffentbindung und folglich im Glanz des Lichtes veranlaßt würde. Man
                              vermeidet diesen Uebelstand, wenn die Oeffnung der Ableitungsröhre 5 bis 6
                              Centimeter unter den Propf hinabreicht und diese Röhre seitlich in der Nähe des
                              Pfropfs mit einer kleinen Oeffnung versehen ist; das sich verdichtende Wasser fällt
                              dann immer gegen die untere Oeffnung zurück, ohne die Regelmäßigkeit der Entbindung
                              zu beeinträchtigen. Es ist unnütz, das Wasserstoffgas auszutrocknen oder zu waschen;
                              man setzt daher die Ableitungsröhre direct mit der Wasserstoff-Tubulatur des
                              Löthrohrs in Verbindung.
                           Bereitung des Sauerstoffgases. – Ich empfehle das
                              von mir und Sainte-Claire Deville angegebene
                              Verfahren, das chlorsaure Kali durch die Wärme unter Umständen zu zersetzen, wo
                              diese Operation gar keine Gefahr darbietet, um rasch und bequem große Mengen von
                              Sauerstoffgas zu erhalten.
                           Angenommen, es soll ein Kautschuksack mit 50 bis 60 Litern Sauerstoffgas gefüllt
                              werden, so macht man ein Gemenge von 200 Grammen chlorsaurem Kali und 200 bis 300
                              Grammen geglühtem Braunstein, welcher zu grobem Pulver
                              oder besser zu kleinen Körnern zerstoßen ist, und bringt dasselbe in eine
                              Glasretorte von 1/2 Liter Fassungsraum. Der Hals dieser Retorte wird durch eine
                              Kautschukröhre mit einem weiten Glasrohr verbunden, welches in eine Wasserflasche
                              taucht, die eine schwache Alkalilösung enthält, um nöthigenfalls Spuren von Chlor
                              zurückzuhalten; aus der zweiten Tubulatur der Flasche geht ein Ableitungsrohr ab,
                              welches man direct mit dem vollständig luftleer gemachten Kautschuksack verbindet,
                              sobald das Sauerstoffgas sich zu entwickeln beginnt.
                           Man erhitzt nun die Retorte zuerst unten, hernach, wenn die Gasentbindung langsamer
                              erfolgt, an den Seiten. Wenn der Kautschuksack mit einem Hahn von hinreichendem
                              Querschnitt versehen ist, kann im Innern des Apparats kein so starker Druck
                              entstehen, daß eine Beschädigung oder ein Bersten desselben zu befürchten wäre; die
                              Operation schreitet von selbst fort, ohne daß man sich damit zu beschäftigen hat.
                              Daß die Sauerstoffentbindung beendigt ist, erkennt man daranaran, daß in der
                              Waschflasche keine Blasen mehr aufsteigen; man schließt dann den Kautschuksack.
                           Die Zersetzung ist auch sehr leicht zu bewerkstelligen, wenn man ein Gemenge welches
                              1–1 1/2 Kilogr. chlorsaures Kali enthält, in eine schmiedeeiserne Flasche
                              bringt, die mit einem gekrümmten weiten Flintenlauf versehen ist, welcher den Hals
                              der Retorte ersetzt; man leitet die Operation wie vorher angegeben; nur muß man
                              möglichst weite Oeffnungen anwenden, damit der innere Druck nicht zunehmen kann,
                              weil in diesem Falle die Gasentbindung eine sehr rasche ist. Ich empfehle den
                              Braunstein vor seiner Anwendung zu glühen, um nicht nur
                              das Wasser, die Kohlensäure und den Stickstoff aus demselben auszutreiben, sondern
                              auch die ihm oft zufällig beigemengten organischen Substanzen (Kohle etc.)
                              vollständig zu zerstören. Es ist mir bei der Darstellung von Sauerstoffgas mit
                              großen Quantitäten Braunstein einigemal begegnet, daß ich beim Beginn der Operation
                              ein explodirbares Gas erhielt, weil mein Braunstein organische Substanzen enthielt.
                              Dieser Uebelstand wäre noch weit ernstlicher bei Anwendung eines Gemenges von
                              Braunstein und chlorsaurem Kali, denn wenn sich in dem Braunstein dünne Stückchen
                              von Holz, Stroh etc. befänden, so würde sich in Folge der lebhaften Verbrennung
                              derselben plötzlich eine sehr bedeutende Quantität Gas entwickeln, daher der Apparat
                              explodiren könnte. Mit geglühtem Braunstein hat man hingegen nichts zu befürchten.
                              Auch kann derselbe Braunstein immer wieder benutzt werden, man braucht ihn nur zur
                              Absonderung des Chlorkaliums zu waschen und dann zu trocknen.
                           Bei diesem Verfahren kommt der Liter Sauerstoffgas auf höchstens 2 Centimes zu
                              stehen. Da 40 Liter Sauerstoff per Stunde hinreichen,
                              wenn man das Leuchtgas anwendet, so beträgt der Aufwand für diesen Zeitraum also
                              nicht über 80 Centimes; er ist folglich unbedeutend, besonders im Vergleich mit den
                              Kosten welche die Anwendung der galvanischen Batterie verursachen würde. Das
                              Wasserstoffgas beansprucht für denselben Lichteffect weniger Sauerstoff als das
                              Leuchtgas, da es aber theuerer ist als letzteres, so wäre seine Anwendung weniger
                              vortheilhaft.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
