| Titel: | Untersuchungen über den Stahl; von H. Caron. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XIII., S. 36 | 
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                        XIII.
                        Untersuchungen über den Stahl; von H. Caron.
                        Aus den Comptes rendus, t. LVI p. 43 et
                              211.
                        Caron's Untersuchungen über den Stahl.
                        
                     
                        
                           Erste Abhandlung.
                           Karsten hatte beobachtet, daß man bei der Behandlung des
                              nicht gehärteten Stahls mit Säuren als Rückstand eine
                              graphitartige Substanz erhält, welche bei Anwendung des Stahls im gehärteten
                              Zustande nicht mehr erscheint; diese graphitartige Substanz ist nach ihm eine
                              bestimmte Verbindung von 6 Atomen Kohlenstoff und 1 Atom Eisen, er konnte sie jedoch
                              niemals in reinem Zustande erhalten.
                           Berthier, indem er den Gußstahl mit Jod behandelte, ohne
                              ihn vollständig aufzulösen, schied ein anderes Carburet ab, welches nach ihm aus gleichen
                              Aequivalenten Kohlenstoff und Eisen besteht; er scheint aber seinem Versuch keine
                              große Wichtigkeit beigelegt zu haben, weil er davon in seinem Traité des Essais par la voie sèche nicht mehr spricht.
                           Bei meinen zahlreichen Stahlanalysen konnte ich niemals das Polycarburet von Karsten erhalten, obgleich ich die Stahlproben nach
                              seiner Vorschrift mit sehr verdünnten Säuren behandelte; ich war nicht glücklicher,
                              als ich nach Berhier
                              Annales des mines, 3e
                                       série, t. III p. 209. das Brom und Jod als Auflösungsmittel anwandte, und habe gefunden, daß in
                              allen Fällen die Zusammensetzung des zurückbleibenden Eisencarburets variirt, nicht
                              nur nach der Stahlsorte und den angewandten Lösungsmitteln, sondern auch nach der
                              Gestalt und Größe der zur Analyse verwendeten Stahlproben. Daraus mußte ich
                              schließen, daß dieses Carburet wahrscheinlich nur ein Gemenge von Kohlenstoff und
                              Metall ist, worin letzteres durch den Kohlenstoff mechanisch gegen die auflösende
                              Wirkung der Säuren geschützt wird. Die im Folgenden zu besprechenden Versuche sind
                              als ein Beitrag zur Aufklärung des fraglichen Thatbestandes zu betrachten, indem
                              mein analytisches Verfahren den wahren Zustand des Kohlenstoffs in den verschiedenen
                              Stahlsorten zu bestimmen gestattet.
                           Ich verwende den Stahl zur Analyse in drei verschiedenen Zuständen: 1) so wie er aus
                              den Cementirkästen kommt; 2) denselben nach andauerndem Hämmern. Mittelst einer
                              Hobelmaschine nehme ich Späne von ziemlich gleichen Dimensionen von beiden
                              Stahlproben ab, wovon ich einen Theil Härte, um ein drittes Loos zu bilden. Ich wäge
                              von jeder dieser drei Proben 500 Gramme ab, welche ich in drei Kolben mit den
                              gleichen Mengen concentrirter Salzsäure bringe; diese werden zusammen auf derselben
                              Wärmequelle erhitzt. Man bemerkt bald, daß die graphitartige Substanz in den drei
                              Kolben nicht in gleicher Menge vorhanden ist und daß der gehärtete Stahl von dieser
                              Substanz fast nichts liefert. Man decantirt die Flüssigkeit aus den Kolben in drei
                              große Gefäße und wascht dann das unaufgelöste Metall gut, so daß es in reinem
                              Zustande zurückbleibt und nach dem Trocknen im Wasserstoffgas gewogen werden kann.
                              Die zugleich mit der Säure beseitigte graphitartige Substanz wird gewaschen, im
                              Trockenkasten getrocknet und gewogen; man calcinirt sie dann an der Luft und wägt
                              den Rückstand; dieser wird in einem Platinnachen in Wasserstoffgas erhitzt und
                              wieder gewogen, endlich in einem Gemisch von Chlorwasserstoffgas und Luft
                              behandelt,Nach der von mir in den Comptes rendus t. LI p. 938 (polytechn. Journal Bd. CLIX S. 121) beschriebenen
                                    Methode. worauf im Nachen nur die Kieselerde zurückbleibt, welche man wiegt. Mit diesen
                              Daten bestimmt man leicht die Zusammensetzung der graphitartigen Substanz und ihr
                              Verhältniß im Stahl. Ich erhielt so die folgenden Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Grm.
                                 
                              
                                 Cementstahl, Rückstand von 100 Grm. aufgelösten
                                    Metalls
                                 1,624 A.
                                    
                                 
                              
                                 Cementstahl, gehämmert, Rückstand von 100 Grm. aufgelösten
                                    Metalls
                                 1,243 B.
                                 
                              
                                 Cementstahl, gehärtet, Rückstand von 100 Grm. aufgelösten
                                    Metalls
                                 0,240 C.
                                 
                              
                           Diese analysirten Rückstände enthalten:
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Grm.
                                 Grm.
                                 Grm.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,825
                                 0,560
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,557
                                 0,445
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 0,242
                                 0,238
                                  0,240
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 1,624
                                 1,243
                                  0,240
                                 
                              
                           Die Wirkung, welche das Härten in vollständiger Weise hervorbringt, wird also
                              theilweise durch das Hämmern realisirt, und die Güte des Stahls scheint in demselben
                              Maaße eine größere zu werden, als das Verhältniß von inniger mit dem Eisen
                              verbundenem Kohlenstoff zunimmt. Ich drücke mich so aus, weil man allgemein annimmt,
                              daß die Verbindung des Kohlenstoffs mit dem Metall um so weniger innig ist, je mehr
                              Kohlenstoff von den Säuren abgeschieden wird.
                           Ich kann hier nicht die ganze Reihe von Analysen mittheilen, welche ich nach der
                              beschriebenen Methode mit den verschiedenen Stahlsorten und insbesondere mit mehr
                              oder weniger gehämmertem Stahl ausgeführt habe; aus diesen Analysen geht hervor, daß
                              das Gerben, indem es die Güte des Stahls erhöht, gleichzeitig das Verhältniß des
                              Kohlenstoffs vermindert, welchen die Säuren von demselben abscheiden. Ich habe auch
                              gefunden, daß der gewalzte Stahl (unter übrigens gleichen Umständen) einen
                              beträchtlicheren kohligen Rückstand hinterläßt, als der gehämmerte, was mit der
                              Erfahrung übereinstimmt, daß der Stahl durch das Walzen bei weitem nicht so
                              verbessert werden kann wie durch das Hämmern.
                           Meine Versuche und Analysen haben ferner herausgestellt, daß das Erhitzen so ziemlich
                              die umgekehrte Wirkung des Hämmerns und Härtens hervorbringt. Als z.B. gehärteter
                              Stahl während einer Zeit angelassen wurde, welche zwischen einigen Stunden und
                              mehreren Tagen wechselte, lieferte er nach dem Auflösen eine um so größere Menge
                              freier Kohle, je länger das Erhitzen gedauert hatte und je intensiver dasselbe war;
                              der angelassene Stahl erlangt seine ursprüngliche Güte, sowie seine chemischen
                              Eigenschaften gegenüber den Säuren, erst nach dem Hämmern oder Härten wieder.
                           
                           Um dieses Resultat zu bestätigen, habe ich in schon beschriebener Art mit weißem
                              Roheisen operirt, welches dem gehärteten Stahl so ähnlich ist, und in noch
                              auffallenderem Grade dieselben Beziehungen zwischen der Menge des freien
                              Kohlenstoffs und der Dauer des Anlassens beobachtet.Diese Wirkung ist niemals eine vollständige; das Anlassen mag noch so lange
                                    gedauert haben, so bleibt stets eine kleine Menge gebundenen Kohlenstoffs
                                    zurück. Davon habe ich mich bei einem fünfzehn Tage und fünfzehn Nächte
                                    fortgesetzten Anlassen überzeugt. Bei den vorhergehenden Versuchen wurde
                                    selbstverständlich das Abkühlen des angelassenen Roheisens oder Stahls immer
                                    unter denselben Umständen bewerkstelligt.
                              
                           Die Verwandtschaft des Eisens zum Kohlenstoff ist daher so schwach, daß die bloße
                              Wärme (wenn sie nicht bis zum Schmelzpunkt des Metalls getrieben wird) die mehr oder
                              weniger vollständige Trennung derselben bewirkt und die Eigenschaften des Stahls
                              ändert. Aber diese Verwandtschaft kann bedeutend modificirt werden, indem man in den
                              Stahl eine fremdartige Substanz einführt; ich habe dieß mit den verschiedenen
                              einfachen Körpern gethan, welche in den käuflichen Stahlsorten vorkommen und werde
                              über die Ergebnisse dieser Versuche später berichten.
                           
                        
                           Zweite Abhandlung.
                           Härten des Stahls. – In meiner vorstehenden
                              Abhandlung habe ich analytisch den Unterschied zwischen dem nicht gehärteten Stahl, dem gehämmerten Stahl
                              und dem gehärteten Stahl nachgewiesen; ich habe gezeigt,
                              daß die in vollständiger Weise durch das Härten hervorgebrachte Wirkung theilweise
                              durch das Hämmern realisirt wird. Diese Wirkung besteht in der innigen Verbindung
                              des Kohlenstoffs und des Eisens; ich brauche daher, um die Erscheinung des Härtens
                              zu erklären, nur noch nachzuweisen, daß wenn man ein Stahlstück rasch abkühlt, das
                              Metall in der That einer fast augenblicklichen Compression unterzogen wird, welche
                              mit dem durch den Schlag eines Hammers hervorgebrachten Stoß die größte Analogie
                              hat.
                           Ich nehme ein Stäbchen von Stahl bester Sorte, erhitze es rasch auf die für eine gute
                              Härtung erforderliche Temperatur, und tauche es sofort in kaltes Wasser. Man bemerkt
                              nun in den Dimensionen dieses Stäbchens folgende Veränderungen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Vorher.
                                 Rothglühend.
                                 Nach dem Härten.
                                 
                              
                                 Dimensionen in Centimetern
                                 
                                    
                                    
                                 20,00  1,00  1,00
                                 20,32  1,03  1,03
                                 19,95  1,01  1,01
                                 
                              
                                 Volum in Centimetern
                                 
                                 20,000
                                 21,557
                                 20,351
                                 
                              
                           
                           Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß das zum Rothglühen erhitzte Stäbchen sich von 20
                              auf 21,557 Kubikcentimeter ausgedehnt hat; durch das Härten im Wasser hat sich sein
                              Volum auf 20,351 Kubikcentimeter vermindert; das Härten im Wasser brachte also auf
                              das Metall die Wirkung hervor, daß sich die Molecüle schnell einander näherten,
                              durch eine Bewegung, welche so rasch ist, daß sie in ihren physischen Wirkungen dem
                              in allen Richtungen gleichzeitig wirkenden Stoß eines Hammers gleicht. Dieser Stoß
                              bringt die Verbindung zwischen dem Eisen und dem Kohlenstoff hervor. Die Wirkung der
                              Temperatur besteht darin, daß sie das Metall ausdehnt und den Molecülen die zu ihrer
                              Vereinigung erforderliche Beweglichkeit ertheilt; die rasche Abkühlung, indem sie
                              die Molecüle einander schnell nähert, veranlaßt deren Verbindung.
                           Die Hypothese einer durch den Stoß hervorgebrachten Verbindung hat eine große
                              Wahrscheinlichkeit für sich; ich könnte viele Körper anführen, welche sich unter
                              diesen Umständen verbinden, ziehe es aber vor, durch einen Versuch zu beweisen, daß
                              die Verbindung des Eisens mit der gewöhnlichen Kohle direct durch den Stoß
                              hervorgebracht werden kann. Ein zum lebhaften Rothglühen erhitzter Eisenstab wird
                              auf einem mit fein pulverisirter Holzkohle bedeckten Ambos rasch gehämmert; wenn
                              sich der Stab hierbei bis zur Dunkelrothgluth abgekühlt hat, härtet man ihn sofort
                              in kaltem Wasser. Man findet alsdann, daß das Eisen an gewissen Stellen sich
                              oberflächlich in Stahl umgewandelt hat und der Feile vollkommen widersteht. Läßt man
                              dasselbe Eisen nach dem Erhitzen in Kohlenpulver abkühlen, ohne daß es dabei
                              gehämmert wurde, so zeigt es nach einer unter den gleichen Umständen ausgeführten
                              Härtung keine Spur von Verstählung.
                           Es ist leicht zu erklären, warum das Hämmern keine so vollständige Verbindung
                              zwischen dem Eisen und Kohlenstoff wie das Härten hervorbringen kann. Das Hämmern
                              nähert nämlich die Molecüle einander bloß in einer Richtung, während das Härten in
                              allen Richtungen gleichzeitig wirkt; überdieß hat die Temperatur, welche das Metall
                              nach dem Stoß der Hammerschläge behält, das Bestreben die entstandene Verbindung zu
                              zerstören, wie ich schon gezeigt habe. Dagegen ist nach dem aus dem Härten
                              resultirenden Stoß das Metall vollständig kalt; es ist daher keine Reaction mehr
                              möglich und die Verbindung des Eisens mit der Kohle kann nur durch neues Erhitzen
                              wieder zerstört werden.
                           Ueber die Wirkungen des Härtens. – Nach Reaumur und Rinmann ist das
                              Volum des gehärteten Stahls um 1/48 größer als dasjenige des nicht gehärteten. Karsten sagt hingegen, es sey nicht erwiesen, daß jeder
                              Stahl durch das Härten an Volum zu- und an Dichtigkeit abnimmt. Ich habe
                              hierüber einige Versuche angestellt, die ich nun mittheilen will.
                           Um das Härten des Stahls unter den für die Beibehaltung seiner Gestalt günstigsten
                              Umständen zu bewerkstelligen, erhitzte ich ihn bei abgeschlossenem Luftzutritt in
                              einem mit Wasserstoffgas gefüllten thönernen Rohr.
                           Ein Stab gehämmerten Stahls von 1 Centimeter im Gevierte und 20 Centimetern Länge
                              wurde gehärtet; nach dem Härten hatte die Länge des Stabes um 0,5 Millimeter
                              abgenommen; die anderen Dimensionen hatten um 0,06 Millimet. zugenommen; die
                              Dichtigkeit war ein wenig geringer, 7,796 statt 7,817. Mit so kleinen Unterschieden
                              war es offenbar schwierig zu einem sicheren Schluß zu gelangen; ich entschloß mich
                              daher, dieselbe Operation mehrmals zu wiederholen, wobei ich folgende Zahlen
                              erhielt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Vor demHärten.
                                 Nach 10Härtungen.
                                 Nach 20Härtungen.
                                 Nach 30Härtungen.
                                 
                              
                                 (A)Dimensionenin Centimetern.
                                 
                                    
                                    
                                 20,00  0,94  0,93
                                 19,50  0,96  0,96
                                 18,64  0,97  0,97
                                 17,97 1,00 1,00
                                 
                              
                           Ein Stahlstab von 20 Centimetern Länge hat also nach dreißigmaligem Härten um fast 2
                              Centimeter, somit um beiläufig ein Zehntel seiner Länge abgenommen. Derselbe wurde
                              hernach mit dem Schleifstein und mit Smirgelpapier geschliffen, um seine Dichtigkeit
                              bestimmen zu können, welche 7,743 betrug, während sie vor dem Härten 7,817 war. Das
                              Volum hatte folglich zugenommen, wovon man sich schon durch eine directe Messung
                              überzeugen konnte. Ich muß auch bemerken, daß dieser Stab die Schärfe seiner Kanten
                              fast vollständig beibehalten hatte und daß man unmöglich die Verminderung seiner
                              Länge einer wiederholten Oxydation zuschreiben konnte. Bei der Wiederholung dieser
                              Versuche mit einer großen Anzahl von Stahlstäben guter QualitätDer Stahl muß von sehr guter Qualität seyn, weil er sonst nach einigen
                                    Härtungen Risse bekommt. erhielt ich immer dieselben Resultate und mußte daraus schließen, daß die
                              Stahlstäbe durch das Härten an ihrer Länge verlieren, aber an Breite und Höhe in
                              solchem Verhältniß zunehmen, daß ihre Dichtigkeit geringer wird.
                           Dessenungeachtet wurde ich durch die oben angeführte Meinung von Karsten und durch den Unterschied welchen ich bei dem
                              nach verschiedenen Methoden fabricirten Stahl beobachtete, zur Fortsetzung dieser
                              Untersuchungen veranlaßt.
                              Ich nahm nun auf der Schleppzangenbank gezogenen Stahl und gewalzten Stahl; ferner
                              machte ich Versuche mit Stahlstäben, welche aus deutschem Stahlblech sowohl in der
                              Längen- als in der Querrichtung desselben genommen waren. Die Resultate,
                              welche ich erhielt, sind hier summarisch zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Dimensionen vordem Härten.
                                 Dimensionen nach10 Härtungen.
                                 
                              
                                 Rundstahl, auf der
                                    Bankgezogen.
                                 
                                    
                                    
                                 20,05  1,16
                                 19,98  1,16
                                 
                              
                                 Gewalzter Stahl(deutsches
                                    Blech.)
                                 
                                    
                                    
                                 20,00  1,51  3,70
                                 20,45  1,51  3,70
                                 
                              
                           Mit Berücksichtigung der oben (A) mitgetheilten Ziffern
                              sieht man, daß unter dem Einfluß der Härtung: 1) der mittelst des Hammers in Stangen
                              geformte Stahl sich in der Richtung des Ausstreckens verkürzt; 2) der Rundstahl,
                              welcher zum Theil durch Hämmern erhalten und hernach auf der Bank gezogen
                              wurde,Dieß ist das gewöhnlich angewandte Fabricationsverfahren. seine Länge kaum ändert; 3) der gewalzte Stahl, er mag in der Längen-
                              oder Querrichtung der Bleche genommen seyn, an Länge zunimmt.Ich habe diesen Stahl niemals zahlreichen Härtungen unterziehen können, weil
                                    er rissig wird und sehr schnell seine Form verliert.
                              
                           Die Dichtigkeit nimmt in allen Fällen in gleicher Weise ab.
                           Eine Stahlstange kann also durch das Härten neue, aber mehr oder weniger wandelbare
                              Dimensionen annehmen, je nach der Art in welcher das Metall bearbeitet war. Daraus
                              erklärt es sich leicht, warum die dünnen Gegenstände z.B. die Feilen, sich beim
                              Härten verziehen können; es reicht dazu hin, daß der Stahl beim Schmieden auf einer
                              Seite mehr Hammerschläge als auf der entgegengesetzten erhalten hat; beim Eintauchen
                              in das Wasser wird die Seite, welche sich beim Schmieden am meisten verlängert hat,
                              durch die Härtung sich mehr verkürzen als die andere und den erwähnten Fehler
                              verursachen.
                           Die Wirkung der plötzlichen Abkühlung des Stahls beim Härten kann man auch in anderer
                              Hinsicht mit der durch den Stoß eines Hammerschlags hervorgebrachten Wirkung
                              vergleichen. Wenn meine Hypothese richtig ist, so leuchtet es ein, daß, je rascher
                              die Abkühlung erfolgt, um so beträchtlicher die entsprechende lebendige Kraft
                              (welche den Stoß repräsentirt) seyn wird und um so mehr Härte, Schwindung oder
                              Ausdehnung der Stahl folglich erlangen muß. Diesen Schluß kann man in der That aus der folgenden
                              Tabelle ziehen, worin die Dauer der Abkühlung einer in gehörig gewählte
                              Flüssigkeiten getauchten Stahlstange und die entsprechenden Wirkungen des Härtens
                              auf dieselbe Stange angegeben sind.
                           
                              
                                 
                                 Wasser
                                 Wasser
                                 Wasser und10 Proc.Dextrin.Vor einigen
                                          Jahren beobachtete Blondlot, daß der
                                          Stahl beim Ablöschen in schleimigen Flüssigkeiten keine Härte
                                          erlangt.
                                 Alkohol von 36Volumprocent.
                                 
                              
                                 Temperatur der Flüssigkeit vor dem Härten
                                 10°
                                 50°
                                 10°
                                 10°
                                 
                              
                                 Temperatur der Flüssigkeit nach dem Härten
                                 22°
                                 61°
                                 23°
                                    30°,5
                                 
                              
                                 Dauer der Abkühlung des Metalls
                                     4''7
                                   11''3
                                   13''2
                                   21''7
                                 
                              
                                 Beschaffenheit der Härtung
                                 gut
                                 schwach
                                 sehr schwach
                                 keine
                                 
                              
                                 Verminderung in der Länge der
                                    Stange    nach 10 Härtungen
                                 1/28
                                 1/174
                                 1/172
                                 unmerklich
                                 
                              
                           Ich kann hier nicht alle Resultate mittheilen, welche ich beim Härten des Stahls in
                              einer großen Anzahl von Flüssigkeiten erhielt, z.B. in Quecksilber, in Wasser
                              welches verschiedene Salze oder Säuren enthielt, in Wasser welches mit Oel bedeckt
                              war oder schleimige oder syrupartige Substanzen aufgelöst enthielt, in Oel etc. Ich
                              begnüge mich zu bemerken, daß die Härte, sowie die anderen durch das Härten
                              hervorgebrachten Wirkungen, stets umgekehrt proportional dem Quadrat der Dauer der
                              Abkühlung des Metalls zu seyn scheinen.Die Dauer dieser Abkühlung hängt natürlich von der Temperatur, der
                                    Dichtigkeit, specifischen Wärme, Leitungsfähigkeit und vielleicht auch von
                                    der Beweglichkeit der zum Härten angewandten Flüssigkeit ab. Es läßt sich also auch in dieser Hinsicht die Wirkung des Härtens mit der
                              durch den Stoß der Hammerschläge auf das rothglühende Metall hervorgebrachten
                              Wirkung vergleichen.