| Titel: | Die Zuckergewinnung aus Rüben mittelst Alkohol, von Pesier; Bericht von Barral. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. LXXX., S. 366 | 
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                        LXXX.
                        Die Zuckergewinnung aus Rüben mittelst Alkohol,
                           von Pesier; Bericht von
                           Barral.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, August 1862, S. 449.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Pesier's Verfahren zur Zuckergewinnung aus Rüben mittelst
                           Alkohol.
                        
                     
                        
                           Die zur Prüfung dieses Verfahrens ernannte Commission der Société d'Encouragement hat in Valenciennes selbst von Hrn.
                              Prof. Pesier
                               und den betreffenden
                              Zuckerfabrikanten alle erforderlichen Mittheilungen erhalten und sich von dem Erfolg
                              der Fabricationsmethode überzeugt.
                           Die Idee der Anwendung des Alkohols zur Trennung der verschiedenen Substanzen in
                              einem Pflanzensafte ist nicht neu, allein es sind erst jetzt die Bemühungen, dieses
                              Verfahren fabrikmäßig zu verwerthen, von Erfolg gekrönt worden. Die Commission hat
                              sich in der That überzeugt, daß sowohl in der Zuckerfabrik von Serret, Hamoir, Duquesne und Comp. in Marly bei
                              Valenciennes, wie auch in denjenigen von G. Hamoir in
                              Saultain und v. Baillancourt in Hérin, so wie in
                              noch einigen anderen, mehr als 300,000 Hektoliter Alkohol zum Zweck der
                              Zuckerfabrication verdampft und wieder gewonnen worden sind, und dabei nur einen
                              mittleren Verlust von 2/1000 für jede Operation erlitten haben. Dieß ist das
                              erstemal, daß Alkohol in solchem Maaßstabe und ohne empfindlichen Verlust in der
                              Industrie angewandt wird.
                           Im Jahre 1811 theilte C. Derosne der Gesellschaft ein
                              Verfahren zur Zuckergewinnung aus Rüben mittelst Spiritus mit; Versuche im Kleinen
                              lieferten zwar günstige Resultate, aber das Verfahren gelangte nicht zu größerer
                              Anwendung. Im Jahre 1826 legte Derosne der Gesellschaft
                              abermals eine Arbeit vor, unter dem Titel: „Verfahren zur Reinigung des
                                 Rohzuckers mittelst Alkohol und zur Raffinerie jeder Art von Zucker“,
                              worin er sagte:
                           
                              „Die gewöhnlich angewandten Reinigungsmittel für Rohzucker ersetzen wir
                                 durch eine einzige Substanz von genau bestimmter Wirksamkeit, welche so zu sagen
                                 die strenge Analyse der verschiedenen im Rohzucker enthaltenen Stoffe macht;
                                 diese Substanz ist der Alkohol.“
                              
                           
                              „Man übergießt eine gewisse Menge Rohzucker mit rectificirtem Alkohol von
                                 32–34° Baumé, rührt mehrfach Zucker und Alkohol
                                 durcheinander und gießt die alkoholische Lösung ab. Diese Operation wiederholt
                                 man so oft, bis die zuletzt abgegossene Lösung ungefärbt erscheint. Der Alkohol
                                 löst nämlich in der Kälte nur die anhängende Melasse auf und läßt den Zucker
                                 ungelöst.“
                              
                           
                              „Nachdem man den Zucker gut abtropfen ließ und dann in gelinder Wärme
                                 getrocknet hat, ist derselbe von besonders reinem Geschmack und auch von den
                                 mechanisch anhängenden Unreinigkeiten befreit, welche im Alkohol suspendirt
                                 bleiben.“
                              
                           
                              „Die so erhaltenen Cassonaden sind trocken und weniger gefärbt als die
                                 gewöhnlichen; das Verfahren bietet vor dem früher gebräuchlichen folgende
                                 Vortheile:
                              
                           
                              1) es ist kürzer, indem in 24 Stunden dasselbe erreicht wird, wozu man sonst weit
                                 mehr Zeit gebrauchte;
                              
                           
                           
                              2) es vermindert den Bedarf an Brennmaterial und an Handarbeit;
                              
                           
                              3) der benützte Alkohol ist nicht verloren;
                              
                           
                              4) die gefärbtesten alkoholischen Lösungen liefern bei unmittelbarer Destillation
                                 eine Melasse, welche in jeder Beziehung, nach Geschmack, Reinheit und Klarheit,
                                 derjenigen der Raffinerien vorzuziehen ist;
                              
                           
                              5) die weniger gefärbten Lösungen dienen zur ersten Behandlung des Zuckers, bis
                                 sie mit Melasse gesättigt sind.“
                              
                           Auch zum Ausdecken gewisser Arten Zuckerbrode schlug Derosne die Anwendung von Alkohol vor; man sollte dazu etwa das gleiche
                              Gewicht des Zuckers an Alkohol anwenden.
                           Später benutzte Schützenbach den Alkohol zur Extraction
                              getrockneter und gepulverter Rüben. Er übergoß dieses Pulver mit dem dritten Theil
                              oder der Hälfte seines Gewichtes heißen Wassers, welchem eine gewisse Menge
                              Kalkmilch zugesetzt war und fügte dann so viel Alkohol hinzu, als zur Lösung des
                              Zuckers der Rübe erforderlich war. Das Ganze wurde einer starken Pressung
                              unterworfen und so eine Lösung erhalten, aus welcher der Alkohol durch die Hitze
                              abdestillirt und ein Syrup isolirt wurde, dessen Filtration und weitere Behandlung
                              in gewöhnlicher Weise erfolgte.
                           Im J. 1852 haben wir den Versuchen beigewohnt, welche Hr. Pesier in der Fabrik von Serret, Hamoir,
                                 Duquesne und Comp. mit einem Verfahren machte,
                              welches in der Extraction der Rübenschnitzel mittelst Alkohol bestund und worauf er
                              ein Patent erhalten hatte.
                           Allein diese Versuche haben aus dem einen oder anderen Grunde kein verwerthbares
                              Resultat gehabt. Hr. Pésier ist endlich nach
                              vielfachen Bemühungen zu dem gleich zu beschreibenden vollkommenen Verfahren
                              gelangt.
                           Dieses Verfahren besteht im Wesentlichen in der Behandlung der geschiedenen und
                              concentrirten Säfte mit Alkohol von 90 Volumprocenten (0,833 spec. Gewicht), wodurch
                              der größte Theil der Pektin- und Salz-Substanzen gefällt wird, ohne
                              daß der Alkohol Wasser genug erhielte, um schwächer zu werden.
                           Der Rübensaft wird geschieden, klar abgezogen, einige Zeit gekocht, dann theilweise
                              mit Kohlensäure saturirt. Nach einigen Minuten Ruhe decantirt man und concentrirt
                              dann den Saft auf 27–28° Baumé. Hierauf wird er mit seinem
                              dreifachen Volumen Alkohol von 90 Procent gemischt. Es setzt sich ein schwärzlicher
                              dicker Niederschlag ab und der Zucker bleibt in der hellen und wenig gefärbten
                              Flüssigkeit gelöst. Diese wird der Destillation unterworfen und so der Alkohol für
                              eine zweite Operation
                              wieder gewonnen. Der zurückbleibende Syrup wird direct oder nach einer geringen
                              Filtration verkocht.
                           Um die Operation sicher zu leiten, empfiehlt Hr. Pesier
                              eine gute gewöhnliche Scheidung, nämlich mittelst einer zur Saturation des süßen
                              Saftes hinreichenden Kalkmenge. Nach ihm kann der Rübensaft bei einer bestimmten
                              Temperatur und Dichtigkeit nur eine gewisse, stets gleiche Menge Kalk auflösen. Der
                              Ueberschuß dieser Base wird also in der Arbeit hindernd seyn und muß vermieden
                              werden. Er erkennt den richtigen Kalkzusatz durch alkalimetrische Titrirung des
                              Saftes und constatirt einen zu großen Zusatz an der Trübung des zuerst von der
                              Scheidung ablaufenden Saftes.
                           In den mit Saturation arbeitenden Fabriken leitet man meistens die Kohlensäure sofort
                              in den geschiedenen Saft, um die Färbung in Folge der Einwirkung der Alkalinität in
                              der Hitze zu vermeiden, und saturirt dann vollkommen mit dem genannten Gase. Hr. Pesier hat bemerkt, daß bei dieser Verfahrungsweise die
                              Säfte, in Folge eines Ammoniakverlustes, bei der Concentration sauer werden. Indem
                              man nachher Kalk zusetzt, wird durch Zersetzung des veränderten Zuckers wieder eine
                              dunklere Farbe hervorgerufen, als man anfangs vermeiden wollte. Um diesen Uebelstand
                              zu vermeiden, fängt Hr. Pesier den geschiedenen Saft in
                              einem Kessel auf und erhält ihn darin 10–15 Minuten lang im Kochen. Auch die
                              Säfte von dem Scheideschlamm läßt man hierzu laufen, wo sie dann die gewöhnlich
                              vorhandenen Keime der Verderbniß verlieren; letztere entstehen, indem diese Säfte so
                              langsam abgepreßt werden, daß sie leicht der schleimigen Gährung ausgesetzt
                              sind.
                           Bei dem Aufkochen des alkalischen Saftes, welches Hr. Pesier als nothwendig betrachtet, bildet sich Schaum, der entfernt wird;
                              es entweicht zugleich Ammoniak, der Gehalt an freiem Kalk vermindert sich und
                              gummiartige und stickstoffhaltige Substanzen fallen aus; diese letzteren filtrirt
                              man durch Tücher ab, oder, was einfacher ist, man sucht ihre Wiederauflösung in
                              Folge der Kohlensäure zu vermeiden und saturirt daher nur unvollständig.
                           Pesier's Kohlensäureapparat ist von besonderer Art und
                              scheint gewisse Vorzüge zu besitzen. Das Gas wird nicht aus Kohle, sondern durch
                              Brennen von Kalkstein erzeugt, und es kann dadurch die Gaspumpe auf etwa 1/10 ihrer
                              Größe reducirt werden. Statt offener Pfannen wendet man zum Saturiren nur ein
                              einziges geschlossenes Gefäß von Eisenblech an, welches im Nothfall auch als
                              Monte-jus dient und jedenfalls die schädlichen, die Kohlensäure begleitenden
                              Gase nach außen ableitet. Es wird also auf die Erfordernisse der Gesundheit
                              Rücksicht genommen und zugleich der Preis der Geräthe vermindert. Die Pesier'sche Einrichtung hat auch schon in etwa zehn Fabriken der Umgegend von
                              Valenciennes Eingang gefunden.
                           Ist einmal die Bewegung der Kohlensäurepumpe regulirt, so kann der Zufluß des Saftes
                              zum Saturationsgefäß und sein Austritt in continuirlicher Weise erfolgen.
                           Der Saft wird nun in Gefäße von 4–6 Hektoliter Inhalt vertheilt, welche
                              abwechselnd gefüllt und entleert werden; er wird darin durch eine kurze Ruhe geklärt
                              und gelangt alsdann zur Verdampfung bis auf 27–28° Baumé. Wir
                              haben den vollkommenen Erfolg der Concentration der Säfte constatirt, indem
                              dieselben ohne Filtration über Knochenkohle einfach nach der beschriebenen Methode
                              geschieden waren. Dieß kann für die landwirthschaftliche Gewinnung von Rübensyrup
                              von Wichtigkeit seyn, worauf wir weiter unten zurückkommen.
                           Der Dicksaft kommt nun in einen eigenthümlichen Apparat zur Reinigung mittelst
                              Alkohol. Dieser Apparat besteht aus einigen Cylindern von Eisenblech, einem Behälter
                              für den alkoholischen Syrup und einigen Kesseln mit Dampfschlangen zum Heizen, die
                              mit einer Destillations-Colonne und einem Abkühlungsapparat verbunden sind.
                              In die Cylinder fließt abwechselnd der condensirte Alkohol; ist in einem derselben
                              davon eine hinreichende Menge angelangt, so mischt man den rohen Dicksaft hinzu und
                              rührt mit einem Rührwerk um; die Unreinigkeiten setzen sich dann am Boden ab und der
                              Alkohol behält den größten Theil des Zuckers in Lösung. Diese alkoholische
                              Zuckerlösung wird durch die Ruhe und eine Filtration über Knochenkohle (welche nicht
                              erneuert zu werden braucht) geklärt, fließt dann in ein Reservoir und gelangt
                              mittelst einer Pumpe nach dem oberen Theil des Rectificators. Hier geht er den
                              aufsteigenden Dämpfen entgegen und in den erhitzten Kessel. Die erzeugten Dämpfe
                              gelangen durch den Condensationsapparat in einen zweiten Cylinder, so daß also eine
                              stete Circulation des Alkohols mit Hülfe seiner Verdampfung vor sich geht. Die
                              vollständige Entgeistigung des Dicksaftes geschieht dadurch, daß man ihn in einen
                              zweiten Dampfkessel fließen läßt, aus welchem die Dämpfe in den Hauptkessel
                              gelangen. Der zurückbleibende Saft kann unmittelbar auf Zucker verkocht werden.
                           Der ganze Apparat ist vollkommen dicht verschlossen; indessen muß doch zuweilen Luft
                              ein- und austreten, damit sich die einzelnen Abtheilungen füllen oder
                              entleeren können. Um die dadurch bewirkten Spiritusverluste zu umgehen, sind die
                              Lufträume aller Theile durch Röhren untereinander verbunden. Da nun die Menge der
                              Flüssigkeit sich stets ziemlich gleich bleibt und ein Gefäß sich füllt, während das
                              andere sich entleert, so
                              entstehen nur innere Strömungen zum Ausgleichen des Druckes, ohne daß dieser
                              Austausch äußerlich bemerklich wird. Indessen kommen auch Ausnahmezustände vor, wo
                              durchaus etwas Luft ein- oder ausgelassen werden muß. Hierzu mündet die
                              gemeinschaftliche Luftleitung in einem kleinen Stutzen, welcher mit Wasser bedeckte
                              Becken wie ein Rectificator enthält. Hier wird die Luft gewaschen und tritt fast
                              ganz alkoholfrei aus dem Apparate. Dieses Waschwasser der Luft wird dann weiter mit
                              verwerthet.
                           Hat sich nach 10 oder 12 Vermischungen mit Alkohol in jedem Cylinder eine
                              hinreichende Menge Niederschlag gebildet, so daß er bis zum Austrittshahn steht, so
                              wäscht man ihn mit Alkohol, verdünnt ihn dann mit etwas Wasser aus der Luftleitung
                              und destillirt ihn in einem besondern Kessel ab; die Dämpfe gehen ebenfalls zum
                              Refrigerator. Der Rückstand von dieser Destillation wird als Melasse verkauft; er
                              enthält 3–4 Procent des gesammten in Arbeit genommenen Zuckers. Er kann in
                              den Brennereien, nicht aber in den Zuckerfabriken gebraucht werden, weil er
                              verhältnißmäßig mehr Salze als die gewöhnliche Melasse enthält.
                           Das Volumen des Niederschlages, beim Ablassen nach 10 Fällungen, beträgt 7
                              Hektoliter. Jede Fällung geschieht mit 6 Hektoliter Dicksaft und 18 Hektoliter
                              Alkohol. Zum Waschen des Niederschlages verwendet man sein gleiches Volumen
                              Alkohol.
                           Zwei Arbeiter reichen zur Bedienung des weiter unten speciell beschriebenen und in
                              den Figuren
                                 29–31 dargestellten Apparates aus.
                           Der geringe Alkohol, welcher seines schlechten Geschmackes wegen zu einem um 30
                              Franken niedrigeren Preise verkauft wird, ist zu dieser Arbeit vollkommen geeignet;
                              für eine tägliche Verarbeitung von 100,000 Kilogr. Rüben braucht man davon nur ein
                              laufendes Quantum von 75 Hektoliter; man kann leicht stündlich 21 Hektoliter wieder
                              condensiren und verliert dabei täglich 80–100 Liter.
                           Diese Beschreibung läßt die Schwierigkeiten würdigen, welche zu überwinden waren, um
                              eine solche Arbeit fabrikmäßig zu machen. Gegenüber der abweichenden Ansicht der
                              erfahrensten Destillateure und den allgemeinen Vorurtheilen mußte erwiesen werden,
                              daß der Alkoholverlust kein übermäßiger ist.
                           Das beschriebene System wurde von den Herren Serret, Hamoir,
                                 Duquesne und Comp., in deren Fabrik Hr. Pesier als Chemiker angestellt ist, zuerst im J. 1858 auf
                              durch Maceration trockener Rüben erhaltene Säfte angewandt; in ihrer Fabrik zu
                              Marly-les-Valenciennes haben sie auf den ersten Wurf, und ohne
                              Umschmelzung, bloß mit Hülfe wiederbelebter Kohle daraus weiße Brode erzielt.
                           
                           Zwischen dem 6. Januar und dem 25. Februar 1860 hat Hr. Hamoir in Saultain die erste Anwendung dieser Methode auf grüne Rübensäfte
                              im großen Maaßstabe versucht und dabei die Benutzung der Knochenkohle vollständig
                              ausgeschlossen. Trotz der vorgerückten Jahreszeit und der bereits eingetretenen
                              Veränderung der Rüben wurde, in Vergleich mit der Knochenkohle-Arbeit
                              derselben Fabrik im December, die gleiche Menge Füllmasse erhalten und außerdem an
                              erstem Product 1 Proc., an zweitem Product 4 Proc. mehr erhalten; diese Zucker waren
                              von reinem Geschmack und von der fine quatrième
                              genannten Nuance.
                           Die einzelnen Stadien der Operation und die erzielten Resultate haben wir bei Hrn. v.
                              Baillancourt in Hérin genau beobachtet. Es
                              geht das Ganze mit der größten Regelmäßigkeit in der beschriebenen Weise vor sich,
                              nur wird die Reinigung mit einer geringen Menge Knochenkohle beschlossen. Der Zucker
                              ersten Productes war von sehr schönem Korn, gutem Geschmack, heller Farbe und nach
                              dem Decken vollkommen weiß; das zweite Product war nur wenig geringer. Wir haben
                              Behälter mit drittem Product gesehen, welche sehr befriedigend krystallisirten. Die
                              Quantität Schwärze betrug in dieser Fabrik 15 Hektoliter auf 55,000 bis 60,000
                              Kilogr. Rüben täglich. Hr. v. Baillacourt hatte also
                              nicht den ganzen Nutzen von dem neuen Verfahren gezogen, welchen dasselbe zu
                              erzielen gestattet; er theilte uns indessen brieflich mit, daß er zwar auf 4,565,000
                              Kilogr. Rüben nur 2000 Franken an Unkosten erspart, dagegen durch den höheren Werth
                              des erhaltenen Zuckers auf je 1000 Kilogr. Rüben 4 Franken Mehrgewinn erlangt
                              habe.
                           Diese Resultate scheinen das Verfahren des Hrn. Pesier
                              unzweifelhaft als nützlich und definitiv für die Praxis geeignet darzustellen.
                           Noch eine Thatsache hat uns lebhaft interessirt. Hr. v. Baillancourt zeigte uns am 30. December offene Behälter mit 700 Hektoliter
                              Syrup, welche seit dem Monat October zurückgestellt waren. Der Syrup stammte von
                              einfach geschiedenem Saft, welcher dann mit Kohlensäure saturirt und nach den obigen
                              Vorschriften bis 32° Baumé eingedickt war; er hatte sich in
                              vorzüglicher Beschaffenheit erhalten. Später hat, wie dieß zu erwarten war, Hr. v.
                              Baillancourt diesen Syrup mit Alkohol behandelt und
                              ohne alle Schwierigkeit Zucker in erwünschter Menge und Qualität daraus
                              erhalten.
                           Man ersieht aus diesen Versuchen die Möglichkeit, in den ländlichen Wirthschaften die
                              Rüben zu reiben, den Saft zu scheiden, mit Kohlensäure zu saturiren und auf
                              32° Baumé einzudampfen. Diese Syrupe könnten die Zuckersiedereien
                              kaufen und so die Campagne beliebig verlängern, während die Landwirthe die Preßlinge für
                              ihr Vieh behielten und die Transportkosten nach entlegenen Fabriken sparten.
                           Obwohl also die Idee der Anwendung des Alkohols auf Zuckerfabrication nicht neu ist,
                              so hat doch Hr. Pesier dieses Problem zuerst in einer
                              Weise gelöst, welche schon durch größere Praxis bestätigt ist.
                           Die Verbesserungen, welche er anfangs für die gewöhnliche Reinigung und Saturation
                              der Säfte erzielte, haben ihn zu einem Verfahren geleitet, welches Rohzucker von
                              gutem Geschmack ohne Knochenkohle zu erhalten ermöglicht, wodurch also bei einem
                              geringeren Verbrauch dieses letzteren Reinigungsmittels direct consumtionsfähige
                              weiße Zucker erzeugt werden können.
                           
                        
                           Beschreibung der Pesier'schen Apparate.
                           
                              Kohlensäure-Apparat (Fig. 31).
                              A eiserner Ofen mit feuerfestem Futter, zum
                                 Beschicken mit abwechselnden Schichten Kohks und Kreide. B Aschenfall für die Aufnahme des gebrannten Kalkes.
                              C Ladungsöffnung. D
                                 Waschapparat mit Standröhre, Wasserhahn und Ausleerhahn.
                              E Saug- und Druckpumpe.
                              F Auslaßhahn für das Gas bei unterbrochener
                                 Saturation.
                              G Saturationskasten.
                              H durchlöchertes Eintrittsrohr für die Kohlensäure;
                                 I Saftrohr, K
                                 Lufthahn, L Ueberlauf, M
                                 Saftabzugsrohr, N Mannloch.
                              Wenn der Behälter zugleich als Monte-jus dienen soll, so muß der Hahn M hinter der Rohrverbindung des Ueberläufers liegen.
                                 Braucht man aber den Behälter nur zum Saturiren, so ist der Hahn K überflüssig und kann durch ein hölzernes
                                 Abzugsrohr über dem Mannloch ersetzt werden.
                              
                           
                              Alkohol-Apparat (Fig. 29 und 30).
                              A Saftrohr; B
                                 Alkoholrohr für den Zufluß aus dem Kühlapparat, mit der Probeglocke B'.
                              C Cylinder für das Vermischen des Alkohols mit dem
                                 Saft; D Rührwerke, D'
                                 Hülsen von Kautschuk zur Dichtung der Rührer.
                              E Abflußrohr für die alkoholische Syrupmischung.
                              F Leitung zu den Filtern G mit Knochenkohle.
                              H Abzugsrohr für den filtrirten Saft nach dem
                                 Behälter I.
                              
                              J Pumpe zum Befördern des Saftes aus I nach der Rectificationscolonne K.
                              L, erster, M zweiter
                                 Verdampfungskessel; sie sind durch den Hahn N
                                 verbunden.
                              O Verbindungsrohr zwischen Rectificator und Kessel
                                 für die Flüssigkeit. P Leitung für den
                                 Alkoholdampf.
                              P' Absperrventil zwischen dem zweiten Kessel und dem
                                 Rectificator, um den erschöpften Syrup aus ersterem entleeren zu können.
                              Q Leitung für den Alkoholdampf nach dem Kühler R.
                              S Abflußhahn für den entgeisteten Syrup; T Monte-jus für dessen Beförderung nach der
                                 Siederei.
                              U Wasserhahn zum Auswaschen der Cylinder.
                              V Abzugshahn für die Niederschläge; W Leitung dafür nach dem Kessel X, der zu ihrer Verdampfung dient; die Dämpfe gehen
                                 durch Y nach dem Rectificator. Z Ausleerhahn.
                              a kleine Pumpe, um im Nothfalle die Niederschläge
                                 durch die Röhre, welche mit A durch einen Hahn
                                 verbunden ist, überzuschöpfen.
                              b Dampfhähne; c
                                 Dampfleitung durch die Abflußröhre für die Niederschläge.
                              d allgemeines Luftrohr; e Waschapparat für die Luft, welche durch f austritt und bis zum Destillateur geleitet werden kann.
                              g Wasserrohr zum Waschen der Filter.
                              h Ableitungsrohr für das Waschwasser, welches durch
                                 die Abflußröhre für die Niederschläge nach dem Kessel gelangt.
                              i gläsernes Standrohr.
                              j Schwimmer mit Flüssigkeitsanzeiger für die
                                 Cylinder C, mit den Leitrollen k.
                              l Probehähne zur Bestimmung der Erschöpfung.
                              m Dampfabzugsrohr.
                              n Leitung von dem Monte-jus nach der
                                 Siederei.
                              o Bühne, p Treppen, q Transmission für die Bewegung der Pumpen.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
