| Titel: | Apparat zur Darstellung von kohlensaurem Wasser, von Berjot jun., Apotheker in Caen; Bericht von du Moncel. | 
| Fundstelle: | Band 166, Jahrgang 1862, Nr. XCIV., S. 424 | 
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                        XCIV.
                        Apparat zur Darstellung von kohlensaurem Wasser,
                           von Berjot
                           jun., Apotheker in Caen; Bericht von du Moncel.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, März 1862, S. 129.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Berjot's Apparat zur Darstellung von Sauerwasser.
                        
                     
                        
                           Die jetzt so sehr verbreiteten Apparate zur Herstellung von mit Kohlensäure unter
                              hohem Druck gesättigtem Wasser zerfallen in zwei Classen, je nachdem sie den Druck
                              durch mechanische Vorrichtungen (Druckpumpen) oder durch die Entwickelung des Gases
                              allein hervorbringen. Die Nachtheile der Apparate ersterer Art bestehen
                              hauptsächlich darin, daß sie zu viel Raum erfordern, daß sie sehr kostspielig sind
                              und viel Sorgfalt zur constanten Erhaltung des richtigen Verhältnisses zwischen
                              Wasser und Gas erheischen, sowie daß die Reibung des Wassers an den Metallwänden und
                              die Schmiermittel nothwendig die Frische und den reinen Geschmack des Productes
                              benachtheiligen.
                           Bei den Apparaten anderer Art, welche kein mechanisches Druckwerk enthalten, werden
                              diese Uebelstände zwar vermieden, aber sie sind dagegen keiner continuirlichen
                              Arbeit fähig und erfordern eine gewisse Genauigkeit in der Einrichtung und
                              Aufstellung, welche bei der Fabrication im Großen schwer zu erreichen ist. Auch
                              findet beim Uebergang von einer Operation zur andern jedesmal ein erheblicher
                              Gasverlust statt.
                           Der hier zu beschreibende Berjot'sche Apparat ist im
                              Grunde ein solcher der letztern Art, bei welchem aber die genannten Uebelstände
                              nicht vorkommen und der namentlich continuirlich und ohne Gasverlust arbeitet.
                           Dieser Hauptzweck wird dadurch erreicht, daß zwei Sättigungscylinder angewandt
                              werden, welche abwechselnd gefüllt und geleert werden. Das Wasser wird mittelst
                              einer Pumpe in den ausgeleerten Cylinder gedrückt, ohne daß das darin unter einem
                              Druck von 6 Atmosphären befindliche Gas vorher zu entweichen braucht. Damit das
                              eingepumpte Wasser reiner bleibt, als dieß bei den früheren Pumpenapparaten möglich
                              war, ist die Pumpe ohne vollkommene Dichtung gearbeitet und wird nicht mit Fett
                              geschmiert; es tritt dadurch allerdings ein Theil des Wassers in den Raum oberhalb
                              des Kolbens, aber dieses Wasser dient dann sogleich als Dichtung und die Pumpe wirkt
                              nun wie eine gewöhnliche Druckpumpe.
                           Der Apparat begreift außerdem einige eigenthümliche Einrichtungen bei dem
                              Schwefelsäuregefäß, beim Waschgefäß und bei der Verkorkungsmaschine. Alles dieß wird aus dem
                              Folgenden deutlich. Die Figuren 11–14 stellen den
                              Apparat dar, und zwar ist Fig. 11 der Aufriß, Fig. 13 der
                              Grundriß desselben, Fig. 13 gibt einen Durchschnitt des Füllungs- und
                              Verkorkungsapparates und Fig. 14 stellt das
                              Säuregefäß in vergrößertem Maaßstabe dar.
                           Das Ganze ist an dem allgemeinen Gestell A befestigt. B ist das Säuregefäß aus mit Blei gefüttertem Kupfer,
                              dessen flacher Deckel oberhalb des Säureniveaus
                              aufgesetzt und angeschraubt ist. Die Röhre E von Platin
                              zur Herstellung des gleichen Druckes im Zersetzungs- und im Säuregefäß, geht
                              durch die beide verbindende Verschraubung, in welcher auch die Oeffnung zum
                              Einfließen der Säure befindlich ist. Die Regulirung des Säurezuflusses geschieht
                              durch den Cylinder mit Conus D aus verplatinirtem Kupfer
                              (statt des gewöhnlich angewandten Bleipfropfs), der durch die Schraube D' regiert und durch Verschluß der Oeffnung auch ganz
                              abgesperrt werden kann. Das Gefäß ist ferner mit einer Stopfbüchse zum Durchgange
                              von D und mit der verschließbaren Eingußöffnung C versehen.
                           Der Zersetzungs- oder Entwickelungscylinder F
                              besteht aus verzinntem Kupfer; er wird durch die Oeffnung I mit Kreidestücken beschickt und enthält außerdem den Reinigungshahn G, das Sicherheitsventil H
                              und ein Rührwerk, welches entweder mittelst Dampf durch die gemeinschaftliche
                              Treibwelle V, oder durch die Kurbel J bewegt wird.
                           Der Wascher K ist in so fern von eigenthümlicher
                              Construction, als er aus einem mittelst einer durchbohrten Wand in zwei Behälter
                              getheilten Cylinder besteht, welcher nur durch die Röhren L und P mit dem Entwickelungsgefäß einerseits
                              und dem Sättigungsgefäß andererseits verbunden ist. Es wird dadurch möglich, die
                              Zahl der Verbindungsröhren und der zu verschließenden Oeffnungen gegen früher
                              erheblich zu vermindern und dem Ganzen mehr Haltbarkeit zu verleihen.
                           An dem Wascher ist das Manometer M angebracht.
                           N, N' sind die Sättigungscylinder; sie sind mit
                              Rührwerken, wie F, versehen und können zugleich oder
                              einzeln arbeiten.
                           Die Hähne QQQ'Q' dienen zum Eintritt des Gases in
                              die Cylinder und zur Ableitung des Wassers nach dem Füllapparat, mittelst der Röhren
                              P und R.
                           Das Wasser wird durch die Pumpe S und die Röhre T in die Cylinder geschafft, wenn sie mit comprimirtem
                              Gase gefüllt sind. T¹ ist die Saugröhre.
                           Pumpen und Rührwerk werden durch die kleine Dampfmaschine V
                               in Thätigkeit gesetzt.
                              X, Y, Z sind die Riemenspannhebel zum Einschalten
                              der Rührwerke.
                           Die bisherige Einrichtung für die Verkorkung der Flaschen ist vom Erfinder dahin
                              abgeändert worden, daß dabei ein Regulator für den Gang des Stempels angebracht ist,
                              wodurch dieser den Stopfen nicht zu weit in die Flasche treiben und daher diese
                              nicht zum Springen veranlassen kann. Der Stempel (dessen Gang man durch eine
                              Zahnstange reguliren kann) wirkt nämlich nun nicht mehr auf den Pfropf, sondern auf
                              den Flaschenträger, so daß ein zu weites Fortschieben desselben keine andere Wirkung
                              hat, als daß die Beendigung der Arbeit angedeutet wird, a ist der Arbeitstisch (Fig. 11 und 13), b ein fester mit Leder gefütterter Conus, welcher durch
                              eine Querleiste gehalten wird. Dieser Conus nimmt den Pfropf auf. c ist eine Zahnstange mit einem daran angebrachten
                              Stempel zum Eintreiben des Pfropfs; sie wird durch die Kurbel d mittelst zweier Zahnräder regiert. Die Flasche wird auf den gewölbten
                              Untersatz e gestellt und mittelst des Tritthebels f emporgedrückt. An diesem Hebelwerk ist die Zahnstange
                              g angebracht, welche mit einem Regulator in
                              Verbindung steht, der die Weite des Eintreibens für die Pfropfen bestimmt.
                           Das Füllen geschieht mittelst des Hahnes h. Am andern
                              Ende des Tisches befindet sich der Doppelhaken i, i,
                              worüber die Flaschen auf den Untersatz j mit dem
                              Trittwerk k gestellt und angedrückt werden, um den
                              Drahtverschluß zu erhalten.
                           Bei Anfang der Arbeit wird nach der Füllung von B, F und
                              K mit respective Schwefelsäure, Kreide und Wasser
                              die erstere durch Lüften von D zum Einfließen gebracht,
                              dann, wenn der verlangte Druck erreicht ist, der Hahn Q
                              des zu benutzenden Cylinders geöffnet, durch h 1/10 der
                              Flüssigkeit entleert und nach vollendeter Sättigung – welche man am Stande
                              des Manometers erkennt, – zur Entleerung des Sättigungscylinders in die
                              Flasche geschritten. Ist alles Wasser aus dem Cylinder entfernt, so läßt man unter
                              Umrühren Wasser in denselben pumpen und benutzt unterdessen den zweiten Cylinder, in
                              welchem mittlerweile die Sättigung geschehen ist, u.s.w.
                           Wenn die Beschickung des Entwicklers erschöpft ist, so wird er, während der übrige
                              Apparat abgesperrt ist und unter Druck stehen bleibt, entleert und frisch
                              gefüllt.
                           Die Sättigungscylinder haben einen Inhalt von 100 Liter; die Pumpe füllt sie in 20
                              Minuten mit Wasser.
                           Der ganze Apparat nimmt wenig Raum ein und vermag doch täglich 3000 Flaschen
                              Sauerwasser zu liefern.
                           
                           Endlich ist noch zu erwähnen, daß die Hähne von besonderer, vortrefflicher
                              Construction sind. Sie bestehen aus cylindrischen, unten mit Zinnscheibe endigenden
                              Kolben, welche in cylindrischen Hülsen stecken. Diese Minder werden durch eine
                              Schraube mit Hebel gehoben oder gesenkt, wodurch der etwas erhaben gearbeitete
                              Ausfluß geöffnet oder geschlossen wird. Das Zinn drückt sich dabei vollkommen dicht
                              andem Wulst der Oeffnung an. Auch die übrigen Verschlüsse werden durch die
                              Zinnscheiben und starke Schrauben vollkommen dicht erhalten.
                           Die Vortheile des Apparates sind demnach folgende: 1) continuirliche Arbeit; 2)
                              reine, gleichmäßig saturirte Producte; 3) Leichtigkeit der etwa erforderlichen
                              Reparaturen; 4) geringer und constanter, leicht zu regelnder Druck; 5) Vermeidung
                              häufiger Flaschenbrüche.
                           
                        
                     
                  
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