| Titel: | Ueber augenblickliche Photographien auf großen Platten; von Oberstlieutenant Stuart Wortley. | 
| Fundstelle: | Band 168, Jahrgang 1863, Nr. LVIII., S. 203 | 
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                        LVIII.
                        Ueber augenblickliche Photographien auf großen
                           Platten; von Oberstlieutenant Stuart
                              Wortley.
                        Vorgetragen in der Sitzung der Londoner
                                 photographischen Gesellschaft vom 3. Februar. – Aus dem photographischen Archiv, April
                              1863, S. 83.
                        Wortley, über augenblickliche Photographien auf großen
                           Platten.
                        
                     
                        
                           Von größter Wichtigkeit für das Gelingen sind reine Platten, damit die Negative nicht
                              fleckig werden und die Schicht beim Verstärken sich nicht ablöst. Ich wende
                              folgendes Collodium an:
                           
                              
                                 Aether
                                   480 Gramme
                                 
                              
                                 Alkohol v. 802
                                 1200     „
                                 
                              
                                 Jodlithium
                                     15    
                                    „
                                 
                              
                                 Bromlithium
                                 6 1/2     „
                                 
                              
                           Das Pyroxylin wird in den jodbromirten Alkohol getaucht und
                              darauf der Aether zugesetzt; das Collodium muß ziemlich dünnflüssig seyn, damit man
                              es gut aufgießen kann.
                           
                           Flecken, Streifen u. dgl. sind sorgfältig zu vermeiden; dieß ist beim Arbeiten im
                              Freien sehr schwierig. Viele gute Negative sind mir durch Staubflecken verdorben
                              worden.
                           Das Silberbad wird aus doppelt krystallisirtem salpetersaurem Silber in 7 procentiger
                              Lösung gemacht. Man jodirt es dadurch, daß man zwei collodionirte Platten einige
                              Stunden lang hineinstellt.
                           Ich finde es für nöthig, zwei oder drei Tropfen reine Salpetersäure zu jeder Unze des
                              Bades zuzusetzen. Je mehr Bromsalz im Collodium ist, um so mehr Salpetersäure muß im
                              Bade seyn. Ich lasse die Platte viel länger im Bade, als wenn ich bloß jodirtes
                              Collodium anwende, da das bromjodirte Collodium längere Zeit gebraucht, um das
                              Maximum der Empfindlichkeit zu erhalten.
                           Ich lasse sehr vorsichtig abtropfen und lege unter die Platte in der Cassette
                              Saugpapier.
                           Zum Aufnehmen bediene ich mich einer Triplet-Linse, gewöhnlich mit voller
                              Oeffnung, besonders wenn die Sonne dem Objectiv gegenüber steht, indem die
                              Diaphragmen in diesem Falle Ringe auf der Platte erzeugen.
                           Mein Entwickler ist zusammengesetzt aus:
                           
                              
                                 schwefelsaurem Eisen
                                   40 Gramme, aufgelöst in
                                 
                              
                                 destillirtem Wasser
                                 240 Grammen;
                                 
                              
                                 essigsaurem Blei
                                     1 Gramm, aufgelöst in
                                 
                              
                                 Wasser
                                   10 Grammen.
                                 
                              
                           Man mische diese Lösungen, und wenn der Niederschlag sich gesetzt hat, gieße man
                              vorsichtig ab. Man setzt dann hinzu:
                           
                              
                                 Ameisensäure
                                 10 Gramme
                                 
                              
                                 Essigäther
                                   3     „
                                 
                              
                                 Salpeteräther
                                   3     „
                                 
                              
                           Diese Lösung halte ich in großer Menge vorräthig; vor dem Gebrauch setze ich so viel
                              Essigsäure hinzu, als die Temperatur und der Charakter des Bildes erfordert. Der
                              Entwickler wird rasch über die Platte gegossen und darf erst einige Secunden später
                              seine Wirkung beginnen. Man wird finden, daß der Entwickler sehr energisch ist; es
                              muß also viel Essigsäure zugesetzt werden, um die Wirkung des Eisens und der
                              Ameisensäure zu dämpfen.
                           Ich lasse den Entwickler auf der Schicht, bis die Details hinreichend hervorgekommen
                              sind, wasche die Platte darauf sehr gut und nehme sie in einem Plattenkasten mit
                              nach Hause, um sie des Abends mit schwacher Cyankaliumlösung zu fixiren. (Viele
                              meiner Negative wurden in Italien aufgenommen und in England verstärkt.) Die Ecken
                              der Platten werden sorgfältig gefirnißt, und dann die Schicht mit destillirtem Wasser benetzt. Darauf
                              wird eine gesättigte Auflösung von Doppeltchlorquecksilber aufgegossen, und sobald
                              die geeignete Farbe erzielt ist, wieder abgegossen. Nach gutem Abwaschen gießt man
                              eine 1 procentige wässerige Auflösung von Jodammonium auf, bis die gewünschte Tiefe
                              erreicht ist. Nun wende ich folgende Lösungen an:
                           
                              
                                 1.
                                 Pyrogallussäure
                                   12 Gramme
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 480     „
                                 
                              
                                 2.
                                 Citronensäure
                                   20 Gramme
                                 
                              
                                 
                                 salpetersaures Silber
                                   10     „
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 480     „
                                 
                              
                           Man gießt einige Tropfen von Nr. 2 in die nöthige Menge Nr. 1, und gießt die Mischung
                              auf und ab. Das Negativ kann hierdurch beliebig verstärkt werden.
                           Negative, die man mit verlaufendem Grund (vignetirt) copiren will, müssen
                              durchsichtiger bleiben, als solche die man bis zu den Rändern abdrucken will.
                           Zum Copiren gebrauche ich ein Silberbad von 20 : 100, mit etwas Citronensäure
                              angesäuert; mein Tonbad besteht aus einer Auflösung von Chlorgold und phosphorsaurem
                              Natron, die ich am liebsten einige Wochen alt benutze. Ich fixire in frischem Natron
                              und klebe das Bild mit frischer Stärke auf.
                           ––––––––––
                           Auf diesen Vortrag folgte eine Discussion, in der Wortley
                              noch mittheilte, daß er die Lithiumsalze anwende, weil sie sich gut in Alkohol lösen
                              und das damit jodirte Collodium seine Empfindlichkeit nicht verliere. Er glaubt, das
                              Licht sey in Italien nicht so viel vortheilhafter als in England, wie man gewöhnlich
                              annehme; er belichtet mit der Hand, ohne mechanische Vorrichtung an der Camera.
                           Auf eine Anfrage des Hrn. Osborne gab er an, daß er zum
                              Entwickler ungefähr so viel Essigsäure zusetze, wie Ameisensäure; er wende das
                              Quecksilber und Jodsalz deßhalb vor der Pyrogallussäure an, weil sich dann viel
                              leichter verstärken lasse.
                           Dr. Diamond, Osborne und Heisch waren der Ansicht, daß sich mit Pyrogallussäure
                              und Silber allein vollkommen hinlänglich verstärken lasse.