| Titel: | Wasserfilter mit verticalen Schichten für technische Zwecke; von Richard Brunnquell. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XCIII., S. 421 | 
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                        XCIII.
                        Wasserfilter mit verticalen Schichten für
                           technische Zwecke; von Richard
                              Brunnquell.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1862 S.
                              561.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Brunnquell's Wasserfilter mit verticalen Schichten für technische
                           Zwecke.
                        
                     
                        
                           Für viele Fabricationszweige ist die Beschaffung großer Quantitäten möglichst
                              gereinigten Flußwassers eine Lebensfrage und es ist unbegreiflich, daß man noch
                              immer viele bedeutende Kattundruckereien, Färbereien, Papierfabriken u.s.w. trifft,
                              die bei jedem trüben Wasser, wie es sich bei vielen Flüssen schon nach jedem
                              stärkeren Regen einstellt, mit großen Unannehmlichkeiten, oft sogar Unterbrechungen
                              des Betriebes, zu kämpfen haben, weil sie die überaus einfache Anlage eines
                              Wasserfilters scheuen, deren Kosten kaum in Betracht kommen.
                           Sieht man sich in der technischen Literatur nach der zweckmäßigsten Einrichtung
                              solcher Wasserfilter um, so findet man, abgesehen von künstlichen und kostspieligen
                              Einrichtungen, überall die Anwendung horizontaler filtrirender Schichten empfohlen,
                              während doch, wie wir weiterhin sehen werden, verticale Schichten sehr wesentliche
                              Vortheile bieten.
                           Ohne nun behaupten zu wollen, daß nicht ähnliche Einrichtungen hie und da zu finden
                              seyn mögen, glaubt der Verf. doch manchem Fabrikanten durch Beschreibung eines sehr
                              einfachen und billigen Wasserfilters, welches sich bei sehr angestrengtem Gebrauche
                              viele Jahre auf's Beste bewährte, nützlich zu seyn, zumal dasselbe trotz seiner
                              Einfachheit doch erst nach manchen Abänderungen seine jetzige praktische Gestalt
                              erhielt.
                           Fig. 17 ist
                              ein Verticaldurchschnitt nach XY von Fig. 18, Fig. 18 die
                              Oberansicht der Filtrirvorrichtung. A, B, C, D ist ein
                              im Erdboden ausgegrabenes Bassin, dessen stark geböschte Seitenwände oberhalb der
                              Wasserlinien mit Rasen besät sind. Von dem ausgeworfenen Erdreich ist zum Schutz
                              gegen Hochwasser rings herum ein Damm aufgeworfen. Dadurch, daß die Wände des
                              Bassins nicht senkrecht sind, was nur der Kostenersparniß halber geschieht,
                              verkleinert sich natürlich der Querschnitt des Bassins nach unten wesentlich, und
                              somit, wenn das Niveau im Bassin mit dem des Flusses fällt, auch die wirkende
                              Filterfläche, die sich umgekehrt mit dem Steigen des Niveau in starkem Verhältniß
                              vergrößert. Da nun im Allgemeinen die Trübung des Flußwassers immer mit einem
                              erheblichen Steigen zusammenhängt, so erhöht sich also bei sehr trübem Wasser auch
                              der Wasserstand und mithin die Wirksamkeit des Filters, um so mehr als die höheren
                              Filterschichten nur bei ausnahmsweisem Hochwasser in Thätigkeit treten, mithin viel
                              reiner bleiben. Umgekehrt ist bei sehr niedrigem Wasserstande die Verkleinerung der
                              Filterfläche unbedenklich, indem dann das Wasser an und für sich sehr rein ist. E, F, G ist eine, einen Winkel bildende doppelte,
                              durchlöcherte, senkrechte Bretwand, zwischen welcher sich Kies befindet, der
                              mittelst eines ganz groben Durchwurfes von den allergröbsten Stücken befreit ist.
                              Da, wo man nur sehr unreinen Kies zur Verfügung hat, wäscht man denselben in grob
                              geflochtenen Körben zuvor im Flusse aus.
                           H, I, K, L ist ein von vier doppelten Bretwänden, die
                              ebenfalls über und über durchlöchert sind, gebildeter Rahmen, in dem sich bedeutend
                              feinerer Kies oder grober Sand befindet. Letzterer muß nicht nur mittelst eines
                              mittelfeinen Durchwurfs von den gröberen Stücken, sondern auch durch ein ziemlich
                              feines Sieb oder durch Auswaschen von den staubförmigen Theilen befreit seyn. Für
                              die meisten Fälle wird es am geeignetsten seyn, wenn die Kiestheilchen in der ersten
                              Schicht E, F, G die Größe einer großen Erbse, in der
                              zweiten Schicht H, I, K, L die eines großen Hirsekornes
                              haben. Selbstverständlich ist es, daß man zum Füllen der Filterschichten auch Kohks,
                              Holzkohle, gestoßene Schlacken u.s.w. für sich oder neben Kies anwenden kann. In der
                              Abtheilung H, I, K, L muß man zur Verhütung des
                              Verstopfens der Löcher oder des Auswaschens des feinen Kieses oder des Sandes
                              zwischen letzterem und den Bretwänden eine circa 1/4 Fuß
                              starke Schicht groben Kies anbringen. Man erzielt dieß leicht durch Zwischenstellen
                              beweglicher Bretstücke im angegebenen Abstande, die dann nach geschehener Füllung
                              mit grobem und feinem Sande wieder heraus genommen werden, und womit Stück für Stück
                              ebenso weiter verfahren wird.
                           Das Wasser tritt durch die Rinne a zunächst in einen
                              tiefen hölzernen Kasten O, worin es durch die senkrecht
                              niedergehende Röhre d bis auf 2 Fuß vom Boden abwärts
                              geführt wird und bei seinem allmählichen Aufsteigen schon die größten Unreinigkeiten
                              zurückläßt. M ist der Saugkopf der Pumpe, der sich 1 bis
                              2 Fuß über dem Boden des Bassins befindet. Bei C ist
                              eine Schleuse, welche bei Hochwasser so weit geschlossen wird, daß das Wasser nicht
                              über die Filterwände steigen kann.
                           Bei Eintheilung des inneren Raumes des Bassins ist Folgendes zu beachten: Während man
                              die Abtheilung I. sehr klein machen kann, da der Zufluß des Wassers dahin ganz
                              unbehindert ist, muß die Abtheilung II. möglichst groß angelegt werden, damit sich
                              hier während der Pausen ein möglichst großer Vorrath schon ziemlich reinen Wassers
                              ansammelt, für den Fall, daß mit der Zeit die erste Filterwand nicht ganz soviel
                              Wasser durchläßt, als die Pumpe bei sehr starkem Gange zeitweilig hebt. Die
                              Abtheilung III., welche als Behälter für das gereinigte Wasser dient, muß auf dem
                              Boden gepflastert seyn, um eine Trübung durch Theile, die sich darin bewegen, zu
                              verhindern, und mit einem leichten Bretdach versehen werden zur Abhaltung von Laub
                              und anderen Unreinigkeiten.
                           Der größtmöglichen Kostenersparniß halber ist es wünschenswerth, daß diese letzte
                              Abtheilung möglichst klein sey, ohne der Wirkung Abbruch zu thun. Bei der hier
                              angegebenen Einrichtung ist dieß nun auch nach Möglichkeit erreicht. Obwohl diese
                              letzte Abtheilung circa 336 Quadratfuß bei mittlerem Wasserstande wirkende
                              Filteroberfläche hat, erfordert dieselbe doch nur circa
                              60 Quadratfuß Pflasterung und ein entsprechendes kleines Dach, und da das Wasser in
                              der Abtheilung II. schon sehr gereinigt ist, hat man eine Verstopfung der vier Wände
                              auch nach Jahren noch nicht zu befürchten. Die zweite Filterwand bildet so ohne
                              irgend weitere Kosten einen ganz reinlichen Behälter für das filtrirte Wasser. Die
                              Auskleidung des ganzen Bassins mit Bretern oder Mauerwerk ist bei dieser Einrichtung
                              ganz überflüssig. In beiden Filterwänden bringe man noch hölzerne Canäle x, x ziemlich an der Sohle des Bassins an, welche für
                              gewöhnlich durch Spunde geschlossen sind, um durch dieselben in Ausnahmefällen, bei
                              Feuersgefahr, beim Reinigen des Filters etc., einen ganz ungehinderten Zufluß des
                              Wassers nach dem Saugkopfe zu ermöglichen. Ein solches Filter, dessen Anlage Alles
                              in Allem 80 Thaler kostet, genügt zu einem täglichen Verbrauch von 12000 Kubikfuß
                              filtrirten Wassers, selbst bei ganz trübem Hochwasser, und functionirt nun bereits vier
                              Jahre ohne allen Anstand, während welcher nur zweimal der Schlamm aus den
                              Wasserabtheilungen entfernt wurde, die Kieswände aber unberührt stehen blieben.
                           Die öftere Reinigung des Kastens O ist in wenigen Stunden
                              vollbracht.
                           Soll das Bassin aus irgend welchem Grunde vollständig ausgepumpt werden, während doch
                              der Saugkopf 1–2 Fuß über dem Boden liegt, so kann man sich dieß in folgender
                              Weise sehr erleichtern. Nachdem sich der Schlamm über Sonntag ruhig abgesetzt hat,
                              pumpt man das Bassin soweit als möglich leer. Man öffnet dann die Canäle x, x und befestigt unter dem Saugkopf ein flaches
                              hölzernes Gefäß derartig, daß derselbe hieraus Wasser ziehen kann. Indem nun ein
                              Arbeiter besagtes Gefäß immer voll schöpft, läßt sich das Wasser auf gewöhnlichem
                              Wege vollständig entfernen.
                           Die wesentlichsten Vortheile eines solchen Filters im Vergleich mit einem Filter mit
                              horizontal liegenden Kiesschichten sind folgende:
                           
                              1) Der während der Pausen und namentlich auch während des
                                 langsamen Durchpassirens sich freiwillig absetzende Schlamm, jedenfalls die
                                 Hauptmasse desselben, verunreinigt die Filter nicht.
                              2) Die Filterschichten können nicht in Unordnung kommen, es
                                 können sich darin keine Gassen bilden, auch dann nicht, wenn das Bassin
                                 zeitweilig ziemlich leer gepumpt wird.
                              3) Der Saugkopf, wie überhaupt die ganze Einrichtung, ist leicht
                                 zugänglich und übersichtlich, ein Fehler sofort zu finden.
                              4) Die Abtheilung für das filtrirte Wasser ist ohne irgend
                                 erhebliche Kosten gegen alle Verunreinigung geschützt.
                              5) Bei ausnahmsweiser Trübung (Hochwasser) erhöht sich auch die
                                 Leistungsfähigkeit des Filters.
                              
                           Selbstverständlich läßt sich dieses Princip auch bei Einrichtungen im kleinsten
                              Maaßstabe, für Filtration mittelst präparirter Scherwolle etc. anwenden. Die
                              Vortheile der verticalen Filterwände vor den horizontalen werden auch hier dieselben
                              bleiben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
