| Titel: | Empfindlichstes Reagens auf freies oder kohlensaures Ammoniak und auf andere Ammoniaksalze, insbesondere zur Nachweisung dieser Salze im Regenwasser; von E. Bohlig in Eisenach. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. XXXVIII., S. 131 | 
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                        XXXVIII.
                        Empfindlichstes Reagens auf freies oder
                           kohlensaures Ammoniak und auf andere Ammoniaksalze, insbesondere zur Nachweisung dieser
                           Salze im Regenwasser; von E.
                              Bohlig in Eisenach.
                        Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1863, Nr.
                              6.
                        Bohlig, über ein sehr empfindliches Reagens auf freies oder
                           kohlensaures Ammoniak etc.
                        
                     
                        
                           Das empfindlichste Reagens auf freies Ammoniak sowohl wie auf kohlensaures Ammoniak
                              ist, directen Versuchen des Verfassers zufolge, Quecksilberchlorid, indem eine
                              Flüssigkeit, welche auch nur 1/200,000 jener Base enthält, mit diesem Reagens noch
                              eine deutliche weiße Trübung hervorbringt. Bis zu derselben Grenze lassen sich auch
                              die übrigen Ammoniaksalze nachweisen, wenn der betreffenden Flüssigkeit etwas
                              Aetzkali zugesetzt wird. Da es sich bei Bohlig's
                              Versuchen besonders darum handelte, zu entscheiden, ob das Ammoniak des Regenwassers
                              und der Luft an Kohlensäure oder an eine stärkere Säure (salpetrige Säure) gebunden
                              sey, so wandte er statt des Aetzkalis stets reines kohlensaures Kali an. Versetzt
                              man circa 40 Kubikcentimeter völlig ammoniaksalzfreies
                              Wasser (manche Quellwasser sind es, nie aber die ohne die größte Vorsicht bereiteten
                              destillirten) mit 5 Tropfen einer Quecksilberchloridlösung von 1/30 Gehalt, so
                              bleibt das Gemisch nach weiterem Zusatz von ebensoviel Tropfen einer Lösung (1 : 50)
                              von reinstem kohlensauren Kali, bei Luftabschluß, tagelang vollkommen wasserhell.
                              Größere Mengen beider Salze sind zu vermeiden, wenn nicht sich ausscheidendes
                              Quecksilberoxyd die Deutlichkeit der Reaction beeinträchtigen soll. Prüft man nun auf diese Weise z.B.
                              Regenwasser auf einen Ammoniaksalzgehalt, indem man einer kleinen Quantität
                              desselben (40 Kubikcentimeter) vorerst allein nur 5 Tropfen Quecksilberchloridlösung
                              zusetzt, so findet man, daß dadurch, sey nun das geprüfte Wasser normales
                              Regenwasser oder während eines Gewitters gefallenes, nicht die geringste Trübung
                              entsteht; fügt man demselben aber noch 5 Tropfen von obiger kohlensaurer Kalilösung
                              hinzu, so sieht man die Mischung sich trüben, zum Beweis, daß Regenwasser nicht, wie
                              man bisher fast allgemein geglaubt, kohlensaures
                              Ammoniak, sondern ein Ammoniaksalz enthält, in welchem die Base nicht an
                              Kohlensäure, sondern an eine andere Säure gebunden seyn muß. Durch das bekannte,
                              ebenfalls außerordentlich empfindliche Reagens auf salpetrige
                                 Säure (nämlich jodkaliumhaltigen Kleister, unter Mitanwendung einiger
                              Tropfen höchst verdünnter chemisch reiner Schwefelsäure) hat sich nun auf das
                              Bestimmteste herausgestellt, daß in jedem Regenwasser nicht kohlensaures, sondern
                              salpetrigsaures Ammoniak enthalten ist. (Annalen der
                              Chemie und Pharmacie, Bd. CXXV S. 23.)
                           Hierbei können wir nicht unerwähnt lassen (bemerkt ein Berichterstatter über eine am
                              7. Februar in Frankfurt a. M. abgehaltene Sitzung des physikalischen Vereins
                              bezüglich dieser Bohlig'schen Beobachtung, in der
                              „Neuen Frankfurter Zeitung“), daß diese bereits vom Prof.
                              Schönbein erkannte, von Bohlig nur noch mehr constatirte Thatsache eine vollkommen genügende
                              Erklärung in Prof. Böttger's schon vor etwa 1 1/2 Jahren
                              gemachten EntdeckungMan vergleiche über denselben Gegenstand polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 63. findet: „daß nämlich bei jedem
                                    Verbrennungsprocesse, falls dieser in der atmosphärischen Luft stattfindet,
                                    ohne alle Ausnahme, salpetrigsaures Ammoniak gebildet wird“;
                              daß mithin auch in der atmosphärischen Luft, sowie in den in ihr sich bildenden
                              wässerigen Niederschlägen genanntes Salz enthalten und nachweisbar seyn müsse.